Klaus Berger: 1. und 2. Jahrhundert
Hallo,
Berger faßt (nicht nur in Theologie des Urchristentums) unter „zwischentestamentlich“ Textfunde zusammen, die innerhalb der ersten 2 Jahrhunderte entstanden sind und in irgendeiner Weise Bezug auf die frühchristliche Entwicklungsgeschichte haben.
Von
Frühjudentum
ist das einige Jahrhunderte entfernt. Du meinst sicher Früh_christentum_.
Frühchristliche Schriften im engeren Sinne, auch aus den Anfängen der zahlreichen gnostischen Bewegungen, sind zusammengefaßt in
Klaus Berger, Christiane Nord: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften"
ISBN 3458172491 Buch anschauen
wobei mit den Übersetzung en detail Vorsicht geboten ist: Aber um einen Überblick zu gewinnen über alles das, was aus unterschiedlichen Gründen nicht in den Kanon eingegangen ist, ist das ein erster handlicher Zugang.
Die Einleitungen insgesamt und zu den jeweiligen Texten im Einzelnen geben einen Einblick in den aktuellen Forschungsstand. Und natürlich über Bergers Beitrag dazu. Denn er gehört ja mit zu den weltweit anerkanntesten Spezialisten für diese texthistorische Zeitspanne.
Zu der Literatur unter diesem Obergegriff gehören einige der Texte aus den Qumran-Funden, einige aus den Nag Hammadi Funden, sowie aus P. Oxyrhinchus, P. Berolinensis und vielen anderen.
Nag-Hammadi, Qumran, Apokryphen (im schlimmsten Fall sogar pauschal gleichgesetzt mit „verbotene Schriften“), und ähnliche Schlagwörter geistern teilweise im Zusammenhang mit meinem Thema, aber doch widersprüchlich im Web und in den Büchern von Amazon herum.
Was meinst du mit „Schlagwörtern“? Nag Hammadi und Qumran sind recht unmißverständliche Bezeichnungen für Textsammlungen bzw. Textfunde. Beide umfassen halt im Einzelnen eine enorme Zeitspanne. Da könnten einige Verwirrungen herrühren, wenn das (vielleicht von dir selbst beim Lesen oder auch von Autoren der Bücher, die du sichtest) nicht präzise differenziert wird.
Einen guten Überblick über deren Inhalte geben durchaus diese Artikel:
Über Nag Hammadi
Über Qumran
Die Nag Hammadi Texte sind inzwischen alle in mehreren Übersetzungen erreichbar. Z.B.
Schenke et al. ISBN 3110228033 Buch anschauen
oder das ältere
Lüdemann et al. ISBN 3871731285 Buch anschauen
Die Qumran-Texte, hebräische, aramäische, griechische, liegen zwar alle inzwischen als kritsche Editionen vor, sind aber noch nicht alle übersetzt.
Dazu Klaus Berger: ISBN 3791819291 Buch anschauen wo er mit einigen beliebten Verschwörungstheorien aufräumt, sowie und vor allem: ISBN 3150188202 Buch anschauen
Daß der Terminus „Apokryphen“ manchmal verwirrend ist, ist auch nicht verwunderlich. Denn er hat ein lange Begriffs_geschichte_. Angefangen im 5. Jhdt., wo er bereits vielfach polemisch verstanden wurde. Aber auch nicht allenthalben eindeutig, denn der Ausdruck „Häretiker“ hat ebenfalls einen Bedeutungwandel erfahren: „Häretiker“ sind, wörtlich, lediglich Anhänger irgendeiner „hairesis“ („Schule“, „Lehre“, „Weltanschauung“). Im Laufe der Zeit erst wurde es zu einem Gegenbegriff gegen „orthodoxia“.
Und „apokryphos“ heißt schlicht „verborgen“, und es bezog sich ursprünglich auf Texte, die nicht „öffentlich“ - d.h. in den christlichen Wortgottesdiensten - vorgelesen wurden. Im Laufe der Kanonisierung und besonders der späteren Editionsgeschichte (Luther!) bekam der Ausdruck dann die Bedeutung von Texten, die in Editionen entweder verborgen=weggelassen wurden, oder in separaten Rubriken der Ausgaben gedruckt wurden.
Heute wird der Ausdruck vor allem in populärer Literatur, manchmal tatsächlich verwirrend, auf auf alles bezogen, was nicht in den Kanion aufgenommen wurden.
Gruß
Metapher