zu platt.
Hi Jan,
dass dieses rassistische Weltbild der Nazis logisch nicht konsistent ist, müssen wir nicht diskutieren.
soll es da noch Reinrassigkeit geben? Die Juden waren ein
Feindbild das vom Christentum über Jahrhunderte aufgebaut
worden ist. Sie wurden in bestimmte Berufe wie Geldverleih
gezwungen und nachher als die bösen Blutsauger hingestellt
etc…
Das ist nicht ganz richtig. Die Juden waren Außenseiter und ein „Feindbild“, dass im MA eine wichtige Rolle gespielt hat - Als „Verstockte“ (sie erkennen verstockt nicht, dass Jesus der Messias ist, Römerbrief) einerseits und als Mitglied des Volkes Jesu und „Zeugen“ des Wunders andererseits. Man „brauchte“ Juden theologisch. Judenfeindschaft im Mittelalter kannst du nicht mit Judenfeindschaft in der säkularisierten Neuzeit gleichsetzen. Gesellschaftlich hatte Religionszugehörigkeit im Mittelalter eine komplett andere Wertigkeit als heute - oder vor 60 Jahren. Es gab keine Trennung von Staat und Kirche - Bischöfe waren Lehnsherren und Könige setzten Bischöfe ein. Exkommunikation war der gesellschaftliche Tod. Religiöse Toleranz als gesellschaftlich anzustrebende Norm ist eine Erfindung der Neuzeit.
Ja ich weiss das es auch schon
früher Rassekundler gab, die den Grundstein für die Nazi
Ideologie gelegt haben. Aber die haben sich die Juden als
Feinbild nicht ausgedacht, sondern nur vorhandene Vorurteile
übernommen. Lies mal was Luther über Juden sagt.
Ich habe Luther gelesen:smile: - und Luther hat als junger Mann komplett andere Dinge über Juden geschrieben als als alter Mann. Der junge Luther mochte die Juden und dachte, dass sie das reine Evangelium, gesäubert vom katholischen Mief, als ihres erkennen würden - als das nicht geschah schlug seine Hoffnung in Wut um. Es gibt also nicht DEN Luther und die Juden.
So platt formuliert, wie du die Kontinuitäten beschreibst, funktioniert das nicht. Die „naturwissenschaftlich“ argumentierende Rassenlehre ist eine „moderne“ Theorie im 19. Jahrhundert gewesen, die erstmal keineswegs die Juden speziell betraf. Lies mal Gobineau.
(Vergiss auch nicht, dass die Juden nach der Emanzipation anfingen, in der Mehrheits-Gesellschaft „anzukommen“ - Bürgerrechte und Gleichberechtigung kam erst im 19. Jahrhundert.)
Diese biologistischen Argumente für die „weiße Rasse“ haben andere natürlich für sich und ihren Judenhass genutzt. Es gibt sicher eine Kontinuität gängiger Vorurteile gegen Juden. Aber das Weltbild, dass dahinter steckt, ist ein anderes und die Argumentation gegen die Juden auch. Und der neuzeitliche, rassistisch argumentierende Antisemitismus führt auch zu anderen Konsequenzen. Die Juden wurden zu einem Zeitpunkt in Deutschland verfolgt und ermordet, als sie Teil der deutschen Gesellschaft waren. Deshalb halte ich deine Ansichten für falsch.
Die Sinti und Roma würden ja heute noch viele gern ins Gas
schicken, nur weil sie anders aussehen und leben als es Otto
Normalbürger gefällt. Schau dir mal an was in der Tschechei
los ist.
Das ändert nichts an der wissenschaftlich verbrämten Rassenlehre der Nazis, mit der Menschen als sog. „Viertel- oder Achtel-Juden oder Zigeuner“ stigmatisiert wurden.
Verfolgt und getötet wurden auch Roma und Sinti-Nachkommen, die bürgerlich lebten (Zigeunerkindern wurden immer wieder im Laufe der Geschichte ihren Eltern weggenommen und von seßhaften Bürger erzogen). Das gleiche gilt für getaufte Juden.
Grüße,
Barbara