Hallihallo,
es gibt mehrere Themen aus der Biophysik, die sich gut eignen. Zum Beispiel die grobe Frage, wie man Proteine, DNA oder andere Moleküle markieren kann, um sie zu erforschen und zu beobachten. Das ist eins der Hauptgebiete der Biophysik, das man fast überall in der modernen Biologie braucht. Man macht dies zum Beispiel mit Fluoreszenzmarkern, die man chemisch an die Moleküle bappt (z.B. über Maleinimidkopplung oder Succinimidylesther, da kann man auch einen kleinen Schlenker in die Chemie machen, wenn man das möchte). Man kann entweder Zellen oder Moleküle in Lösung färben, ich fang mal mit den Zellen an: Man kann mehrere Organellen gleichzeitig färben, zum Beispiel die DNA, das Aktinskelett, die Zellwand und Proteine. Die Färbungen macht man nacheinander mit verschiedene Fluoreszenzfarbstoffen, zwischendurch muss man gut waschen, damit nicht der ganze Hintergrund auch leuchtet. Nach der Markierung kann man die dann im Fluoreszenzmikroskop angucken, zum Beispiel im CLSM (Konfokales Laser Scanning Mikroskop). Man kann dies mit toten Zellen machen, wenn man beispielsweise die Verteilung von Protein zu einem bestimmten Zeitpunkt sehen will oder mit lebenden Zellen. Lebende sind etwas tricky in der Handhabung (man braucht eine Brutkammer am Mikroskop die 37 Grad und CO2-Begasung sicherstellt). Was man für den Aufwand aber bekommt, sind wunderbare mikroskopische Bilder mit hochaktuellen wissenschaftlichen Inhalten. Das ist momentan so state of the art unter Zellbiologen.
Neben Fluoreszenzmikroskopie gibt es noch andere Methoden, um die Marker „auszulesen“, dabei liegen die Moleküle aber dann meistens nicht mehr in der Zell (in vivo) sondern quasi im Reagenzglas also in Lösung (in vitro) vor. Dieses Auslesen wird mit Geräten durchgeführt, die sehr weit in die Physik reingehen. Da gibts zum Beispiel verschiedene Methoden der Spektroskopie (an der Stelle könntest Du gut erklären, was überhaupt ein Spektrum ist, das sichtbares Licht auch nur eine Form der elektromagnetischen Strahlung in diesem Spektrum ist und ein paar Beispiele für Farben und die zugehörigen Wellenlängen nennen). Wenn Du Spaß an Optik hast, kannst Du ohne viel Formelkram zum Beispiel gut den Strahlengang eines Spektrometers zeigen und bei der Gelegenheit zum Beispiel erklären, wie ein Prisma funktioniert. Es gibt verschiedene Formen der Spektroskopie, z.B. die Absorptionsspektroskopie, die Fluoreszenzemissionsspektroskopie, die Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie (FCS) und viele mehr. Und was ist das alles? Ganz einfach: Wie viel Farbstoffmoleküle zum Beispiel pro Proteinmolekül gebunden ist, überprüft man mittels Absorptionsspektroskopie unter Anwendung des Lambert-Beerschen Gesetzes. In der Fluoreszenzemissionsspektroskopie dagegen kann man sehen, wie stark das Fluoreszenzsignal ist, und wie es sich zum Beispiel verändert, wenn das Protein entfaltet. Das ist wichtig für 3D-Strukturanalysen (die momentan topaktuell in der Biophysik sind), wenn Du also mithelfen willst, aufzuklären, wie ein bestimmtes Protein im funktionalen Zustand gefaltet ist. Mit der FCS bestimmt man Diffusionskonstanten der markierten Moleküle, also die Geschwindigkeit, mit der so ein Ding durch die Lösung wabert. Werden nun andere Proteine gebunden oder bilden die Moleküle bei höherer Konzentration Komplexe, wird das ganze Ding größer und damit langsamer. Der Diffusionskoeffizient sinkt.
Neben Fluoreszenzmarkierungen kann man noch eine ganze Reihe anderer Reportermoleküle an das Zielmolekül binden. Man nennt diese Label entsprechend der Technik, mit der sie im anschließend ausgelesen werden, zum Beispiel NMR-Label oder ESR-Label. NMR steht für Nukleare-Magnet-Resonanzspektroskopie, ESR für Elektronen-Spin-Resonanzspektroskopie. Beides sind in vitro Methoden, mit denen momentan viele hochrangige Ergebnisse erziehlt werden.
Als Buch zur Spektroskopie kann ich übrigens wärnstens den Galla: „Spektroskopische Methoden der Biochemie“ empfehlen. Leider gibts den nur noch in alten Auflagen, aber vielleicht kannst Du Dir ja eine besorgen.
So, falls Dich das Molekülmarkieren nicht so vom Hocker reißt (was schade wäre, da es wirklich DAS zentrale Problem der Molekularbiologie ist und ich mich da bestens auskenne
), gibts auch noch andere Dinge, die Biophysiker so beschäftigen:
- klassisch: Beschreibung des Vogelfluges mit physikalischen Formeln (Aerodynamik, Mechanik)
- freakig: Evolutionsbiologie und Bionik: Was macht die Haifischhaut so schnell unter Wasser?
Das fällt mir jetzt mal so auf die Schnelle dazu ein.
Bei Fragen (zur Molekülmarkierung) steh ich weiterhin gern zur Verfügung.
Viel Spaß bei der Vorbereitung und viel Erfolg im Abi!
Liebe Grüße
Dr. Jana Panse