Aida Nova ante portas

Liebe mehr oder weniger herumgekommene Reisende,

gibt es eigentlich irgendwo auf der Welt eine Hafenstadt, die noch einen Besuch wert ist, wenn die Aida Nova angelegt hat und z.B. 6.500 von ihren Passagieren an Land gegangen sind?

Keine rhetorische Frage: Mit dieser Dimension schafft sich doch - meine ich - die Kreuzfahrerei selber ab, weil die Landgänge doch schon ein wichtiger Teil einer Kreuzfahrt sind, und wenn man alles dafür tut, den Besuch einer Hafenstadt unattraktiv zu machen, geht dieser Teil der Kreuzfahrt verloren. Was will man dann den zahlenden Gästen noch bieten? Kreuzt man zehn Tage auf offener See in einer möglichst warmen und winstillen Ecke und kippt sie dann wieder ab, wo sie an Bord gegangen sind?

Schöne Grüße

MM

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Wobei die Horden ja meist in organisierten Landausflügen zu den touristischen Hotspots geleitet werden. Die Passagiere, die auf eigene Faust Landgang unternehmen, entfernen sich auch meist nicht zu weit von den zentralen Punkten, da der zeitliche Rahmen eines Landgangs ja meist eng gesteckt ist und deswegen eine Erkundung von Nebensträßchen gar nicht zulässt.

guckst du hier:

da hat man das Problem wohl schon erkannt!

Och, da gibt es Einiges. Wir haben ja im letzten Jahr eine Kanarenkreuzfahrt gemacht. Auf jeder Insel gab es unzählige Angebote für geführte Ausflüge. Wir haben in den 14 Tagen drei dieser Angebote mitgemacht. Hat uns sehr gut gefallen. Alle anderen Inseln haben wir auf eigene Faust erkundet. Fast jede Insel bot Hopon/Hopoff Busse an. Auf Teneriffa (genauer gesagt Santa Cruz de Tenerife) z.B. gibt es einen wunderschönen botanischen Garten, den wir vom Bus aus gesehen haben. Wir sind an der nächsten Station ausgestiegen und haben fast den ganzen Tag in diesem Park verbracht.
Will sagen, wenn man möchte, kann man immer noch wundervolle Ecken finden.
Was wir garnicht gemacht haben, war als Herde hinter einem Stadtführer her zu rennen. Solche Ausflüge sind grauselig, da gebe ich dir recht.

Soon

Hallo Aprilfisch,

New York ist kein Problem: Die 6.500 Menschen mehr fallen unter den 8.000.000 Einwohnern nicht weiter auf.

:wink: Dein
Ebenezer

Servus,

wenn Santa Cruz de Tenerife auf einen Schlag von 6.600 Menschen überfallen wird, die innerhalb einer vorgegebenen Zeit von etwa zehn Stunden die dortigen Attraktionen abhandelt, sind diese Attraktionen nicht mehr besonders attraktiv. Der botanische Garten z.B. erträgt nach meiner Schätzung maximal fünfhundert Besucher auf einmal, d.h. die Kundschaft der Aida Nova wird kein Vergnügen an dessen Besuch haben, weil man sich dort gegenseitig auf den Füßen herumsteht, wenn dieses Schiff im Hafen liegt. Ähnliches gilt für praktisch alles, was man von irgendwelchen Häfen aus unternehmen kann: Die Aida Nova macht nicht nur für andere Zeitgenossen, sondern auch für ihr eigenes Publikum alle Orte unattraktiv, die man mit ihr aufsuchen kann. Das gilt auch dann, wenn die Akropolis ein paar Kilometer von Piräus entfernt liegt und ein Bustransfer eingerichtet wird, mit dem die 6.000 Leute auf z.B. fünfzehn Portionen zu acht Bussen à 50 Personen aufgeteilt wird, die dann jeweils innerhalb von z.B. 40 Minuten die Besichtigung einschließlich Suvenihrkauf abgeschlossen haben müssen.

Bei einer solchen Kapazität werden sich Landausflüge nur mänitschen lassen, wenn sich z.B. Venedig vom Hafen bis zur Rialtobrücke für z.B. einen halben Tag exklusiv für die Aida Nova pachten ließe und man die lästigen Italiener (von den anderen Touris ganz zu schweigen) so lange raussetzen würde, bis die eigene Kundschaft wieder an Bord ist: Das historische Zentrum von Venedig hat etwa 7 km² Fläche, jeder Aidanova-Kunde hat dann also einen Auslauf von etwa 10 * 100 m², den er besuchen kann, aber nur, wenn man sie gleichmäßig verteilt. Das entspricht nur dann den Anforderungen an eine artgerechte Touristenhaltung, wenn man die Leute nicht nur auf die Straßen und auf die Kanäle lässt, sondern auch die Privatwohnungen gleich mitpachtet. Ich bin nicht sicher, was das in Venedig mit seinen von Haus aus geschäftstüchtigen Einwohnern kosten wird.

Schöne Grüße

MM

Auf unserem Schiff waren es 2.000 Passagiere, die erstmal nicht alle ausgestiegen sind. Dann gab es nur auf Teneriffa fast 20 verschiedene Ausflüge auf die ganze Insel. Und, in ganz vielen Häfen ist die Anzahl der Schiffe begrenzt. Es lagen immer nur max. 2 Schiffe im Hafen.
In dem Park z.B. gab es fast gar keine Touristen, nur viele schöne Pflanzen, Springbrunnen, Vögel und eine phantastische Ruhe, obwohl der Park mitten in der Stadt liegt.
Ich möchte den Kreuzfahrttourismus nich schönreden, aber so, wie du ihn siehst, sehe ich ihn nicht.

Soon

Servus,

in New York werden sich die Aidanova-Kunden auf etwa 88 km² verteilen. Das geht eher als in Venedig, aber auch hier nur bei gleichmäßiger Verteilung. Wenn z.B. 6.600 Leute in acht Schüben durch den Central Park geschoben werden, kommen dort auf 350 ha mit jedem Schub rund 800 Leute zusätzlich, d.h. jeder kann sich eine Fläche von etwa 43 m * 100 m Park anschauen. Auch bei dieser Konzentration muss man sich bereits überlegen, ob man nicht die wichtigsten Attraktionen den Ureinwohnern abkaufen sollte.

Mit anderen Attraktionen wird es noch deutlich enger: 600 zusätzliche Besucher pro Stunde auf dem Balkon der Freiheitsstatue führen doch zu einer recht kurzen Aufenthaltsdauer auf dem Balkon, die möglicherweise von der zahlenden Kundschaft so nicht ohne Murren akzeptiert wird.

Schöne Grüße

MM

Aber niemand ist doch gezwungen, eine Kreuzfahrt auf einem so riesigen Schiff zu buchen.
Es gibt offenbar interessante Alternativen: https://www.stern.de/reise/fernreisen/ratgeber-kreuzfahrten/die-besten-schiffe/kleine-kreuzfahrtschiffe--hier-bekommen-sie-klasse-statt-masse-3943594.html
Oder versteh ich dich falsch und du meinst, die Hafenstädte liegen nach dem Besuch eines Monsters wie der Aida Nova in Schutt und Asche? :wink:

Gruß,

Kannitverstan

(bisher kreuzfahrtlos, aber aus irgendeinem Grund verliebt in die „World Explorer“)

Servus,

das ist weniger als ein Drittel, als die Aida Nova fassen wird. Es gibt bisher noch kein Kreuzfahrtschiff von dieser Größe, und zwei Schiffe von der Größenordnung, von der Du berichtest, ist etwa das Äußerste, was eine touristisch attraktive Hafenstadt zusätzlich zu den anderen Gästen aufnehmen kann, ohne dass ihre Attraktivität empfindlich eingeschränkt wird. Die Aida Nova wird für sich alleine das dreifache dieser Menge auskippen.

Schöne Grüße

MM

Servus,

nein, das nicht.

Ich hab halt bloß von den hübschen Superlativen gelesen, die an diesem Projekt hängen; finde es schon faszinierend, wie Meyer sowas baut, aber frage mich, wie man so ein Projekt eigentlich kalkuliert: Gerade, weil ich glaube, dass das Teil der eigenen Kundschaft den Spaß an Landgängen verderben wird, selbst wenn man es z.B. mit Bordwaffen ausstattet, mit denen eventuell den selben Hafen ansteuernde Wettbewerber unauffällig versenkt werden können, solange sie sich noch in internationalen Gewässern befinden.

Und mit Kunden, die keinen Spaß an der Leistung haben, die man ihnen bietet, kann man doch so ein Projekt nicht rechnen, weil diese doch recht schnell für einen entsprechenden Ruf sorgen werden?

Schöne Grüße

MM

Da hast du recht - nie wieder Karibik für mich. Ekelhaft die ganzen Kreuzfahrtschiffe, da kommt einem echt das Kotzen. Auch im Mittelmeer nur noch Gegenden an denen diese Ungetüme keinen Hafen finden. Übel hässlich sowas

Servus,

dass

die bisher unterwegs sind, in einer ganz anderen Liga spielen als die Aida Nova, dürfte Deiner Aufmerksamkeit entgangen sein.

Dann lies doch einfach nochmal, was ich geschrieben habe, und versuche es zu verstehen, bevor Du reflexhaft losbäbberst.

Einverstanden?

MM

Eine Verwandtschaft von mir macht sehr gerne Kreuzfahrten. Hab mir erzählen lassen, dass einem auf einem so großen Schiff gar nicht langweilig werden KANN, weil es Möglichkeiten ohne Ende zum Tun und Nichts-Tun gibt.
Kann mir schon vorstellen, dass vor dem Hintergrund für einen Gutteil der Kundschaft die Landgänge eine eher untergeordnete Rolle spielen bzw. ihren Erwartungen gerecht werden:
Man war mal in der Stadt, hat einen Espresso für sieben Euro getrunken und erfahren, dass auf dem Marktplatz vor 500 Jahren Piraten geköpft wurden, findet es toll, und geht wieder.
Schade für die Passagiere mit höheren Ansprüchen - aber wie gesagt: Geht ja auch anders.

Gruß,

Kannitverstan

Servus,

Ja, diese Zielgruppe kann ich mir für dieses Riesenschiff vorstellen: Leute, die sich weder für die besuchten Orte noch für das Reisen allgemein interessieren und auf die es entspannend wirkt, wenn sie sich nicht darum kümmern müssen und an Bord zehn Tage lang mit vorgefertigter Bespaßung unterhalten werden.

Ist diese Zielgruppe stark genug, um das Teil auszulasten?

Schöne Grüße

MM

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Mit derartigen Riesenschiffen dürfte es schon problematisch werden, überhaupt noch einen Hafen zu finden, der nicht meilenweit von allen touristisch interessanten Orten entfernt ist - Venedig macht beispielsweise ab demnächst selbst für die „normalgroßen“ Kreuzfahrschiffe dicht. Ich vermute stark, dass es sich bei dem Zielpublikum vornehmlich um Leute handelt, die eine Rundumbespaßung wünschen und nur zu geringen Teilen „anstrengende“ Landausflüge mitmachen wollen.

Ein solches Riesenschiff verdeutlicht nur Probleme, die sich aus der Masse der Schiffe ohnehin schon seit Jahren ergeben. Es werden schon seit geraumer Zeit Schiffe im einer Zahl und Größe gebaut, die dann auf ähnlichen Routen mit vielen identischen Zielen dafür sorgen, dass bestimmte Orte tagtäglich überschwemmt werden. Für meine Holde und mich wäre das nichts. Aber es gibt nun mal offenbar mehr und mehr Menschen, die das Bedürfnis haben, sich möglichst wenig um den eigenen Urlaub zu kümmern, und in möglichst geringer Zeit maximal viele Selfies von möglichst vielen unterschiedlichen Orten auf den einschlägigen Plattformen zu posten. Klar, dass dabei dann keine Tiefe in der Beschäftigung mit Land und Leuten möglich ist. Ist aber egal, wenn man dafür auf Wassnlos und Fratzenbuch jeden Tag Selfie-Prostitution vom Feinsten betreiben kann. Es lebe die Inszenierung des eigenen Lebens, welches man nur noch durch das Handy-Display wahrnimmt!

Overtourism ist in unserer Branche dieses Jahr das große Schlagwort. Nicht nur große Schiffe, auch die Massen an Touristen, die mit Billigfliegern und -bussen in die Brennpunkte reisen, überfluten diese.

Aber wem willst Du das Reisen verbieten. Den Millionen aus dem chinesischen Mittelstand, die sich jedes Jahr aufmachen um die Welt zu erkunden? Dem gut situierten Rentner der für ein paar Tage nach Florenz fahren will?

Ob Verbote Sinn machen, vermag ich nicht zu sagen. M.E. wird sich die Problematik nur über den Preis regeln lassen (Steuern, Liegegebühren, Kerosinpreise u.s.w.).

bye
Rolf

Naja… das Schiff soll „wöchentlich Kreuzfahrten rund um die Kanaren“ fahren. „In der Sommersaison 2019 ist das Schiff im westlichen Mittelmeer ab Palma de Mallorca im Einsatz“.
Will nicht die Qualität der Kanaren in Frage stellen, aber die Zahlen, die man da so liest, klingen schon nach 08/15 Massenabfertigung - der Kuchen ist offenbar groß genug, um das Schiff auszulasten.

Gruß,

Kannitverstan

Hi

in Zadar nicht…

Da wird mit EU-Mitteln (ca. 220 Mio - ca. 120 MIo allein aus D) ein neuer Hafen gebaut.
Allerdings um den alten Hafen zu „entlasten“ und mit der Begründung des „nachhaltigen Tourismus“.
Ich hoffe, Sie wissen, was Sie da tun.

https://www.sueddeutsche.de/news/leben/tourismus-zadar-bekommt-neuen-hafen-fuer-kreuzfahrtschiffe-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-170711-99-202786

lg,
vordprefect