Hallo liebe Experten!
Ich stecke zur Zeit in einer ganz blöden Geschichte fest.
Vor etwa anderthalb Jahren ist meine Ehe kaputt gegangen. Seitdem bin ich alleinerziehend. Dazu lebe ich weit von meiner Familie entfernt und studiere noch (inzwischen in Examens-Nähe).
Der Stress ist also groß, Zeit ist wenig vorhanden, Geld praktisch gar nicht, dafür aber um so mehr Druck.
Meine Ehe lief viele Jahre wirklich schlecht, viel Liebe war glaube ich aber nicht mehr da. Vermutlich hat er sich aus diesem und vielleicht noch anderen Gründen eine Affäre gesucht, die wirklich schlimm und außerordentlich Ehefrauen-feindlich (lästern, Sex im Ehebett, heimlich lustig machen, schlecht reden…) ablief.
Vielleicht hat mich das alles doch mehr mitgenommen als ich dachte. Jedenfalls habe ich etwa ein dreiviertel Jahr nach der endgültigen Trennung einen Mann kennengelernt, der sich zwar als getrennt lebend vorstellte, aber als verheiratet entpuppte. Aber nach so vielen Jahren schlechter Ehe, Hintergangen werden, Probleme lösen (dabei scheitern) und vor allem bei all dem Stress, den ich sonst noch hatte, hat mir dieser außerordentlich charmante, liebe und zuvorkommende Mann sehr gefallen. (Um nicht zu sagen, dass ich wahrscheinlich noch nie einen so dermaßen aufmerksamen und einfühlsamen Freund hatte.)
Also hab ich mich drauf eingelassen. Ich war einfach so einsam zu der Zeit, dass mir das moralische Manko auch grad noch egal war. Das läuft jetzt seit etwa einem Jahr. Wir sehen uns einmal in der Woche (im Schnitt), schreiben uns täglich mehrere eMails, fahren ganz selten über Nacht zusammen weg.
Bislang war das einfach nahezu der Himmel auf Erden. Niemals Stress, kein Streit, keine Dramen, trotzdem unglaublich viel Nähe durch den intensiven Austausch per mail, Wahnsinns-Sex… Ich war wirklich rundum glücklich und zufrieden. Ich glaube, ich war einfach noch nicht soweit, wieder eine richtige Beziehung einzugehen. Und da war diese unverbindliche Sache einfach super.
Natürlich aber kam es, wie es kommen musste. Plötzlich war von Gefühlen die Rede. Beiderseits. Und das war aber auch schön. Und auch das haben wir sehr genossen.
Und nun, quasi aus heiterem Himmel, habe ich für mich erkannt, dass ich doch eine richtige Beziehung möchte (natürlich mit ihm, wie blöd kann man sein…), dass das aber nicht realisierbar ist. Und deshalb hatte ich die Sache beendet. Und zwei Tage lang nur noch geheult. Ich glaube, ich hab in meinem Leben noch nicht so gelitten. Ganz sicher nicht, bei der Trennung von meinem Ehemann.
Und nun - wir kommen zum Kernpunkt des Problems - habe ich mich (wohl) doch wieder drauf eingelassen. Wir schreiben uns wieder, und reden über Gefühle und all die Schwierigkeiten.
Und ich frage mich einfach, was ich jetzt bloß machen soll?
Ich hab nicht die geringste Ahnung. Und irgendwie auch keinen, mit dem ich reden kann. Meine Freundinnen, meine Mutter, meine Schwestern - alle weiblichen Bezugspersonen, die ich habe - urteilen allesamt aufgrund ihrer Erfahrungen. Und sie sind alle verheiratet - affärenfrei - oder in festen Beziehungen. Keine hat sowas je erlebt. Weder als Betrogene (ich ironischerweise selbst als einzige) noch als Geliebte.
Was mache ich denn jetzt? Ich möchte doch nicht als lebenslange Geliebte enden. Jedenfalls nicht, wenn ich eigentlich eine Beziehung mit dem Mann möchte.
Am allerliebsten würde ich den Zustand von vor einigen Monaten wieder herstellen. Verliebt, aber realistisch, mit ordentlich Sehnsucht, aber aushaltbar. Das war einfach perfekt.
Hat hier irgendjemand Erfahrung in diesen Dingen? Was soll ich denn jetzt machen? Ich will ihm nicht die Pistole auf die Brust setzen („sie oder ich“). Das ist gar nicht mein Stil, und außerdem hab ich einfach Angst, dass er sich dann für sie entscheidet, und ich aber trotzdem nicht loskomme. (Das wäre für mich der absolute Supergau!) Dann ist es vielleicht besser, ich spreche es erstmal gar nicht an.
Für jeden Ratschlag wäre ich sehr, sehr dankbar.
Viele Grüße
larymin
P.S: Bitte keine Vorträge bezüglich Selbstbewusstsein und Emanzipation und so. Ich studiere alleinerziehend, ohne jede familiäre Hilfe. Und das bekomme ich ziemlich gut hin. Ich werde fertig mit all dem Stress, dem Druck und den Ängsten, mit denen so eine Examens-Situation und auch eine alleinerziehenden-Situation allein schon einhergeht. Und trotzdem bin ich ganz optimistisch geblieben, immer noch freundlich, nicht verbittert oder zynisch. (Nicht zuletzt allerdings natürlich gerade wegen dieses Mannes.) Ich gehe zum Sport, treffe mich ab und zu mit Freundinnen, arbeite noch nebenbei… Also ich denke, ich bin da ganz gut „im Leben“.
Nur diese Sache macht mich unsicher. Vielleicht auch, gerade weil ich mich eigentlich nicht so leicht unterkriegen lasse.