Agenda 2010 - Das grosse Doppelrätsel !

Rätsel ( oder Fakt ? ) Teil 1:
Im Jahre 1999 - vor dem Euro - bekam man in Deutschland für einen Dollar ca.0,60 DM.
Im Jahre 2001 - nach Euro-Einführung - gab es noch umgerechnet ca.0,45 DM , also ein Rückgang ( eine Abwertung ) von ca. 25%.
(Gleichzeitig erlebten übrigens andere europäische Länder - besonders im Süden - das Gegenteil - also eine de-facto Aufwertung ihres Geldes von vor Euro-Zeiten - mit den dann folgenden und bis heute nachwirkenden Folgen.)
Deutschland, als Export-Weltmeister, profitierte von der 25% billigeren Währung sofort:
Im Jahre !999 exportierten wir Waren im Werte von 510 Mrd. €; im Jahre 2006 im Werte von 893 Mrd.€ - eine Steigerung zwischen 99 ( vor Euro mit der einhergehenden de-facto Abwertung ) und 2006 von sage und schreibe 75%.
Parallel zu dieser Entwicklung - sicher noch mit der alten Vor-Euro Situation im Kopf - ersannen sich Schröder und seine SPD die Agenda 2010.
Damit schwangen sie sich auf die Welle, die die Euro-Einführung alleine schon vorher ausgelöst hatte und behaupteten anschließend, die Welle, auf der sie nun surften, hätten sie mit der Agenda 2010 selber gemacht.
Die Arbeitgeber und Betriebe jubilierten und applaudierten, verdienten überproportional bis heute, bei gleichzeitiger Stagnation oder sogar Rückgang der allgemeinen Einkommen und Abbau der Sozialleistungen. Die berüchtigte Einkommensschere war und ist das Ergebnis.
Sehe ich das alles - zumindest im Prinzip - richtig oder mache ich einen Gedankenfehler ?
Rätsel 2:
Falls meine Überlegungen, zumindest prinzipiell richtig sind, warum finden diese Zusammenhänge in der Presse oder in den vielen TV-Diskussionsrunden und -Berichten mit keinem einzigen Wort Erwähnung ?
Bitte klärt mich auf und helft mir aus meinem Dilemma; ich danke schon jetzt dafür.
Heinz

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Ich habe keine Überlegungen entdecken können, sondern lediglich die Aneinanderreihung von anscheinend gezielt ausgewählten Tatsachen, zwischen denen es zum größten Teil keinen Zusammenhang gibt, die auch nicht wirklich aussagekräftig sind und die einfach so aneinandergereiht allenfalls ein lückenhaftes Bild der tatsächlichen Entwicklung darstellen.

Wie hoch war denn das jährliche Wachstum des Exports in den fraglichen Jahren, wie entwickelten sich die Importe, wie entwickelte sich der inländische Konsum und wie die Gesamtwirtschaft? Warum endet Deine Darstellung der Wechselkursentwicklung im Jahre 2001? Warum betrachtest Du nicht die Jahre nach 2001 oder vor 1999?

Insgesamt kann ich nur zu dem Ergebnis kommen, daß Du gezielt die Daten herausgegriffen hast, von denen Du Dir erhoffst, daß sie den Eindruck vermitteln, den Du erzielen willst.

Blödsinn, die Lohnquote ist nahezu unverändert geblieben. Die Reallöhne steigen auch seit Jahren wieder kräftig und überproportional schnell.

Wie kommst du auf die wirre Idee niedrige Löhne (die ja meist in Dienstleitungsbetrieben gezahlt werden) mit der extrem hochbezahlten Exportbranche zu verquirlen und daraus irgendeinen linken Mist zu kochen?

Die Leute hoffen eben auf einfache Lösungen. Derjenige, der sagt, der Staat könne alle versorgen, wird eben gewählt. Dass staatliche Versorgung nur bei funktionierender Einnahmeseite funktioniert, hören manche ungern. Und so kommen die Arbeitslosenquoten und Schuldenstände in Frankreich, Spanien oder Griechenland zustande. Und mit der Agenda 2010 kommen die entsprechenden Vergleichsdaten in Deutschland zustande. Welches Modell ist nun sozialer?

Das ist nichts verwerfliches. Verwerflich ist es nur, wenn man ihnen einfache Antworten präsentiert, wenn die Wahrheit weitaus komplizierter ist. Die Kunst ist es, den Leuten die komplizierte Wahrheit so zu erklären, daß sie sie verstehen.

Klappt hier im Forum eigentlich auch seit gut 17 Jahren, wie man hört. Man muß sich nur die entsprechende Mühe geben.

Schönes Beispiel dafür, wie man die Realität so verdrehen kann, daß der Schuh daraus wird, den man gerne am rechten Fuß hätte - oder dem linken, je nachdem.

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Du hast dich verrechnet: Zwölf.

Bla, bla. Wenn in diesen Zeiten schon Kampfbegriffe entsonnen werden wie etwa „Austerität“, mit denen Selbstverständlichkeiten in den Bereich böser Verschwörungen gerückt werden, dann läuft in Europa etwas schief. Und die Daten belegen es.

Was ist denn eigentlich wieder los? Ist dir 'ne Laus über die Leber gelaufen?

hat aber nicht unbedingt etwas mit der Einführung des Euro zu tun…Währungsschwankungen sind „normal“

nunja…lieber holen Gutmenschen die Keule raus und hauen Medienwirksam auf alles drauf was nicht die Welt rettet.
sorry wenn ich das so sagen muß:
Was Ökonomie, Ökologie, Energiewirtschaft und einige andere Themenbereiche angeht ist der durchschnittliche Bundesbürger eh zu doof um das zu kapieren.
Am schlimmsten ist aber, dass die Schreiberlinge der Medien genauso unwissend sind und nur die Polemik der Politker nachplappern.

FakeNews.
Über den Zeitraum 1993 bis 2013, also 20 Jahre, ist der Reallohn gesunken:

Jetzt von „kräftig und überproportional schnell“ zu sprechen anstelle Kompensationsversuch ist gewagt.

Franz

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Wenn Du keine Erbsen zählst, dann wirst Du einräumen müssen, dass der RL die letzen 20 Jahre stagnierte. Sonst komme ich mit den Zahlen der 22 Jahre von 1991-2012. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Dass Cambo offenbar RL von NL nicht unterscheidet, steht auf einem anderen Blatt Papier.

Wir wollen aber auch nicht die Jahre 2013-2016 mit durchaus ansehnlicher Steigerung außer Acht lassen

Gruß
vdmaster

Also ich bin seit gut 17 Jahren im Forum und nach allem, was mir so gesagt wird, klappt das zumindest in meinem Fall ganz gut, auch komplizierte Sachverhalte allgemein verständlich zu erklären.

Noch so ein Beispiel dafür, wie man sich die Welt so stricken kann, wie man möchte, wenn man nur den richtigen Vergleichszeitraum auswählt. Klappt auch prima mit dem Kurs von Bitcoin, Wahlergebnissen, Nutzerzahlen und Kriminalitätsraten.

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Über welchen Dollar reden wir? Für den US-Dollar gab es 1999 in Deutschland (und auch nderenorst) deutlich mehr als nur 0,60 DM. Oder geht es hier um den Umtausch von Sorten bei der örtlichen Sparkasse? Da können durch Gebühren und ungünstige Wechselkurse solche Ergebnisse rausgekommen sein. Für einen US-Dollar sollte es damals ansonsten ungefähr 1,80 DM gegeben haben.
Bricht an dieser Stelle das Gedankenexperiment schon zusammen?

Für die Sicht aus der USA wäre das eine Abwertung des Dollar gewesen, aus Sicht der Deutschlands eine Aufwertung.
Der offizielle Kurs lag damals allerdings bei über 2 DM für einen US-Dollar. Also aus Sicht der Amis eine Aufwertung, aus unserer in der Tat eine Abwertung.

Wie war denn der Dollar/Euro-Kurs 2006? 2006 gab es für einen Dollar ungefähr 0,80 € bzw. 1,56 DM. 1999 waren es zur Erinnerung noch 1,80 DM. Also inzwischen eine Aufwertung, statt einer de-facto-Abwertung. Man könnte es also so formulieren, dass nicht wegen einer Abwertung sondern trotz Aufwertung die Exporte gestiegen sind.

Da schon die Zahlen falsch waren, könnte es gut sein, dass auch die Schlussfolgerungen daraus falsch sind.

Das könnte mit der Antwort auf Rätsel Nr. 1 zu tun haben.
Eine falsche Schlussfolgerung könnte das hier sein:

Nicht nur, weil es 2006 gegenüber 1999 eine Aufwertung gegeben hat, sondern auch weil längst nicht alle Exporte Deutschlands in US-Dollar abgerechnet werden. Die Masse geht ja in Länder der EU und davon nochmal ein großer Teil in solche der Eurozone. Da sollte der Wechselkurs zum Dollar gar keinen Einfluss haben.

Einkommensschere usw. bzw. deren weiteres auseinandergehen, kann es trotzdem gegeben haben, muss aber nichts mit dem Wechselkurs zum Dollar zu tun haben. Ohne Agenda 2010 könnte die eventuell möglicherweise vielelicht kleiner sein, selbst wenn das nur bedeuten würde, dass alle weniger hätten. Deswegen das allerdings noch nicht als besser zu bewerten.

Also alles ein bißchen komplex, und keineswegs an ein paar wenigen mehr oder wenig zufällg ausgewählten Wechselkurse festzumachen. Anders ausgedrückt, selbst wenn man da eine Korrelation sieht, muss da noch keine Kausalität bestehen.

Grüße

Unberücksichtigt ist natürlich der tatsächliche, zeitliche Arbeitsaufwand, der betrieben wurde, um den RL zu erzielen. Der ist auf lange Sicht gesehen massiv gesunken.

Selbstverständlich muss ich der Ansage vom Cambo „3 Jahre überproportional“ die vorangegangenen 20 Jahre Negativbilanz entgegenhalten. Zur Verdeutlichung.

Es bedeutet schlicht, dass mit Arbeitseinkommen weder Teilnahme am Wohlstandszuwachs noch Kaufkraftzugewinn verbunden war. Man verharrt quasi 20 Jahre auf dem gleichen Niveau. Die unteren Schichten hatten teils gar erhebliche Kaufkraftverluste.

Franz

2013 war negativ…

Tolle Ausbeute :joy:

Franz

Und der Anspruch auf Kaufkraftgewinn ergibt sich woraus? Bzw. zu wessen Lasten sollen die Arbeitnehmer die denn vereinnahmen?

Des weiteren sollte man sich die Entwicklung über den Zeitverlauf hinweg mal anschauen. Man wird feststellen, daß diese mit den konjunkturellen Zyklen zu tun hat. Je nachdem, wie man den Zeitraum auswählt, kann man also so oder so argumentieren.

Im übrigen ist die Basis der Berechnung der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst - also über die gesamte Bevölkerung hinweg. Inklusive des Effekts, daß tendenziell besser verdienende ältere Menschen in Rente und Pension gehen durch und jüngere Arbeitskräfte ersetzt werden, die naturgemäß weniger verdienen. Das sagt nichts über die persönliche Reallohnentwicklung aus. Unter Berücksichtigung des vorher geschriebenen heißt das, daß nur derjenige im fraglichen Zeitraum Reallohneinbußen hinnehmen mußte, dem im fraglichen Zeitraum keine Gehaltserhöhung zuteil wurde. die - vereinfacht gesagt - über die tariflichen Gehaltserhöhungen hinausging. Das muß man über 20 Jahre hinweg erst einmal hinbekommen.

Nicht man, sondern der durchschnittliche, nicht alternde, nicht über sein verhandelnde Arbeitnehmer.

Was letztlich nur ein Argument dafür ist, sich aus-, weiter- und fortzubilden.

Hurra, der Franz hat die winzigstmögliche Erbse gefunden und darüber glatt vergessen, dass 2014, 2015 und 2016 die Zuwächse recht satt ausfielen.

Hi Heinz,

dein ganzes Geschwurbsel - auch noch als grosses Doppelrätsel angepriesen - läßt sich kurz und knackig zusammenfassen:
Durch die Euroeinführung wurde die Währung in D massiv abgewertet, das führte zu einem riesen Exporterfolg, was wiederum für den allgemeinen Erfolg verantworlich ist - und nicht die Agenda 2010

Doch das ist natürlich kompletter Unfug. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen Export und Währungsschwäche ist nur dann gegeben, wenn man Nippesfigürchen verscherbelt.

Schau mal hier: https://www.kmu.admin.ch/kmu/de/home/kmu-politik/kmu-politik-zahlen-und-fakten/kmu-in-zahlen/exporte.html?lang=de
Die Schweiz hat ihren Export seit 1990 fast verdreifacht. Wie konnten die nur? Ständige Aufwertung ihrer Währung, zuletzt sogar massiv. Und was macht der Export? Steigt und steigt und steigt …

Deswegen auch zum Rätsel 2: Deine Überlegungen finden keine Erwähnung, weil sie unsinnig sind.

Gruß Eva

In deiner ViKa steht: „Mitglied seit15. Nov. '96“. Ich meine, wir hätten nicht mehr 2013, aber es wird schon stimmen, was du schreibst.

So langsam nähern wir uns der Sache. Eifersüchtig, dass ein Zwölfjähriger den Leuten komplizierte Sachverhalte ebenfalls pointiert erklärt? Schon mal daran gedacht, dass man sich auch manchmal gut ergänzen kann?

Man sollte es sich schon sehr gut überlegen, wenn man versucht, jemandem einen einzuschenken. Vor allem sollte man sich sehr gut überlegen, WEM man versucht, einen einzuschenken.

Um es kurz zu machen: das Forum gibt es nicht seit 1996, sondern erst seit 1998 (vorher war www ein reiner E-Mail-basierter Fragedienst) und meinen ersten Artikel schrieb ich im Forum im Herbst 1999.