Hallo Carsten,
ich muss mich einigen Vorrednern anschließen:
In der Tat ist die ganze Sache „aufgebauscht“ und lässt einen unwillkürlich an „Frühlingsloch“ denken (zuum Glück gab’s jetzt den Meteoriteneinschlag).
Dass die Briten sich aufregen hat kulturelle Wurzeln, dort ist Pferdefleisch-Verzehr verpönt. Die zahlreichen Pferdeliebhaber dort nehmen ihre Pferde lieber um Füchse zu Tode zu hetzen. Außerdem passt die ganze Sache gut in die derzeitigen Anti-Europa-Diskussionen auf der Insel.
Von „Angst vor Pferdefleisch“ braucht aber in Deutschland nun wirklich keine Rede sein.
Erstens ist Pferdefleisch grundsätzlich auch nicht schlechter als Rindfleisch, bei manchen sogar sehr beliebt, was die Rossschlachtereien in Deutschland beweisen. Im Gegenteil, gutes Pferdefleisch ist fettärmer und reich an Vitaminen und Mineralstoffen. (Natürlich gehe ich nicht davon aus, dass hier besonders hochwertiges Pferdefleisch eingesetzt wurde, sonst hätte sich der Austausch nicht gelohnt).
Zweitens ist der Fleischanteil, der in diesen Fertigprodukten drin ist, ohnehin so gering, dass es kaum ins Gewicht fällt. Dies wird Dir jeder bestätigen, der einmal das zweifelhafte Vergnügen des Genusses einer solchen Lasagne hatte (ja auch ich war mal jung…).
Daher ist drittens auch eine evtl. Belastung des Pferdefleisches mit Antibiotika oder anderen Medikamenten zwar unappetitlich, wird aber beim Endverbraucher kaum in nachweisenbaren oder gar gesundheitsschädlichen Mengen ankommen.
Der einzige Skandal ist IMHO, dass dieser Fall einmal wieder aufdeckt, auf welch verschlungenen Wegen unsere Lebensmittel transportiert werden und durch wie viele Hände sie gehen, bis sie bei uns auf dem Tisch landen.
Interessant ist hierbei auch, dass anscheinend ganz unterschiedliche Ketten ihr Hackfleisch von den gleichen Firma bezogen haben. Hatten wir hier etwa eine europaweite Ausschreibung für das billigste Hack?
Und die Tatsache, dass der mutmaßliche Strippenzieher der ganzen Aktion schon vor einigen Jahren wegen Umdeklaration von Pferdefleisch bestraft wurde, und er trotzdem so weiter machen konnte wie zuvor, zeigt, wie schlecht die Kontrollen unserer Lebensmittel wirklich sind.
Allerdings halte ich es auch für falsch jetzt DNA-Tests zu fordern. Das bedeutet doch nur das Problem am falschen Ende anzupacken. So als würde man nach einem Anstieg der Autodiebstähle in Deutschland nach verstärkten Kontrollen der Fahrgestellnummern in der Ukraine rufen, anstatt die Diebstähle im eigenen Land effektiver zu bekämpfen.
Wäre echte Kontrolle und Aufklärung gewollt, so würde man die Distanzen beschränken über die Lebensmittel transportiert werden dürfen (aber wir brauchen ja den uneingeschränkten, freien Warenhandel in der EU), und echte Transparenz über die Herkunft unserer Nahrungsmittel, so dass der Verbraucher wirklich entscheiden kann (doch man ist ja noch nicht einmal in der Lage eine „Lebensmittelampel“ gegen die Widerstände der Lebensmittelkonzerne durchzusetzen…).