Viele Dinge, die erlaubt oder sogar gewollt sind, sind nicht sinnvoll oder sogar kontraproduktiv. So wünschenswert Gehaltserhöhungen für Beschäftigte sind, so wirken sie sich dennoch auf die Beschäftigtenzahl aus. Das hat auch gar nichts damit zu tun, was ich schön finde oder nicht, sondern das sind volkswirtschaftliche Tatsachen, die zudem noch durch die entsprechenden Zahlen belegbar sind. Natürlich kann man sich als Gewerkschaft auf den Standpunkt stellen, daß sie im Interesse ihrer Mitglieder handeln, wenn sie höhere Tarifabschlüsse aushandeln, aber dann sollten sie erstens damit aufhören, ständig lauthals eine Senkung der Arbeitslosenzahlen zu fordern und zweitens ihren Mitgliedern direkt bei Beitritt mitteilen, daß sie ihre Interessen leider nicht mehr vertreten können, wenn sie arbeitslos werden.
Das habe ich nicht behauptet, sondern ich schrieb, daß die Zeiten, in denen die Gewerkschaften substantielle Verbesserungen der Arbeitsbedingungen herbeiführen mußten, sollten und konnten, zum Glück seit etlichen Jahrzehnten vorbei sind. Die wenigsten Leute arbeiten heute nämlich 16 Stunden unter unmenschlichen Bedingungen ohne Pause unter Tage oder in einer Zinkfabrik - um mal zu verdeutlichen, was ich meine. Heute geht es bei den Tarifverhandlungen primär um Gehaltserhöhungen und um Luxusprobleme - und eben nicht um Beschäftigungssicherung. Einzige Ausnahme dazu sind Haustarifverträge in Umbruchsphasen.