Hi Branden,
Drei Fragen hätt ich dazu:
ganz ins Unreine beantwortet:
- Warum wird überhaupt erhöht?
Weil das Bundesverfassungsgericht kundgetan hat, dass das Alg2 in der derzeitigen Form verfassungswidrig ist, speziell was die Leistungen für Kinder angeht, da die Berechnungsgrundlage nicht nachvollziehbar ist.
- Warum regen sich die Leute auf, gerade w e n n erhöht
wird?
Zum einen, weil im Vorfeld von deutlich höheren Beträgen die Rede war, zum anderen - und das dürfte der wichtigere Grund sein - weil es doch ein gar seltsamer Zufall ist, dass bei der ersten ‚richtigen‘ Berechnung praktisch genau die gleiche Summe wie zuvor herauskommt - nachdem es ganz zufällig auch bereits im Vorfeld aus Richtung des Finanzministeriums getönt hat, dass aber keinesfalls mehr Geld dafür bereitgestellt wird.
- Die Idee mit den Gutscheinben halte für sehr gut, weil das
Geld dann den Kindern wirklich zugute kommt. Warum flippen die
Eltern da aus? Wollen sie das Geld lieber versaufen und
verrauchen, stratt es den Kindern zu geben?
Zunächst: Es war ursprünglich nicht von Gutscheinen, sondern von Chipkarten die Rede.
Und warum da kein Jubelgeschrei ausbricht, hat vielfältige Grunden; hier nur einige wenige:
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Es entsteht ein unverhältnismäßiger (und teurer) Verwaltungsaufwand, besonders bei dem Chipkartensystem, da Anbieter von Nachhilfe, Musikunterricht etc. mit Lesegeräten ausgestattet werden müssen; auch Gutscheine müssen abgerechnet werden.
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Es ist nicht unwahrscheinlich, dass bei einem entsprechend aufwändigen System nicht alle Anbieter eingebunden werden (wollen); dies führt zu einer Beschränkung auf eine kleine, eventuell sogar überteuerte Auswahl (da die Anbieter entstehende Kosten wieder ‚herausholen‘ wollen oder quasi ein Monopol haben).
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Es besteht die Befürchtung, dass die ‚problemlosen‘ Kinder unberücksichtigt bleiben - Kinder und Jugendliche, die keine Nachhilfe benötigen, Sport in kostenfreien AGs an ihrer Schule ausüben, aber vielleicht gerne einen Japanisch-Kurs an der Volkshochschule belegen oder eine Sprachreise nach Großbritannien machen würden.
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Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Chipkartensystem zu Diskriminierungen der Kinder führt.
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Und zu schlechter Letzt: Es ist empörend, dass Eltern, die Alg2 beziehen, automatisch die Erziehungsfähigkeit abgesprochen wird und sie ständig mit der Unterstellung leben müssen, das Geld nur in Alkohol und Zigaretten umsetzen zu wollen (auch die Betonung der Kürzung um den für Zigaretten und Alkohol vorgesehenen Betrag stößt in dasselbe populistische Horn). Die meisten Bezieher von Alg2 sind ganz normale Menschen, die eigenverantwortlich entscheiden wollen, was das Beste für ihre Kinder ist. In allen anderen Bereichen wird dieser Tage massiv Eigenverantwortung eingefordert - aber ausgerechnet in diesem Kernbereich des Lebens soll das nicht mehr gelten?
Grüße
=^…^=