Hallo Jule,
Wer es nicht geschafft hat, seinem Kind in 13 Jahren das nötige Rüstzeug beizubringen, tagsüber alleine zu beiben, der muss dann allerdings tatsächlich zu Hause rumhocken und sein Kind überwachen, aber das dann doch bitte auch die nächsten 60 Jahre.
Sorry, aber das ist Blödsinn. Mit 13 ist ein Kind ein Kind,
das sich in einer besonderen Umbruchsphase befindet. Es als
Eltern sich selbst überlassen, ist kein Zeichen von souveräner
Erziehung zur Selbstständigkeit, sondern von Vernachlässigung.
uff, da merke ich erst jetzt, dass ich meine Tochter (inzwischen 33) offenbar hochgradig vernachlässigt habe.
Da es für Gymnasiasten hier keine ordentliche Hortbetreuung gibt, war diese nämlich vom Übertritt ins Gymnasium an nämlich vom Schulende bis ich heim kam, alleine. Erschwerend kam hinzu, dass ihre beste Freundin aus Grundschultagen in dieser Zeit mit ihren Eltern fortzog. Das war nach meinem Gefühl das größere Problem.
Natürlich gibt es Eltern, die arbeiten müssen und nicht rund
um die Uhr bei ihren Kindern sein können. Sie dauerhaft (und
nur darum geht es) einen Großteil des Tages unbetreut zu
lassen, ist dennoch keine gute Idee. Auch dann nicht, wenn das
Kind das vordergründig klasse findet.
Oh, so klasse fand das meine Tochter gar nicht.
Wenn keiner mitkriegt, in welcher Stimmung ein Kind Tag für
Tag aus der Schule kommt, ist auch keiner da, der es auffangen
kann.
Gerade, wenn sie Probleme hatte, rief sie mich allerdings in der Arbeit an.
Gerade in einem Alter, in dem für die meisten Kinder bei
weitem nicht mehr alles rund und easy läuft, brauchen sie
einen Ansprechpartner. Und wenn sie ihn nicht ansprechen
wollen (was durchaus vorkommt), ist es sein Job, dafür zu
sorgen, dass der Kontakt gehalten wird.
Das habe ich Abend für Abend auch gemacht. Und, noch wichtiger, auch von mir (altersgerecht) erzählt.
Erziehung endet nicht mit dem Beginn der Pubertät. Der weitaus
kniffligere Teil beginnt da erst.
Sorry, aber in dem Alter hatte ich nie mehr das Gefühl, meine Tochter zu „erziehen“. Dass Lernen im Prinzip Spaß macht, dass sie ihre Mutter und deren Anordnungen auch mal „doof“ finden darf, sowas war schon klar.
Ich finde, dass man sich schon gut selber darüber täuschen kann, welchen Einfluss Eltern gerade auf ihre Kinder in dem Alter haben.
Gruß, Karin