Zwei Fragen zur Hebelwirkung bei Aktien (vereinfachen bitte)

Hallo liebe Community.

Ich habe viel gelesen und recherchiert, aber doch nicht gefunden, daher habe ich zwei Fragen zur Hebelwirkung bei Daytrading:

  1. Kann man nur durch die Aufnahme von Schulden eine Hebelwirkung erzeugen:

Ein Hebel multipliziert den eingesetzten Betrag (Margin bzw. die Sicherheitsleistung) an den Finanzmärkten, wobei ein Broker Geld zum handeln verleiht. Die Margin wird also dadurch multipliziert und man kann dadurch mit einen größeren Geld betrag handeln, als man eigentlich zur Verfügung hat.

So weit, so gut: Was ich nur nicht finde ist die Antwort auf meine Frage, ob man verpflichtet ist, sich von einen Broker Geld zu leihen oder man auch selbst eine Hebelwirkung verursacht, wenn man den investierten Geldbetrag selbst erhöht…

  1. Wie wird der Zeitpunkt meiner gewählten Spekulation festgelegt:

Börsenkurse schwanken ja innerhalb eines Handelstages stark – diese Volatilität der Märkte versuchen im Markt eingeweihte Daytrader auszunutzen: Der Trader kauft und verkauft also Wertpapiere innerhalb des Zeitraums zwischen Börsen-öffnung und Börsenschluss und spekuliert darauf, dass der Kurs steigt oder fällt.

Alles klar, nur wie funktioniert das in der Praxis? Muss ich - sagen wir mal um ca. 12 Uhr - entscheiden das der Kurz um z.B. 12.30 fällt, lege ich ein Zeitfenster fest oder wie macht man das?

Ich bin eine Neuling und habe keine Ahnung, daher bitte ich Euch mir das in einfacher Sprache zu erklären…

Danke und bleibt gesund:
Jo

Hallo,

zu 1. der Hebel ist definiert als relativ zum eigenen Einsatz. Wenn Du nur mehr einsetzt, dann hast Du immer noch den Hebel 1. Also ja, es ist zwingend, daß Du Deine gekauften Aktien wieder beleihst und damit mehr Aktien kaufst, um einen Hebel größer als 1 zu bekommen.

zu 2. Man denkt nicht in Zeitpunkten, sondern in Preisen. Wenn ich um 12:00 Uhr eine Gelegenheit sehe, die Aktie von mir aus zu teuer ist, dann verkaufe ich und stelle gleichzeitig eine Limit-Order ein, also eine mit expliziter Preisvorgabe, um wieder zurückzukaufen. Ob die nun um 12:14 Uhr oder 12:30 Uhr ausgeführt wird, ist egal.

Das Gegenstück zu Limit-Orders (mit Preisvorgabe) sind Market-Orders, damit kann man theoretisch zu jeder Uhrzeit exakt in den Markt rein- und rausgehen. Während Limit-Orders im Prinzip sagen: Egal wann und wieviel, Hauptsache nicht teurer als (/billiger als), ist es bei Market-Orders das Prinzip: Hauptsache jetzt und alles, egal zu welchem Preis. Das kann natürlich teuer werden.

Auch zu 2. Mit Daytrading-Strategien kann man ganze Bücher füllen. Ohne konkrete Strategie ist es schwer zu beurteilen, wie die Umsetzung am Markt genau aussieht.

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Hallo,
lies Dich ein.
Nicht in meinem Text, sondern dort wo es auf hunderten Seiten erklaert wird.
Du kannst mit Limit ordern (verkaufen oder kaufen) dann bestimmt der Preis den Zeitpunkt.
Mal ein herbeigezogenes Beispiel, kaufe Tesla zu 100 dann kann es sein dass Du Monate warten musst bis dieser Preis passt.
Oder Du kaufst nach Zeit, gibst die Order, kaufe oder verkaufe jetzt bald, egal was es kostet. Dann sind gaengige Aktien zu gaengigen Preisen ueblicherweise in Sekunden bis Minuten gehandelt, gekauft oder verkauft.
Wenn Du die Order mit Preis und Zeitpunkt gleichzeitig bestimmen willst, geh zum Wochenmarkt und kaufe Bananen. Sowas geht bei Aktien nicht.

Hallo hroptatyr.

Erst einmal viel lieben Dank für deine Vereinfachung und die Beantwortung meiner Fragen.

Darf ich Dich weiter nutzen, um noch ein bißchen Licht in mein Dunkel zu bekommen; Es ist vielleicht ein wenig zu viel verlangt die Perversität des Geldmarktes en detail verstehen zu wollen, aber ich will den Hintergrund und Funktionsweise des Hebels noch mehr verstehen:

Bisher verstehe ich das der Hebel nur Augenwischerei ist, da man ja nur eine Vervielfachung bekommt, wenn man unter dem Strich seinen Einsatz (durch Geld leihen) erhöht hat und mit mehr Geld in den Händen natürlich eine größere Rendite schafft.

Klar ist das antreibenden, wenn man mit einen Bruchteil vom Geld durch den Hebel plötzlich mit mehr Geld spekuliert, aber wenn der (ach so tolle) Hebel nur entsteht, wenn man mit geliehen Geld seinen marginalen Einsatz erhöht, dann ist das doch eine Milchmädchenrechnung:

Ich verstehe, wenn ich mit meinen Einsatz (Wenig) + geliehenes Geld (viel) richtig lag, das sich der Gewinn für mich vervielfacht hat, aber das ja nur im Bezug auf meinen geringen Einsatz - weil ich ja unter dem Strich mehr Geld zum Wetten hatte, jedoch muss ich mir aber auch Geld leihen.

Somit bezieht sich die Hebelwirkung nur auf das eingesetzte Kapital im Bezug auf geliehene Geld, also das macht sich am Ende natürlich auf meinen Gewinn bemerkbar, weil ich nur einen Bruchteil vom Einsatz in meinen Händen halten musste und ich ja nur mit dieser fiktiven Erhöhung den Einsatz vervielfacht habe.

4 Fragen:

Beispiel:
Bei einer Eigenleistung (Margin) von 2% finanziert man die restlichen 98% der Handelsposition mit geliehenen Geld: Also beschreibt der Hebel nur die Wirkung von dem Arbeiten mit geliehenen Geld, aber wenn ich 100 Euro (2% Hebel und 98%Margin) auf fallen setze und der Kurs fällt, was passiert dann mit den 100 Euro? Verdoppeln sich die 100 Euro und es werden 200 Euro?

Perspektivwechsel: Was für ein Vorteil entsteht den für den Broker, wenn er den Trader Geld zum Arbeiten leiht und der Trader mit seinem Geld arbeitet? Wenn der Trader falsch lag ist das Geld ja dann weg?

Ich habe von einer Nachschubpflicht gelesen, aber die Consorsbank schreibt: „Dabei ist Ihr Risiko nur auf das eingesetztes Kapital begrenzt.“

  1. Was für Strategien gibt es zum Beispiel, haben die bestimmte Namen, die ich mal google kann?

Viele GRüße

Hallo Helmut.

Danke für deinen Hinweis, jedoch ist doch das Prinzip hier bei www.de dann man sich das lesen von hunderten Seiten ersparen kann, wenn man eine Spitze Frage stellt.

Also zum Thema Milchmädchenrechnung: Der Hebel ist reziprok zur Marginleistung, vielleicht gefällt Dir diese Argumentation besser. Ein Hebel von kleiner unendlich (Marginleistung größer 0) bedeutet, daß ich nicht einfach drauf loswetten kann (wie z.B. unter Freunden), sondern Sicherheitsleistung (also eigener Einsatz) hinterlegt werden muß. Unter Freunden (oder bei Finanzinstrumenten ohne sogenannten inneren Wert) macht man das typischerweise nicht. Von daher ist es schon etwas besonderes. Ob der Hebel nun 1, 2 oder 5 ist (Margin 100%, 50%, 20%) spielt dann vielleicht in der Kostenrechnung eine Rolle (Stichwort Opportunitätskosten), ansonsten aber nicht.

  1. Bei 100 EUR investment mit 98% Margin, muß ich 98 EUR als Sicherheit anweisen, die fehlenden 2 EUR werden vom Broker dazugegeben. Fällt der Kurs auf 0, habe ich 100 EUR mit 98 eigenem Einsatz gemacht. Also etwas mehr als verdoppelt.

  2. Falsch, Du zahlst natürlich alle Verluste (und bekommst im Gegenzug auch alle Gewinne). Der Broker verdient an der Finanzierung, z.B. Euribor + 2%. Dieser Punkt ist sehr wichtig, denn es bedeutet auch, daß Du über Deinen Einsatz hinaus Geld verlieren kannst. Beispiel Aktie Long zu 100, Du leistest 30. Aktie fällt auf 0. Die 30 EUR sind weg und die 70 EUR des Brokers mußt Du auch ersetzen.
    Üblicherweise kommt es vor diesem Totalausfall zum sogenannten Margin-Call. Der Broker möchte also nach und nach mehr Geld von Dir sehen (und reduziert Deinen Hebel entsprechend).

  3. Ja, das ist seit neuestem so. Die Bafin hat verfügt, daß Retail-Kunden (also z.B. Privatleute) nicht zugemutet werden kann, mit Verlusten über den eigenen Einsatz hinaus umzugehen. Dementsprechend steht diese Klausel nun in allen Privatkunden-AGBs.
    In der Praxis heißt das nun, daß es die Margin-Calls (wie in 2 beschrieben) nicht mehr gibt, sondern stattdessen die Position zwangsglattgestellt wird.
    Beispiel: Instrument zu 100 short, 20 EUR Margin, wenn das Instrument nun kurz vor 120 steht, realisiert der Broker Deine Verluste, kauft es also zu, sagen wir, 119 zurück. Wenn es danach auf 80 geht (und Du eigentlich gewonnen hättest), hast Du Pech gehabt.

  4. Es gibt die zwei ganz großen: Trendfolge (oder Momentum) und Mean-Reversion. Die sind ziemlich invers zueinander, benutzen nur Preisdaten als Eingabe. Ultrakurzfassung: Momentum = was bis eben stieg, steigt auch noch weiter. Mean-Reversion = was bis eben stieg, fällt gleich.
    Daneben gibt es News-Trading, also vor wichtigen Ankündigungen (Zinsentscheidungen, Quartalszahlen, etc.) positionieren, nach der News Gewinne/Verluste realiseren.
    Oder Scalping: Zwischen höchstem Geld- und niedrigsten Briefkurs Orders stellen.
    Oder Stat-Arb (statistische Arbitrage): Mean-Reversion auf statistische Größen, z.B. das Beta von DAX und MDAX, oder die Korrelation von BASF und Daimler.
    Oder Dispersion-Trading: Etwas zu kompliziert für eine Kurzfassung.
    Oder oder oder.

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