Hallo!
angenommen ihr würdet jeden Monat ab eurem 18. Lebensjahr
1.500,-€ überwiesen bekommen und zwar bedingungslos. Würde
euch das genügen und ihr würdet aufhören zu arbeiten?
Ich kann das auch ohne Konjunktiv beantworten, da meine (dem Erbe geschuldeten) Kapitaleinkünfte so ca. diese Höhe erreichen. Nicht ganz vielleicht unterm Strich gerechnet.
Ich habe immer eine Ausbildung absolviert und/oder etwas gearbeitet.
Allerdings habe ich mir so Luxusstudiengänge wie Philosopie und Soziologie erlaubt, was ich nicht gemacht hätte, wenn ich unter normalem Erwerbszwang stehen würde.
Würdet
ihr anfangen gemeinnützige Arbeiten zu verrichten?
Ja, früher habe ich viel hier im www geschrieben
Meint ihr, unsere Wirtschaft würde zusammenbrechen, weil zu
wenige Menschen arbeiten
Zumindest dieses Grundeinkommenmodell mit 1500,-/Monat würde nicht lang durchhalten.
Man müsste mit geringen Sockelbeträgen einen Einstieg in eine grundeinkommensbasierte Ökonomie suchen, nicht mit Beträgen, die bereits eine umfassende Dekommodifizierung erlauben. So führt man die Grundeinkommens-Idee nur ad absurdum, indem man damit quasi „experimentell belegt“, dass das Grundeinkommen „gegen die Natur des Menschen“* sei, weils nicht geklappt hat, da zu viele aus der Arbeitswelt ausgestiegen sind.
* austauschbare Platitüde
Aus meiner Sicht, und historische Analysen belegen dies ganz klar, ist es nie der Lohn an sich gewesen, der zur Lohnarbeit motiviert hat, sondern Arbeitssamkeit beruhte stets und beruht noch heute auf ideologischen Grundhaltungen. Nimmt man durch das Grundeinkommen den Faktor „Bezahlung“ zurück, muss man ihn peu à peu durch ideologische Faktoren ausgleichen.
Einer der ‚Widersprüche‘ des sog. Spätkapitalismus ist m.E. der, dass ihm diese ideologische Reproduktion nicht mehr gelungen ist, weil er weitgehend von Arbeits- auf Konsumideologie umgestellt hat sowie den Rest an Arbeits-Ideologie nur noch als austauschbaren „Job“ statt als „Beruf“ propagiert.
So hat er einen Haufen konsumwütiger, aber arbeitsscheuer Menschen hervorgebracht, die sich lieber in soziale Hängematten legen als irgendwo anzupacken, wenn die Hängematte fast gleich viel Einkommen abwirft, wie man es mit Arbeit erreichen könnte. Hauptsache für Handyvertrag und Flachbildfernseher reichts - und da nur per Easy Credit und anhängender Privatinsolvenz.
Die Art der Diskussion des Mindestlohns zeigt das schön: argumentiert wird u.a., dass die niedrigen Löhne zu wenig Abstand zu Sozialeinkommen hätten, und so keinen Anreiz für die Aufnahme von Arbeit böten. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass der ideologische Anreiz zum Arbeiten fehlt.
man könnte diesen ganzen Absatz auch weniger polemisch ausdrücken
Gruß
Tyll