Zustand der Bundeswehr

Hallo, alle Ex-Gediente und Dienende!

Speziell an Euch richte ich meine Frage: Ist aus Eurer Sicht die Bundeswehr eine leistungsfähige Streitmacht, die ihrer Aufgabe von heute auf morgen gerecht werden kann? Das betrifft Zustand und Umfang der Ausrüstung, Befehlsketten und Entscheidungsträger, Motivation und Ausbildungsgrad.

Gruß!
Tino

Hallo Tino,

ich kenne viele berufssoldaten und kann dir nur eines sagen:
klares nein.

B2

Hi Tino,

ich war vor zehn Jahren da, und ohne jetzt hier zu viele Details nennen zu wollen und zu dürfen, galt schon damals: Nein!

Die Situation hat sich seit damals drastisch verschlechter, nach allem, was ich so höre.

Gruß
Christian

Hallo,
ich würde sagen, für die meisten Einheiten nein, für den Rest ja.
Offiziell ist ja fast überall alles in Ordnung. Nach meiner Meinung kann sie nicht mehr von heute auf morgen mit Masse in einen konventionnellen Krieg ziehen. Dazu kommt auch die Jobmentalität, die sich auch durch die Werbung für die Bw eingebürgert hat.
Ich habe diese Woche mir eine Lehrvorführung der Artillerie ansehen dürfen. Ich war beeindruckt von der Schnelligkeit mit der Beobachtungsergebnisse in Feuerbefehle umgesetzt wurden, aber Lehrvorführung ist nicht normale Ausbildung oder Manöver oder wirklicher Krieg.
Gruss
Rainer
P.S.: Bei uns klappten Lehrvorführungen auch immer hervorragend, da entsprechend eingeübt.

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hi tino,

mich dem rest anschliessend sage ich eher nein. vor 2 jahren und ein paar monaten war ich beim „haufen“. aber um zu differenzieren:

HVK: GROSSES FETTES NEIN!
KRK: kleines schwammiges NEIN!

im übrigen kam motivation bei den soldaten unter 35 in den letzten jahren durch geld --> söldnertum!

gruss

showbee

Unverständnis
hallo alle,
wenn ich mir sso euro negative Kritik der BW durchlese, frage ich mich, warum die ehemalige Sowjetunion so einen Heidenrespekt vor der BW hatte!?
Grüße
Raimund

Die Zeiten ändern sich eben.

Zwar war auch früher (bis 1989) „nicht alles besser“, aber doch vieles.

Außerdem fragt sich, vor was die Russen seinerzeit mehr Respekt hatten: Vor unseren dienstzeitausgleichenden W15ern und ihren vorgesetzten Verteidigungsbeamten oder vor den US, GB und F-Atomwaffen-Arsenalen.

leistungsfähige Streitmacht, die
ihrer Aufgabe von heute auf morgen gerecht werden kann?

Hallo Tino,

zur Beantwortung Deiner Frage muß man voranstellen, welche Aufgabe die Bundeswehr überhaupt hat. Dazu gibt das GG erschöpfend Auskunft: Die Bundeswehr dient der Landesverteidigung. Der Begriff Landesverteidigung wird inzwischen immer weiter ausgelegt, der Jugoslawien-Einsatz wurde z.B. mit „Nothilfe“ begründet, ein Begriff, der im GG nicht vorkommt. Genaueres und kaum noch interpretationsfägig sagt GG Artikel 115 a:

[Begriff und Feststellung]

(1) Die Feststellung, daß das Bundesgebiet mit Waffengewalt angegriffen wird oder ein solcher Angriff unmittelbar droht (Verteidigungsfall),…

Der Rest des Artikeltextes ist in diesem Zusammenhang nicht mehr wichtig, denn überall ist ausdrücklich vom „Bundesgebiet“ die Rede. Auch die Artikel, die das Delegieren hoheitlicher Aufgaben an zwischenstaatliche Einrichtungen erlauben, hebeln diese eindeutige Bestimmung nicht aus.

Kurz: Die Bundeswehr dient ausschließlich der Landesverteidigung der Bundesrepublik Deutschland.

Das Rühe Wort „von Freunden umzingelt“ läßt unter den gegebenen politischen Verhältnissen keine verfassungsgemäße Aufgabe für die Bundeswehr erkennen. Ohne Aufgabenstellung kann man aber nicht feststellen, ob Ausrüstung und Struktur den Anforderungen entsprechen. Anforderungen? Für was?

Spätestens seit Jugoslawien wird schleichend eine immer weitere Interpretation des GG versucht. Auch der aktuelle Terror wird instrumentalisiert, um endlich wieder Aufgaben zu erhalten. Wer das jetzt in den falschen Hals bekommt, hat selbst Schuld: Der Terror kommt manchen Leuten sehr gelegen. Die Betroffenheit macht blind und läßt nicht mehr lange darüber nachdenken, ob wir eine wesentliche Grundlage unseres Zusammenlebens, nämlich unsere Verfassung, verlassen.

Gruß
Wolfgang

Ahnungslosigkeit
Hallo Raimund,

eine schöne Geschichte, die sich zutrug, als es den ersten Besuch von Volksarmisten bei einer westdeutschen Radarstation, in der ich seinerzeit Dienst tat, gab, wird dies erläutern. Dieser Besuch fand kurz vor Weihanchten 1990 statt.

Die Kollegen der Volksarmee waren absolut überrascht, daß sich bei uns 70% der Truppe (wie immer) im Urlaub befanden. Die Volksarmee hatte ihren Angaben zufolge ständig mit Übergriffen der BW/NATO gerade zwischen Weihnachten und Neujahr gerechnet, und die Feiertage seit Jahren in Kampfbesatzung in ihren Einheiten verbracht.

Allzugut kann die Aufklärung des Warschauer Paktes zumindest in dieser Hinsicht nicht gewesen sein. Daraus schließe ich, daß die auch keine Ahnung hatten, daß die Luftüberwachung mehr als löchrig und vor allem technisch fehleranfällig war. Ich habe in neun Monaten in der EDV einer Radaranlage keine Übung erlebt, in der auch nur die Mehrheit der dt. Radarsysteme von Anfang an voll hätte „mitspielen“ können. Vielleicht wenig überraschend, wenn man weiß, daß die EDV-Ausstattung damals größtenteils 20 und mehr Jahre alt war.

Gruß
Christian

na raimund,

dass sehe ich nicht so. als sohn eines vaters, der lange zeit reserveoffizier war, weiss ich gut zu scheiben, das er bestimmt jedes dritte weihnachten bzw. sylvester ALS RESERVIST in der kaserne war!

das bedeutet: das ca. 1/3 der NVA immer präsent war!

nun vergleiche ich mal mit der heutigen BW (für war, war sie sicherlich vor 12 jahren anders!), erkenne ich nur urlaubmacher und langweiler.

sorry, aber in der deutschen armee hat sich bestimmt in den letzten 20 jahren die gewerkschaftsmentalität breit gemacht (38h woche, 35 tage urlaub im jahr), was soll da noch funktionieren. und für jede minute überzeitdienst wird man entlohnt oder bekommt ausgleichsurlaub. da kann doch die armee rein theoretisch nicht immer präsent sein.

und nun noch ein konkretes bsp.: ich war vor 2,5 jahren beim bund in der truppenküche als feldkoch. am wochenende war in unser kaserne sparbesetzung, das EIN koch und EINE zivilangestellte für den abwasch reichten! ehrlich, an normalen wochenenden musste ich 2 mal da bleiben, da waren aus 8 kompanien je ein soldat, ein unteroffziersrang da und für die ganze kaserne 2 offiziere im schnitt, dazu kamen noch 7 man von der wache, alles in allem also 23 soldaten plus meine wenigkeit in der küche, dazu ggf. noch arrestsitzer. aber: was auffällt: von 600-700 soldaten batallionsstäre waren am normalen wochenende ca. 25-30 anwesend! das nenne ich einstellung!

gruss

showbee

p.s. war mir als normalen W10er natuerlich recht!

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Hallo Raimund!

wenn ich mir sso euro negative Kritik der BW durchlese, frage
ich mich, warum die ehemalige Sowjetunion so einen
Heidenrespekt vor der BW hatte!?

Das Frage ich mich auch! Als ich bei der BW war, gab es in regelmäßigen Abständen eine Truppeninformation zur Einsatzbereitschaft. Wir lagen da in der Regel bei etwa 30-40%, weil die Hälfte der Fahrzeuge in der Werkstatt war, das ein oder andere Ausrüstungsteil fehlte, usw… .

Aber jeder weiß ja, wenn man uns angreifen will, macht man das am besten am Wochenende, wenn alle zu Hause sind, und die Kasernen auf Sparbesetzung laufen :smile:

Gruß

Michael

Hallo,
die Bundeswehr hat sich geändert. Als ich dabei war, gab es eine Alarmkompanie, die auch die Wache stellte, die UvD und GvD der anderen Kompanien und auch diejenigen die nicht nach Hause fahren konnten oder wollten; Da gab es keine heimatnahe Einberufung, sechs Stunden Zug hatte ich, um nach Hause zu kommen. Auto war eher die Ausnahme. In der Kaserne war auch am Wochende ziemlich Betrieb.
In den 70er Jahren war es dann noch ein Alarmzug, der auch die wache stellte und im Batallion waren es noch 100 Mann(Heimfahrt lohnte sich nicht oder kein Geld mehr) am Wochenende. 1993 war in Ulm in einer Kaserne nur noch die Wache mit OvWa da, der Rest war weg und 1995 habe ich in Süddeutschland eine Kaserne erlebt, wo der letzte am Freitagabend das Kasernentor zuschloss und am Montagmorgen wieder aufschloss. Zwischendurch schaute mal die Lach- und Schiessgesellschaft nach, ob das Tor noch verschlossen war.
Die Angst der Russen vor den Deutschen ist ganz einfach durch den 2. Weltkrieg bedingt.
Gruss
Rainer

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lag vielleicht daran das rein theoretisch gesehen, von 100 panzern die in moskau losgerollt wären nur ca. 10 überhaupt die deutsche grenze erreicht hätten. die technische einsatzbereitschaft war ist unter aller sau bei den russen. als weiteres beispiel kann da auch die russische flotte dienen, hier rosten die dampfer vor sich hin weil kein geld für instandhaltung da ist.
und nicht zu vergessen in zeiten des kalten krieges war deutschland lediglich gebiet zur verzögerung des vormarsches der russen und nicht zum aufhalten.
cu
gk

Also als ich 93/94 bei der Truppe war: klares nein.

Aufgrund der abgeflauten Gefahrensituation in Europa wurde m.E. die Truppe kaputt gespart.

Wenn ich vergleiche wie das be uns war: Jede Pltzpatrone fürs Manöver einzeln abgezählt. Mit ca. 100 Schuss schon viele erhalten…
Bei den Amis gegenüber ging das so: Maganzine voll mit dem Helm durch die Munitionskiste und den Rucksack gefüllt.
Dauerfeuer tagein tagaus…

mfg Ivo

uiii,

hi dt.ritter,

unterschätzt du die rote armee der ehem. sowjetunion? die armee damals war bei weitem niht so schlecht ausgerüstet wie momentan. damals wurden massen des haushaltes in den wehretat gesteckt, da würden rudolf s. die augen blinzeln und jedem BW-general einer abge… sorry!

im ernst: die rote armee hatte eher angst vor den massen an allierten, die warteten, nicht vor der BW. die BRD haette die sowjetarmee schnell genommen (denk an die masse sowjetsoldaten in der DDR), ich denke erst am rhein wäre ersteinmal schluss gewesen. vielleicht eine provokative auffassung, aber die rote armee war m.E. in daueralarmbereitschaft in der DDR.

gruss

showbee

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