Liebe Experten!
Ich wende mich in meiner Ratlosigkeit mal an dieses Forum.
Ich habe einen Schüler, der aufgrund von Unterrichtsstörungen und Verweigerung von Gesprächen einen vorübergehenden Schulverweis erhielt (dies fand im Rahmen unseres ‚Trainingsraumkonzeptes‘ statt und war von der Schulleitung abgesegnet; der Schüler ist nicht mehr schulpflichtig).
Der Schüler hat daraufhin eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Vertreterin der Schulleitung und mich erhoben, letzte Woche ein Gespräch mit der Vorgesetzten bei der ADD (Aufsichts- & Dienstaufsichtsdirektion) geführt und von dort die Erlaubnis erhalten, wieder in den Unterricht zu gehen.
Der Schulleiter führte gestern ein Gespräch mit ihm und forderte ihn auf, den ‚Weg der Jurisprudenz gegen den Weg des Dialogs‘ zu tauschen. Der Schüler zeigte sich einsichtig und versprach ein Gespräch mit mir zu führen. Das tat er gestern, doch der Inhalt des Gesprächs hatte wenig Dialogcharakter: Er kritisierte den Unterricht, die Methoden, die Inhalte und behauptete, dass kein Schüler gern in den Unterricht gehe. Er forderte andere Unterrichtsthemen, weniger freie Arbeitsmethoden und ein weniger strenges Bewertungssystem.
Ich bat ihn, die Kritikpunkte aufzuschreiben und zu jedem Kritikpunkt einen Lösungsvorschlag zu machen, mit dem er gut leben könne.
Für mich stellt sich folgendes Problem dar:
Die Kritik bezieht sich auf Punkte, die ich nicht zu verantworten habe oder nicht ändern darf:
Den Unterricht muss ich so „frei“ gestalten, weil der Lehrplan und die Schule selbstständiges Arbeiten der Schüler fordern.
Die Unterrichtsthemen muss ich dem Lehrplan entsprechend unterrichten. Es gab viel Unterrichtsausfall, weil eine Kollegin 12 Monate krank war. Hinzu kam, dass die Zwischenprüfung 2 Monate vorgezogen wurde. Ich habe mich außerordentlich engagiert, den Schülern Unterlagen zur Verfügung zu stellen für Lernfelder, die nicht unterrichtet wurden. Einige werden aber erst jetzt (nach der Prüfung) bis zu den Osterferien nachgeholt. Dies war ein Beschluss der Fachbereichskonferenz, an den ich gebunden bin.
Die Bewertung von Leistungen bin ich nicht bereit, anders zu gestalten, weil ich ein bestimmtes Leistungsnivean halten will.
Was soll ich jetzt tun?
Wenn ich nicht das Unterrichte, was der Schüler will, gibt es die nächste Dienstaufsichtsbeschwerde.
Die Klasse ist total genervt, weil der Unterricht ständig gestört wird, zum Einen durch den o.g. Schüler und seine ständigen Diskussionen (um nicht zu sagen Besserwissereien), zum Anderen auch durch andere Schüler, die entweder quasseln oder Mitschüler bzw. Lehrer anpöbeln.
Gegen Störungen kann ich nun nicht mehr viel ausrichten, weil der Trainingsraum nicht mehr ernstgenommen wird, seit der Schüler sich zurück in den Unterricht ‚geklagt‘ hat.
Die Schulleitung erwartet, dass ich mich mit dem Schüler einige. Wenn ich jetzt so unterrichte, wie er das will, verstoße ich gegen Lehrplan und Fachbereichsbeschlüsse. Wenn ich nicht so unterrichte, wie er will, dann kriege ich die nächste Beschwerde und werde wieder stundenlang im Unterricht diskutieren müssen.
Gestern haben 6 Schülerinnen nach dem Unterricht mit mir gesprochen, weil sie total unglücklich sind über die Stimmung in der Klasse, das Mobbing, die ständigen Störungen, die Respektlosigkeit gegenüber allen Kollegen.
Ich habe das Gefühl, dass ich nichts ausrichten kann. Klassengespräche hat es schon vor 3 Montaen gegeben, letzlich fruchtlos.
Der o.g. Schüler führe sich auf ‚wie ein Häuptling‘, so die Mitschülerinnen. In Gesprächen mit ihm gelingt mir kein Konsens. Bei Schulleitung und ADD kann ich nichts ausrichten, weil ich in der Sache nicht angehört werde.
Ich bin am Ende mit meinem Latein.
Ich wäre dankbar für konstruktive Ansätze. Wenn jetzt jemand kommt, ich sei einfach nur unfähig, hilft mir das nicht weiter.
Vielen Dank im Voraus für eure Hilfe
sagt
tunefish