Abschreibübungen Grundschule

Hallo zusammen,

bei Grundschulkindern fällt mir immer wieder mal auf, wie viel sie abschreiben müssen. (In vielen Förderschulen ist es noch schlimmer…) Oft lautet die erste Aufgabenstellung im Arbeitsheft:
„Übertrage den Text in dein Heft“ oder „Ergänze die und schreibe sie ih dein Heft“.

Wozu um Himmels Willen soll das dienen? Ich weiß, Kinder werden dazu angehalten, sich Teilsätze zu merken und dann auswendig hinzuschreiben. Aber:
Kinder, die unsicher in der Rechtschreibung sind,machen das nicht, sondern „malen“ Buchstabe für Buchstabe ab. Schöne Fleißarbeit, Lerneffekt null.
Kinder die fit im Schreiben sind, brauchen das Abschreiben erst recht nicht.
Feinmotorisch schwache Kinder sind eine halbe bis eine Stunde mit Abschreiben beschäftigt, verschenkte Zeit, die man für fruchtbarere Übungen nutzen könnte.

Denken Lehrer / Schulbuchautoren sich irgendetwas bei diesen Aufgaben, oder fällt ihnen nur keine bessere Beschäftigungstherapie für die Kinder ein? Oder kennt ihr das von euren Kindern gar nicht?
fragt Bixie

Hallo,

Wozu um Himmels Willen soll das dienen? […] Schöne
Fleißarbeit, Lerneffekt null.

Das stimmt so nicht. Auch wenn es scheinbar einen immer schlechteren Ruf hat, aber am besten festigen sich Lerninhalte durch einschleifendes Üben. Je häufiger sie Kinder Worte schreiben, umso besser festigen sich Buchstaben und Rechtschreibung.

Feinmotorisch schwache Kinder

lernen dabei am meisten. Schreiben schult die Motorik schließlich. Eine schlechte Feinmotorik ist nicht statitisch sondern veränderbar. Und auch hier gilt: Übung, Übung, Übung.

Denken Lehrer / Schulbuchautoren sich irgendetwas bei diesen
Aufgaben,

Ja.

oder fällt ihnen nur keine bessere
Beschäftigungstherapie für die Kinder ein?

Doch.

Leider sind langwierige Übungen mittlerweile sehr verschrien. Im schulischen und didaktischen Bereich macht sich immer gern jeder zum Experten. Doch auch hier gibt es empirische Studien zur Lernwirksamkeit bestimmter Methoden. Und gerade die ungeliebten Methoden sind oft die wirksamsten (Frontalunterricht, direkte Instruktion…)

LG,
dummbatz

hallo.

Wozu um Himmels Willen soll das dienen? Ich weiß, Kinder
werden dazu angehalten, sich Teilsätze zu merken und dann
auswendig hinzuschreiben.

na das ist doch schon was.

Feinmotorisch schwache Kinder sind eine halbe bis eine Stunde
mit Abschreiben beschäftigt, verschenkte Zeit, die man für
fruchtbarere Übungen nutzen könnte.

aber gerade für feinmotorisch schwache kinder (die sich vielleicht vornehmlich an förderschulen (was ja nichts schlechtes heißen muß) befinden) ist das doch die beste übung.
beim schreiben wird feinmotorik trainiert, und das eine oder andere wort in seiner rechtschreibung und bedeutung im kontext bleibt nebenbei auch hängen.
welche anderen übungen könnten fruchtbarer sein?

Denken Lehrer / Schulbuchautoren sich irgendetwas bei diesen
Aufgaben, oder fällt ihnen nur keine bessere
Beschäftigungstherapie für die Kinder ein? Oder kennt ihr das
von euren Kindern gar nicht?

mein kind kann leider noch nicht schreiben. aber zu meiner zeit gab’s sowas auch. und ich fand es damals auch blöd. hatte weder probleme mit der feinmotorik noch mit der rechtschreibung.
das einzig positive war das erfolgserlebnis am ende, wenn man endlich fertig war mit dem mist :smile:

gruß

michael

  1. Klasse
    Hi!
    Ich lasse meinen Sohn immer noch Stoff abschreiben oder Vokabeln zum Lernen.
    Ist vielleicht vom Lerntyp abhängig, wie gut das funktioniert, aber was man abschreibt, behält man auch leichter. Das zum Einen.

Und die Kinder müssen lernen, schneller zu schreiben. Später auf den weiterführenden Schulen ist das eine der Hauptbremsen, wenn Schüler mit dem Schreiben nicht hinterherkommen und deshalb nicht mitbekommen, was der Lehrer inzwischen sagt. Da muss das „Handwerk“ sitzen, damit der Inhalt voll zum Zuge kommen kann.

Ist natürlich eine Frage des Umfangs, aber in gewissen Größenordnungen halte ich das für sinnvoll.

Ich erinnere mich an eine Übung „Bewegungsdiktat“: Der Text wird irgendwo aufgehängt und die Kinder müssen hinlaufen, stückchenweise lesen und merken und am Platz aufschreiben.

Wer ein Musikinstrument richtig lernen möchte, kommt um Etüden und relativ stumpfe Übungsstücke irgendwann nicht herum. Die Motorik braucht einfach Übung. Schreien ohne nachzudenken, wie nun ein Buchstabe oder ein Wort genau aussieht, das ist das Ziel.

Grüße
kernig

Grüße
kernig

3 Like

Moin, moin!
Ich versuche mit mäßigem Erfolg als alter Sack noch eine Fremdsprache zu lernen.
Meine Erfahrung:
Ich schreibe die Notizen/Geschmiere der letzten Stunde noch einmal ab. Das übt…, glaube ich!
Mit freundlichen Grüßen
Dino

Schreien ohne nachzudenken,

wollen wir doch gerade nicht :smile:

Das einzige Argument, das mich überzeugt, ist das mit dem Schreibtempo.

Selig die Lehrer, die glauben, ein Kind das abschreibt lerne was über den Text. Die schwachen Kinder MALEN Buchstaben, sie bekommen dabei kein Wort vom Sinn des Textes mit. Oft noch nicht mal von einzenen Worten, weshalb sie auch in Rechtschreibung nicht besser werden.

Auch Grüße von
Bixie

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Hallo

Das einzige Argument, das mich überzeugt, ist das mit dem Schreibtempo.

Das ist doch schon mal was.

Die Kinder sollen doch letzten Endes grammatikalisch, rechtschreibmäßig und logisch richtig schreiben können. Wie soll das klappen, wenn noch nicht mal die reine Schreibtechnik läuft, ohne darüber nachzudenken?

Die schwachen Kinder MALEN Buchstaben, sie bekommen dabei kein Wort vom Sinn des Textes mit.

Eben. Und wenn sie oft genug abschreiben, wird das besser, und sie können auf den Text achten.

Viele Grüße

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Das einzige Argument, das mich überzeugt, ist das mit dem
Schreibtempo.

Das meinte ich. Es geht nicht um Argumente und Überzeugungen. Sondern um empirisch belegte Wirksamkeiten.

Hallo !

Abschreibübungen mögen bei Kindern nicht das Beliebteste sein, üben aber schon. Schreiben und lesen lernt man durchs Machen, auch wenn der Weg dahin langweilig sein mag.

Was hast du denn dagegen ?

Grüße !

Hallo,

Abschreibeübungen sind bei den Kindern unbeliebt, aber anscheinend sollen sie aus wissenschaftlicher Sicht etwas bringen. Die Frage ist nur, ob das was sie „bringen“ dann nicht wieder durch die Unmotiviertheit zerstört wird, so dass sich das ganze Vorhaben sozusagen wieder nullt.

Ich kann das schon nachvollziehen, dass man es als sinnlos empfindet etwas aufzuschreiben, was da eh schon geschrieben steht. Da finde ich Diktate ja noch sinnvoller - aber die werden heutzutage überhaupt nicht mehr gemacht.

Viele Grüße

Motivation durch die Eltern
Hi!
Ganz allgemein möchte ich anmerken, dass man Kindern viel Motivation nehmen kann, indem man viel und laut und deutlich kritisiert, was in der Schule gemacht wird.

Abschreibeübungen sind bei den Kindern unbeliebt, … ob das was sie „bringen“ dann
nicht wieder durch die Unmotiviertheit zerstört wird, so dass
sich das ganze Vorhaben sozusagen wieder nullt.

Wenn die Einstellung der Eltern vermitteln würde: Mach das ordentlich mit, das ist richtig so, dann ist das Kind sicher motivierter (auch bei anderen Dingen) als wenn die Eltern ständig die Maßnahmen der Lehrkräfte in Zweifel ziehen.

Ich kann das schon nachvollziehen, dass man es als sinnlos
empfindet etwas aufzuschreiben, was da eh schon geschrieben
steht.

Hm, die Kinder empfinden das evtl. gar nicht als sinnlos, aber ein Teil der Eltern?

Grüße
kernig

13 Like

Vergleich Klavierunterricht
Hi!

Abschreibeübungen sind bei den Kindern unbeliebt, aber
anscheinend sollen sie aus wissenschaftlicher Sicht etwas
bringen. Die Frage ist nur, ob das was sie „bringen“ dann
nicht wieder durch die Unmotiviertheit zerstört wird, so dass
sich das ganze Vorhaben sozusagen wieder nullt.

Vom 6. bis 13. Lebensjahr hatte ich Klavierunterricht, und ich schätze zu über 80% musste meine Mutter mich motivieren bis zwingen, jeden Tag eine Stunde zu üben.

Mit 13 hatte ich einfach keine Lust mehr - und flog bei der Klavierlehrerin raus

Nun hab ich nach 34 Jahren wieder angefangen Klavier zu spielen - und bin meinen Eltern so dankbar, dass sie mich diese 7 Jahre damals immer wieder genötigt hatten, zu üben.

Was mir damals möglicherweise geholfen hätte: Die praktische Anwendung, sprich mal mit anderen zusammen Musik machen oder dazu singen, usw.

Vielleicht schreibt man mit dem Kind mal hin und wieder einen Brief oder eine Karte, damit das Kind derlei Erfolgserlebnisse hat.

Üben macht nicht immer Spaß, frag mal einen Marathonläufer oder Triathleten, ob das alles immer nur Spaß macht. Die Spaßgesellschaft enthält sich den richtigen Spaß selbst vor.

Gruß

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Hallo,

ich finde Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen - üben ist notwendig - aber ohne Spaß (Sinn) geht’s nicht.

Das mit den Briefeschreiben, Tagebuch, Gedichte etc. ist super und macht auch Spaß, aber da ist eben auch Kreativität gefragt, was erst dann wirklich entstehen kann, wenn das Handwerk sitzt.

Das Problem mit dem Schreiban an sich ist ja (anders als beim Klavierspielen oder Laufen), dass es kaum einer noch tut! Ich freue mich jedes Jahr unglaublich über die Paar handgeschriebenen Glückwünsche zum Geburtstag, habe immer ein Notitzblock und Stift in der Handtasche und mein Kalender ist immer noch analog zum durchstreichen und rausreissen - demgegenüber steht aber eine Welt, die noch viel größer ist und jeden Tag wächst: Smartphones für Kurznachrichten, Ipads für’s surfen, Smartboards in der Schule und Tagebücher und Briefe gehören bald in ihrer haptischen Form der Vergangenheit an. Warum sollen die Kinder dann noch schreiben lernen - die Frage ist wirklich ernst gemeint, wenn auch provokativ.

Im Musikunterricht haben wir selber Musik gemacht und Noten gelernt. Jetzt schauen sie auf dem Smartboard Youtubes Videos.

Viele Grüße

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Hallo,

ja da gehe ich mit - es ist nicht produktiv, wenn die Eltern gegen die Methoden der Lehrer gegenüber den Kindern hetzen. Die Aversion gegen das Abschreiben funktioniert aber auch ganz ohne elterlichen Aufruhr.

Liebe Grüße

Warum sollen die Kinder dann noch schreiben lernen - die
Frage ist wirklich ernst gemeint, wenn auch provokativ.

Hallo,
Provokativ - und berechtigt.
Es tut mir wirklich in der Seele weh, aber die Handschrift ist im Aussterben begriffen. Ein gutes Schreibtempo auf dem PC ist heute in der Arbeitswelt schon wichtiger als eine leserliche Handschrift. Daran kann man nicht ändern denke ich.
Ich werde versuchen, diese nicht zu definierende Liebe zu Schrift, Sprache und Geschriebenem an meine Kinder weiterzugeben. Ob es mir gelingt - keine Ahnung.

Bei Musik sieht sie Sache - hoffentlich - anders aus. Musik produzieren ist schließlich immer noch ein Unterschied zum Musik produzieren. Und die Vielschichtigkeit der Instrumente ist elektronisch meines Wissens immernoch nicht machbar - zumindest nicht in der Qualität echter Instrumente.

Traurige Grüße,
batz

Hallo kernig,

diesem posting hätte ich gern fünf Sternchen gegeben. Mindestens.
Danke.

Casta

Salve.

bei Grundschulkindern fällt mir immer wieder mal auf, wie viel
sie abschreiben müssen

Das stimmt überhaupt nicht. Das Abschreiben. wie ich es noch in den 50er Jahren und meine Kinder in den 70er und 80er Jahren leisten mußten, ist in den letzten 20 Jahren aus der Mode gekommen.

In den neuen Bundesländern gab es nach 1990 eine abrupte Änderung im Deutschunterricht, nämlich weg vom extrem von Schreibdisziplin, Grammatik und Rechtschreibung geprägten Ansatz der DDR, hin zu Zettelwirtschaft und chaotischer Vielfalt, insbesondere beim Lesenlernen.

Die schlechten Lese- und Rechtschreibleistungen unserer Zeit hängen eng zusammen mit fehlender Wiederholung und ungenügend strenger Kontrolle durch Lehrer und Erzieher.

Wozu um Himmels Willen soll das dienen?

Das deutsche Rechtschreibsystem ist nicht hundertprozentig phonemisch, d.h. die Schreibung folgt nicht immer der Aussprache. Berühmte Beispiele wären die Zwielaute, die Auslautverhärtung, die Beugung starker Verben, die Bildung von bestimmten Mehrzahlformen usw.

Deswegen sollte man Kinder niemals schreiben lassen, wie sie hören bzw. wie sie sprechen, sondern Rechtschreibung und formschönes, flüssiges Schreiben muß vom ersten Tag der 1. Klasse unablässig geübt und wiederholt werden. Füller, Papier, und die Hand müssen qualmen!
Das Abschreiben der Aufgabenstellung vor der inhaltlichen Lösung der Aufgabenstellung ist eine perfekte tägliche Übung dafür.

sich Teilsätze zu merken und dann auswendig hinzuschreiben

Nein, die Kinder sollen sich keine Teilsätze merken und auswendig niederschreiben. Es geht um die Wörter, die Wortbestandteile und die Relation zur Aussprache. Die DDR z.B. entwickelte und unterrichtete eine andere Leselernmethode, die besonders gut vom Abschreiben beeinflußt wurde, weil die Kinder das Rechtschreibe- und das Lautsystem zugleich lernten (Orthographie und Orthoepie).

brauchen das Abschreiben erst recht nicht

Grundschulkinder können niemals genug schreiben.

Feinmotorisch schwache Kinder

Feinmotorisch schwache Kinder sollte der Kindergarten bereits über Jahre ausreichend gefördert haben, so daß der Rückstand zu Anfang der 1. Klasse aufgeholt wurde bzw. diese Kinder sollten in der Nachmittagsbetreuung individuelle Förderung erhalten. In den neuen Ländern übernehmen das traditionell Erzieher unter Koordination des Klassenleiters. (Bemerkung: Vor 1990 verbarg sich hinter der Bezeichnung „Erzieher“ automatisch ein ausgebildeter „Lehrer für die unteren Klassen“, der allerdings nur ein Fach studiert hatte und keine allgemeine Lehrerlaubnis besaß. Reguläre Lehrer für die unteren Klassen hatten drei Fächer studiert, wovon zwei grundsätzlich immer Deutsch und Mathe sein mußten.)

die man für fruchtbarere Übungen nutzen könnte

Was sind denn fruchtbarere Übungen für das Lesen und Schreiben?

reinerlein

Hallo !

Also mein Sohn muss auch Diktate schreiben…

Gruß

Hallo,

Das stimmt überhaupt nicht. Das Abschreiben. wie ich es noch
in den 50er Jahren und meine Kinder in den 70er und 80er
Jahren leisten mußten, ist in den letzten 20 Jahren aus der
Mode gekommen.

Das stimmt nicht: es wird immer noch abgeschrieben. Bei mir in den 80ern gehörte es hingegen überhaupt nicht in den Unterricht. Das zeigt mal wieder wie uneinheitlich hier alles geregelt ist, bzw. eigentlich gar nicht geregelt. Bildung und Lehrmethoden unterliegen keiner „Mode“, sondern sollten sich nach dem gegenwärtigen wissenschaftlichen Kenntnisstand richten. Es gab sicherlich eine Zeit (die bis heute andauert), wo der Lehrer möglchst lange seine Ruhe haben will. Das schafft man wunderbar mit Abschreibeübungen. Dass die Wiederholung als Übung zum Ziel führt ist klar. Ich habe aber keinen Beleg dafür gefunden, dass Abschreibeübungen das Ultimum der Methode sein soll. Es ist langweilig und unproduktiv. Gerade in der Grundschule ist die Demotivation für das weitere Lernen tödlich.

In den neuen Bundesländern gab es nach 1990 eine abrupte
Änderung im Deutschunterricht, nämlich weg vom extrem von
Schreibdisziplin, Grammatik und Rechtschreibung geprägten
Ansatz der DDR, hin zu Zettelwirtschaft und chaotischer
Vielfalt, insbesondere beim Lesenlernen.

Kann ich nicht beurteilen, weil ich Wessi bin. Ich habe aber viele Bewerbungen in den Jahren nach der Wende in den Händen gehabt und die Bewerbungen aus den neuen Bundesländern waren weder besser noch schlechter (in Bezug auf Rechtschreibung) als die aus den alten Bundesländern. Eher etwas fantasielos und es fehlte an Fremdsprachen.

Die schlechten Lese- und Rechtschreibleistungen unserer Zeit
hängen eng zusammen mit fehlender Wiederholung und ungenügend
strenger Kontrolle durch Lehrer und Erzieher.

Kannst Du das belegen? Die Lerntheorien besagen alle, dass ganz oben die Motivation steht. Wenn ein Lehrer es schafft die Wiederholung so zu gestalten, dass die Motivation nicht flöten geht, wäre es perfekt. Leider gehört es zur Praxis abschreiben zu lassen und hinterher mit dem dicken roten Stift alle Fehler anzustreichen.

Das deutsche Rechtschreibsystem ist nicht hundertprozentig
phonemisch, d.h. die Schreibung folgt nicht immer der
Aussprache. Berühmte Beispiele wären die Zwielaute, die
Auslautverhärtung, die Beugung starker Verben, die Bildung von
bestimmten Mehrzahlformen usw.

Deswegen sollte man Kinder niemals schreiben lassen, wie sie
hören bzw. wie sie sprechen, sondern Rechtschreibung und
formschönes, flüssiges Schreiben muß vom ersten Tag der 1.
Klasse unablässig geübt und wiederholt werden. Füller, Papier,
und die Hand müssen qualmen!
Das Abschreiben der Aufgabenstellung vor der inhaltlichen
Lösung der Aufgabenstellung ist eine perfekte tägliche Übung
dafür.

Da kann ich Dir wirklich zu 100% zustimmen - das Schreiben nach Gehör war einer der dämlichsten Ideen der „Bildungsreformen“.

sich Teilsätze zu merken und dann auswendig hinzuschreiben

Nein, die Kinder sollen sich keine Teilsätze merken und
auswendig niederschreiben. Es geht um die Wörter, die
Wortbestandteile und die Relation zur Aussprache. Die DDR z.B.
entwickelte und unterrichtete eine andere Leselernmethode, die
besonders gut vom Abschreiben beeinflußt wurde, weil die
Kinder das Rechtschreibe- und das Lautsystem zugleich lernten
(Orthographie und Orthoepie).

Wenn diese Methode so uneingeschränkt gut war, warum wird sie dann nicht verwendet?
Das s.g. Laufdiktat oder Dosendiktat hat schon ziemlich viele Vorteile - das Kind liest einen Abschnitt, merkt sich den Satz (was viel effektiver ist als Wort für Wort abzuschreiben) und es ist dabei in Bewegung. Am Ende ist es das gleiche: wiederholen durch abschreiben, aber es ist spannender gestaltet.

Feinmotorisch schwache Kinder

Feinmotorisch schwache Kinder sollte der Kindergarten bereits
über Jahre ausreichend gefördert haben, so daß der Rückstand
zu Anfang der 1. Klasse aufgeholt wurde bzw. diese Kinder
sollten in der Nachmittagsbetreuung individuelle Förderung
erhalten. In den neuen Ländern übernehmen das traditionell
Erzieher unter Koordination des Klassenleiters. (Bemerkung:
Vor 1990 verbarg sich hinter der Bezeichnung „Erzieher“
automatisch ein ausgebildeter „Lehrer für die unteren
Klassen“, der allerdings nur ein Fach studiert hatte und keine
allgemeine Lehrerlaubnis besaß. Reguläre Lehrer für die
unteren Klassen hatten drei Fächer studiert, wovon zwei
grundsätzlich immer Deutsch und Mathe sein mußten.)

Das entspricht nun nicht im Entferntesten der Realtität! Hier in Berlin gibt es keine Vorschule, die Erzieher sind z.T. berufsfremd vom Arbeitsamt rekrutiert. Die Kinder werden mit 5 eingeschult - da können die meisten sich noch nichteinmal alleine die Hose zumachen!

Viele Grüße

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Wenn diese Methode so uneingeschränkt gut war, warum wird sie
dann nicht verwendet?

Das DDR-Schulsystem war dem westlichen in jeder Hinsicht überlegen. Warum man es nicht einsetzt hat politische Gründe. Finnland hat das System der DDR 1:1 übernommen und steht damit an der Weltspitze.

Das entspricht nun nicht im Entferntesten der Realtität! Hier
in Berlin gibt es keine Vorschule, die Erzieher sind z.T.
berufsfremd vom Arbeitsamt rekrutiert. Die Kinder werden mit 5
eingeschult - da können die meisten sich noch nichteinmal
alleine die Hose zumachen!

Er sprach von der Zeit vor 1990 in der DDR. Da waren praktisch alle Kinder im Kindergarten und haben mit dort dem Lernen begonnen. Eingeschult wurde man in der Regel mit 6 oder 7. Und bei uns konnten sich alle die Hose zu machen.

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