Zwischenlagerung von Biotonnenabfällen - was beachten?

Hallo,

Für ein Verfahren zur thermochemischen Umwandlung von Biomasse (Hydrothermale Verflüssigung) sollen die zu verwertenden Edukte (Biotonnenabfälle) in großen Mengen zwischengelagert werden. Die Abfälle sollen dabei so zwischengelagert werden, dass sie für mehrere Tage bis eine Woche aufbewahrt werden können, ohne dabei in ihrer Qualität groß beeinträchtigt zu werden (z.B. durch Fäulnis).

Ich konnte im Internet keine Informationen über dieses Thema finden.
Weiß jemand, was für eine solche Zwischenlagerung zu beachten ist? Müssen die
Biotonnenabfälle dafür z.B. unter Sauerstoffabschluss gehalten werden?

Vielen Dank und freundliche Grüße,
Baumschrat

Hei,

Weiß jemand, was für eine solche Zwischenlagerung zu beachten ist?

Da seh ich nicht viel Chancen, wenn man nicht tiefkühlen will - was energetischer Unfug sein dürfte.

Da es sich um unsterile Abfälle handelt, sind die Mikroorganismen schon fleissig bei der Arbeit.

Müssen die Biotonnenabfälle dafür z.B. unter Sauerstoffabschluss gehalten werden?

Das fördert nur den anaeroben Abbau (= Fäulnis).

Dann schon eher sehr aufgelockert mit Zwangsbelüftung, um den Gestank in Grenzen zu halten, und die Verluste durch aeroben Abbau einfach hinnehmen.

lg, mabuse

Servus,

da kann man grad machen, was man will: Was dann nicht aerob abläuft, findet anaerob statt, und bei Sauerstoffabschluss (gasdicht abgeschlossener Lagerung) handelt man sich noch Methan in erheblicher Konzentration ein.

Verringern könnte man die Verluste bei Lagerung wohl allenfalls durch Kühlung - um den Preis, dass einem der Wirkungsgrad des Verfahrens noch mehr in den Keller ginge als durch Atmungs- und Gärungsverluste. Trotzdem ist Kühlung eine Überlegung wert, weil damit Immissionen verringert werden können und vielleicht auch das Thema Hygiene angegangen werden kann.

Schöne Grüße

MM

Teufel und Belzebub
Moin,

Weiß jemand, was für eine solche Zwischenlagerung zu beachten
ist? Müssen die
Biotonnenabfälle dafür z.B. unter Sauerstoffabschluss gehalten
werden?

es gibt da zwei bzw. drei Möglichkeiten, die allerdings alle ziemlich unpraktikabel für große Mengen sind

* Trocknen
* Einfrieren
* Sterilisieren

Für alle Verfahren braucht man sehr große Energiemengen und Aggregate.

Unterbindung der Sauerstoffzufuhr führt nur zum Faulprozessen, die mit Bildung von Methan (Feuer- und Explosionsgefahr) und meist üblem Gestank begleitet werden.

Eine praktikable Lösung kann ich Dir leider keine bieten :frowning:

Gandalf

Bin speziell hierfür kein Fachmann. Nachdem das Zeug in einem thermischen Prozess verbrannt/pyrolysiert wird, kann man zur Stabilisierung der Zwischenlagerung zu drastischen Methoden greifen. Also (Industrie) Alkohol, Natronlauge bis zu einem pH von etwa 10 zugeben, sauer stellen mit Essigsäure oder Essigsäure- Anhydrid, Antibiotica-Mixtur (die Verbrennung zerstört ja die Antibiotica wieder). Stickstoff- Flutung bringt nichts, weil, wie schon gesagt wurde, anaerobe Prozesse weiter laufen.
Udo Becker

Servus,

spätestens großtechnisch dürfte die Option Antibiotika wegfallen, weil es gar nicht mehr so viele in Reserve gibt, die nicht irgendwann mal human- oder veterinärmedizinisch gebraucht werden könnten. Und bei diesen muss man schon schauen, dass man nicht auf Vorrat resistente Keime züchtet, und wenns bloß die Anpassungskünstlerin E. Coli ist.

Schöne Grüße

MM

Danke!
Da habt ihr wahrscheinlich Recht, ich würde auch mal davon ausgehen, dass sich alle Maßnahmen zur Erhaltung der Biomasse, die in Frage kämen (Kühlen, Trocknen, Einfrieren, Sterilisieren), sich wahrscheinlich energetisch und wirtschaftlich niemals lohnen würden.

Ich habe mich gestern auch noch mal in einem Forschungszentrum erkundigt, das sich mit Biomasse beschäftigt, und erfahren, dass man eine solche Lagerung großtechnisch in der Regel so umsetzt, dass man die Biotonnenabfälle z.B. einfach in einer Halle zwischenlagert, um eine Geruchsbelästigung der Umgebung zu vermeiden. Maßnahmen zur Erhaltung der Biotonnenabfälle seien in der Regel nicht vorgesehen, die Biotonnenabfälle haben ja bei der Anlieferung in der Regel vorher ohnehin schon einige Tage oder gar Wochen in den Haushalten zwischengelagert, ihre weitere Gärung wird daher einfach in Kauf genommen. Es müsse nur dafür gesorgt werden, dass die möglichst zügig verbraucht werden.

Vielen Dank nochmal für Eure Antworten! :smile:

Freundliche Grüße,
Baumschrat

Moin,

Bin speziell hierfür kein Fachmann. Nachdem das Zeug in einem
thermischen Prozess verbrannt/pyrolysiert wird, kann man zur
Stabilisierung der Zwischenlagerung zu drastischen Methoden
greifen

was bei (groß)technischen Verfahren aber zu drastischen Kosten und/oder ebensolchen Sicherheitsproblemen führt.

. Also (Industrie) Alkohol,

das wäre bei wirksamen Mengen arg teuer, Brandschutz, Emissionsprobleme …

Natronlauge bis zu einem pH :von etwa 10 zugeben,

Kosten und Arbeitsschutz

sauer stellen mit Essigsäure oder
Essigsäure- Anhydrid,

Kosten, Arbeitsschutz, Emission

Antibiotica-Mixtur (die Verbrennung
zerstört ja die Antibiotica wieder).

Kosten, Sicherstellung das nichts in Abwässer gelangt

Das mag in Technikumsanlagen alles gehen, spätestens im Gigagrammbereich hört es auf zu funktionieren.

Gandalf

hydrothermale Verflüssigung?
Weißt du genaueres zu der hydrothermalen Verflüssigung? Die Existenz dieses Verfahrens ist mir bekannt, aber nicht, dass es in großem Maßstan eingesetzt wird. Wer macht das da? Was passiert mit dem Teer? Wird der in Strom umgewandelt?
Wieso heißt das hydro-thermal? Hydro deshalb, weil die Biomasse nass verarbeitet wird und thermal, weil’s heiß gemacht wird?

Gruß
Paul

Was passiert mit dem Teer?

Dasselbe wie mit Erdöl.

Wieso heißt das hydro-thermal? Hydro deshalb, weil die
Biomasse nass verarbeitet wird und thermal, weil’s heiß
gemacht wird?

Ja, so ist es. Das Prinzip ist überraschend einfach, aber die technische Umsetzung anspruchsvoll - insbesondere im großen Maßstab. Deshalb würde mich auch interessieren, ob das schon irgendwo gemacht wird.

Hallo Paul!

Wer macht das da?

Möglicherweise hilft diese Fundstelle weiter: http://www.ikft.kit.edu/554.php

Gruß
Wolfgang

HTV in der Praxis
Hallo Paul und DrStupid,

Meines Wissens wird die Hydrothermale Verflüssigung gegenwärtig noch nicht in kommerziellen Anlagen betrieben, bisher wurde das Verfahren nur in Pilotanlagen im Labormaßstab ausprobiert. Die fortgeschrittensten Ansätze, HTV großtechnisch und kommerziell umzusetzen, die mir bekannt sind, stammen von den Firmen Biofuel B.V. in Holland und Steeper Energy ApS (in Zusammenarbeit mit der Universität Aalborg) in Dänemark:

http://www.investindk.com/News-and-events/News/2013/…
http://www.fnr-server.de/cms35/fileadmin/allgemein/p…

Das ist nur, was mir zur Zeit bekannt ist. Wenn jemand weitere Infos über den Fortschritt der kommerziellen Umsetzung von HTV hat, wäre auch ich daran interessiert! :smile:

Freundliche Grüße,
Baumschrat

Hallo Baumschrat,

Infos über den Fortschritt der kommerziellen Umsetzung von HTV
hat, wäre auch ich daran interessiert! :smile:

ich möchte mich auch um eine Stelle bewerben oder in das Verfahren viel Geld investieren.

Gruß

Tankred

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ich möchte mich auch um eine Stelle bewerben oder in das
Verfahren viel Geld investieren.

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