Zwetschgenknödel

Hallo Experten!

Wieder einmal ist unter den Kollegen eine lebenswichtige Diskussion entbrannt. Diemal gehts um die Herkunft des Zwetschgenknödel.

Behauptet der nationale Zweig, das der Z-Knödel eine Österreichische Erfindung ist, halten die Sozialisten dagegen und schreiben die Erfindung des Z-Knödels den Tschechen bzw. Böhmen zu.

Mir ist es eigentlich egal, da er gut schmeckt, egal welcher Herkunft, sozusagen liberal:wink:

Danke im voraus.

Dusan

Hallo Dusan,

Wieder einmal ist unter den Kollegen eine lebenswichtige
Diskussion entbrannt. Diemal gehts um die Herkunft des
Zwetschgenknödel.

Behauptet der nationale Zweig, das der Z-Knödel eine
Österreichische Erfindung ist, halten die Sozialisten dagegen
und schreiben die Erfindung des Z-Knödels den Tschechen bzw.
Böhmen zu.

Mir ist es eigentlich egal, da er gut schmeckt, egal welcher
Herkunft, sozusagen liberal:wink:

da Du es liberal siehst, schlage ich zur Erklärung folgende Schlagtextzeile vor:

Wie Böhmen noch bei österreich war
vor 100 Jahr, vor 100 Jahr
hat sich mein Vater g’holt aus Brünn
a echte Wienerin …

die dann im Lied von Peter Alexander als Spezialistin für österreichische Küche gefeiert wird.

Wahr ist, dass sich die gegenseitigen Kücheneinflüsse zwischen Böhmen, Mähren, Österreich - ich verwende absichtlich die nicht political correct =alte Version der Ländernamen - nicht trennen lassen. Zum Einen gibt es die tschechische Sprache aus bekannten Gründen als Literatur- und damit Küchenliteraturform erst seit dem 19. Jh… Wer vorher böhmische Zwetschgenknödel kochte und dies in einem Buch niederlegte, konnte es nur auf deutsch tun. Ein Orignalitätsnachweis wird also schwierig.

mit freundl. grüßen
Angelika

Danke dir (owt mg)

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Das Thema ist alt, aber die Antwort war so spektakulär falsch, dass ich sie richtigstellen möchte.

Erstens: die Bezeichnungen Böhmen und Mähren sind sicherlich nicht politisch unkorrekt, sie werden in der Tschechischen Republik ganz offiziell benutzt (die Verfassung fäng an: Wir, die Bürger der Tschechischen Republik in Böhmen, Mähren und Schlesien…), aber auch der Name “Tschechien” ist nicht neu, es taucht in der deutschen Sprache seit dem 18. Jahrhundert auf.

Zur Sache: die tschechische Sprache hat eine ununterbrochene literarische Tradition seit dem 13. Jahrhundert (im 19. Jahrhundert ging es um eine Sprach- und Rechtschreibreform sowie um die politische Stellung der tschechischen Sprache), und die ersten Kochbücher in tschechischer Sprache sind im 15. Jahrhundert belegt. Die Zwetschgenknödel tauchen zum ersten mal in einem tschechischen Kochbuch im 17. Jahrhundert auf (sie wurden damals aber auf einer Pfanne gebraten, nicht gekocht). Die Frage, wo sie entstanden sind, ist dadurch leider nicht definitiv beantwortet….

Kann man wahrscheinlich auch nicht. das Grundrezept sind Knödel in den verschiedenen Grundvarianten als tägliche Ernährungsgrundlage. Je nach Jahreszeit, Verfügbarkeit und Geldbeutel hat man dann Varianten eingeführt, die in die tägliche Eintönigkeit dieser Speise Abwechslung brachten. Es gibt ja auch Marillenknödel da wo Aprikosen wuchsen.
Eine vergleichbare Tradition ist in Südwestfrankreich die Garbure, eine Suppe auf Basis Schweinefleisch- Brühe, in die alle regional und saisonal verfügbaren Zutaten verwendet werden. Jährlich findet ein Wettbewerb statt bei dem dann ca 300 neue Varianten verkostet werden.
Udo Becker

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