Hi,
Fuß vor Fuß? Was wäre das Motiv?
Motive wurden schon genannt. Schau dich doch einfach mal in der heutigen Menschheit um, überall wird gewandert. Freilich sind die Motive anders heute. Essen finde ich zum Beispiel in Deutschland an jeder zweiten Straßenecke. Einen Job, eine Ausbildungsstelle, Abenteuer und was die Menschen heutzutage sonst noch dazu bewegt, aus ihrer geburtsstadt zu ziehen, aber nicht. Also zieht ein Teil der Anwohner weiter (so wie ja auch nicht alle Afrikaner nach Australien zogen, sondern lediglich ein Teil, getrieben von diversen Motiven).
Freilich ist auch die Ausgangssituation anders… man springt heute mehrheitlich von Stadt zu Stadt, von einem Ort, wo bereits Menschen leben zum nächsten (wobei es auch hier genug Ausnahmen gibt, gerade unter Wissenschaftlern). Aber der Mensch ist grundsätzlich ein Tier, das bereit ist, die Heimadt zu verlassen, wenn es die Umstände gebieten…das ist weiß Gott nichts ungewöhnliches, und liegt in der Natur des Menschen.
Was kann ein Grund in der damaligen gewesen sein, dass sich eine Gruppe von Menschen aus der Heimadt zurückzieht? Vielleicht war dort ein konkurrierender Stamm, der das Gebiet für sich beansprucht hat. Vielleicht war es einfach normal, dass sich die Jugend einen neuen Ort, eine eigene Bleibe, ein eigene Revier suchen musste (das ist übrigens perfekt nachvollziehbar! Solches Verhalten findet man oft im Tierreich, aber auch bei recht ursprünglich lebenden Menschenstämmen! Evolutionsbiologisch ist dies eine Vorbeugende Maßnahme gegen Inzucht… gerade junge Individuen wandernder aber rebvierbesetzender Tiere sind viel risikofreudiger und legen oft große Distanzen zurück).
Man darf sich da auch nicht den einen großen Grund vorstellen… vielmehr, gab es immer wieder diverse Anstöße (Krankheit, Hungersnöte, Wildbestandseinbrüche, Eiszeiten und Wärmezieten usw)… wie schon gesagt wurde, ist „Auswanderungswelle“ einfach ein falscher Begriff, der suggeriert, das mit einem großen Ziel vor Augen auf einen Ruck die Distanz bis zum „Zielort“ bewältigt wurde. Das genau Australien besiedelt wurde ist auch ein Stück weit Zufall, bzw halt das Beispiel, was du dir ausgesucht hast (um genau zu sein, wurde ja so ziemlich alles besiedelt im lauf der Zeit). Man wollte nicht nach Australien, man wollte in eine bessere, sicherere usw Zukunft. Das da auch Australien auf dem Weg lag war sicherlich nicht geplant.
Du fragst nicht, wieso der Mensch nach Europa, Asien usw gewandert ist… warum? Ist da eine Wanderbewegung für dich vorstellbarer? Dann solltest du grundsätzlich kein Problem damit haben, dir Gründe dafür zu überlegen.
Der Mensch folgt der Nahrung. Und die hätte es bei einer
solchen „Wanderung“ in Hülle und Fülle überall gegeben.
Es wäre gar nicht nötig gewesen, immer weiter zu wandern.
Stell dir eine arme Familie in Polen vor. Die Eltern sind nicht bereit, ihre Heimadt zu verlassen, ihre Kinder schon. Sie ziehen in den Osten Deutschlands in eine Stadt und finden einen Job als Zeitarbeiter, können sich eine schöne Wohnung leisten, gut zu essen und richten sich ihr Leben dort ein. Irgendwann bekommen sie selbst Kinder, die wachsen heran, schließen die Schule ab und suchen nun verzweifelt nach einem Ausbildungsplatz. Aber in der Stadt, in dem seit Jahren wirtschaftlicher Abschwung herrscht, ist da nichts zu holen. Also ziehen sie nach Bonn, um dort zu studieren und im Anschluss zu arbeiten. Sie bekommen Kinder, die heran wachsen und denen Bonn einfach zu langweilig ist… sie wollen die Welt sehen…also entschließen sie sich zunächst zu einem Auslandsjahr in Frankreich, was ihnen so gut gefällt, dass sie dort bleiben … to be continued…
Das ist in die heutige Welt übertragen, solche Abstammungsgeschichten kann man aber problemlos auch ind er Nachbarschaft immer wieder finden.
Wie gesagt, die Gründe dürften damals andere gewesen sein, die Mechanismen aber die gleichen was längere Distanzen betrifft, die innerhalb von Generationen zurückgelegt wurden.
Denkbar ist auch eine andere Verbreitungsart.
Ich wüsste nicht welche, ohne Hokuspoukus heranziehen zu müssen.
Du fragst auch, warum die Menschen von Australien nicht weiter zogen. Wer sagt denn, dass das nicht so war? Nur in Ermangelung neu besiedelbarer Flächen war das wohl zwangsläufig entweder wenig erfolgreich (im Sinner von „verloren im Meer“) womit heute keine Hinweise darauf zu finden sind. Oder es waren Rückbesidelungen in bereits bewohnte Gebiete, womit sich zwangsläufig eine Vermischung und weitgehende Auswaschung des Gengutes
ergab. Zieht heute eine Familie oder ein Dorf aus deutschland nach Afrika, wird man da in einigen hundert Jahren optisch auch nicht mehr auseinanderhalten können, wo wessen Wurzeln denn nun liegen…
Grüße
Aj