Okay, alles klar, ist nicht schlimm, aber dann lohnt es ich tatsächlich, einige Mühe in das Werk zu stecken. Wobei ich inzwischen fürchte, dass das ein längerer Prozess wird. Sprich: Du kannst Dich getrost jetzt schon bewerben (wenn Du das nicht eh schon längst tust). Und mit dem Vermerk „Da ich mich derzeit in einem ungekündigten Beschäftigungsverhältnis befinde, bitte ich Sie, meine Bewerbung vertraulich zu behandeln“ wird auch erstmal keiner nach diesem Zeugnis fragen
Darum empfehle ich Dir ja mit unserem Vorschlag zum Arbeitsrechtler zu gehen. Im Internet treiben sich „Experten“ mit den allerdrolligsten Ansichten rum. Aber überleg mal: wer ist der wichtigste für die Firma? Richtig, die Kunden! Dann kommen die Chefs. Und ob Du mit Deinem Kollegen Hugo Best Buddy bist oder nicht ist dann komplett egal (zumindest solange wir nicht von Mobbing reden, aber das hätte im Zeugnis dann eh nix zu suchen…)
War das Deine Einstellung oder die vom Unternehmen oder wart Ihr Euch dabei einig? Ich bestehe da deswegen so sehr drauf, weil in einem echt „guten“ Zeugnis eben auch irgendwelche Erfolge genannt werden. Das muss jetzt auch nicht sein, dass Du die gesamte Logistik umgekrempelt hast, das können auch ganz kleine Kleinigkeiten sein. Gab es da wirklich ganz und gar nix? Vielleicht auch im Zusammenhang mit Corona? Oder irgendwas, was Du halt viel besser kannst als Deine Kollegys?
Aber auch „Du hast das was Du gemacht hast immer gut und zuverlässig getan“ (ist ja in der Logistik ziemlich wichtig) ist ja ein guter „Erfolg“. Wie selbstständig schätzt Du Deine Arbeitsweise denn ein? Konntest / hast Du Deinen Stiefel durchgezogen oder musstest jeden Pups mit dem Cheffe abstimmen?
Gibt es irgendwas, was Du mitgebracht hast, was gar nicht gefordert war und was Du dort gelegentlich in höchster Not einsetzen konntest? Also sowas wie ein LKW-Führerschein, so dass Du in höchster Eile den LKW des Lieferanten vom Hof fahren konntest oder so? (Disclaimer: willkürlich gewähltes Beispiel, keine Ahnung ob so eine Situation vorkommt und ob Du das dann tun dürftest, selbst wenn Du könntest)
Ja, aber das scheint mir im Moment unser einziger Trumpf zu sein. Wie lange war denn die Schulung? Gab’s eine Prüfung? Zertifikat? Wurdest Du danach hoch offiziell zum „Gefahrgut-Verantwortlichen“ ernannt? Gab es wenigstens mal irgendwelchen Kleinkram, den Du dabei erledigen musstest? Und sei es nur, irgendwelche Gefährdungsbeurteilungen schreiben und hinhängen. Oder den polnischen LKW mit der Dynamitlieferung auf das freie Feld nebenan umgeleitet?
Erfordert das irgendwelche technischen Kenntnisse? Mussten die Rohstoffe in irgendwelche Analyse-Geräte, die Du dort gelernt hast zu bedienen?
Das ist doof. Es geht ja in diesem Zeugnis um Deine Arbeitsleistungen und da sind die Protokolle von Mitarbeitergesprächen immer sehr hilfreich. Note to self: im nächsten Job unbedingt ungefähr einmal im Jahr (ggf. im ersten Jahr auch zum Ende der Probezeit) um ein Mitarbeitergespräch bitten. Dann weißt Du auch gleich, wo Du so leistungsmäßig stehst und wo Du ggf. Verbesserungspotential siehst.
Aber nochmal zum Anwalt: ja, das ist doof und teuer. Aber hey, wenn Du wegen einem schlchten Zeugnis nur nen schlecht bezahlten oder blöden Job findest ist das noch viel teurer. Und der Anwalt tritt im Idealfall gar nicht in Erscheinung. Du gehst mit dem Zeugnisvorschlag den wir hier erarbeiten zum Anwalt, der hinterlässt hier oder da noch seine Duftmarke (oder zerrrrrrreisst das ganze Werk fg) und mit diesem Anwalt-Vorschlag gehst dann zum Cheffe und bittest drum, dass das Zeugnis so aussehen soll. Meist übernehmen die das dann auch mehr oder weniger so - und erst wenn die erheblich davon abweichen erzählst Du überhaupt vom Anwalt