Hallo,
Das stimmt überhaupt nicht. Das Abschreiben. wie ich es noch
in den 50er Jahren und meine Kinder in den 70er und 80er
Jahren leisten mußten, ist in den letzten 20 Jahren aus der
Mode gekommen.
Das stimmt nicht: es wird immer noch abgeschrieben. Bei mir in den 80ern gehörte es hingegen überhaupt nicht in den Unterricht. Das zeigt mal wieder wie uneinheitlich hier alles geregelt ist, bzw. eigentlich gar nicht geregelt. Bildung und Lehrmethoden unterliegen keiner „Mode“, sondern sollten sich nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Kenntnisstand richten. Es gab sicherlich eine Zeit (die bis heute andauert), wo der Lehrer möglchst lange seine Ruhe haben will. Das schafft man wunderbar mit Abschreibeübungen. Dass die Wiederholung als Übung zum Ziel führt ist klar. Ich habe aber keinen Beleg dafür gefunden, dass Abschreibeübungen das Ultimum der Methode sein soll. Es ist langweilig und unproduktiv. Gerade in der Grundschule ist die Demotivation für das weitere Lernen tödlich.
In den neuen Bundesländern gab es nach 1990 eine abrupte
Änderung im Deutschunterricht, nämlich weg vom extrem von
Schreibdisziplin, Grammatik und Rechtschreibung geprägten
Ansatz der DDR, hin zu Zettelwirtschaft und chaotischer
Vielfalt, insbesondere beim Lesenlernen.
Kann ich nicht beurteilen, weil ich Wessi bin. Ich habe aber viele Bewerbungen in den Jahren nach der Wende in den Händen gehabt und die Bewerbungen aus den neuen Bundesländern waren weder besser noch schlechter (in Bezug auf Rechtschreibung) als die aus den alten Bundesländern. Eher etwas fantasielos und es fehlte an Fremdsprachen.
Die schlechten Lese- und Rechtschreibleistungen unserer Zeit
hängen eng zusammen mit fehlender Wiederholung und ungenügend
strenger Kontrolle durch Lehrer und Erzieher.
Kannst Du das belegen? Die Lerntheorien besagen alle, dass ganz oben die Motivation steht. Wenn ein Lehrer es schafft die Wiederholung so zu gestalten, dass die Motivation nicht flöten geht, wäre es perfekt. Leider gehört es zur Praxis abschreiben zu lassen und hinterher mit dem dicken roten Stift alle Fehler anzustreichen.
Das deutsche Rechtschreibsystem ist nicht hundertprozentig
phonemisch, d.h. die Schreibung folgt nicht immer der
Aussprache. Berühmte Beispiele wären die Zwielaute, die
Auslautverhärtung, die Beugung starker Verben, die Bildung von
bestimmten Mehrzahlformen usw.
Deswegen sollte man Kinder niemals schreiben lassen, wie sie
hören bzw. wie sie sprechen, sondern Rechtschreibung und
formschönes, flüssiges Schreiben muß vom ersten Tag der 1.
Klasse unablässig geübt und wiederholt werden. Füller, Papier,
und die Hand müssen qualmen!
Das Abschreiben der Aufgabenstellung vor der inhaltlichen
Lösung der Aufgabenstellung ist eine perfekte tägliche Übung
dafür.
Da kann ich Dir wirklich zu 100% zustimmen - das Schreiben nach Gehör war einer der dämlichsten Ideen der „Bildungsreformen“.
sich Teilsätze zu merken und dann auswendig hinzuschreiben
Nein, die Kinder sollen sich keine Teilsätze merken und
auswendig niederschreiben. Es geht um die Wörter, die
Wortbestandteile und die Relation zur Aussprache. Die DDR z.B.
entwickelte und unterrichtete eine andere Leselernmethode, die
besonders gut vom Abschreiben beeinflußt wurde, weil die
Kinder das Rechtschreibe- und das Lautsystem zugleich lernten
(Orthographie und Orthoepie).
Wenn diese Methode so uneingeschränkt gut war, warum wird sie dann nicht verwendet?
Das s.g. Laufdiktat oder Dosendiktat hat schon ziemlich viele Vorteile - das Kind liest einen Abschnitt, merkt sich den Satz (was viel effektiver ist als Wort für Wort abzuschreiben) und es ist dabei in Bewegung. Am Ende ist es das gleiche: wiederholen durch abschreiben, aber es ist spannender gestaltet.
Feinmotorisch schwache Kinder
Feinmotorisch schwache Kinder sollte der Kindergarten bereits
über Jahre ausreichend gefördert haben, so daß der Rückstand
zu Anfang der 1. Klasse aufgeholt wurde bzw. diese Kinder
sollten in der Nachmittagsbetreuung individuelle Förderung
erhalten. In den neuen Ländern übernehmen das traditionell
Erzieher unter Koordination des Klassenleiters. (Bemerkung:
Vor 1990 verbarg sich hinter der Bezeichnung „Erzieher“
automatisch ein ausgebildeter „Lehrer für die unteren
Klassen“, der allerdings nur ein Fach studiert hatte und keine
allgemeine Lehrerlaubnis besaß. Reguläre Lehrer für die
unteren Klassen hatten drei Fächer studiert, wovon zwei
grundsätzlich immer Deutsch und Mathe sein mußten.)
Das entspricht nun nicht im Entferntesten der Realtität! Hier in Berlin gibt es keine Vorschule, die Erzieher sind z.T. berufsfremd vom Arbeitsamt rekrutiert. Die Kinder werden mit 5 eingeschult - da können die meisten sich noch nichteinmal alleine die Hose zumachen!
Viele Grüße