Hallo!
Umfragen traue ich nicht, schon gar nicht, wenn ich weder die Fragestellung im exakten Wortlaut, noch den Zeitpunkt der Umfrage im Kontext aktueller Ereignisse, noch den Informationsstand der Befragten kenne. Sage mir das gewünschte Ergebnis und ich mache Dir dafür die passende Umfrage. Natürlich würde ich dem Ergebnis mit Angaben zu Bildungsabschluss und Lebensalter der Befragten den Anschein wissenschaftlicher Vorgehensweise und Glaubwürdigkeit verpassen.
Es war wohl Mitte der 60er bis in die 70er, als sich Gewaltverbrechen an Taxifahrern häuften – zeitweise alle paar Tage ein Mord. Die Politik reagierte, in Taxis wurden Trennwände vorgeschrieben und mehrmals gab es im Gefolge der Mordtaten Umfragen zur Einführung der Todesstrafe. Demnach forderte Volkes Stimme Rübe ab, Aufhängen, an die Wand stellen und was man so alles in noch recht frischer Erinnerung hatte, wie man Menschen ins Jenseits befördert. Unübersehbar waren Umfrageergebnisse von aktuellen Ereignissen und dadurch erzeugten Emotionen abhängig.
Umfragen dienen und bedienen Interessen. Wer dabei an pure Humanität glaubt, glaubt auch an den Osterhasen. I. d. R. geht es um wirtschaftliche Interessen. Wenn die DAK – eine Krankenkasse (!) - eine Umfrage zu aktiver Sterbehilfe initiiert, hat solches Tun kein besonders appetitliches Geschmäckle. Vermutlich rechnete ein Jung-BWLer in der Verwaltung schon aus, was sich für Beitragszahler und Vorstands-Boni mit Euthanasie erreichen ließe. Es wird schon gelingen, Menschen, die keinen Nutzen mehr bringen, nur noch Kosten verursachen und teures Personal binden, einzureden, wie sehr sie von der Zustimmung für ihr Ableben profitieren. Man denke auch an die armen Nachkommen, die das Erbe so dringend für Badeurlaub und einen neuen SUV brauchen, statt es für Pflege schwinden zu sehen. Allen wäre mit legaler Tötung gedient. Sogar dem/der Betroffenen kann man den Sachverhalt überzeugend nahe bringen. Nur keine Hemmungen, man kann den Betroffenen unverblümt sagen, dass sie nur noch lästig sind. Und in hartnäckigen Fällen hilft man der Überzeugung etwa durch Reduzierung der Schmerzmittel etwas nach. Zugegeben formuliere ich überspitzt, aber leider immer noch nah an der Wahrheit, falls Tötung legalisiert werden sollte. Natürlich gibt es Menschen, für die derartiges Handeln niemals in Betracht käme. Es gibt aber auch (nach meiner Einschätzung viele) anders gestrickte Zeitgenossen.
Das alte Schulrechenheft finde ich nicht auf Anhieb, um wörtlich zu zitieren. So muss die Erinnerung helfen: Es wurden Beträge in Reichsmark genannt, um eine Familie zu ernähren und Beträge, um einen unheilbar Kranken oder Erbkranken zu pflegen. Schüler sollten ausrechnen, wie viele Familien man anstelle der Kranken ernähren könnte. Natürlich gibt es derart unsägliche Rechenaufgaben in Schulbüchern längst nicht mehr. Aber das Gedankengut, dem Millionen folgten, ist doch nicht verschwunden, nur der Sprachgebrauch hat sich verändert.
Gruß
Wolfgang