Hi,
so, jetzt hab ich mir mal die Mühe gemacht aus Deinen tröpfelnden Informationen ein bewertbares Werk zu basteln. Meine Kommentare sind kursiv dargestellt. Disclaimer: manche meiner Kommentare werden sehr despektierlich klingen, das ist weder auf Deine Person noch auf Deine Arbeitsweise bezogen (beides kenne ich nicht!), sondern ich spiele den Anwalt des Teufels, also einen Personaler, der Dein Zeugnis liest und Dir Böses will.
Frau [Vorname Nachname] ist seit dem [Herbst 2017] als Content Manager in
unserem Unternehmen tätig.
[Unternehmensbeschreibung: Internetagentur, 25 MA]
gehört eigentlich überhaupt nicht rein, ist ein Zeugnis für Dich, keine Werbeplattform für Deinen Arbeitgeber
Frau [Nachname] arbeitet für den Kunden [Kundenname].
Ist das üblich, dass Kundennamen in Zeugnissen aufscheinen? Mir käme das höchst merkwürdig vor. Notfalls "für einen Kunden in der Nasenbohrer-Branche @DrSoon ?
Zu ihren wesentlichen Aufgaben gehören:
Erstellen und Aktualisieren von Webseiten und Teasern im CMS AEM
Vorbereiten von Excel-Dateien für den Produktdaten-Import,
Anpassen der Adminseiten, Datenimport in AEM und Fehleranalyse
Kommunikation mit dem Content Support in England und [Kundenname]
Datenpflege in kundenspezifischen Datenbanken
Vorbereitung und Versand von Newslettern mit Inxmail
Zusammenstellen von Web-Statistiken mittels Google Analytics
Bildbearbeitung mit Adobe Photoshop
es tut mir leid, ich kenne mich in diesem Bereich nicht sooo gut aus, aber das alles klingt mir nicht nach „komplexes Aufgabengebiet“. Das kann aber daran liegen, dass die einzelnen Tätigkeitspunkte eher vage gefasst sind. Eventuell magst das nochmal überarbeiten? Da kann ich Dir natürlich nicht helfen, denn Du musst wissen, was für Tätigkeiten Du da machst und wie „komplex“ (oder auch nicht) die sind
Frau [Nachname] hat sich sehr engagiert in ihr komplexes Aufgabengebiet
eingearbeitet und verfolgt die vereinbarten Ziele nachhaltig und erfolgreich.
Hmmm, nach 1 1/2 Jahren in dem Laden würde ich erwarten, dass da mehr als „engagiert (nichtmal erfolgreich!) eingearbeitet“ passiert ist. Das klingt mir nach jemandem, der eigentlich schon motiviert ist und will, aber das irgendwie (warum auch immer) nicht hinkriegt. Besser wäre „Beherrscht ihr (komplexes) Aufgabengebiet jederzeit selbstständig / souverän.“ oder ähnliches.
Sie besitzt ein umfassendes und gutes, jederzeit verfügbares Fachwissen, mit
dessen Hilfe sie auch schwierige Aufgaben erfolgreich löst.
Hier fehlt das „stets / immer“ vor „erfolgreich“. Man könnte hier ein „gelegentlich mal“ reininterpretieren
Eine starke Zielorientierung und ein außerordentliches
Verantwortungsbewusstsein prägen ihre Arbeitsweise. Ihre Aufgaben erledigt sie
stets selbstständig, mit großer Sorgfalt und Effizienz. Durch ihre sehr hohe
Zuverlässigkeit bestätigt sie jederzeit das in sie gesetzte Vertrauen.
*Oh, „Effizienz“ könnte man jetzt diskutieren: für mich könnte man das bösartig in „macht nur das Minimum“ interpretieren, ich weiss aber, dass andere Leute das durchaus als hohes Lob meinen. *
Die „starke Zielorientierung“ und von oben „Ziele nachhaltig und erfolgreich“ deutet ein bisschen auf „geht über Leichen“ hin. Das ist möglicherweise in dieser Branche ebenfalls ein Lob, aber dazu dass man von „vereinbarten Zielen“, die „manchmal“ erreicht werden liest, könnte man hier negative Schlüsse ziehen. „Drängelt sich immer vor, weil sie sich so wichtig nimmt und am Ende kommt nix verwertbares raus.“ [Hier würde mich mal die Meinung der anderen interessieren, ob ich das an dieser Stelle allzu negativ sehe]
Sie liefert immer qualitativ und quantitativ gute Ergebnisse.
Sind bei Euch „quantitativ“ gute Ergebnisse wirklich wichtig? Also habt Ihr Ziele wie „100 Newsletter“ pro Tag oder so?
Auch erhöhtem
Arbeitsaufwand und Termindruck ist sie gut gewachsen.
siehe oben: „jederzeit / immer“ fehlt
Die ihr übertragenen
Aufgaben erledigt sie stets zu unserer vollen Zufriedenheit.
Analog zu „Ziele vereinbart“. Ich lese daraus „Sie sieht halt die Arbeit nicht, man muss ihr jeden Scheiss antragen, dann macht sie das aber wirklich engagiert und manchmal sogar so, dass wir das verwenden können.“ Und natürlich der Klassiken mit der „stets vollen Zufriedenheit“
Wegen ihres verbindlichen und kooperativen Auftretens ist sie eine allseits
geschätzte Ansprechpartnerin. Ihr persönliches Verhalten gegenüber
Vorgesetzten, Kollegen und Kunden ist zu jeder Zeit vorbildlich.
Reihenfolge: 1) Kunden, 2) Vorgesetzte, 3) Kollegen
Frau [Nachname] erhält dieses Zwischenzeugnis aufgrund eines
Vorgesetztenwechsels. Wir bedanken uns für die bisher geleistete Arbeit und
freuen uns auf eine weiterhin erfolgreiche Zusammenarbeit.
[Ort und Datum]
[Firmenname]
[Unterschrift GF]
Fazit: Ein nettes Mädel, wenn man ihr sagt, was sie tun soll, macht sie das dann auch halbwegs gut. Das schlimmste was dem Werk fehlt sind jedoch Erfolge. Hast Du denn in diesen 1 1/2 Jahren so gar nix hingekriegt? Also „So hat sie durch die Einführung von x… die Newsletterfrequenz bei unserem Kunden verhunderfacht.“ oder „Durch ihre umfassenden Kenntnisse in Photoshop ist es ihr gelungen…“
Vermutlich wird aber keiner Deiner Chefs Bock haben, das Teil neu zu schreiben. Darum kannst Du mal folgendes versuchen: Du schreibst Dein eigenes Zeugnis und bittest, dass man das prüft und Dir dann formal korrekt gibt. Wenn Du das selber nicht hinkriegst ist es unter Umständen gut investiertes Geld, dafür den Rat eines Anwalts einzuholen (der soll nicht drohen, klagen oder sonstiges sondern Dir nur einen soliden Zeugnistext erstellen - davon erfährt dann auch der Arbeitgeber nichts, wo der Textvorschlag herkam)