hallo,
Hallo,
… und kaum einer redet
DA rüber, mir ist hundeübel davon.
Ich bemerkte eine ganze Menge „darüber reden“ bei Zeiten.
Allerdings haben Skandale und Entsetzen in unserer Welt eine
kurze Haltbarkeit.
Und wie aber sollen grundlegende Konflikte jemals lösbar sein ohne ein Bewusstsein über ihre Entstehungsgeschichte?
Was heute ein unlösbar scheinender Konflikt ist, ist doch über viele Jahrzehnte, gar Jahrhunderte der gegenseitigen Traumatisierungen entstanden.
Der perfekte Knoten.
Wie kann ich Israel verstehen, ohne an den Holocaust zu denken, wie kann ich Muslims verstehen, ohne an Palästina und andere Demütigungen, Ausbeutungen und Kriege zu denken?
Traumatisierungen neigen dazu, sich weiter zu verteilen,an die nächstbesten…
Du erinnerst dich anscheinend nur an ausgewählte Missetaten,
nämlich die er Israelis.
vergangene Unruhen oder Massaker in Kambodscha, Uganda,
Myanmar, Indien, Südafrika, China usw. oder die anhaltenden
Ungerechtigkeiten in Tibet, Iran und Nordkorea verusachen dir
anscheinend keine Übelkeit, obwohl davon im Moment auch kaum
einer redet.
Es ist schwierig und nicht sinnvoll an solchen Stellen zu vergleichen.
Besonders Tibet, Indien und Südafrika verursachen mir durchaus eine ähnliche Übelkeit, aber darum geht es an dieser Stelle nicht.
Was an der Polarisierung arabische Welt/westliche Welt grundlegend anders ist, ist,dass unser Kulturkreis involviert und betroffen ist.
Natürlich guck ich mir vorrangig den Dreck im eigenen Hof an, bevor ich mich um fremde Höfe kümmere.
In Südafrika hat übrigens wenigstens im Ansatz etwas stattgefunden, was auch dazu neigen lässt, diese beiden Themen nicht in einen Topf zu werfen:
Es gab Versuche der Wiedergutmachung und des Dialoges im Geiste des „ubuntu“.
Nicht wenige Einzelfälle haben damit so etwas ähnliches wie Gerechtigkeit und Frieden gefunden.
Das ist sicherlich nicht zuletzt einem friedlichen Nelson Mandela mit zu verdanken, der eben nicht zum Krieg aufgerufen hat, ebenso wenig wie Ghandi seinerzeit.Anders, als Arafat zu Zeiten.
Würde die Welt aber immer mit auf dem Ticker haben, warum Muslims Steine und Feuer werfen, statt sie zu dämonisieren und das Feuer noch zu schüren (ich könnte mir vorstellen, dass mit genau dieser Absicht dieser Film jetzt in Youtube kam, ausgerechnet jetzt, es gab ihn schon viel länger), dann würde vielleicht eines Tages so etwas ähnliches wie ein Dialog möglich.
Dazu würde aber auch gehören, dass Verantwortliche -auf beiden Seiten- zur Verantwortung gezogen würden.
Und dass eben das nicht geschieht, auch darin unterscheidet sich dieser Bereich von z.B.Südafrika, Tibet (die ganze Welt gibt China und damit auch Tibet dauerhaft zu verstehen, dass dort großes Unrecht geschieht, die Tibeter haben die Welt hinter sich, sie demütigt sie nicht) Nordkorea sowieso, da sind sich alle einig.
Israel aber ist ein anerkanntes und protektioniertes Mitglied der westlichen Staatengemeinschaft, im Zweifelsfall immer unterstützt von den USA, auch wenn die mal sagen, das ist jetzt aber nicht Ok gewesen, am Ende stehen sie doch dahinter-nicht ganz uneigennützigerweise.
Und dann wird ein Mordstheater gemacht, wenn die Twintowers fallen und das Ganze genutzt, um noch mehr zu überwachen, noch paranoider zu werden und Kriege anzufangen.
Für mehr hat es nicht gereicht?
Meine Erinnerung mag nicht vollständig sein, aber gab es jemals wenigstens so etwas wie Handelsboykotte gegen Israel, oder andere Konsequenzen?
(Wir dürfen nicht vergessen, ich wiederhole mich, hier hat eine „zivilisierte“ und reguläre Armee unseres Kulturkreises mitgemordet und gefoltert (ein überwältigender Teil der Leichen in Sabra und Chatila wies erhebliche Folterspuren auf und es war Israel zweifelsfrei klar, dass es genau dazu kommen würde, wenn sie die Phalange ins Lager lassen würden) und nicht irgendein als Psychopath anerkannter Diktator mit seiner Armee.)
Ebenso wenig, wie es ein Wunder ist, dass es zu den Intifadas kam, so wundert es mich jetzt, wenn das muslimische Volk an verschiedenen Orten gewalttätig wird.
Es ist alles miteinander verknüpft.
Und solange die Israelfrage und seine Verbrüderung mit den USA nicht ernsthaft auf die ganz großen Tische kommt, ebenso die materiellen Interessen der USA in der Region, solange kann es doch keinen Frieden und keine Wiedergutmachung geben.
(Es ist schon schwer genug, Traumatisierungen zu heilen, das wissen wir aus der individuellen Traumaforschung, solange aber die Bedrohung weiter besteht, ist es nahezu unmöglich und es geht weiter seine Wege.)
Wobei ich bei dem bin, was mich-zugegebenermaßen- ziehmlich hochfährt: Machtmißbrauch.
Verbunden mit dem , weil man es sich aus Machtgründen leisten kann, selbstverliehenen Gerechtigkeits- und Berechtigungsschein eigentlich zu machen, was man gerade will.
Und die kleinen Leute im eigenen Land machen das in der Mehrheit mit, einfach, weil sie zu ungebildet- oder auch traumatisiert- sind, wirklich hinzuschauen.
Ein weites Feld.
Ich bin jetzt still.
Bei solch selektiver moralischer Reaktion, würde ich die
angebliche Ursache für deine Übelkeit mal kritisch
hinterfragen.
Gruß
Werner