AfD keine reine Protestpartei

Ich möchte die in einem anderen Thread als Antwort eingebrachten Diagramme gerne separat zur Diskussion stellen. Es geht um die Einstellungen der Parteianhänger zu gewissen Themen. Man sieht einen deutlichen „Ausreißer“. Die Parteifarben dürften bekannt sein:

Aus ZEIT online:

[Mit Klick auf das Bild kommt man zum Artikel.]

Ich sehe dadurch meine Theorie bestätigt. Die AfD ist keine reine Protestpartei und wird auch nicht nur von „Abgehängten“ oder ähnlichen in den Medien kursierenden gruppenbezogenen Zuschreibungen und Einteilungen gewählt. Die AfD-Anhänger haben signifikant verschiedene politische Einstellungen, die Wahl der AfD hat also politische Gründe.

Etwas provokanter formuliert: Es gibt einen gewissen Anteil von Wählern, die sich trauen, anders zu denken. Vielleicht greifen diese Leute auch verstärkt auf alternative Medien im Vergleich zu den Mainstream-Medien zurück. Dieser Anteil hat durchschaut, dass es keine Integration hunderttausender muslimischer Zuwanderer geben wird, so wie es in den großen Medien immer dargestellt wird, oder dass der Euro langfristig reformiert werden muss, dass die EU nicht nur ein reiner Friedensbringer ist, dass die Warnungen vor gesellschaftlichen Umbrüchen infolge der Massenzuwanderung keine Mythen sind usw.

Der andere Teil hat dies nicht durchschaut und wechselt vielleicht zwischen den etablierten Parteien hin und her oder bleibt in den unsicheren Zeiten beim Altbewährten (respektive bei „der“ Altbewährten).

Stimmt ihr dieser Einschätzung zu?

Professor Bernd Lucke war der Einzige Politiker der AfD, der ein minimum an Grips hatte.
Die sollen erstmal ihren internen Streit los werden. Das ist definitiv eine Partei, für die ich niemals stimmen würde.
Dazu haben noch viele Mitglieder verbindungen zu paramilitärischen Gruppen.
siehe: http://www.zeit.de/gesellschaft/2017-03/afd-abgeordnete-rechte-netzwerke-burschenschaften

Ich bin mal als Kameramann zu einem Parteitag gegangen. Also Klappe halten, draufhalten und aufnehmen.
Das war kleinkarrierter als ein Schottenrock, was ich dort gehört habe.
Ein großer Zweifel machte sich bei der offen rechten Rhetorik á la Breitbat breit.
So einen Zirkusverein habe ich neben der NPD kaum erleben dürfen.
Ich ääääaaahhh wolllde sagn, dass ähhhhh…
Aus „ähhss“ hat minimum der halbe Text von den „kleinen“ AFD´lern gehört.

Dies ist nur meine persönliche Meinung.

Wieso nicht gleich der ganze Link? Die anderen Themen sind ebenfalls interessant.

Ich sehe die AfD als eine Partei, die sowohl Protest- als auch überzeugte Wähler anzieht. Zudem als Partei, die noch einem jungen Sauhaufen gleicht (->vgl. Grüne in den 80ern) und zwischen Parlamentspolitik und Fundamentalopposition schwankt.

Die Protestler wollen gar nicht, dass die AfD in ihrem derzeitigen Zustand in eine Regierungsverantwortung kommt. Sie wollen den etablierten Parteien lediglich spürbare Schmerzen bereiten, damit sie ihre Politik(en)ausrichtung ändern.

Ob und in welcher Form oder Richtung sich die AfD noch entwickeln wird, kann derzeit niemand vorhersehen. Sie könnte (von diversen Radikalinskis befreit) ein fester Bestandteil des Parteienspektrums werden und die Lücke füllen, die mit der „linker“ gewordenen CDU entstanden ist. Oder sich genausogut als dezidiert rechtsradikale Partei für kurze Zeit behaupten, um dann peu à peu wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Auf jeden Fall wird die Schärfe der Auseinandersetzung im BT nach der Wahl beträchtlich zunehmen. Gerade die moralinsauren Grünen werden Gift und Galle spucken.

Gruß
vdmaster

1 Like

Hallo,

Ich werde die Punkte einzeln abarbeiten.

Zustimmung. Keine reine Protestpartei. Ein paar Wähler aus Überzeugung wird sie haben. Der Großteil der Menschen, die sich mich gegenüber äußern, dass sie die AfD wählen werden, haben aber weder das Wahlprogramm, noch das Parteiprogramm gelesen. Sie kennen praktisch nur die Namen Petri und Gauland und werden aus eigenen Bekunden, die AfD wählen, „weil es anders werden muss“. Wie auch immer diesen „anders“ aussehen wird….

Ein Meinungsmultiplikator findet aus meiner Sicht wenig Beachtung in der Medienwelt: Messengerdienste wie WhatsApp. Dort werden Bilder und Videos munter kopiert und weiter geleitet, wodurch die eigenen Meinungsblase weiter wächst.

Naja, das zu „Durchschauen“ ist keine große geistige Leistung.

Auch das bestreiten bis auf Merkel und Schäuble niemand, wobei man den beiden auch jede Fachkenntnis von Volkswirtschaft absprechen muss. Aber das ist auch gar nicht ihre Aufgabe. Zumindest sehen die beiden das nicht als ihre Arbeitsgebiet.

Da die EU eine Wirtschaftsgemeinschaft ist, hat sie nichts mit Krieg und Frieden zu tun. Sie soll nur das Wachstum der Wirtschaft innerhalb Europas sicher stellen.

Das leugnen selbst die linkesten Phantasten nicht. Nur die Voraussagen, in wie weit sich die Gesellschaft ändern wird unterscheiden sich.

Vielleicht betrachtet „der andere Teil“ die AfD einfach nur mit einer anderen, als der rosaroten Brille. Die Partei ist in sich völlig uneinig. Man streitet sich darüber, wer die Macht ausüben darf und die Deutungshoheit hat. Viele Menschen dürfte die Selbstzerfleischung abschrecken.

Also stimme ich Dir zum Teil zu. Einige Menschen werden die AfD bewusst wählen, andere aus Protest. Einige werden sie aus guten Gründen nicht wählen, andere aus einem Bauchgefühl heraus. In diesen Punkten unterscheidet sich also die AfD nicht von anderen Parteien.

Jetzt habe ich aber eine Frage an Dich, @Ultra_78f7d2: was willst Du mit dieser Frage eigentlich erreichen?

4 Like

Die Forschungsgruppe Wahlen hat zumindest bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt Umfragen zur Wählermotivation gestartet und damals hatten knapp 50% der Befragten angegeben, die AfD gewählt zu haben um „der Regierung einen Denkzettel zu verpassen“.

Genau genommen stützt keine der Aussagen in dem Bericht aus dem dem die Grafiken stammen deine Hypothese, dass die AfD keine „Protestpartei“ sei. Vielmehr müsste man mal darüber reden, wie wir „Protestpartei“ definieren wollen. Ich glaube, dass eine Partei, die von 50% der Wähler aus Protest gewählt wird, eine „Protestpartei“ darstellt. Das steht aber dann in keinem Widerspruch zu den Angaben in dem verlinkten Artikel. Das nur 44% der AfD-Wähler die eigenen Politiker für fähig halten, sehe ich als ziemlich starkes Indiz für einen hohen Protestwähler-Anteil.

2 Like

Was ja bereits deutlich spür- und sichtbar ist. Innere Sicherheit, staatliche Leistungen/ Erleichterungen auch für Normalbürger, nicht nur für die nichtarbeitende Hartz-IV-Klientel, Verbesserungen für Rentner, Maßnahmen zur Begrenzung der Flüchtlingsströme, das sind doch alles Themen, die aus Angst vor der AfD auf die Agenda (insbesonderedie Agenda der Unionsparteien) gekommen sind. Insofern ist die AfD eine sehr erfolgreiche Partei.

Mal sehen, was bei der Bundestagswahl rauskommt, Groko, Schwarz-Gelb, Jamaika, Frau Merkel wird ihr Pöstchen wohl auf jeden Fall für die nächste Jahre behalten und die SPD wird wahrscheinlich wieder im ein- bis zweijährigen Turnus ihre Vorsitzenden auswechseln…

Das wäre meine Erwartung, nach Abflauen von Flüchtlingskrise und Ende der supergroßen Einheitskoalition, bei der sich Union, SPD, Grüne und oft auch die Linken immer im Grundsatz einig und nur in Detailfragen uneins waren, hat sie ihre Aufgabe erfüllt und verschwindet, wie vorher die Republikaner (erinnert sich da noch jemand? Die waren mal im Europa-Parlament mit über 5%), die Schill-Partei oder die gelegentlich im Osten aufflackernde NPD.

1 Like

Ich habe eher ein anderes Gefühl: Die AfD geht auf die Ängste der Menschen ein und bietet Lösungen. Diese Lösungen sind zwar platt, plakativ und untauglich, aber wenigstens fühlen sich die Menschen ernst genommen mit ihren Ängsten. Die etablierten Parteien dagegen wehren diese Ängste mit Platitüden ab. Ein prima AfD-Beispiel ist die Angst vor Überfremdung durch hohe Zuwanderung. Auf der einen Seite heißt es einfach nur, wir schaffen das. Auf der anderen Seite heißt es, ja, diese Angst ist berechtigt, wir müssen etwas dagegen tun. Wenn also jemand Angst vor Überfremdung hat, wen wählt er dann? Dummerweise wird eben nicht weiter nachgefragt, was genau denn dagegen getan werden und wie das dann funktionieren soll.

Dasselbe gilt für die Angst vor Altersarmut: Etablierte Parteien: Noch nie ging es den Rentnern so gut wie heute. Mag ja sein, ich frage aber nach morgen.

Und dann gibt es natürlich noch die Rechtsaußendumpfbacken, die AfD wählen, weil die NPD keine Chance hat in den Bundestag einzuziehen.

Eine Protestpartei wir die AfD dadurch aber nicht.

R.

2 Like

Mit so etwas kann man auch Ministerpräsident eines großen süddeutschen Bundeslandes werden…

1 Like

Nö, es gibt auch Leute, die ganz offen zu ihrem rechten Gedankengut stehen, und keinen Hehl aus ihrer Ausländerfeindlichkeit und ihrem nationalistischen Gedankengut machen. Und denen bietet die AfD ja nur zu gerne eine Heimat mit einem zumindest minimal seriöseren Anstrich als eine NPD.

2 Like

Leider entspricht deine Aussage der Wahrheit.
Viel schlimmer, wie übersetzen die Dolmetscher in Strasbourg oder Brüssel dieses Gestammel. :wink:

Flatterte mir gerade ins Postfach:

Aus Protest AfD zu wählen, weil die aktuelle Politik nicht gefällt, ist wie im Club aus der Toilette zu trinken, weil das Bier nicht schmeckt.

Und das gilt für alle extremen Parteien, egal an welchem Rand sie auch immer stehen mögen.

1 Like

Natürlich. Hochburg im Südwesten und gescheitert an

a. ihrem Vorsitzenden Schönhuber
b. der Unwilligkeit des DVU-Vorsitzenden zur Fusion.

Ist übrigens immer noch aktiv und tritt auch zur BT-Wahl an. Wird sowas um die 0,x Prozent erreichen. Der Unterschied ist vor allem, dass die AfD derzeit in 13 Landesparlamenten sitzt und mit 100%iger Sicherheit in den BT kommen wird. Daher würde der Niedergang der AfD - so er denn einträte - sich deutlich länger ziehen als bei den REPs.

Gruß
vdmaster

Man merkt echt, dass du ein wenig hinterm Mond lebst. Was ist denn für dich „Ausländerfeindlichkeit“? Dass man gegen eine unkontrollierte Einwanderung ist, dass unsere Sozialsysteme nicht für alle Welt öffnen möchte, dass man kriminelle Ausländer gerne im Flugzeug sähe? Grenzkontrollen an Deutschlands Grenzen, die Abschiebung straffälliger Asylbewerber und die Einhaltung der Drittstaatenregelung – das möchte die Mehrheit der Deutschen, so das Ergebnis einer neuen INSA-Umfrage. Offenbar hast du die Probleme, die durch die unkontrollierte Zuwanderung - und dadurch in der Tat im weitesten Sinne durch „Ausländer“, da diese nun mal Gegenstand dieser Zuwanderung sind - in letzter Zeit entstanden sind, nicht so recht mitbekommen.

Das sieht man auch an deiner Begriffswahl des Nationalismus. Das friedliche, respektvolle Miteinander der verschiedenen Völker in ihren Heimatländern ist das Ziel der AfD. Deinen Nationalismus, also die Höherwertung des Deutschen gegenüber anderen Nationen, findet man bei Linken oder Grünen, wenn sie gegen die Amerikaner, Ungarn oder Polen wettern, während sie die Deutschen als nahezu einziges humanistisches Volk darstellen, das Flüchtlinge versorgen könne.

Ich habe den Eindruck, du schließt von den äußeren Umständen auf das Ergebnis. Deine Ansicht, die AfD biete keine Lösungen, entspricht zwar dem Bild, das die Medien und sämtliche Altparteien zeichnen wollen. Zudem ist es in der Tat so, dass alle anderen Parteien untätig verharren und so der Eindruck entsteht, man könne nicht mehr tun, als das, was Merkel tut.

Dabei ist das falsch. Und bloß, weil sie als einzige Partei konkrete Lösungen anbietet, heißt das nicht, dass diese Lösungen unrealistisch wären. Es zeigt sich daran vielmehr, wie schwer es ist, festgefahrene Denkmuster und Strukturen zu verändern. Was sich einmal irgendwo eingenistet hast, das kriegst du nur mit extremer Mühe wieder raus. Stell dir mal vor, die Grünen müssten ihre Multi-Kulti-Denkweise anpassen. Oder die SPD. Deswegen werden Palmer und Sarrazin ja so bekämpft. Man hat es sich gedanklich bequem gemacht. Und auf die Probleme durch Einwanderung reagiert man mit dem Reflex, man müsse eben bessere Integrationsarbeit leisten. Dabei ist die Integration ein Wunschtraum. Oder haben sich die Muslime in England oder Frankreich integriert?

Die Lösungen der AfD stehen klar im Raum: Flüchtlinge abfangen und zurückschicken.

Und ja, die nationalen Grenzen können gesichert werden. Das ist teuer und aufwändig, aber sinnvoll. Warum wollen es die anderen nicht? Weil man sich an die offenen Grenzen (und den dahinter stehenden Traum von der grenzenlosen Gesellschaft) gewöhnt hat.

Und ja, die Mittelmeer-Migranten können zurückgeschickt werden. Das ist teuer und aufwändig, aber sinnvoll. Warum wollen es die anderen nicht? Weil man sich an den Glauben gewöhnt hat, es kämen nur wenige und wir könnten sie verteilen und versorgen.

Und ja, wir können die Remigration einleiten. Das ist teuer und aufwändig, aber sinnvoll. Warum wollen es die anderen nicht? Weil man sich an die rührenden Geschichten und die Einzelbeispiele gelungener Integration gewöhnt hat. Ist doch auch einfacher, diese Einzelbeispiele auf die Gesamtheit zu übertragen, da muss man sich nicht so viele Sorgen machen.

Und ja, wir können den Trend, die Macht immer weiter nach Brüssel zu verlagern, umkehren. Das ist aufwändig und provoziert Widerstände der Funktionäre, aber es ist sinnvoll. Warum wollen es die anderen nicht? Weil man sich an die Abgabe nationaler Kompetenzen an die EU gewöhnt hat. Ist doch auch einfacher, da muss man die eigenen demokratischen Institutionen nicht bemühen, sondern hat eine übergeordnete Institution, die uns das abnimmt.

Rhetorische Fähigkeiten sind kein Mindestvoraussetzung, um Politiker zu werden. Da es sich überwiegend um Frischlinge im Geschäft handelt, kommt für einen kleinen Kreisdelegierten noch der Stress auf dem grossen Parteitag dazu. Da wird so mancher einen trockenen Hals und zittrige Knie gehabt haben.

Das passiert natürlich alten Hasen, die schon zehn Jahre Erfahrung haben, nur noch selten.

Falls man „Protest wählen“ möchte, weil man mit der „Politik der (angeblichen) Mitte“ nicht mehr einverstanden ist, dann kann man in Zeiten einer GroKo nur an den Rändern wählen.

Verschärfend kommt derzeit hinzu, dass die beiden einzigen Oppositionsparteien sich ausdrücklich für ein Mehr der Politik aussprechen, die einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung gegen den Strich geht, Das ist lt. aktuellem ARD-Deutschlandtrend die „Flüchtlings“-, Zuwanderungs- und Migrationspolitik und in ihrer Folge auch die überproportionale Zunahme an Kriminalität sowie die deutliche Belastung der Sozialsysteme.

Würde die AfD aktuell an der 5%-Hürde herumknapsen, so würde ich sie ebenfalls aus „Protest“ wählen, um Druck auf die Parteien auszuüben, die wahrscheinlich die Regierung bilden werden. Nur so bewegt man Regierungsparteien zur Anpassung ihrer Politiken.

Da aber die AfD als sicher gesetzt gelten kann, richte ich mein Augenmerk auf einen zweiten Aspekt und wähle daher aus taktischem Kalkül so, dass eine bestimmte Koalition möglich wird.

Mehrere Akteure aus der EU arbeiten längst daran, was die AfD fordert. Das geschieht durch den Aufbau/Ausbau der libyschen Küstenwache ebenso wie durch Grenzschutzbemühungen an den Südgrenzen der Transitländer, die von der EU finanziert werden. Dies geschieht natürlich mit dem Segen und der Unterstützung Ds, auch wenn Merkel damit nicht auf Wahlkampfveranstaltungen hausieren geht.

Was die Rücknahme eigener Staatsbürger angeht, so werden die entsprechenden Staaten durchaus bereits unter Druck gesetzt. Evtl. geschieht dies noch zu zögerlich, aber mit stetig ansteigender Intensität.

Etwa diesen Schönling, der nur Wirtschaftspolitik kann?

Egal wie du taktierst und es drehst und wendest: Du wählst so oder so neoliberale unsoziale Politik. Der Großteil der nächsten Generationen wird dir dankbar sein für ihr elendes Dasein, in relativ hoher u/o hoher relativer Armut während des Arbeitslebens und danach (sofern dies regulär noch erreicht werden kann).

Franz

Wenn man Bier predigt und Klospülungswasser zunehmend darunter mischt, braucht man sich über das Aufkommen einer Alternative nicht zu wundern.

Franz