Ab wann ist eine Exsistenz gescheitert ?

Hallo,

ich mag euch Details zu meinem Leben ersparen. Auch aus dem Grund das ich Angst habe verurteilt zu werden . Ich kann nur sagen das bei mir einiges schief gelaufen ist. Von Ausbildungsabbrüchen bis hin zu einem Psychatrieaufenthalt wegen einer Schizophrenen Psychose . Ich hab mich mal beworben und der Chef meinte ich wäre eine gescheiterte Existenz. Gut ich muss sagen das Vorstellungsgespräch war unter aller Kanone . Der Ort war mitten im Büro jeder Mitarbeiter konnte hören was gesagt wurde und der Chef hat sich ,ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, über meinen Lebenslauf ausgelassen. Mit dem Endurteil ich sei eine gescheiterte Existenz. Mittlerweile geht es mir wieder besser und sehe trotz des schwierigen Lebenslauf Optimistisch in die Zukunft. Ich find auch eigentlich immer wieder einen Job im Bürobereich und hab nun mit Mitte 30 doch ein wenig Berufserfahrung sammeln können. Trotzdem frag ich mich gibt es wirklich so etwas wie gescheiterte Existenz oder macht die Gesellschaft sie nicht zu einer ? Und wie soll man mit diesem vernichtenden Urteil umgehen. Eigentlich heißt das auf eine Art das man sich auch das Leben nehmen kann. Ich hab aber auch mal irgendwo gelesen, dass das scheitern auch ein Weg zur Selbsterkenntnis sein kann . Kennt jmd diesen Philosophen ?

Hi, ich kenn das von mir leider auch.

Ich habe verschiedene Ausbildungen gemacht und Jobs…dann Studium angefangen…

Nach der Trennung von meinem exmann stand ich da: Kein Auto mehr, Fernseher, Waschmaschine usw…er hat alles mitgenommen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt gerade keinen Job, durch seinen Psychoterror und bedingt durch meine Depressionen. Ich konnte die Wohnung nicht mehr bezahlen und hab in der Stadt keine neue gefunden. Und ich bin alleinerziehend…

Musste dann erstmal 300 km entfernt zu meinen Eltern ziehen und hab mir mit meiner Tochter ein Zimmer geteilt… :grin::confused:
Also noch mehr kann eine Existenz nicht gescheitert sein… ABER: wer gibt das vor? Eigentlich nur die Gesellschaft oder bei dir der blöde Chef…

Denn ich habe eine Wohnung und zu essen und ein Bett, Strom, gute Kleidung usw… wo ist da die Existenz gescheitert? Okay, es ist blöd, dass der Staat bzw. der Steuerzahler im Moment für mich aufkommt. Aber ich habe mir mein Schicksal auch nicht ausgesucht und als ich gearbeitet habe, habe ich gerne für sozial schwache gezahlt. Denn niemand freut sich darüber…

Ich denke man kann immer wieder nach vorne schauen. Ich kämpf mich auch gerade langsam wieder nach oben.

Ich denke der Chef ist ein Typ mit gescheiterter Menschlichkeit.

Mach weiter. :wink:

Den Philosophen kenn ich leider nicht…

Lg norma

Gescheitert ist man nie, solange man lebt.
Wenn du krank warst, dann ohnehin nicht!
Wieso lädt dieser Chef überhaupt eine gescheiterte Existenz zum Vorstellungsgespräch ein?
Hattest du nix zum werfen?
Zur Selbsterkenntnis ist scheitern jedenfalls kein Hindernis.
Was bedeutet überhaupt scheitern? Ein Ziel nicht zu erreichen…
Welches Ziel hast du denn nicht erreicht?
Oder besser gesagt, welches noch nicht?
Also zurück zum Anfang, du lebst noch, also bist du nicht gescheitert.
Was ist der Sinn deines individuellen Lebens?
Das übersteigt das Einschätzungsvermögen eines solchen Arschlochchefs ohnehin.
DIESER ist auf dem Weg des Scheiterns, wenn er nicht die Kurve kriegt.

Hi,

Wer ist dieser Chef, dass er es sich erlaubt, über dich zu urteilen?
Gott?
Wer so wenig Taktgefühl und Mitgefühl hat, sollte sich sehr zurückhalten, wenn es um die Beurteilung eines Lebens geht.
Ignoriere ihn und geh deinen Weg. Tu immer dein persönliches bestes, was auch immer an jedem einzelnen Tag Dein bestes ist. Ab einem Tag mag das morgens aufstehen sein, an einem anderen Tag rettest du vielleicht die Welt, und alles dazwischen. Wenn es dein persönlich bestes für den Tag war, ist es gut.

Die Franzi

Hallo,
meiner Meinung nach ist man eine gescheiterte Existenz, wenn man sich selber aufgegeben hat.
Mao

Hört sich nach fernöstlich an. Buddha, Konfuzius, Laotse, Gandhi … ?

Eine Existenz ist erst dann gescheitert, wenn man (sich) aufgegeben hat.

Gescheitert ist ja etwas, was nicht sein Ziel erreicht, z. B. eine gescheiterte Expedition, wenn unverrichteter Dinge umgekehrt wird; eine gescheiterte Regierung, wenn sie nicht mehr handlungsfähig ist; eine gescheiterte Karriere, wenn jemand eine Karriere beginnt mit einem bestimmten Ziel, das nicht mehr erreicht werden kann.

Was genau kann dann ‚eine gescheiterte Existenz‘ bedeuten? Irgendwie gar nichts, oder? Welchen Zweck verfolgst du mit deiner Existenz? Hast du dir das vorher genau überlegt, bevor du beschlossen hast zu existieren?

Das ist doch ein Begriff, der den Zweck hat, den solchermaßen Betitelten herabzusetzen, und eine Grenze zu ziehen zwischen sich und dem betreffenden Menschen. Diesen Zweck kann dieser Begriff allerdings recht gut erfüllen, auch wenn er eigentlich wohl nicht viel aussagt.

Dieser Begriff kann höchstens dann einen Sinn machen, wenn jemand eine genaue Vorstellung davon hat, wozu DER Mensch (also alle Menschen, nicht nur er selber) auf der Welt ist. Und ob so jemand recht haben kann, das kannst du dir selber sagen.

Interessanter als irgendein Philosoph ist in diesem Zusammenhang eindeutig Kafka.

Das Urteil
… Mitleidig sagte der Vater nebenbei: »Das wolltest du wahrscheinlich früher sagen. Jetzt passt es ja gar nicht mehr.« Und lauter: »Jetzt weißt du also, was es noch außer dir gab, bisher wusstest du nur von dir! Ein unschuldiges Kind warst du ja eigentlich, aber noch eigentlicher warst du ein teuflischer Mensch! - Und darum wisse: Ich verurteile dich jetzt zum Tode des Ertrinkens!«
Georg fühlte sich aus dem Zimmer gejagt, den Schlag, mit dem der Vater hinter ihm aufs Bett stürzte, trug er noch in den Ohren davon. Auf der Treppe, über deren Stufen er wie über eine schiefe Fläche eilte, überrumpelte er seine Bedienerin, die im Begriffe war hinaufzugehen, um die Wohnung nach der Nacht aufzuräumen. »Jesus!« rief sie und verdeckte mit der Schürze das Gesicht, aber er war schon davon. Aus dem Tor sprang er, über die Fahrbahn zum Wasser trieb es ihn.
Schon hielt er das Geländer fest, wie ein Hungriger die Nahrung. Er schwang sich über, als der ausgezeichnete Turner, der er in seinen Jugendjahren zum Stolz seiner Eltern gewesen war.
Noch hielt er sich mit schwächer werdenden Händen fest, erspähte zwischen den Geländerstangen einen Autoomnibus, der mit Leichtigkeit seinen Fall übertönen würde, rief leise: »Liebe Eltern, ich habe euch doch immer geliebt«, und ließ sich hinabfallen.

Gruß
F.

… falls man nicht dem ‚Anti-Kafka‘ Albert Ehrenstein den Vortritt lasen möchte. Hier, nimm dies:

Wenn man mich fragte, was ich gestern erlebt habe, meine Antwort wäre: »Gestern? Gestern ist mir ein Schuhschnürl gerissen.« Vor Jahren, riß mir ein Schuhschnürl, fiel ein Knopf ab, war ich wütend, erfand einen eigenen Teufel, der diesem Ressort vorstand und gab ihm sogar einen Namen. Gorymaaz, wenn ich mich recht erinnere. Reißt mir heute unterwegs ein Schuhschnürl, danke ich Gott. Denn nun darf ich mit einiger Berechtigung in ein Geschäft treten, Schuhschnürln verlangen, die Frage, was ich noch wolle, mit: »Nichts!« beantworten, an der Kassa zahlen und mich entfernen. Oder aber: ich kaufe einem der unerbittlich: »Vier Stück fünf Kreuzer!« schreienden Knaben seine Ware ab und werde von mehreren Leuten als Wohltäter angestaunt. Auf jeden Fall vergehen dadurch etliche Minuten, und das ist auch etwas …

Man sage nicht, ich sei wohl besonders geschickt darin, Langeweile zu empfinden. Das ist nicht richtig. Ich habe von jeher die außerordentliche Fähigkeit besessen, ich war von jeher mit demTalent dotiert, mir die Zeit zu vertreiben, unter allen denkbaren Beschäftigungen die exotischeste ausfindig zu machen.

Beweis dessen: als ich unlängst in die Gansterergasse gehen sollte, trat ich auskunftheischend an einen Wachmann heran, obwohl mir die Lage des genannten Straßenzuges unbekannt war. Da nun machte ich eine wichtige Entdeckung, die mir geeignet erscheint, mehrere Weltgesetze zu erschüttern. Der Wachmann roch nach Rosenparfum. Man bedenke: ein parfümierter Wachmann. Welch eine contradictio in adjecto -

Im ersten Augenblicke traute ich meiner Nase nicht. Zweifel an der Echtheit des Sicherheitsmannes stiegen in mir empor. Vielleicht hatte ein geriebener Verbrecher, um den Nachforschungen zu entrinnen, ein Usurpator sich in die Uniform eines Polizisten gehüllt. Erst die Auskunft überzeugte mich, von seiner Echtheit. So delphisch war sie. Jetzt galt es herauszubekommen, ob vielleicht alle Sicherheitsleute -etwa infolge einer neuen Verordnung - Wohlgerüche zu verbreiten hatten oder ob der Eine mit dieser Eigenschaft allein stand und damit sozusagen auf eigene Verantwortung handelte. Ohne Murren unterzog ich mich der weitläufigen Aufgabe. Eine Dissertation, oder noch besser, ein Essay: »Von den Wachleuten und ihren Gerüchen« schwebte mir vor,’, Polizist um Polizist ward beschnuppert, zwar kein zweiter Schandfleck seines Standes gefunden, immerhin aber festgestellt, daß kein einziger einen englisch gestutzten Schnurrbart besaß. Eine Beobachtung, die sich an ähnlicher Bedeutung für die Wissenschaft nur mit einer andern messen kann, die zu machen mir vor kurzem nach unsäglicher Mühe gelang. Nämlich daß kein einziges Säugetier grün gefärbt ist. Ob jener Polizist durch ein Dienstmädchen oder anderweitig - eigenes Verschulden zu seinem Gerüche kam, dies festzustellen mangelte mir der Mut. Und aus der Abhandlun »De odoribus polyporum« wurde nichts. Ich traute mid nicht, ihn zu fragen. Weil ein Sicherheitsmann, der nach Rosen roch, ein so außerordentlicher Sicherheitsmann, wenn nicht den »Raskolnikow«, so doch ganz gut »Schuld und Sühne« gelesen haben konnte. Und wissend, welch spannenden Kitzel es manchem Verbrecher bereite, sich zu martern und die Behörden zu eludieren, mich dann einfach als einen den Schauplatz seines Frevels frivol umkreisenden Missetäter verhaftete.

In diesem Sinne!

MM

Servus,

eine Existenz ist dann gescheitert, wenn sich ihr Träger mit den Dingen und den Bedingungen, so wie sie sind, abgefunden hat - somit die Bequemlichkeit eines Irgendwie-Seins dem - sicherlich anstrengenden - Da-Sein vorzieht.

Man kann im Falschen nicht richtig leben.

Schöne Grüße

MM

Hi,

Erst als ich mich mit den Dingen, die ich nicht ändern konnte, abgefunden hatte, eröffneten sich neue Wege.
Der Wille ist eine Kraft, die proportional zu seiner Macht ein Hindernis darstellt. Eine Existenz ist frühestens dann gescheitert, wenn sie nicht mehr existiert.

Gruß
E.

Psychokram! :stuck_out_tongue_winking_eye:

Herzliche Grüße
E.

Ja.
Furchtbar!

Auch dir schöne Grüße!
F.

Servus,

dieses hier

formal aufzugreifen, aber mit einer kleinen Zutat zu versehen, so dass der Inhalt völlig verändert wird:

ist ein billiger Jesuitentrick. Nichts, woraus eine brauchbare Diskussion werden könnte.

Und Tschüs!

MM

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Mitnichten, es entspricht der puren Wirklichkeit.
Und immer gleich beleidigt sein…tztz

Vielen dank für eure Antworten , das gibt mir wirklich Zuversicht. Ich hab mich lange an der Abhandlung von Schopenhauer orientiert. Der einen klaren Punkt genannt hat , an dem man davon ausgehen kann das eine Exsitenz gescheitert ist.

Seine Abhandlung über den Wahnsinn z.B.Wahnsinn

Der Intellekt hat aufgehört dem Willen zu gefallen ,er bildet sich jetzt ein was nicht ist und versucht sich nun mit Gewalt abzulösen vom Körper abzulösen ohne Liebe ,es kommt zu einem absolutem Wollen und somit zu unerträglichem Leid.
Schopenhauer ist davon ausgegangen wenn dieser Punkt erreicht ist , der Sinn des Daseins verfehlt ist.

Ich bin mittlerweile anderer Meinung deswegen auch wieder Zuversichtlich das heutzutage auch so Schwere Krankheiten wie Psychosen durch Medikamente behandelbar sind.

Apg 8, 30

Wer jetzt?

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Lieber Fidelio,

was Kafka sein Vater, war Rilke seine Mutter:

Ach wehe, meine Mutter reißt mich ein.
Da hab ich Stein auf Stein zu mir gelegt,
und stand schon wie ein kleines Haus, um das sich
groß der Tag bewegt, sogar allein.
Nun kommt die Mutter, kommt und reißt mich ein.

Sie reißt mich ein, indem sie kommt und schaut.
Sie sieht es nicht, daß einer baut.
Sie geht mir mitten durch die Wand von Stein.
Ach wehe, meine Mutter reißt mich ein.

Die Vögel fliegen leichter um mich her.
Die fremden Hunde wissen: das ist der.
Nur einzig meine Mutter kennt es nicht,
mein langsam mehr gewordenes Gesicht.

Von ihr zu mir war nie ein warmer Wind.
Sie lebt nicht dorten, wo die Lüfte sind.
Sie liegt in einem hohen Herz-Verschlag
und Christus kommt und wäscht sie jeden Tag.

Hassliebe zum einen, eine ganze Armada von Quantensprüngen
in nur einer Generation zum anderen…
Und eine Goldgrube für Psychologen!

Sei mir ganz herzlich gegrüßt

E.

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Wie wenn ich schon einmal irgend etwas richtig verstanden hätte, wenn ich es wagte jemand eine Replik zu geben!
Nein, davon gehe ich grundsätzlich nicht aus. Und wenn es nur konnotativ wäre.
Ja ich, ich nehme die ganze Schuld vollumfänglich auf mich!

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Bei Rammstein die gleiche vernichtende Mutter, auch wenn sie, oberflächlich betrachtet, hier das komplett Gegenteilige tut:

Ich habe Pläne, große Pläne
Ich baue dir ein Haus
Jeder Stein ist eine Träne
Und du ziehst nie wieder aus
Ja, ich baue ein Häuschen dir
Hat keine Fenster, keine Tür
Innen wird es dunkel sein
Dringt überhaupt kein Licht hinein

Ja, ich schaffe dir ein Heim
Und du sollst Teil des Ganzen sein

Stein um Stein mauer ich dich ein
Stein um Stein
Ich werde immer bei dir sein

Was ich philosophierenderweise noch kurz anmerken möchte …
Diese Passage bei Kafka oben ist so interessant, weil sie den Gedanken des Sprechakts so wunderbar demonstriert: Ich verurteile dich jetzt zum Tode des Ertrinkens!".
Auf lokutiver Ebene mag der Vater gesagt haben: Du bist eine gescheiterte Existenz!
How to do things with words. Ich mag dieses kleine Büchlein von Austin sehr.

Gruß
Freneticus

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