Kann den Ausführungen von exc kaum etwas hinzufügen, muss aber wohl trotzdem auf einige deiner „Thesen“ eingehen.
Scheinbar nicht richtig, sonst würden die
Instandhaltungsaufwendungen mit in die Unterhaltskosten
eingerechnet, so das solche „Probleme“ gar nicht erst
entstehen würden. Kosten- und Leistungsrechnung, erstes
Studienjahr BWL.
Lustiger Ansatz, ich glaube aber um dir die Problematik so darzustellen, dass du sie verstehst muss ich mich in Richtung Bilderbuchniveau herabbegeben, denn dich selber informieren willst du ja offensichtlich nicht.
Die Bundesrepublik Deutschland leistet sich Streitkräfte, hierzulande Teil der Bundeswehr. Diese Streitkräfte haben den Auftrag die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland sicherzustellen. Zu diesem Zweck bekommt das Verteidigungsministerium Geld - um genau zu sein den sogenannten „Einzelplan 14“ - den Verteidigungshaushalt. Dieses Geld ist dafür da den obig genannten Auftrag sicherzustellen und alle laufenden Kosten zu decken - bleibt etwas über (was nicht passiert) muss es an den Onkel Finanzminister zurückgezahlt werden - genauso wie im Falle der veräußerung von Bundeswehrmaterial oder Liegenschaften.
Soweit so schön - eigentlich alles kein Problem … (aber eigentlich ist eigentlich kein Wort)
Blöderweise entscheidet das Parlament hin und wieder die Bundeswehr nicht nur in ihren Kasernen hocken zu lassen, sondern schickt Deutsche Soldaten in Krisengebiete oder lässt sie bei Katastrophen auch im Inland Einsetzen. Blöderweise kosten solche Einsätze aber Unsummen, die vorher nicht aufgebracht werden mussten. Plötzlich stellt also der Onkel Verteidigungsminister fest: „Hui, jetzt schick ich die Soldaten da und da hin, weil der Bundestag das sagt, aber zusätzliches Geld bekomme ich dafür nicht…muss ich also wo anders sparen.“
Gesagt getan, so wird dann mal munter seit mittlerweile fast 20 Jahren an den meisten Bundeswehrliegenschaften nur das nötigste repariert - wenn mal eine Kaserne komplett renoviert wird, dann wird sie in aller Regel dann auch zügig dicht gemacht (aber das hat andere rechtliche Hintergründe).
Jetzt sagt aber die schlaue Bianca: „hei…der Verteidigungshaushalt wurde doch gerade erst um eine halbe Milliarde erhöht, dann muss das doch ohne Probleme gehen!“
Nun, das sagt sich leicht, wenn man von der Materie keine Ahnung hat und lieber Stammtischparolen nachplappert, als sich zu informieren.
Eine halbe Milliarde Euro sind nämlich - angesichts der Tatsache, das regelmäßig neue Einsätze zu den derzeit laufende dazukommen und in den noch laufenden - insbesondere in Afghanistan nach wie vor massive Mängel in der Ausstattung und Ausrüstung vorliegen - nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein. Genau genommen kommt dieser Tropfen nämlich nicht mal auf dem Stein an.
Und um dir, Bianca, das ganze auch wirklich verständlich zu veranschaulichen (ich will ja, dass du es wirklich verstehst) mache ich dir das ganze mal an einem Beispiel deutlich:
Du Bianca hast den Auftrag ein Haus zu bewirtschaften, dafür bekommst du die fiktive Summe von 10 Mark im Jahr. Diese 10 Mark reichen aus um alle laufenden Kosten zu decken und das Haus in einem guten und technologisch annähernd dem aktuellen Stand entsprechenden Zustand zu halten.
Wir halten fest: 10 Mark im Haushalt - 10 Mark laufende Kosten = Rechnung geht auf, Ergebnis 0
Nun kommt dein Chef aber daher und sagt: „Hier Bianca, den Garten, den bewirtschaftest du jetzt auch mit, dafür geb ich dir sogar noch 2 Mark dazu!“
Blöderweise kostet die Bewirtschaftung des Gartens aber 4 Mark im Jahr.
Wir halten fest 12 Mark im Haushalt - 14 Mark theoretische laufende Kosten= Rechnung geht nicht auf, Ergebnis -2
Also müssen 2 Mark im laufenden Jahr eingespart werden…also denkst du dir „Hei, das Haus das steht noch 100 Jahre, das brauch nicht so viel Geld“ und wendest für den unterhalt des Hauses also nur noch 8 Mark auf.
Plötzlich kommt dein Chef wieder und sagt: „Alles super Bianca, hei du wirst es nicht glauben…ich hab hier jetzt noch den Auftrag für dich, die Garage zu bewirtschaften…ist das nicht super? Kriegst auch noch 1 Mark pro Jahr zusätzlich dafür!“
Was er dir nicht sagt - was du aber schnell rausfindest - ist, dass die Bewirtschaftung der Garage leider auch 4 Mark im Jahr kostet. Dummerweise wieder ein Verlustgeschäft für dich - aber es muss ja weitergehen. Wobei - eigentlich müsste das Haus mal wieder renoviert werden…
Also rechnest du wieder:
13 Mark im Haushalt - 18 Mark theoretische laufende Kosten = Rechnung geht nicht auf: Ergebnis -5
Super…schon 5 Mark, die du einsparen musst…
Und so geht es munter ein paar Jahre weiter, bis irgendwann der Onkel „Betriebsprüfer“ kommt und dir sagt: „Liebe Bianca, das ist ja schlimm wie das hier alles aussieht…warum renovierst du denn nicht?“
Und du musst ihm dann sagen: „Weil ich kein Geld dafür habe und trotzdem alle Aufträge erfüllen muss, die mein Chef mir gibt!“
Ich weiß das war jetzt stark vereinfacht, hoffe aber eine zielpersongerechte Aufarbeitung des Sachverhaltes angeboten zu haben.
28,4 Milliarden Euro, also etwa ne halbe Milliarde mehr als
2006… Also mehr als 350 EUR pro Person…und dann
schaffen die es nichtmals die einfachsten Aufgaben (halt die
Instandhaltung… jeder Privathaushalt weiss sowas) zu
erfüllen?
Meinst du? Komischerweise geht es den meisten Leuten eher darum zu überleben (z.B. essen, trinken) - wenn du allerdings lieber mit deinem letzten Geld eine kaputte Dachschindel austauschen lässt, und dafür auf dein Essen verzichtest ist das eine interessante Prioritätensetzung.
Und wenn in der Bundeswehr die Frage gestellt wird, ob dringend benötigte Schutzausrüstung für Soldaten in Afghanistan beschafft wird oder die stark renovierungsbedürftige Kaserne in Müllermeyerschulzestadt einen neuen Anstrich bekommt, dann kannst du davon ausgehen, dass die Schutzausrüstung gekauft wird, da nicht für beides Geld da ist.
Lustiger Weise redest du immer von BWL - man braucht aber nicht BWLer zu sein um zu wissen, dass man einen Euro, den man hat nicht zwei mal ausgeben kann.
Wie schon gesagt: Rekruten dürfen sowieso keine Wache
schieben.
Warum nicht? Wofür sind die denn sonst gut?
Nun ja -Rekruten werden zu Soldaten ausgebildet. Um es dir so zu verdeutlichen, dass du es verstehst: Solange Schütze Müller nicht weiß, welches Ende seiner Waffe das böse und welches das gute Ende ist setze ich ihn bestimmt nicht mit seiner Waffe irgendwohin, wo er die Waffe im Zweifelsfall einsetzen muss.
Wenn die privaten Wachdienste nicht billiger wären, als der
Einsatz von Soldaten würde das nicht gemacht werden.
Kann es sein, dass dir die BWL-Grundlagen etwas fehlen?
Sehe ich eher nicht so…
Ja, dir fehlen ja auch offensichtlich die fundamentalsten Kenntnisse zum Thema…
Ein Soldat der Wache (24-Stunden Dienst am Stück) schiebt:
-hat Anspruch auf Zulagen (sofern er Soldat auf Zeit/Berufssoldat ist),
-fehlt zwei volle Tage in seiner eigentlichen Funktion,
-hat Anspruch auf Dienstzeitausgleich in Form von Freizeit oder finanzieller Vergütung.
Ein Angehöriger eines privaten Wachdienstes:
-ist kein Angestellter der Bundeswehr, bekommt also auch keine Zulagen o.Ä. - es muss nur der Pauschalbetrag an den Wachdienst gezahlt werden,
-verdienst in der Regel weniger als ein Zeitsoldat, (Stichwort BWL?)
-verursacht keine Arbeitsausfälle innerhalb der Bundeswehr.
Kurz: Es ist in vielen Fällen bei weitem günstiger zivile Wachdienste einzusetzen - insbesondere an Standorten, die eine militärische Bewachung gar nicht sicherstellen könnten. Soldaten, die nur für den Wachdienst eingeteilt sind gibt es nämlich in aller Regel nicht.
Nur…mir leuchtet es nicht ein das Soldaten (ja richtig,
diese bewaffneten potentiellen Mörder) die sich in Kasernen
befinden, Kameraüberwacht, hinter dicken Mauern etc von
externen, von Zivilisten bewacht werdenmüssen.
Schaust du Nachrichten? Liest du Zeitung? Wozu benutzt du das Internet eigentlich noch, außer um hier den Forentroll zu spielen?
Während diese privaten Wachdienste ihre bezahlten Jobs machen sitzen :die Soldaten vorm TV und schauen Talkshows? Oder wie muss ich mir
das vorstellen?
Tja, wie musst du dir das vorstellen? Was deine Vorstellungskraft angeht habe ich mittlerweile schon einen ganz guten Eindruck bekommen, aber ich würde dir einfach mal raten den Selbstversuch anzugehen.
Bewach doch neben deinem Job als Krankenschwester mal das Krankenhaus - bzw. sag eurem Pförtner, dass du seinen Job mitmachst - natürlich auch außerhalb deiner eigentlichen Dienstzeiten („Talkshow schauen“ und Feierabend oder Freizeit haben ist ja bei dir offenbar eh nie der Fall).
Also, wenn mein Arbeitgeber sowas tun würde, dann würde er so
schnell seine Zulassung als Krankenhaus verlieren, so schnell
kannst Du nichtmals ein Feld jagen.
Lustig…und jetzt versuch mir mal verständlich klar zu machen, warum in einem Krankenhaus bessere Verhältnisse herrschen sollten, als in Liegenschaften der Bundeswehr (ja, auch die Bundeswehr hat Krankenhäuser ;o) ) - wo sogar Menschen wohnen und nicht nur arbeiten oder zeitweise untergebracht sind.
Blöderweise ist die Bundeswehr kein Wirtschaftsunternehmen, sondern eine Behörde. Der Unterschied ist relativ einfach.
Das Wirtschaftsunternehmen verdient Geld und macht anhand seiner Finanzstärke und Finanziellen Mittel den Rahmen seiner Tätigkeiten fest - würde es dies nicht tun, wäre es verdammt schnell pleite.
Eine Behörde bekommt Aufträge, die sie nicht aussuchen oder ändern kann - sie muss sie einfach ausführen. Hierzu bekommt sie einen entsprechenden Haushalt, der platt gesagt einfach reichen muss - egal was passiert. Da eine Behörde aber nicht pleite gehen sondern nur unterfinanziert werden kann, da ja sowieso immer wieder Geld nachkommt können nunmal auf Dauer massive Versorgungsengpässe und Mängel entstehen, die es in einem Wirtschaftsunternehmen nicht geben kann. Und um in deinem Gewerbe zu bleiben: Wenn du dir Deutschlands große Krankenhäuser anschaust (alle staatlich), dann siehst du eben genau diese Engpässe und Mängel - wobei der Vergleich natürlich hinkt, die Bundeswehr nimmt ja bei ihren Kunden nichts ein.
Ganz davon abgesehen das mein Arbeitgeber seine Einnahmen die er hat :stets für Instandhaltungen, Modernisierungen und Neubauten verwendet
(teilweise aus gesetzlichen verpflichtungen heraus, teilweise
aus betriebswirtschaftlichen Gründen).
Siehe obiges Beispiel der laufenden Kosten, die den Etat übersteigen.
Abgesehen davon haben die Damen und Herren im Bundestag -
genauso wie der Rest unserer Gesellschaft - eine
Fürsorgepflicht für die Angehörigen der Bundeswehr.
Aber haben sie diese gut genug erfüllt?
Was meinst du, worum es offenkundig die ganze Zeit geht? Genau da drum. Nur willst du ja offensichtlich auch nicht, dass die notwendigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden.
Wenn die Kasernen so aussehen, die Stimmung in der Truppe seit Jahren :schlecht ist (kam gestern auch durch die Nachrichten)… Oder hat :da jemand seinen Job nicht gut genug gemacht (evtl
Verteidigungsminister?)
Ich merke offensichtlich gibt es noch Hoffnung. Der Schluss, dass der Verteidigungsminister derjenige ist, der seinen Job nicht gemacht hätte ist allerdings der falsche - bzw. nur eingeschränkt richtig. Der BMVg kann nämlich nur die Unterfinanzierung verwalten, Vorschläge für sein Ressort einbringen, Forderungen stellen und Lobbyarbeit leisten - ER kann aber nicht entscheiden, das kann nur das Parlament.
Gruß Andreas