Zuviel Streik - Wann geht den Gewerkschaften das Geld aus?

Hallo,

ich als Mensch mit einer sehr freiheitlichen und wirtschaftsliberalen Einstellung finde Gewerkschaften im Kern schon sehr kritikwürdig. Ich unterstütze durchaus, wenn sich Organisationen für Sicherheit am Arbeitsplatz einsetzen. Auch wenn ein Arbeitgeber Überstunden nicht bezahlt, oder seine Angestellten massiv unter Druck setzt, sollte ihm auf die Finger geklopft werden.

Aber obwohl es leider immer noch solche Fälle gibt, setzen Gewerkschaften sich überwiegend nur für höhere Lohnforderungen ein. Und das alle paar Jahre.

Nun wird heute zum wiederholten Male in den letzten Monaten in unserer Stadt gestreikt und ich frage mich, wie lange die Gewerkschaften sich das überhaupt leisten können.
Was wäre, wenn die bestreikten Betriebe einfach ihre angebotenen 2% Lohnerhöhung zahlen, aber auf keine Forderungen der Gewerkschaften eingehen. Einfach aus Prinzip.

Es würde weiter gestreikt werden, nur wird ja auch jeder Streikende von der Gewerkschaft während des Streiks entlohnt. Dieser Etat muss zwangsläufig irgendwann erschöpft sein.

Die Streiks können den Unternehmen hohe Unkosten verursachen. Die Frage ist aber, ob es nicht günstiger ist, die Gewerkschaften ausbluten zu lassen und so langfristig in ihrer Macht zu beschränken.
(Zumal bei uns im öffentlichen Dienst gestreikt wird. Die Unkosten sollten da überschaubar bleiben)
Denn die Gewerkschaften werden immer wieder streiken und immer wieder höhere Löhne fordern, egal wie viel man den Arbeitnehmern bezahlt. Sonst haben sie ja keine Daseinsberechtigung mehr.

Dann bist du nicht wirtschaftsliberal oder freiheitlich, denn das Koalitionsrecht ist Kernelemet einer liberalen Wirtschaftsordnung. Antiliberale Kräfte (in D beispielsweise die SPD mit ihrem Mindestlohnprojekt) neigen dazu, die Lohnfestsetzung beispielsweise dem Staat zu übertragen.

Bei Warnstreiks zahlen die Gewerkschaften kein Streikgeld.

Hallo,

in der Tat ist das ein wesentliche Kritikpunkt. Es geht schon lange nicht mehr um die substantielle Verbesserung von Arbeitsbedingungen oder die Etablierung von Arbeitnehmerrechten, sondern (letztlich mangels besserer Alternativen) im wesentlichen um mehr Gehalt. Natürlich sollten die Arbeitnehmer aller Branchen an einer höheren Wertschöpfung partizipieren, aber das ewige Spiel mit utopischen Forderungen und minimalistischen Angeboten, um sich dann mehr oder weniger schnell irgendwo in der Mitte zu einigen, mutet schon etwas albern an. Insbesondere dann, wenn es um Branchen geht, in denen die Wertschöpfung nicht gesteigert wird (nicht zuletzt mangels geleisteter Wertschöpfung). Nicht zuletzt arbeiten die Gewerkschaften damit gegen eine wichtige Bevölkerungsgruppe, die sie eigentlich auch vertreten sollten, nämlich die Arbeitslosen. Durch die durchgesetzten höheren Gehälter wird es unwahrscheinlicher, daß neue Mitarbeiter eingestellt werden.

Das kommt auf den Inhalt der Streikkasse an, über den natürlich nicht öffentlich gesprochen wird. Anhand der Mitgliedsbeiträge und der gezahlten Streikunterstützung (=Streikgeld) kann man in etwa überschlagen, daß sich Verdi ungefähr alle fünf Jahre einen Streik von einem Monat Dauer leisten kann.

Ob diese Strategie funktioniert, hängt natürlich von der Branche und vom Unternehmen ab. Ich würde mal behaupten, daß so eine Operation nur die wenigsten Unternehmen überstehen würden.

Das ist doch genau das Ding. Ginge es Verdi darum, die Arbeitgeber zu schädigen, würden sie die Bußgeldstellen, die Steuerämter usw. bestreiken. Nur dürfte das so ziemlich niemanden kratzen. Daher wird das bestreikt, was der Bevölkerung wehtut: Nahverkehr, Kindertagesstätten, Müllabfuhr. Nach kurzer Zeit ist der Unwille in der Bevölkerung so groß, daß sich die Arbeitgeber genötigt fühlen, ein besseres Angebot abzugeben.

So ist das.

Gruß
C.

Da hast du glaube ich etwas falsch verstanden. Die Gewerkschaften führen Tarifverhandlungen für ihre Mitglieder, sie sind kein Verband der Arbeitslosen (auch wenn es einige wenige arbeitslose Mitglieder gibt).

Grundlagen kannst du hier nachlesen:

Da arbeiten fast ausschließlich Beamte. Um die geht es bei der Tarifauseinandersetzung nicht, außerdem haben die kein Streikrecht.

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Da habe ich tatsächlich etwas falsch verstanden. Fast immer, wenn ich Gewerkschafter reden höre, dann erzählen die entweder etwas von mehr Geld oder von weniger Arbeitslosigkeit. Auch muß ich die Diskussion um die 38 bzw. 35 Stunden-Woche, die von den Gewerkschaften in den 80ern und 90ern massiv zwecks Reduzierung der Arbeitslosigkeit gefordert wurde, irgendwie falsch verstanden haben.

Da arbeiten fast ausschließlich Beamte.
[/quote]

Naja, ich denke, mit ein bißchen Mühe könnte man schon ein paar Arbeitnehmer bei den kommunalen Arbeitgebern finden, die man streiken lassen könnte, ohne daß das Leben der Normalbürger, die das Gehalt der Leute übrigens über ihre Steuern finanzieren, auf den Kopf gestellt wird. Will man aber gar nicht. Es geht - wie ich erwähnte - nur darum, daß über die Öffentlichkeit Druck auf die Arbeitgeber ausgeübt wird, damit die möglichst schnell einlenken.

Kann man machen, aber dann soll man das auch so sagen, damit die Leute, die nicht weiter als bis zur Hutkrempe denken, wissen, wo die Sache eigentlich herkommt. Dann können sich die Leute immer noch dafür entscheiden, Sympathie für die Streiks bzw. Streikenden zu entwickeln.

Bis dahin bleibt das ganze eine unfaire, verlogene Veranstaltung der Gewerkschaftsbosse von Wulff-Matthies über Mai bis Bsirske, die sich damit vor ihren Mitgliedern profilieren wollen und jegliches Augenmaß für Forderungen und Maßnahmen verloren haben. Blöderweise sind die Gewerkschaftsmitglieder auch nicht clever genug, um sich die Frage zu stellen, warum die Zahl der Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst in den letzten rd. 25 Jahren um etwa ein Drittel gesunken ist, während die Gehälter im gleichen Zeitraum um gut 50% gestiegen sind (und damit nicht unwesentlich oberhalb der Preisentwicklung). Will sagen: die Ausgaben für Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst sind heute fast exakt so hoch wie vor 25 Jahren, nur daß dort nur noch zwei Drittel der Leute arbeiten. Oder die Leute haben das gemerkt, nur ist es ihnen egal, daß Mitarbeiter eingespart werden, um die Gehaltssteigerungen der verbliebenen zu finanzieren.

Rein ökonomisch ist es darüber hinaus völliger Unsinn, Personen, die keine meßbare Wertschöpfung erzielen (und damit meine ich vor allem die reine Verwaltung), Gehaltszuwächse auf Kosten der Allgemeinheit, denen diese Leute eigentlich dienen sollten, zu zahlen, die über den reinen Inflationsausgleich hinausgehen.

Und demjenigen, der jetzt sagt, daß auch der Mitarbeiter im Bauamt ab und an doch eine Gehaltserhöhung jenseits des Inflationsausgleichs verdient hat, verrate ich schon rein prophylaktisch, daß man sich das hätte überlegen können, bevor man sich für den Beruf entschied. Wohlgemerkt: ich habe nichts gegen die Leute, die dort arbeiten. Natürlich darf man sich für einen entspannten und relativ sicheren Arbeitsplatz in stabiler Umgebung entscheiden, aber dann muß man halt auch hinnehmen, daß es mit den Gehaltszuwächsen nicht so zum besten gestellt ist. Wenn man sich dann munter trällernd auf die Straße stellt und so tut als sei man persönlich vom Aussterben durch Hungertod bedroht, hat das schon etwas absurdes. Besser wird das auch nicht dadurch, wenn man dann abends volltrunken im Trupp inkl. Verdi-Fahnen und Trillerpfeifen in die Regionalbahn torkelt, weil man sich auf den stressigen Streiktag noch so richtig einen in die Birne kippen mußte.

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Arbeitszeitverkürzung ist ja ein Bestandteil des Tarifvertrags, also statt mehr Geld weniger Stunden. Das ist natürlich Aufgabe der Tarifvertragsparteien, das auszuhandeln.

Seit wann bezahlst du über deine Steuern das Bodenpersonal am Frankfurter Flughafen?

Die Gewerkschaftsmitglieder verhandeln über ihre Löhne, nicht über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen zur Reduzierung der (welcher eigentlich?) Arbeitslosigkeit.

Trotzdem verdienen die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst immer noch deutlich weniger als beispielsweise die Mitarbeiter des krisengeschüttelten Bankensektors. Die Bankmitarbeiter sollten auf ihr Gehalt verzichten, um die Beschäftigung im Bankensektor zu fördern, die könnten das ja auch gut, denn die Entlohnung im Bankensektor ist immer noch weit übersdurchschnittlich. Geh doch einfach mal mit gutem Beispiel voran und verzichte auf 10% deines Gehalts! Merkst du was?

Das ist völliger Blödsinn. Wenn man im öffentlichen Dienst keine marktüblichen Gehälter zahlt, hat man Schwierigkeiten, die Stellen zu besetzen, dies führt heute schon zu massiven Problem. Hier entsteht volkswirtschaftlicher Schaden, wenn die Funtionsfähigkeit der Verwaltung leidet. Such mal Ingenieure für das Bauamt oder Ärzte für das Gesundheitsamt oder Steuerfachleute für die Gewerbesteuerstelle des Gemeinde, du wirst erkennen müssen. dass das heute schon aufgrund der nicht konkurenzfähigen Entlohnung sehr schwierig ist.

Darüber hinaus beklagst übrigens das Streiken der nicht verwaltenden Mitarbeiter, der Straßenbahnfahrer usw., also das Streiken der nicht rein verwaltenden Mitarbeiter, das ist inkonsistente Argumentation.

Du meinst, Angestellte des öffentlichen Dientes sollten in ihrer Freizeit keinen Alkohol trinken dürfen? Hast du noch weitere Vorschläge? Fleischverbot für Busfahrer im öffentlichen Dienst außerhalb ihrer Dienstzeiten?

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Die Begründung für die Arbeitszeitverkürzungen war in der Vergangenheit immer, daß man damit die Arbeitslosigkeit reduzieren wollte. Da sind die gleichzeitigen Gehaltsforderungen kontraproduktiv.

Sind das die einzigen, die streiken? Dann habe ich die Nachrichten komplett falsch verstanden.

Ich sprach über einen Zeitraum von 25 Jahren, in dem es durchaus mal eine nennenswerte Arbeitslosigkeit gegeben haben, die man auch gedachte, über Arbeitszeitverkürzungen zu reduzieren, die wiederum von den Gewerkschaften genau zu diesem Behufe gefordert wurden.

Warum sollte ich? Meine Wertschöpfung lag letztes Jahr bei einem sieben- bis achtstelligen Eurobetrag. Ich habe nicht das Gefühl, daß ich vor dem Hintergrund überbezahlt bin. Sofern die Wertschöpfung im öffentlichen Dienst in einer ähnlichen Größenordnung liegt, ziehe ich natürlich alle Einwendungen zurück. Über die vermeintlich unterdurchschnittliche Entlohnung des öffentlichen Dienstes kann man lange diskutieren. Dafür muß man aber auch alle pekuniären und nicht pekuniären Aspekte berücksichtigen. Ob dabei dann am Ende ein unterdurchschnittliches Gehalt herauskommt, wage ich zu bezweifeln. Vor allem, wenn man den Vergleichsmaßstab angemessen wählt.

Das Problem hat man, weil ein Gegenposten über die letzten Jahrzehnte teilweise weggefallen ist, der früher ein Hauptargument für die Tätigkeit im öffentlichen Dienst war, nämlich der sichere Job, das stabile Umfeld und weitere Vorteile, die über die reine Bezahlung weit hinausgingen.

Das sind Berufsgruppen, über die ich nicht gesprochen habe. Ich rede von der reinen Verwaltungstätigkeit, die keine tiefergehenden fachspezifischen Qualifikationen voraussetzt.

Kann ich nicht erkennen. Es streikt derjenige, der von der Gewerkschaft dazu aufgefordert wird und das sind regelmäßig diejenigen, die bei einem Streik den größten Flurschaden anrichten.

Die Leute können saufen, bis sie umfallen, wenn sie das für sinnvoll halten. Es ist nur strategisch ungeschickt, das im vollen Verdi-Outfit zu machen. Nicht umsonst wird von Seiten der Gewerkschaften dazu aufgerufen, daß man sich auf dem Streikposten angemessen verhalten soll (also demonstrieren und nicht öffentlichkeitswirksam gemütlich in der Ecke herumstehen, rauchen und quatschen), um die Außenwirkung der Veranstaltung nicht zu konterkarieren. Der Grundgedanke, der auch nach außen transportiert werden soll, ist, daß der Streik eine ernsthafte Angelegenheit und keine Party ist.

Dahinter steht das gleiche Prinzip, dem jeder Mitarbeiter unterliegt, nämlich daß er keine negative Außenwirkung für seinen Arbeitgeber erzeugen soll, indem er bspw. nach dem Betriebsfest mit Hütchen mit Logo des Arbeitgebers volltrunken durch die Innenstadt wankt oder vor dem Betriebsgebäude irgendwelchen Unsinn in ein Mikro quatscht, während ihm eine Kamera unter die Nase gehalten wird.

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Das du personlich eine Wertschöpfung in Größenordnung von Millionen oder Millarden stemmst, mag einmal bezweifelt werden. Mach dich nicht lächerlich. Aber abgesehen davon, wenn man einen Wertschöpfungsbeitrag in einer deutlich geringeren Größenordnung voraussetzt (obwohl: ein rein verwaltender Mitarbeiter im Backoffice, hast du nicht gesagt, reine Verwaltung wäre reine Geldvernichtung?), stellt sich doch die Frage:

Hast du die Milliarden aus den diversen Rettungspaketen seit Lehman und Griechenland, die dem Bankensektor (und indirekt seinen Mitarbeitern) in den Hintern gepustet worden sind, gegengerechnet? Dagegen sind die jämmerlichen Gehaltsgrößen der Straßenbahnfahrer „Peanuts“ (um in der Bankersprache zu bleiben). Im Glashaus sollte man den Ball flach halten!

Rein verwaltend, das ist beispielsweise ein Arzt im Gesundheitsamt und ein Ingenieur im Bauamt, denn die erbringen beide keine Leistung, sondern bearbeiten irgendwelche Renten- oder Bauanträge rein verwaltend. Der Steuerfachmann in der Gewerbesteuerstelle ist auch ein reiner Verwaltungsonkel, der genau 0 Euro Wertschöpfung erbringt. Volkswirtschaften sollten deiner Meinung nach auf solche Verwaltungen weitgehendst verzichten?

Wie in der Industrie auch wird da gestreikt, wo der Organisationsgrad hoch ist und wo ein Effekt erreicht werden kann. Das Streikrecht verbietet unangemessene Maßnahmen, aber ein generelles Streikverbot, dass deine Straßenbahnlinie nicht bestreikt werden darf, gibt es nicht.

Hat das irgendwas mit der hier diskutierten Frage zu tun?

Natürlich darfst Du das bezweifeln.

Nicht verwaltend, sondern entscheidend.

Aber vielleicht löst Du Dich mal von dem Gedanken, mir auf der persönlichen Ebene eins reinwürgen zu wollen.

Was ist denn bspw. das Ergebnis der Prüfung im Bauamt? Eine Baugenehmigung? Vielleicht eine, für eine Gewerbeimmobilie, in der später mal Menschen arbeiten?

Das ist für mich etwas anderes als jemand, der Personalausweisanträge entgegennimmt und bearbeitet. Um mal ein Beispiel zu nennen.

Ich habe nicht die Existenz in Frage gestellt, sondern den Anspruch auf Gehaltszuwächse oberhalb der Entwicklung des Preisniveaus. Ich fände es schon schön, wenn Du lesen würdest, was ich schreibe, anstatt mir irgendwelche Aussagen unterzuschieben, die ich weder getätigt noch angedeutet habe.

Ich fahre weder Straßenbahn noch sitzt eines meiner Kinder in einer kommunalen Betreuungseinrichtung noch wird unser Müll nicht abgeholt. Ich bin schlicht und ergreifend vom Streik überhaupt nicht betroffen, wenn man mal von zehn Minuten mehr Fahrtzeit absieht, zu denen der Warnstreik hier gestern geführt hat.

Und was den Effekt angeht: in der Industrie wird der Betrieb bestreikt und zwar so, daß der Arbeitgeber möglichst viel davon hat. Im öffentlichen Dienst wird - wie ich schrieb - nicht der Arbeitgeber geschädigt, sondern gezielt die Öffentlichkeit, so daß über die öffentliche Stimmungslage Druck auf die AG aufgebaut wird.

Ja. Vielleicht liest Du einfach noch einmal nach, in welchem Kontext dieser Aspekt zur Sprache kam.

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Wenn du hier über die Angestellten im öffentlichen Dienst herfällst, kann man doch wohl auch mal etwas zu der < Ironietag>hochangesehenen </ Ironietag> Bankenbranche sagen.

Deswegen sage ich ja, der öffentliche Dienst hat volkswirtschaftlich eine große Bedeutung, denn eine funktionierende öffentliche Verwaltung ist ein Erfolgsfaktor einer Volkswirtschaft. Der öffentlichen Verwaltung (ich kann’s nicht lassen) kommt möglicherweise eine größere Bedeutung zu als dem Bankensektor. Wichtig ist deswegen auch, dass das Entlohnungsniveau allmählich an das Niveau der Privatwirtschaft herangeführt wird, damit genügend qualifiziertes Personal gewonnen werden kann.

Das kann ja wohl nicht der Maßstab sein. Der Maßstab könnte meines Erachtens die Entwicklung der Löhne insgesamt sein. Daran kann man sich vernünftigerweise orientieren, und nach meiner Beobachtung ordnet sich der öffentliche Dienst da eher hinten ein.

Der Bereiche des öffentlichen Dienstes, in dem keine Dienstleistungen für die Öffentlichkeit erbracht werden, ist weitgehend der hoheitliche Bereich, in dem Beamte arbeiten. Die personalstarken öffentlichen Arbeitgeber, das sind eben die Verkehrsunternehmen und andere kommunale Versorger, das Gesundheitswesen usw.

Ja, habe ich gerade nachgelesen. Im Kontext einer allgemeinen Verunglimpfung von Verdi-Streikenden brachtest du das „alkoholisierte Torkeln“ als Aspekt in die Diskussion mit ein. Ich verstehe aber trotzdem noch nicht, was das mit der diskutierten Frage zu tun hat.

Erstens schwafelst Du Dir die ganze Zeit etwas über mich zusammen und nicht über die Bankenlandschaft. Zweitens habe ich den öffentlichen Dienst nicht in Bausch und Bogen verdammt, verspottet oder anderweitig verunglimpft, sondern die Gewerkschaften kritisiert. Das schon eine etwas andere Herangehensweise, finde ich.

Wieso nicht? Woraus ergibt sich der Anspruch, mehr mehr zu bekommen als es die Preissteigerungsrate „erfordert“ (in Anführungszeichen deswegen, weil es dafür auch keinen Rechtsanspruch gibt). Üblicherweise wird so argumentiert, daß die Preissteigerung aufgefangen und ein Teil der zusätzlichen Wertschöpfung auf die AN verteilt wird. Mit der Wertschöpfung wird es hier aber - wie erwähnt - schwierig.

Nebenbei: In meinem Arbeitsvertrag steht, daß ich als außertariflicher Mitarbeiter an Tariferhöhungen partizipiere oder einen järhlichen Inflationsausgleich erhalte, sofern die Tariferhöhung darunter liegt. Also selbst bei den fiesen Banken nicht man nicht unbedingt eine Notwendigkeit, das Gehalt über die Preisentwicklung hinaus automatisch anzupassen.

Da täuschst Du Dich ein wenig. Hoheitliche Aufgaben werden inzwischen auch oft von Angestellten ausgeführt, so z.B. das Amt des Standesbeamten (!).

Ich sprach nicht über allgemein torkelnde Verdi-Streikende, sondern über die, die am Dienstag in meine Regionalbahn torkelten und die ich zunächst für Fußballfans hielt. Erst als sich die Fähnchen ein wenig aufblähten, stellte es sich heraus, daß es sich um Verdi-Leute handelte.

Und daran, daß nicht jeder versteht, was ich meine, obwohl sowohl Formulierungen als auch Argumentationsaufbau eigentlich relativ sind, habe ich mich schon gewöhnt. Wobei ich der Ansicht bin, daß es zumindest hier bei WWW meistens am Wollen scheitert und nicht am Können.

Aber ich fasse es gerne noch einmal zusammen: Außenwirkung nicht gut, wenn man sich bewußt für einen relativ sicheren Arbeitsplatz in stabilem Umfeld entschieden hat und sich dann darüber beschwert, daß man keine Gehaltszuwächse erlebt wie in der Metall- und Elektroindustrie, und sowohl Gewerkschaft als auch Streikende den Eindruck vermitteln, der öffentliche Dienst nage am Hungertod. Außenwirkung noch schlechter, wenn man den Streik (entgegen der von der Gewerkschaft ausgegebenen Parole) als Party versteht und in der logischen Konsequenz als erkennbar Streikender um halb sieben halb besoffen und grölend in die Bahn taumelt.

Verstandibus?

Deswegen sollte man sich eben an der allgemeinen Entwicklung der Gehälter orientieren. Ganz abgesehen davon, dass es seit langer Zeit einen Rückstand gibt, für vergleichbare Tätigkeiten wird im öffentlichen Dienst häufig noch immer deutlich weniger gezahlt, als in vielen anderen tarifgebunden Branchen.

Was hat das mit der hier diskutierten Fragestellung zu tun?

hallo,

von dir hätte ich eigentlich erwartet, daß dir der Unterschied zwischen Lohn- und Manteltarifverträgen geläufig ist.
Verhandlungen zu Manteltarifverträgen gibt es auch innerhalb des öD immer wieder - sie stehen bloß nicht so oft im Fokus der Öffentlichkeit, weil sie oft nur kleiner branchenspezifische oder regionale Teile des öD betreffen.

&Tschüß
Wolfgang

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Das stimmt so pauschal nun auch nicht.
http://www.igmetall-nrw.de/news/2017/neu-streikgeld-fuer-warnstreik/

Ganztägige Warnstreiks sind eine neue Arbeitskampfform. Der IG
Metall-Gewerkschaftstag hat sie 2015 beschlossen, jetzt werden sie
erstmals praktiziert. Für normale Warnstreiks, die eine oder einige
wenige Stunden dauert, gibt es kein Streikgeld.
Wohl aber für den
ganztägigen Streik.

Fragt jemand, der das Jobcenter bescheißen will. Du bist ein echt lustiger Vogel. Schmeißt ab und zu mal ein paar diskussionswürdige Threads ins Forum und lehnst dich genüsslich zurück, um zuzusehen, wie sich die User gegenseitig hitzig reden.
Sorry, dich kann ich nicht ernst nehmen.

Soon

Ich erinnere mal ganz sachte daran, dass Gewerkschaften in etwa das Pendant zu Arbeitnehmerverbänden sind. Umso etwas Ähnliches wie „Waffengleichheit“ zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern herzustellen.
Wobei schon beide Begrifflichkeiten das in den Köpfen verankerte verquere Muster widerspiegeln.
Arbeit hin gibt derjenige, der arbeitet - gegen Lohn oder Gehalt oder sonst was. Er ist der Arbeitgeber.

Arbeit genommen , weil benötigt, wird putzigerweise vom „Arbeitgeber“.

Dass da mittlerweile die Gewerkschaften leicht auf Krawall sind, ist eigentlich überfällig.
Es geht um so was wie ein annäherndes Gleichgewicht.
LG

???

Gewerkschaften sind genau das -> Arbeitnehmerverbände.

Hallo,

ist mir schon klar. Ich wollte deutlich machen, daß die Zeiten, in denen die Gewerkschaften ihrer ursprünglichen Aufgabe nachkommen mußten und konnten - nämlich die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und mehr Mitbestimmung zu erreichen - schon ein ganzes Weilchen vorbei sind. Dementsprechend stürzen sich die Gewerkschaften mehr oder weniger ausschließlich auf das Einkommen, so daß die Existenzberechtigung der Gewerkschaft und deren Vorsitzenden letztlich an den erreichten Einkommensfortschritten hängt. Da ein ordentlicher Streik ab und an auch die Stimmung der Mitglieder hebt, das Zusammengehörigkeitsgefühl steigert und die damit letztlich die Amtszeit verlängert, gibt’s halt immer wieder Warnstreiks und Streiks, bei denen man sich nach Tarifabschluß ernsthaft fragen muß, was die ganze Veranstaltung eigentlich sollte.

Gruß
C.

Ich glaube, dass Rebecca sich nur verschrieben hat.

hallo,

es ist doch immer wieder rührend, wenn sich Menschen, die so gar keine Ahnung von Sinn und Zweck der Tarifautonomie und dem Funktionieren von Gewerkschaften haben, meinen, den Profis die Welt erklären zu müssen.

Auch die reine Lohnfindung gehört zu den in Art. 9 Abs. 3 GG grundgesetzlich geschützten Aufgaben einer Gewerkschaft - ob es Dir passt oder nicht und diese Wertung von Dir

ist verfassungsrechtlich ziemlicher Unsinn.

Lohnfindung, Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung stehen als gewerkschaftliche Aufgaben grundsätzlich gleichrangig nebeneinander.

Und nur, weil du das nicht mitbekommst, heißt das nicht, daß Gewerkschaften sich nicht mehr um Arbeitsbedingungen kümmern.
Als Mitglied einer Branchen-Tarifkommission auf Landes- und Bundesebene habe ich in den letzten 15 Jahren am Abschluß von mehr Manteltarifverträgen als Lohntarifverträgen beteiligt.

&Tschüß
Wolfgang

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