Da habe ich tatsächlich etwas falsch verstanden. Fast immer, wenn ich Gewerkschafter reden höre, dann erzählen die entweder etwas von mehr Geld oder von weniger Arbeitslosigkeit. Auch muß ich die Diskussion um die 38 bzw. 35 Stunden-Woche, die von den Gewerkschaften in den 80ern und 90ern massiv zwecks Reduzierung der Arbeitslosigkeit gefordert wurde, irgendwie falsch verstanden haben.
Da arbeiten fast ausschließlich Beamte.
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Naja, ich denke, mit ein bißchen Mühe könnte man schon ein paar Arbeitnehmer bei den kommunalen Arbeitgebern finden, die man streiken lassen könnte, ohne daß das Leben der Normalbürger, die das Gehalt der Leute übrigens über ihre Steuern finanzieren, auf den Kopf gestellt wird. Will man aber gar nicht. Es geht - wie ich erwähnte - nur darum, daß über die Öffentlichkeit Druck auf die Arbeitgeber ausgeübt wird, damit die möglichst schnell einlenken.
Kann man machen, aber dann soll man das auch so sagen, damit die Leute, die nicht weiter als bis zur Hutkrempe denken, wissen, wo die Sache eigentlich herkommt. Dann können sich die Leute immer noch dafür entscheiden, Sympathie für die Streiks bzw. Streikenden zu entwickeln.
Bis dahin bleibt das ganze eine unfaire, verlogene Veranstaltung der Gewerkschaftsbosse von Wulff-Matthies über Mai bis Bsirske, die sich damit vor ihren Mitgliedern profilieren wollen und jegliches Augenmaß für Forderungen und Maßnahmen verloren haben. Blöderweise sind die Gewerkschaftsmitglieder auch nicht clever genug, um sich die Frage zu stellen, warum die Zahl der Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst in den letzten rd. 25 Jahren um etwa ein Drittel gesunken ist, während die Gehälter im gleichen Zeitraum um gut 50% gestiegen sind (und damit nicht unwesentlich oberhalb der Preisentwicklung). Will sagen: die Ausgaben für Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst sind heute fast exakt so hoch wie vor 25 Jahren, nur daß dort nur noch zwei Drittel der Leute arbeiten. Oder die Leute haben das gemerkt, nur ist es ihnen egal, daß Mitarbeiter eingespart werden, um die Gehaltssteigerungen der verbliebenen zu finanzieren.
Rein ökonomisch ist es darüber hinaus völliger Unsinn, Personen, die keine meßbare Wertschöpfung erzielen (und damit meine ich vor allem die reine Verwaltung), Gehaltszuwächse auf Kosten der Allgemeinheit, denen diese Leute eigentlich dienen sollten, zu zahlen, die über den reinen Inflationsausgleich hinausgehen.
Und demjenigen, der jetzt sagt, daß auch der Mitarbeiter im Bauamt ab und an doch eine Gehaltserhöhung jenseits des Inflationsausgleichs verdient hat, verrate ich schon rein prophylaktisch, daß man sich das hätte überlegen können, bevor man sich für den Beruf entschied. Wohlgemerkt: ich habe nichts gegen die Leute, die dort arbeiten. Natürlich darf man sich für einen entspannten und relativ sicheren Arbeitsplatz in stabiler Umgebung entscheiden, aber dann muß man halt auch hinnehmen, daß es mit den Gehaltszuwächsen nicht so zum besten gestellt ist. Wenn man sich dann munter trällernd auf die Straße stellt und so tut als sei man persönlich vom Aussterben durch Hungertod bedroht, hat das schon etwas absurdes. Besser wird das auch nicht dadurch, wenn man dann abends volltrunken im Trupp inkl. Verdi-Fahnen und Trillerpfeifen in die Regionalbahn torkelt, weil man sich auf den stressigen Streiktag noch so richtig einen in die Birne kippen mußte.