Zwischending zwischen Kurz- & Langzeitgedächtnis?

Hallo, mein Name ist Kathrin, ich bin 17, gehe in die 12. Klasse und ich muss am Freitag meine Facharbeit abgeben. Thema lautet: „Abhängigkeit der Konzentrationsfähigkeit von Schülern von verschiedenen Faktoren“. D.h., ich mache Tests mit 6.-Klässlern und lasse dann unterschiedliche äußere Einflüsse auf sie einwirken, z.B. Musik oder Kaugummi während des Unterrichts.
Ich hab jetzt festgestellt, dass die Kinder bei einem der beiden Konzentrationstests von Stunde zu Stunde besser werden. Es ist ein Zahlentest, bei dem man sich bei 125 Zahlen nach Faktoren entscheiden muss, welche Zahl man ankreuzt. (z.B.: Kreuze an, wenn die erste Ziffer ungerade und die zweite gerade ist" o.Ä.). Ich frage mich aber, wie das kommt? Denn für das Kurzzeitgedächtnis, dass Dinge ja nicht länger als einen Tag speichert, ist es nicht häufig genug wiederholt, aber für ein Langzeitgedächtnis zu wenig… Gibt es also etwas dazwischen oder so? Weil ich verstehe nicht, wie es dazu kommt, dass die Schüler sich immer wieder verbessern. Hat da jemand ne Ahnung oder Vermutung?

(Ich weiß nicht, ob man das vergleichen kann, aber vllt. ist es mit einer englischen Vokabel ähnlich. Man lernt sie ein,al und schaut sie sich drei Tage später an. Man kann sich dann noch daran erinnern, das Wort gelesen oder gehört zu haben, weiß aber nicht mehr genau, was es auf Deutsch heißt, und wenn man sich dann die Lösung anschaut, hat man dieses Ach-so-ja-stimmt-Erlebnis.)

Wäre super, wenn mir im Laufe der Woche jemand antworten könnte! :smile:

Guten Morgen, leider habe ich keine Ahnung - wünsche Ihnen aber alles Gute für die Facharbeit. Das Thema klingt spannend. Ich würde gerne - wenn Sie alles hinter sich haben - mehr darüber erfahren. … wenn Sie mögen.
Gruß RRN

Hallo Kathrin,
wunderbar beobachtet!!! Die Verbesserung der Schüler erfolgt auf der Tatsache, dass ihnen die Problemstellung immer mehr bekannt ist. D.h. jede erneute Übung bedingt eine immer besser funktionierende Automation. Daraus folgt m.E., dass der Übergang zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis fließend ist!!! Ob das wirklich richtig ist, kann ich nicht sagen, aber es wäre sinnvoll und logisch.
Für deine Arbeit viel Erfolg!!!
Irene

Hallo Kate

zunächst finde ich es toll, dass Ihr Euch an der Schule mit solchen Themen beschäftigt und auch Untersuchungen dazu macht. Allerdings sind diese Experimente sehr schwierig, denn es ist nicht immer klar, was man eigentliche testet. Ist es wirklich ein Test des Kurz- und Langzeitgedächtnisses ?

Ich bin mir da nicht sicher. Denn die Leistung von Menschen wird ja sehr stark auch durch die Aufmerksamkeit, also Ihre Konzentration, beeinflusst. Und vielleicht kommen dadurch Eure Ergebisse zustande.
Wahrscheinlich ist es sehr aufwändig, Tests durchzuführen, die eindeutig nur das Kurz- bzw. Langzeitgedächtnis untersuchen.

Aber trotzdem finden ich Eure Arbeit und die Ergebnisse gut und interessant.

Gruss

R.S.

Hallo Kathrin,
bin vermutlich nicht der richtige Ansprechpartner, da ich selber in diesem Bereich nicht forsche. Dennoch: Falls ich deinen Versuchsaufbau richtig verstanden habe, legst Du deinen Probanden ein und dieselbe Zahlenreihe innerhalb weniger Tage mehrmals vor. Da wäre es - nach meiner Erfahrung mit zyklischem Lernen - überhaupt nicht ungewöhnlich, dass sich bereits nach dem ersten Mal Lernfortschritte zeigen. (Entsprechend deiner Vermutung am Beispiel des Vokabellernens) Wenn du anhand „richtiger Antworten“ tatsächlich nur die Konzentrationsfähigkeit messen willst, müsstest Du bei deiner Versuchsanordnung wahrscheinlich eben genau diesen Lerneffekt ausschließen, also jedes Mal eine andere Zahlenreihe vorlegen.
Gruß, Markus

Hallo Markus,
Danke für deine Antwort :smile:
nein, ich lege ihnen jedes Mal andere Zahlenreihen vor. Komplett anders, nur die Aufgabenstellung bleibt jedes Mal gleich. Schau hier: http://www.konzentrationstest.de/
Diesen test bekommen sie immer wieder in anderer Form vorgelegt.
Ich habe jetzt nochmal ein wenig darüber nachgedacht.
Um etwas im Langzwitgedächtnis zu verankern, muss eine Information ja immer wieder den selben Pfand im Gehirn gefolgt sein. D.h., eine Synapse hat eine Nervenzelle so häufig erfolgreich erregt, dass sich der Synapsenfaktor erhöht und sich auch weitere Axone ausbilden können. Vielleicht wird dieser Pfad ja gerade so oft benutzt, dass die Information schon im Langzeitgedächtnis gespeichert werden kann, allerdings nicht so sehr, wie andere, alltäglichere Dinge. Wenn jetzt später dieser Pfad wieder beansprucht wird, ist er vielleicht nicht mehr so ausgeprägt wie noch kurz zuvor und deshalb wären die Kinder vielleicht bessern, wenn sie einen test mehrmals am Tag machen würden, aber der Pfad ist auch noch nicht verschwunden, also kann er schneller benutzt weiter ausgebaut werden. Der Abstand zwischen den Tests betrug zwischen 2 und 4 Tagen… Ich kann ja mal schauen, ob sich die Leistung nach 2 Tagen stärker verbessert hat als nach 4…
Könnte da was dran sein, an meiner Vermutung?

Liebe Grüße,
Kathrin

Hallo Raymond,

Oh ja, es macht mir auch echt Spaß, mich damit zu beschäftigen und Dinge zu testen, die ich schon immer mal wissen wollte, zum Beispiel, ob Kaugummi wirklich die Leistung steigern kann.
Und die Tests sind ja gerade dazu da, um zu testen, ob sich die Schüler nach einer Stunde Mathe schlechter konzentrieren können (also mehr Fehler machen und weniger richtige Antworten geben) als davor. Der Theorie nach müssten sie ja dann immer nach der Stunde schlechter sein. Stattdessen werden sie aber von mal zu mal besser, durchschnittlich geben sie bis zu 6 Antworten mehr im zweiten Durchlauf. Aber aus eigener Erfahrung weiß ich ja, dass man sich nach einer anstrengenden Schulstunde schlechter konzentrieren kann, und die Fehlerquote steigt dementsprechen auch bei den Schülern um ca 2 Fehler an. Die Frage ist nur: warum geben sie mehr richtige Antworten? ich habe das jetzt mal auf einen Lerneffekt zurückgeführt, aber da ist die Frage, wo sich die Information speichert: Kurz- oder Langzeitgedächtnis? Oder Arbeitsgedächtnis? Mal schauen :smile:

Liebe Grüße,
Kathrin

Hallo,

Dankeschön ^^
Ja, wenn ich die Arbeit fertig habe, kann ich bestimmt meine Ergebnisse und beobachtungen rausgeben. Ich kann sie ja dann gerade in diesm Thread posten :smile:

Dankeschön!
Ihre Vermutung bestätigt meinen Gedankengang, den ich unten in der Antwort auf Sylvesters Beitrag gegeben habe. Super, dann weiß ich schonmal, dass es nicht ganz abwegig ist :smile:

Leider habe ich diesbezüglich kein Fachwissen und kann daher nicht weiterhelfen,
tut mir leid.

Hi Katrin! Ich bin keine Expertin aber ich kann nur an eines denken, wenn du nach einem „Zwischengedächtnis“ fragst. Ich bin 21 und interessiere mich schon länger für Psychologie, Soziologie und Neurologie und habe daher u.A. das Buch von Frederik Vester „Denken, Lernen, Vergessen“ gelesen, was sehr Aufschlussreich zum Thema Hirn und Entwicklung von Menschen ist. Ich würde dir also raten einen Abstecher in die Biologie zu machen und bei neuronalen Netzwerken nachzuhaken. Am besten Wikipedia :wink:
Kurz und Einfach:frowning:wenn ich mich recht entsinne - lieber mal nachlesen!)
Das Gehirn besteht aus Neuronen (Nervenzellen zur Weiterleitung von Signalen) und Synapsen (Stellen an denen Information von Neuron zu Neuron geleitet werden). Wichtig: Das Gedächtnis funktioniert quasi durch Eselsbrücken: man verknüpft Dinge, mit denen man was anfangen kann, mit vorhandenem Wissen - oder bemerkt unpassende Infos eben einfach nicht!
So: Je öfter man eine Information erhält, desto stärker wird die neuronale Verbindung. Es werden Quasi Brücken im Hirn gebaut. Allerdings ist es individuell (oder eben durch vorheriges Wissen determiniert) welche Person welche Details oder Vokabeln am ehesten merkt. Das heißt es gibt keine Einteilung des Gedächtnisses in Kurz- und Lang. Diese ist nur theoretisch und zum vereinfachten Verständnis! Man merkt sich normalerweise am schnellsten, dass was einem wichtig ist, 2. was dem Gehirn irgendwie passt oder 3. was man 1000 mal wiederholt hat, so dass es doch noch angekommen ist ,)
HOffe ich konnte helfen!

Hallo :smile:
Ich hab jetzt durch tagelange Recherche ungefähr das herausgefunden, was du gerade beschrieben hast. Und zwar habe ich bei den Neuronalen Netzwerken nachgehakt ^^. ich hab jetzt herausgefunden, was die Langzeitpotenzierung ist und wie sie funktioniert. Der Begriff sagt dir ja bestimmt was, oder? :smile:. Und die beschreibt ja eben auch, dass Informationen unterschiedlich lange gespeichert werden können und alles davon abhängt, wie oft ein Reiz den Informationspfad durchläuft und wie sehr sich das Synapsengewicht erhöht. Ich denke, der einzige Unterschied zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis, wenn man es so nennen kann, ist, dass im LZG die Hirnstruktur verändert wird, es bilden sich neue Neurone aus und so weiter, und im KZG werden die Funktionen und die Stärke von Synapsen bei der Weiterleitung von Impulsen verändert. Das kann eben auch zu einer längeren Speicherung führen.
Aber trotzdem ein gaaaanz großes Dankeschön!! :smile: Dein Beitrag zeigt mir jetzt, dass ich das alles, was ich in meiner Facharbeit verzapft habe, richtig, oder zumindest mal nicht komplett falsch, ist :smile:
Liebe Grüße,
Kathrin :smile:

Hi:smile: ich wollte mich nur auch noch mal für die kurze Zusammenfassung (und natürlich dein Dankeschön) bedanken^^ der Begriff der Langzeitpotenzierung war mir so nämlich nicht geläufig, also hast du da für mich auch noch mal was aufgeklärt und besser veranschaulicht! thx :wink:
studierst du denn Neurologie oder was studierst du? könntest du mir vielleicht aus dem Stegreif sagen, was für nachweisliche Veränderungen haluzogene Drogen auf das Gehirn haben(Marihuana, LSD, Pilze)?? Habe nämlich auf meine Frage im Forum nie eine Antwort bekommen!
Liebe Grüße,
Heike

Hallo Kathrin,

entschuldige, dass ich deine Anfrage übersehen habe.

Ich hoffe deine Facharbeit war erfolgreich.

Viele Grüße
Peter