Zweiter Weltkrieg, Militärischer Werdegang eines Verwandten gesucht

Hallo zusammen,

eine Cousine hat mich gebeten etwas Licht in die militärische Vergangenheit ihres Onkels zu bringen. Der alte Herr ist leider nicht mehr so ansprechbar, dass plausible Informationen zu bekommen sind.

Hier die Eckdaten:

Geboren 1926,

zur SS eingezogen wohl 1943 oder 1944 (wurde da „eingezogen“?), die Blutgruppentätowierung an seinem Arm habe ich gesehen, Wachsoldat vor der Reichskanzlei (das ist sicher, denn er hat immer bedauert, dass er seinerzeit nicht meine Tante in Berlin kennen gelernt hat),

danach Einsatz in Italien (in späteren Jahren wurde Montecassino erwähnt, das muss aber nicht stimmen)

in der Normandie (Caen, Falaise?) verwundet, die linke Hand wurde amputiert, deswegen war er Anfang Dezember 1944 im Lazarett/zu Hause.

Er blieb trotz Verwundung Soldat und wurde in Norwegen als Ausbilder (Unteroffizier?) eingesetzt.

1945 wurde er als Kriegsgefangener von den Engländern aufgrund seines Lebensalters pauschal amnestiert (?).

Bei welcher Einheit – welchen Einheiten - wird er gewesen sein und ist die ganze Geschichte plausibel? An Informationen/Dokumente über ihn ist derzeit nicht zu kommen, da er dement im Altersheim lebt.

Gruss

Jörg Zabel

Bundesarchiv, Abteilung PA https://www.volksbund.de/partner/suchdienste/deutsche-dienststelle0.html?gclid=Cj0KCQiAnb79BRDgARIsAOVbhRpAEnid-9M9H4ymFOQAAcNgBwqLKlB3pWpVSBTcYaNCNXDhEaEGsh8aAmmYEALw_wcB

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Servus,

ja, ab 1943 (ich weiß nicht, ab welchem Monat - plausibel wäre März oder April, am 2. Februar waren die Reste der 6. Armee in Stalingrad in Gefangenschaft gegangen, zum Zeitpunkt der Einkesselung ging es um etwa 300.000 Mann, von denen 42.000 ausgeflogen wurden, d.h. etwa 260.000 Mann mussten vaille que vaille „aufgefüllt“ werden; bei der besser ausgerüsteten Waffen-SS konnte die gleiche Mannschaftsstärke mehr Kampfkraft entwickeln) wurden vermeintlich dafür geeignete Wehrpflichtige zur Waffen-SS eingezogen. Ein Onkel von mir, der wegen seiner Statur und seines sonstigen Äußeren damit rechnen musste, hat sich freiwillig als Offiziersanwärter zur Wehrmacht gemeldet, um der Einberufung zur Waffen-SS zu entgehen.

Ist wenig wahrscheinlich. Die Engländer bemühten sich allerdings, die separat gehaltenen Offiziere auf Nazis zu „filtern“, und entließen bereits im Sommer 1945 sehr viele P.W., die sie als politisch ungefährlich einschätzten und für die sie keine besondere Verwendung hatten. Wegen jugendlichen Alters schnell entlassen wurden allenfalls die Kindersoldaten ab Jahrgang 1928.

Ein bissele anekdotisch das Verhör, dem o.g. Onkel unterzogen wurde, durch einen britischen Offizier, der gut Deutsch sprach und wie sich im Lauf des Verhörs herausstellte ein Fän von German Pfadfinders, Nibelung Loyalty und sowas war. Er fragte nach einer Art Checkliste ab: Mitglied in irgendwelchen NS-Organisationen gewesen? - Jawohl. - Welche? - Hitlerjugend. - Irgendwelche Ränge bekleidet, wenn ja welche? - Jawohl, Fähnleinführer. - War das schön, hat es Spaß gemacht? - Jawohl.

Da stand der Offizier Ihrer Majestät auf und kam um seinen Schreibtisch herum, mein Onkel rechnete damit, für diese Antwort ein paar Ohrfeigen einzufangen, aber der andere drückte ihm herzlich die Hand und fasste ihn mit der Linken an der Schulter, als wolle er ihn umarmen: „Endlich wenigstens ein einziger Deutscher, der mich nicht anlügt! Natürlich macht es Spaß, mit den Boyscouts unterwegs zu sein!“

Nicht viel später wurde der deutsche Leutnant in Dover Richtung Heimat verladen.

Schöne Grüße

MM

Servus,

Der Einsatz als Wachsoldat bei der Reichskanzlei deutet auf die Leibstandarte SS Adolf Hitler hin. Dazu passen auch Einsätze in Italien (aber nicht Monte Cassino) und der Normandie (u.a. Caen).

Falls Norwegen 1945 stimmen sollte, wäre er wohl der 20. Gebirgs-Armee unterstellt gewesen. Dort gab es zwar keine Einheiten der SS, aber die britische Gefangenschaft würde passen.

Habt ihr es schon beim Bundesarchiv versucht?

Bundesarchiv, Abteilung Bereitstellung(Abt. BE)
Finckensteinallee 63, 12205 Berlin, Tel.: 030/18 77 70-0, Fax: 030/18 77 70-111
Email: [email protected]
1.Personalunterlagen von Angehörigen von SS, Waffen-SS, SA, Polizei, Organisation Todt (OT)

LG

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Die Abteilung PA hat afaik nur bedingt Unterlagen zur Waffen-SS.

mag sein, die würden in dem Fall aber wohl weiterverweisen

Hallo,

Zur 20. Gebirgs-Armee gehörte die 6. SS-Gebirgs-Division „Nord“. allerdings wurde diese im Dezember 1944 an die Westfront abgezogen. Im Dezember 1944 war unsere Person allerdings in Deutschland im Lazarett. Wo könnte er anschliessend gewesen sein? GAb es noch Reste von SS-Einheiten in Norwegen? Welchen Dienst verrichtete ein SS-Mann mit amputierter Hand?

Gruss
Jörg Zabel

Ein bisschen was habe ich noch gefunden: Das SS-Polizei-Regiment 27 war zumindest noch Ende Februar in Norwegen stationiert.

In Oslo waren zudem einige SS Einheiten stationiert

Als Unteroffizier könnte er selbst mit Amputation in solchen zweitklassigen Einheiten noch zum Einsatz gekommen sein.