Zweite Aufklärung?

(Vorbemerkung: Nachfolgender Text ist die Überarbeitung eines gelöschten Artikels. *[…] [Ich] bitte *[…] alle diejenigen um Verzeihung, die sich durch meine Kritik verletzt fühlen könnten. Ich meine es nicht wirklich so ernst, ich will nur spielen…) 

Hoi,
im Brett der Religionswissenschaft wurde folgende Frage gestellt: „Warum können manche Menschen nicht glauben?“ Es gab 103 Antworten, ich zitiere nur die erste: „Vielleicht (etwas polemisch formuliert), weil diese Menschen ihren Verstand gebrauchen und nicht andere für sich denken lassen wollen? Ethisches und moralisches Verhalten geht schließlich auch ohne religiöse „Krücke“.“ 

Religiöse sagen oft, man müsse, um einen bestimmten religiösen Glauben zu haben, dazu geboren sein. Das hat nicht zuletzt auch der Schweizer Reformator Calvin behauptet, der seinen Anhängern lehrte, jeder Mensch käme auf die Welt durch eine sogenannte „doppelte Prädestination“ 1. Entweder hätte ein Gott den Menschen schon von vornherein durch seine Geburt dazu bestimmt, das höchste Glück zu erringen oder aber 2. Man sei (bei Nichtglauben!) zur ewigen Verdammnis verurteilt. Die Gnostiker glaubten, der Mensch sei ein Teil Gottes (also deswegen unsterblich) und durch seine Geburt könne er sich zur Einheit mit seinem göttlichen Ursprung selbst verwirklichen, wenn er als „Auserwählter“ dazu berufen sei. Eine Geheimlehre, die heute aber in der Eso-Szene exoterisch vertreten wird, u. a. vom Amerikaner Ken Wilber, dem esoterischen Oberfantasierer (nun ja, ich war selbst ca. 30 Jahre lang ein Gläubiger seiner Bücher, bis ich in einer psychologischen Fachzeitschrift eine radikale Kritik las, von dem deutschen Philosophen und Psychotherapeuten Dr. Matthias Jung, was zunächst bei mir Wut und Empörung auslöste, später aber zu einer ständig weiteren Selbstreflexion und Distanzierung führte. Ich korrigiere aber gerne meine zuvor gemachte Aussage, indem ich die Polemik gegen Wilber relativiere und ihn - jetzt ernsthafter - als Philosophenkönig der amerikanischen New-Age-Bewegung im Dunstfeld des Esalen-Institutes und aller damit verbundenen prominenten Intellektuellen respektiere oder ihn als esoterischen Star-Intellektuellen bezeichne, der so gebildet ist auf allen Wissensgebieten, dass es ihm leicht fiel, östliche und westliche Religion mit Erkenntnissen der modernen Wissenschaft zu integrieren, mit seinem Ansatz einer Integralen Philosophie, Psychologie und Spiritualität). 

Es ist mehr als zweitausend Jahre her, seit Protagoras als Philosoph den religiösen Glauben grundsätzlich in Frage stellte und lehrte, nicht Gott sei der Maßstab aller Dinge, sondern der Mensch. Das ist auch ein Glaube, aber ein sehr realistischer!!! Kinder werden alle zum Glauben geboren, sie glauben an ihre (zum Teil sehr dummen) Eltern, an Märchen, wie das vom Klapperstorch, und vieles andere mehr. Diesen gläubigen Kindern ihre Faszination für das Kasperle („Hallo Kinder, seid ihr alle da?“ - „Ja, Kasperle, wir sind alle daaa!!!“) zwanghaft zu unterdrücken, wäre nicht nur unmöglich, sondern auch unmenschlich. Wenn sie aber erwachsen werden, diese gläubigen Kinder, lässt dieser ehemalige Kinderglaube irgendwann nach und es entstehen andere, realistischere Werte in Bezug auf die Lebenswirklichkeit. Dann wird evtl. der Glaube an ewige Märchen durch ständig neue Reize im TV ersetzt. Oder durch einen Glaubensfanatismus, wie er z. B. durch den Islamischen Staat und andere Gläubige eskasliert. 

Die Frage, ob man zur Spiritualität einen religiösen Glauben braucht, haben fortschrittliche Mediziner längst verneint, wenn sie Methoden der Meditation zum Beispiel für Heilungszwecke empfehlen, mit oder ohne Glaube an einen Gott. Und kritische Wissenschaftler, wie Soziologen, Psychologen und Philosophen, haben den Begriff „säkulare Spiritualität“ erfunden, zu deren Praxis, mit Hilfe der Meditation, man nicht mehr zur Erweiterung des Bewusstseins, wie einst früher, einen religiösen Glauben braucht. Der Glaube an den Menschen, der alles selber erfindet, genügt. 

Einige Schlussfragen: Zum Glauben geboren - zum Glauben verurteilt? Kann sich die kritische Philosophie durch Absicht von selbsternannten religiös „Auserwählten“, die sich schon durch ihre Geburt als „Wissende“ für einen Glauben darstellen, so distanzieren, dass Religion und Philosophie grundsätzlich in unserer heutigen Zeit zwei getrennte Disziplinen sind? Oder ist es unmöglich, die Religion mit ihren unbeweisbaren Behauptungen da ganz raus zu bekommen, weil „heligen“ (heimlich) immer wieder der religiöse Glaube überall mitmischen will? Immerhin haben sich darüber schon viele Wissenschaftler ernsthafte Gedanken gemacht, vielleicht brauchen wir ja eine „zweite Aufklärung“, wie sie beispielsweise der Soziologe Ulrich Beck propagiert? 

(Nachbemerkung: Da ich schon morgen für vier Wochen in die Südsee fliege, *[…] kann ich keine „Re`s“ schreiben, leider, leider, leider!!! *[…]

*Vom Mod bearbeitet

Hi.

Ethisches und moralisches Verhalten geht schließlich auch ohne
religiöse „Krücke“." 

Nur ohne:smile:

So weit wir den Begriff Moral heute verstehen hat sie einen (vorzeigbaren) angeborenen Grund und das weit schon unter den Primaten. Und die gesammelte Kenntnisse (Indoktrination inbegriffen) bauen nur darauf auf (oder eben unterdrücken den) und bilden dann den Stand der Moral der Person durch ihrem Leben.
Bei Neumanns Spieltheorie ist heute, so weit ich das weiss da das Ende der Fahnenstange:smile:

Religiöse sagen oft, man müsse, um einen bestimmten religiösen
Glauben zu haben, dazu geboren sein.

Ah was sie ja nicht noch alles so Behaupten:smile:
Da sind sie wirklich groß.
Aber, dass ungeborenen Moral zuzuschreiben generell schlecht geht, da stimme ich denen zu:smile:

Balázs

Klar.

Soviel zur Freiheit :smile: des Christen, wenn da in der Bibel (!) steht, dass dedr Herr Euch erwaehlt hat, nicht Ihr ihn…

Und so geht das durch die ganze Schrift.
Inkonsistent hoch 3.
Deshalb - so meine Meinung - ist religion (hier besipielahft die christliche) etwas fuer Menschen, die nicht gerne denken wollen, sogar dann, wenn sie koennten.

" vielleicht brauchen wir ja eine „zweite Aufklärung“,

wie sie beispielsweise der Soziologe Ulrich Beck propagiert? "

Bringt nix!

Die Aufklaerung hat stattgefunden. Wenn Menschen sie dennoch nicht „annehmen“, dann ist es eben bei ihnen zwecklos, ja sinnlos.

Ich diskutierte mal mit einem glaubenden Katholiken.

Als ich ihn quasi ueberzeugte, also er argumentativ nicht mehr kontern konnte,

da sagte er nur:

" Ich will aber glauben"

Da ist es dann eben vorbei mit Aufklaerung…

Deshalb - so meine Meinung - ist religion (hier besipielahft
die christliche) etwas fuer Menschen, die nicht gerne denken
wollen, sogar dann, wenn sie koennten.

Aber bedenke, es geht in der Wirklichkeit ja nicht darum ob sie das können oder nicht es geht um das konsequentes Wollen. Jeder der gesund geboren ist kann denken und das ohne Ende bzw. muss das zwanghaft auch machen.
Dagegen ist gar nichts zu machen, weil die Logik uns angeboren ist und mit keinem bekannten Mittel (außer Lobotomie:smile: endgültig abstellbar.
Ob man, dann die Ergebnisse des Prozesses nicht immer gern hat ist auch nicht was neues.
Das wissen aber die Kluche schon seit man Denken kann. Da greifen sie beherzt an und leben gut (bis sie auch abkratzen:smile: davon.
Und sie haben bisher Recht behalten. Scheint die stabilste, bekannte, Geschäftsmodell aller Zeiten zu sein:smile:

1 Like

" vielleicht brauchen wir ja eine „zweite Aufklärung“,

wie sie beispielsweise der Soziologe Ulrich Beck propagiert? "

Bringt nix!

Immer schön hinterher Urteilen.

Die Aufklaerung hat stattgefunden. Wenn Menschen sie dennoch
nicht „annehmen“, dann ist es eben bei ihnen zwecklos, ja
sinnlos.

Nein.

Ich diskutierte mal mit einem glaubenden Katholiken.

Als ich ihn quasi ueberzeugte, also er argumentativ nicht mehr
kontern konnte,

da sagte er nur:

" Ich will aber glauben"

Da ist es dann eben vorbei mit Aufklaerung…

Nein, noch nicht ganz:smile:
Dann hat er nämlich offensichtlich klar erkannt, und zugegeben, dass er ein Denkproblem hat.
Und so fängt es immer an:smile:))