Niemals!
Hi Kernig,
ja sicher, als Ehefrau hätte ich es auch wissen wollen. Damals habe ich meinen Mann verdächtigt, bestimmt annähernd zwei Jahre lang. Das war höllisch, und ich war am Ende froh, dass ich nun endlich (!) wenigstens Gewissheit hatte.
(Wer rechnen kann, weiß nun übrigens, dass der Verdacht früher da war als die Affäre selbst, und sicher auch seinen Teil dazu beigetragen hat. Steht jetzt aber hier nicht zu Diskussion.)
Trotzdem würde ich das niemals machen. Das ist nicht meine Sache. Ich weiß über diese Frau gar nichts. Nicht, ob sie glücklich ist, zufrieden, traurig, verzweifelt, eine Hexe, eine tragische Figur, ob sie etwas ahnt oder nicht.
Er hat mit ihr zwei kleine Kinder, er wohnt mit den Eltern im selben Haus. Das zerstöre ich nicht. Wenn er es selbst zerstören will, ist das seine Sache. Ich habe ihn wieder und wieder darauf hingewiesen, dass er mit seinr Frau reden muss, wenn er unzufrieden ist. Denn nur dann kann es ihnen beiden gelingen, mehr Schwung (oder was eben sonst fehlt) in die Ehe zu bringen.
Natürlich denke ich jedesmal, dass es für mich ein Glück ist, dass er es nicht tut. Aber er darf sich dann auch nicht beschweren, dass es zu Hause „im Trott“ ist.
Aber weißt du, inzwischen bin ich einfach nicht mehr so sicher, ob dieses ständige Reden und sich-Beschweren und Ansprüche stellen auf die Dauer so gut ist. Vielleicht funktionieren Menschen einfach nicht so richtig monogam, nur wurden Trenungen früher schlicht nicht zur Debatte gestellt? Und war einfach auch die Aufdeck-Quote geringer? Heute wird ja jede sms, jede eMail, schon jeder Telefonanruf mit Nummer und Zeit und allem drum und dran gespeichert. Das bietet Potential…
Und wenn es dann auffliegt, kann man auch nicht einfach eine Szene machen und er kommt gefälligst brav zurück. Nein, man muss sich Gedanken machen, ob man „so überhaupt glücklich leben kann“, ob man „sich nicht behandeln lässt wie eine 50-er-Jahre-Hausfrau“, man kommt sich gelegentlich auch vor, wie das dümmste Weibchen der Welt, die sich von einem Mann so hintergehen lässt.
Und: Wäre das einer „guten Ehefrau“ passiert?
Wenn man daraufhin geht, erleidet die ganze Familie eine grausame und schmerzhafte Zeit, insbesondere wenn es aus heiterem Himmel über die Familie kommt.
Wenn man daraufhin bleibt, MUSS man verzeihen, sonst wird man selbst, die Kinder und auch sonst niemand je mehr froh.
Es ist eine ganz beschissene Situation, in die man gerät. Und ja, auch wenn du das natürlich nicht glaubst, weil du es noch nicht erlebt hast, manchmal ist es einfach besser, wenn die Frau nichts weiß.
Als wenn du dann ernsthaft mit der Geliebten das Diskutieren anfängst, oder dich mit ihr über die „Macken“ des gemeinsamen Mannes austauschst und ihr dann herzhaft lacht oder so…
Da hat eine Andere monatelang intimste Vertrautheiten mit deinem Mann genossen, und schlimmer noch: Er hat es die ganze Zeit gewusst. Dich angelächelt, dich gestreichelt, mit dir gelacht und gestritten und es doch die ganze Zeit gewusst. Und du nicht.
Nein, nein. Wenn es auffliegt, fliegt es auf. Wenn er sich seiner Frau gegenüber so verhalten will, dann soll er. Das ist nicht meine Angelegenheit, und ich „löse“ damit auch nichts.
Viele Grüße,
larymin