Hallo Larymin,
nein, eine Expertin in Geliebten-Angelegenheiten bin ich nicht, da ich seit 11 Jahren mit demselben Mann zusammen bin, aber vielleicht kann ich doch mit ein paar Gedanken helfen.
Niemals Stress, kein Streit, keine Dramen, trotzdem
unglaublich viel Nähe durch den intensiven Austausch per mail,
Wahnsinns-Sex…
Ich denke, diese Unkompliziertheit ist der springende Punkt. Man hat keine Beziehungsprobleme, weil man nur die heiteren Seiten miteinander teilt. Bist du dir denn wirklich sicher, dass du auch die anstrengenden Seiten in dein Leben lassen möchtest, obwohl du sagst, dass du aktuell viel Druck und Stress hast?
Keinesfalls werde ich mit dem moralischen Zeigefinger wedeln, allerdings musst du dich fragen, inwiefern der Mann eigentlich für eine Beziehung geeignet ist, wenn er seine Frau betrügt – und wie deine Vorstellungen von einer Beziehung aussehen. Wenn du nämlich selbst nicht betrogen werden willst, dann könnte dein Freund die schlechtere Wahl sein.
Und nun, quasi aus heiterem Himmel, habe ich für mich erkannt,
dass ich doch eine richtige Beziehung möchte (natürlich mit
ihm, wie blöd kann man sein…), dass das aber nicht
realisierbar ist.
Und nun - wir kommen zum Kernpunkt des Problems - habe ich
mich (wohl) doch wieder drauf eingelassen.
Nur eine Vermutung: Kann es sein, dass du die Vorstellung einer Beziehung schon schön findest, aber gleichzeitig froh bist, dass es wahrscheinlich kein Happy End geben wird? Du schreibst ja, dass du ihm nicht die Pistole auf die Brust gesetzt hast und es auch nicht tun willst. Daraus schließe ich, dass du mit dem Status quo eigentlich zufrieden bist. Schließlich ist das Gefühl der Schmetterlinge ein schönes, angenehmes Gefühl, oder? Zumal man keine Verpflichtungen hat…
Und sie sind alle verheiratet - affärenfrei - oder in festen Beziehungen.
Keine hat sowas je erlebt. Weder als Betrogene (ich
ironischerweise selbst als einzige) noch als Geliebte.
Das Folgende soll nicht wertend gemeint sein, auch wenn es vielleicht so klingt:
Mit fällt dazu eine ehemalige Freundin ein, die ebenfalls von ihrem Freund betrogen wurde und danach immer wieder an vergebene Männer geriet. Komischerweise redete sie immer schlecht von den Freundinnen der Männer, als seien sie selbst schuld daran, dass sie betrogen werden. Mir drängte sich da zuweilen das Gefühl auf, dass sie eine „Warum sollen andere Frauen glücklich sein, wenn ich es auch nicht sein durfte“-Schiene fuhr. Ich will dir ähnliches nicht unterstellen, aber ich finde es aus einem unspezifischen Gefühl heraus wichtig zu erwähnen. Jedenfalls landete besagte ehemalige Freundin in einer Sackgasse: Irgendwann kam einer ihrer Freunde sogar in der Mittagspause zu ihr, um sich eine Portion Sex abzuholen. Das fand ich dann aus meiner emanzipierten Sicht doch degradierend – denn eigentlich wünschte sie sich nichts mehr als die „große Liebe“.
Was mache ich denn jetzt? Ich möchte doch nicht als
lebenslange Geliebte enden.
Hat hier irgendjemand Erfahrung in diesen Dingen? Was soll ich
denn jetzt machen? Ich will ihm nicht die Pistole auf die
Brust setzen („sie oder ich“).
Nun ja, es soll Beziehungen geben, bei denen eine Dritte toleriert wird, weil sie für frischen Wind sorgt. Die Frage ist, ob die Ehefrau oder dein Freund das so wollen. Es wäre aber eine Möglichkeit.
und außerdem hab ich einfach Angst, dass er sich dann für sie
entscheidet, und ich aber trotzdem nicht loskomme.
P.S: Bitte keine Vorträge bezüglich Selbstbewusstsein und
Emanzipation und so. Ich studiere alleinerziehend, etc.
Dann ist es vielleicht besser, ich spreche es erstmal gar nicht an.
Merkst du den gravierenden Unterschied zwischen deinen drei Aussagen? Letztlich hat jeder Mensch mehrere Seiten an sich, die unterschiedliche Dinge wollen oder befürchten. Welcher Seite willst du den Vorzug geben?
Ich hoffe, dass du für dich eine Entscheidung triffst, die Zukunft hat und möglichst wenig Frustpotenzial bietet.
Viele Grüße
sgw