Zweimal Vergangenheit?

Hallo Ihr,

meine Tochter hat eine Geschichte geschrieben, ein Satz davon:
„Er war zu weit gegangen und war eingebrochen.“ (ins Eis)

Müßte man nicht „und ist eingebrochen“ schreiben? Denn das Geschehen folgt ja der Handlung, die die Vergangenheit ja schon angibt. Außerdem hört es sich in meinen Ohren nicht richtig an „war“ zu schreiben.

Sie ist das dann umgangen und hat „brach ein“ geschrieben, dann ist aber wieder die Frage, ob hier nochmal in Vergangenheit geschrieben werden muß.

Dankenden Grüße Karamell

Hallo Karamell,

„Er war zu weit gegangen und war eingebrochen.“

statt dem war gar nichts schreiben ist am einfachsten, man ergänzt im Kopf das fehlende „war“, es klingt auch nicht gut wenn in einem Satz zwei mal „war“ steht.

Müßte man nicht „und ist eingebrochen“ schreiben?"

„Er ist eingebrochen“ beschreibt ja auch schon einen in der Vergangenheit liegenden Vorgang, der in der Gegenwart abgeschlossen ist (er brach ein und ist nun eingebrochen), also statt war eben „ist“.

Gruß
BT

Hallo Karamell!

meine Tochter hat eine Geschichte geschrieben, ein Satz davon:
„Er war zu weit gegangen und war eingebrochen.“ (ins Eis)

Ich würd da schreiben: Nachdem er zu weit gegangen war, ist er eingebrochen. Das Hinausgehen aufs Eis war vor dem Einbrechen, deshalb muss diese Handlung auch in einer Zeit stehen, die vor dem Einbrechen ist.

Gruß Alex

Hallo BT

„Er war zu weit gegangen und war eingebrochen.“

statt dem war gar nichts schreiben ist am
einfachsten, man ergänzt im Kopf das fehlende „war“, es klingt
auch nicht gut wenn in einem Satz zwei mal „war“ steht.

Müßte man nicht „und ist eingebrochen“ schreiben?"

„Er ist eingebrochen“ beschreibt ja auch schon einen in der
Vergangenheit liegenden Vorgang, der in der Gegenwart
abgeschlossen ist (er brach ein und ist nun eingebrochen),
also statt war eben „ist“.

Ja, danke, ich war vor lauter war und ist auch schon total durcheinander.

Hat mir sehr weiter geholfen, Danke!

Hallo Alex,

Ich würd da schreiben: Nachdem er zu weit gegangen war, ist er
eingebrochen.

Oder einfacher: Er ging zu weit und brach ein.

Das das ein besser Ausdruck ist, ist schon klar, aber soweit ist meine Tochter nicht. Sie ist in der dritten Klasse und hat´s leider nicht so mit dem Schreiben. Vielleicht kommt das noch, vielleicht hab ich aber auch zuviel Bedenken. Aber ich bin auch nicht klasse in Deutsch, woher soll sie´also haben?

Danke! Karamell

Die Antworten von Alex und Beuteltier sind falsch

Hallo, Karamell

„Er war zu weit gegangen und war eingebrochen.“ (ins Eis)

In den Standarddeutsch musst du das ‚Plusquamperfekt‘ verwenden, um
vom ‚Präteritum‘ aus auf ein Ereignis hinzuweisen, das VORHER
stattgefunden hat:
„Hans brach (Präteritum) im Eis ein, weil er (vorher) zu weit hinaus
gegangen war (Plusquamperfekt).“

Die Verwendung des ‚Plusquamperfekts‘ anstelle des ‚Präteritums‘, wie
in deinem Beispiel („war zu weit gegangen und war eingebrochen“), hört
man leider oft; sie ist aber falsch.

In bezug auf das ‚Präsens‘ steht, was VORHER passiert ist, im
‚Perfekt‘:
„Hans bricht (jetzt gerade) im Eis ein (Präsens), weil er (vorher) zu
weit hinaus gegangen ist (Perfekt).“
Mein erster Satz ist auch ein solches Beispiel:
„In den Standarddeutsch musst du das ‚Plusquamperfekt‘ verwenden, um
vom ‚Präteritum‘ aus auf ein Ereignis hinzuweisen, das VORHER
stattgefunden hat.“

Gruss
Adam

PS: Die Antworten von Alex und Beuteltier sind falsch.

Hallo Adam

„Er war zu weit gegangen und war eingebrochen.“ (ins Eis)

In den Standarddeutsch musst du das ‚Plusquamperfekt‘
verwenden, um
vom ‚Präteritum‘ aus auf ein Ereignis hinzuweisen, das VORHER
stattgefunden hat:
„Hans brach (Präteritum) im Eis ein, weil er (vorher) zu weit
hinaus
gegangen war (Plusquamperfekt).“

Dann ist also doch der Satz, mit dem wir uns eigentlich nur drum herum mogeln wollten richtig: „Er war zu weit hinaus gegangen und brach ein“
Das ist ja eigentlich klassen.

Nur haben die in der dritten Klasse bislang nur das Präteritum als Vergangenheitsstufe gelernt, was natürlich nicht heißt, das sie nicht das Plusquamperfekt auch intuitiv einsetzen.

Danke Dir! Karamell

Und warum? Hier die Erklärung
Hallo, Ihr gequälten Deutschen,

zum besseren Verständnis der scheinbar schweren deutschen Zeiten: Dieses System, dass die Zeiten im Deutschen Vor- und Nachzeitigkeit ausdrücken, verdanken wir der Tatsache, dass wir die lateinische Grammatik verwenden. Daher rührt u.a. der Aha-Effekt, wenn Kinder Latein lernen und als erstes sich ihr Deutsch verbessert. Auf einmal wird nämlich von Grund auf verständlich, was vorher nur intuitiv funktionierte.

Ursprünglich kennt das Deutsche nur Gegenwart (Präsens) und Vergangenheit (Präteritum). Deswegen benötigen wir für alle anderen Zeiten Hilfsverben.

Viele Grüße (verbunden mit der Empfehlung, möglichst früh Latein zu lernen),
Andreas

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Hallo Andreas,

ich habe jedenfalls das grosse Latinum, und Deutsch auch bis zum Abitur (und bis zum Abwinken) genossen.

Zu behaupten, unsere Vorschläge wären „falsch“, halte ich für übertrieben.

Natürlich kann man vom Plusquamperfekt über das Perfekt und das Präteritum in das Präsens stufenweise gehen, und auch noch das zweite Futur bei Sonnenaufgang bejodeln, aber im Alltag bzw. im alltäglichen Sprachgebrauch reicht das Beschriebene m.E. aus.

Schöne Grüße
BT

1 Like

Hallo Karamell,

meine Tochter hat eine Geschichte geschrieben, ein Satz davon:
„Er war zu weit gegangen und war eingebrochen.“ (ins Eis)

Müßte man nicht „und ist eingebrochen“ schreiben? Denn das
Geschehen folgt ja der Handlung, die die Vergangenheit ja
schon angibt. Außerdem hört es sich in meinen Ohren nicht
richtig an „war“ zu schreiben.

Da ich nicht denke, dass dies der letzte Satz der Geschichte war, kann die Geschichte ja durchaus im Präteritum oder im Perfekt weitererzählt werden, womit die Vorvergangenheit dann bei beiden Verben gerechtfertigt sein könnte. Das redundante zweite Hilfsverb „war“ würde ich mir aber sparen. Das ist aber keine grammatische, sondern eine rein stilistische Frage.

Sie ist das dann umgangen und hat „brach ein“ geschrieben,
dann ist aber wieder die Frage, ob hier nochmal in
Vergangenheit geschrieben werden muß.

Wenn das Zu-Weit-Gehen vor dem Einbrechen ins Eis stattfand und keine Handlung, kein Vorgang und kein Zusatnd in einem späteren Satz der Geschichte explizit als später stattfindend gekennzeichnet werden soll als der Vorgang des Einbrechens ins Eis, ist das erste Wahl.

Gruß Gernot

Hallo Jungs!
„Er war zu weit gegangen und brach ein.“ ist perfekt! Weil das Zuweitgehen dem Einbrechen vorausgeht, also zeitlich weiter zurückliegt = plus quam perfekt. Was Du, lieber Alex sagst, läßt sich in einem Aufsatz nicht anwenden! Stelle Dir dochmal vor: „Er wollte die Enten füttern und ging auf’s Eis. Nachdem er zu weit gegangen war, ist er eingebrochen.“ Außerdem ist es grammatisch falsch, weil auf den plus quam perfekt zeitlich die Vergangenheit folgt, „ist zu weit gegangen“ ist die vollendete Gegenwart; eine Zeitform, die richtig nur für gerade eben Vergangenes angewendet wird.
Gruß an beide - Moona

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Deutsch ist nicht Latein!
Hallo Moona,

„Er war zu weit gegangen und brach ein.“ ist perfekt!

Nein, der zweite Satzteil („brach ein“) steht im Präteritum , manche nennen es auch Imperfekt.

Weil das
Zuweitgehen dem Einbrechen vorausgeht, also zeitlich weiter
zurückliegt = plus quam perfekt. Was Du, lieber Alex sagst,
läßt sich in einem Aufsatz nicht anwenden! Stelle Dir dochmal
vor: „Er wollte die Enten füttern und ging auf’s Eis. Nachdem
er zu weit gegangen war, ist er eingebrochen.“ Außerdem ist es
grammatisch falsch, weil auf den plus quam perfekt zeitlich
die Vergangenheit folgt, „ist zu weit gegangen“ ist die
vollendete Gegenwart; eine Zeitform, die richtig nur für
gerade eben Vergangenes angewendet wird.

Über welche Sprache redest du? Über Deutsch? Es gibt im Deutschen keine „vollendete Gegenwart“. Das ist schon rein sprachlich ein Widerspruch in sich, denn die Gegenwart läuft immer weiter und ist bis zum Big Crunch des Universums wohl nie vollendet.

Ich bezweifle bei diesem Oxymoron „vollendete Gegenwart“ auch, ob es überhaupt in irgendeiner anderen Sprache einen entsprechenden Begriff gibt. Dieser Begriff ein missglückter Versuch, die für das Deutsche ohnehin unpassende lateinische Grammatikterminologie mit aller Gewalt auf das Deutsche zu adaptieren und stammt wahrscheinlich aus der Zeit, als man auch „Gesichtserker“ für „Nase“ einführen wollte.

Dein Einwand, dass sich das Perfekt in einem Aufsatz nicht (so gut) anwenden lässt, ist aber richtig, denn der Unterschied zwischen Präteritum/Imperfekt auf der einen und Perfekt auf der anderen Seite existiert heute fast nur noch auf stilistischer Ebene:

Wenn man über die Vergangenheit schreibt (etwa in einem Aufsatz), bevorzugt man Präteritum/Imperfekt, wenn man darüber redet , bevorzugt man Perfekt.
Ausnahme: in Verbindung mit Modalverben bevorzugt man mündlich zur Vermeidung des umständlichen doppelten Infinitivs auch wieder Präteritum/Imperfekt.

Relikte einer Unterscheidung der Zeitspanne, ob also etwas kurz oder lange zurückliegt findet man im heutigen Deutschen bei Präteritum/Imperfekt vs. Perfekt aber etwa noch in Zeitungsschlagzeilen.

Aber auch da hat manche BLÖD-Zeitung inzwischen nichts mehr damit am Hut, einen entsprechenden Artikel mit der Schlagzeile „Junge brach im Eis ein“ statt richtigerweise mit „Junge im Eis eingebrochen“ zu versehen, wenn sie über einen unlängst geschehenen Vorfall (z.B. vom Vortag) berichtet.

Vielleicht hat sich das eingeschlichen, weil dann mehr Platz für die Werbung oder das Tittenbild daneben bleibt.

Von der lateinischen Terminologie solltest du dich nicht verwirren lassen. Das ist eine Altlast aus dem Mittelalter, die wir Klöstern und Ordensschulen zu verdanken haben. In Wahrheit passt die lateinische Grammatik überhaupt nicht auf die deutsche Gegenwartssprache.

Dem tragen die neueren Lehrwerke (zumindest die für Deutsch als Fremdsprache) auch Rechnung, indem sie auf besser passende Gramatikmodelle wie etwa die Valenzgrammatik zurückgreifen. Für die Zeitformen wird allerdings auch da weiterhin die traditionelle lateinische Terminologei bemüht. Man vermeidet in neueren Grammatiken aber tunlichst, diese Begriffe ins Deutsch zu übersetzen, denn das würde nur Verwirrung stiften.

Deutsch ist eben nicht Latein.

Gruß Gernot

Hallo, Gernot!
Du Wissenschaftler scheinst da was durcheinander zu bringen!
Ich bin des Deutshen durchaus mächtig und spreche nicht richtig, weil ich Regeln auf Latein auswendig gelernt habe, sondern weil ich es kann!
Der plus quam Perfekt ist die vollendete Vergangenheit, der Perfekt die Vergangenheit, der Imperfekt die vollendete Gegenwart (jüngere Vergangenheit) und der Präsens die Gegenwart. So ist das im Deutschen.
Egal wie Du die Formen nennst. Also:
Ich war… gewesen und kam danach… oder
Ich war… und bin danach … gekommen. oder.
Ich bin gerade nachhause gekommen und mache mir jetzt einen Kaffee.
Das ist doch wohl logisch.
Ich finde es trotzdem nett von Dir, daß Du Dir soviel Zeit nimmst.
Hasta la vista. - Moona

MOD: Überflüssiges Vollzitat gelöscht.