Zuviel Streik - Wann geht den Gewerkschaften das Geld aus?

Viele Dinge, die erlaubt oder sogar gewollt sind, sind nicht sinnvoll oder sogar kontraproduktiv. So wünschenswert Gehaltserhöhungen für Beschäftigte sind, so wirken sie sich dennoch auf die Beschäftigtenzahl aus. Das hat auch gar nichts damit zu tun, was ich schön finde oder nicht, sondern das sind volkswirtschaftliche Tatsachen, die zudem noch durch die entsprechenden Zahlen belegbar sind. Natürlich kann man sich als Gewerkschaft auf den Standpunkt stellen, daß sie im Interesse ihrer Mitglieder handeln, wenn sie höhere Tarifabschlüsse aushandeln, aber dann sollten sie erstens damit aufhören, ständig lauthals eine Senkung der Arbeitslosenzahlen zu fordern und zweitens ihren Mitgliedern direkt bei Beitritt mitteilen, daß sie ihre Interessen leider nicht mehr vertreten können, wenn sie arbeitslos werden.

Das habe ich nicht behauptet, sondern ich schrieb, daß die Zeiten, in denen die Gewerkschaften substantielle Verbesserungen der Arbeitsbedingungen herbeiführen mußten, sollten und konnten, zum Glück seit etlichen Jahrzehnten vorbei sind. Die wenigsten Leute arbeiten heute nämlich 16 Stunden unter unmenschlichen Bedingungen ohne Pause unter Tage oder in einer Zinkfabrik - um mal zu verdeutlichen, was ich meine. Heute geht es bei den Tarifverhandlungen primär um Gehaltserhöhungen und um Luxusprobleme - und eben nicht um Beschäftigungssicherung. Einzige Ausnahme dazu sind Haustarifverträge in Umbruchsphasen.

Weil die Wertschöpfung praktisch nicht vorhanden ist, soll man sich bei der Gehaltsentwicklung an denen orientieren, bei denen die Gehaltsentwicklung zu einem großen Teil von der Wertschöpfung abhängt? Das verstehe, wer will.

Man benötigt eben einen Maßstab. Dazu kann man die Preisentwicklung nehmen, das hieße aber im Zweifel, die Entlohnung der Beschäftigten im öffentlichen Dienst sinkt relativ zum Gesamtlohniveau. Oder man nimmt die Lohnentwicklung, dann bleibt die Entlohnung wenigstens relativ gesehen auf niedrigem Niveau stabil. Zur gesamtgesellschaftlichen Wertschöpfung trägt die funktionierende öffentliche Verwaltung ja auch maßgeblich bei, was wir hier ja schon erörtert haben.

Wie auch immer, man wird ohnehin nicht darum herumkommen, die Gehälter in bestimmten Bereichen des öffentlichen Diensts zu erhöhen, denn man steht ja im Wettbewerb. Ärzte, Ingenieure und Betriebswirte gibt es eben nicht zum Fielmann-Nulltarif, Juristen im Moment noch, aber auch da zeichnet sich eine deutliche Verknappung des Nachwuchses ab.

Sorry,

aber das hier

ist derart platt, das es so schlicht noch nicht mal Hans-Werner Sinn behaupten würde. Du lässt zentrale Bestandteile der wirtschaftliichen Rahmenbedingungen völlig außer Betracht, um Deine undifferenzierte Gewerkschaftsschelte halbwegs begründen zu können.
„Tatsache“ ist aber, daß die von Dir unterstellte Deindustrialisierung schon seit Jahrzehnten einfach nicht eintritt, obwohl Sprüche wie von Dir ebenfalls seit Jahrzehnten geklopft werden.

Und bei dem hier

frage ich mich schon, wie jemand mit derart vertiefter Unkenntnis vom Funktionieren und Handeln von Gewerkschaften solche Aussagen treffen kann. Mit der Realität haben sie wenig bis gar nichts zu tun.

&Tschüß
Wolfgang

2 Like

Ich lasse sie nicht außer acht, sondern ich bin nicht näher darauf eingegangen, weil das hier keine wissenschaftliche Arbeit ist. Daß Du mich hier die ganze Zeit auf der persönlichen Ebene anmachst, steigert meinen Enthusiasmus auch nicht übermäßig. Aber so viel sei gesagt: daß ausgerechnet am Arbeitsmarkt die Regeln von Angebot und Nachfrage nicht gelten sollen, ist ein in Gewerkschafterkreisen und politischen Lagern links der Mitte weit verbreitetes Dogma, das nur leider mit der Realität nicht in Einklang zu bringen ist. Steigende Preise führen auch bei der Ware Arbeitskraft zu einer geringeren Nachfrage.

Ich rede nicht von Deindustrialisierung, sondern von einer geringeren Nachfrage nach Arbeit bei steigenden Preisen. Das ergibt sich schlicht und ergreifend aus den marktwirtschaftlichen Gesetzen und läßt sich empirisch nachweisen. Natürlich funktioniert das nicht monokausal und linear im Sinne von 1% mehr Lohn = 1% unmittelbar weniger nachgefragte Arbeitsstunden; das ändert aber nichts daran, daß auch auf dem Arbeitsmarkt die Nachfrage vom Preis bestimmt wird.

Na, dann erzähle mir doch mal, was die Gewerkschaften machen, um ihre erwerbslosen Mitglieder wieder in Arbeit zu bekommen. Tip: steigende Löhne und die Regulierung des Arbeitsmarktes im Sinne der Einschränkung von Kündigungsmöglichkeiten und Zeitarbeit gehören nicht dazu. Alle diese drei Faktoren wirken nämlich genau entgegengesetzt.