Alemannischer Dialekt

Hallo!

Im Zusammenhang mit einem kleinen Sprachrätsel benötige ich eure Hilfe. Vielen Dank schon einmal vorab! Diese allemanischen Begriffe sind zu übersetzen:

  1. Gug = Tasche oder Tüte ?

  2. Pääper = ?

Gruß
vdmaster

Servus,

  1. Gug = Tasche oder Tüte ?

wäre wegen des kurzen „u“ besser mit zwei „g“ zu umschreiben.

  1. Pääper = ?

ist mit „ää“ sinnentstellend umschrieben; diesen Laut gibt es wohl in keiner Ausprägung des Alemannischen zwischen Bitche und Zermatt. Gibt es keinen Kontext oder Umschreibung zur Fragestellung?

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

  • kann mit „Pääper“ ein Bäpper, Bäbber oder Päpper (= Kleber, Aufkleber) gemeint sein?

D.B.

Hallo!

Ich habs mir gleich gedacht, dass Du antworten würdest :wink:.

Servus,

  1. Gug = Tasche oder Tüte ?

wäre wegen des kurzen „u“ besser mit zwei „g“ zu umschreiben.

Und nu? Tasche oder Tüte? Ich kenne die Plaschtiggugg (oder auch -tikgugg). Ich tendiere ja zur Tasche, kann aber die Tüte nicht ausschließen.

  1. Pääper = ?

ist mit „ää“ sinnentstellend umschrieben; diesen Laut gibt es
wohl in keiner Ausprägung des Alemannischen zwischen Bitche
und Zermatt. Gibt es keinen Kontext oder Umschreibung zur
Fragestellung?

Der Bäpper hört sich schon mal gut an und ist mir auch geläufig. Ich kann aber leider keine weitere Info liefern.

Gruß
vdmaster

Servus,

Und nu? Tasche oder Tüte?

Tüte und nur Tüte. Eine Tasche ist je nach Gegend und Generation ein Sack, eine Däsch oder eine Dasch; übrigens auch in der Ableitung Hosentasche = Hosasack.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

  1. Pääper = ?

klingt schwer nach „behäbe“.

Das hat verschiedene Bedeutungen (siehe Link), geht aber
im Schwäbischen auch als Substantiv zur Beschreibung
eines Charakters.

Ein Bhäber —>ein Engstirniger, ein Oberoberpingeliger.

http://www.theiss.de/pdf/3806220492.pdf

Gruß

Hallo,

  1. Pääper = ?

Könnte das nicht ein Furz sein? (Oder ein Mensch der viel furzt…)

Ich meine, dass mein Freund (ein echter Schwabe :wink:) manchmal „pääperen“ (oder so ähnlich), zu „furzen“ sagt…

Vielleicht können die Schwaben hier was dazu sagen.

Gruß
M.

Hallo,

Eine Tüte unabhängig davon ob es sich um eine Tragetüte oder nur eine Tüte mit Haselnüssen handelt, die man locker in der Handfläche halten kann?

Gruß
vdmaster

Servus,

eher eine „Gugg Nussa“ als eine „Gugg vum Aldi“ - dass diese auch eine Gugg ist, hängt wohl eher damit zusammen, dass sie im Standarddeutschen zumindest im wilden Süden auch eher „Tragetüte“ als „Tragetasche“ heißt.

Die „Guggemusik“ heißt so, weil einfachste, wohlfeile Masken aus Papiertüten gemacht worden sind - das muss wegen der früher einheitlich spitz „gedrehten“ Tüten ziemlich stark nach Ku-Klux-Clan ausgesehen haben.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo vdmaster,

mit den rudimentären Kenntnissen aus meiner Zeit im schwäbischen Exil (10 Jahre auf den Fildern bei Stuttgart mit Ureinwohnern als Nachbarn und Freunde) würde ich übersetzen:

Gugg - Papiertüte (beim Bäcker kriegt man die Weckle in einer Gugg)

bhäp - wenns eng zugeht / etwas knapp ist / jemand geizig ist (je nach Kontext)

In welchem Kontext tauchte dein „pääp“ denn auf?

Eva

Servus,

zwar zählt linguistisch das Schwäbische zu den westoberdeutschen Dialekten und ist damit dem Alemannischen nah verwandt, aber wenn von „Alemannisch“ die Rede ist, wird das üblicherweise in Abgrenzung zum Schwäbischen gebraucht.

  1. Pääper = ?

Könnte das nicht ein Furz sein?

Definitiv: Nein. Weder im Schwäbischen noch im Alemannischen.

Vielleicht können die Schwaben hier was dazu sagen.

Hugh - ich habe gesprochen.

Dr Bloamapeder

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Hallo Gudrun,

mit „bhäb“ bin ich ganz sicher, dass das eines der Schlüsselworte ist, mit denen die schrittlesweise verlaufende Grenze vom Schwäbischen zum Alemannischen definiert werden kann, und dass es nur im Schwäbischen vorkommt.

Ich komme aber ums Verrecken nicht mehr darauf, wie das alemannische Pendant dazu heißt. Es ist nicht „oaganitzig“, aber ganz in der Nähe davon - wenn ich es hören täte, würde ich mir vor den Meckel hauen…

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Servus,

von den Fildern bis ins Alemannische sind es knapp hundert Kilometer Luftlinie.

Schöne Grüße

dä Blumepeder

Lieber Blumepeder,

das weiß ich natürlich. Allerdings gab es doch in katholisch-Neuhausen einiges an eher alemannischen Gebräuchen, z.B. zur Fasnet und die Nähe zur Alb war spürbar - auch sprachlich. Die Gugg und das gesuchte bhäp waren dort jedenfalls überaus geläufig.

(Jetzt wieder) weiß-blaue Grüße
Eva

Servus,

die Fasnet ist eine konfessionelle Angelegenheit - Katholiken gibt es im ganzen Bistum Rottenburg genug, und die Fasnetshochburg Rottweil liegt zwar nicht weit von der Sprachgrenze, aber doch schon ganz satt im Schwäbischen.

Auf der ganzen Alb wird Schwäbisch gesprochen, erst in der Baar kommt man ins Alemannische. Die Grenze läuft grob von Freudenstadt - Rottweil - Tuttlingen - Aulendorf - Immenstadt (genannt sind jeweils die letzten bedeutenden Orte im Schwäbischen vor der Grenze) wobei die Grenze zwischen Donau und Bodensee ziemlich tief aufgefächert ist - so gibt es z.B. zwischen schwäbisch „gwäa“ und alemannisch „gsî“ in der Gegend zwischen Laupheim und Saulgau die Mischform „gsei“.

Ich bin der Ansicht, dass „bhäp“ nicht der gesuchte Begriff sein kann, weil nach einem alemannischen Wort gefragt ist und „bhäp“ genuin Schwäbisch ist und im Alemannischen meines Wissens nicht vorkommt.

Freilich lasse ich mich gerne eines Besseren belehren, möchte dann aber einen konkreten Hinweis, in welchem Ort / welcher Gegend im Alemannischen „bhäp“ verwendet wird.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Ich gebe mich geschlagen … :wink:

Servus Peder,

mit „bhäb“ bin ich ganz sicher, dass das eines der
Schlüsselworte ist, mit denen die schrittlesweise verlaufende
Grenze vom Schwäbischen zum Alemannischen definiert werden
kann, und dass es nur im Schwäbischen vorkommt.

keine Ahnung, ob Du recht hast oder nicht, und ich will Dir auch nicht wirklich widersprechen, :wink:
aber:
wenn ich in die SuFu dieses Links http://www.badische-seiten.de/alemannisch/lexikon.ph…
„bhäb“ tippe, gibt es zwei Ergebnisse 1. behäbig und 2. nah.

Ob das Wörterbuch wirklich authentisch ist, kann ich nicht beurteilen.

Als ich vorhin vdmasters Frage gelesen hatte, war „ein Bhäber“ meine erste (und ist immer noch meine einzige) Assoziation.
Ich halte vdmasters Schreibweise „Pääper“ ganz typisch für einen „hochdeutschen“ Menschen, der dieses Wort nur gehört hat, zumal der 1. Buchstabe zwar ein B ist, merkwürdigerweise jedoch im Dialekt als P gesprochen wird.

Im Mangold’schen Wörterbuch findet sich „phäb“ gleich mit p geschrieben,
http://www.schwaebisch-schwaetza.de/schwaebisch_woer…
was mir etwas unverständlich ist, aber egal.

Die Beispiele gefallen mir.

Sia send aber arg bhäb —>den Schuh im Sinne von genau zieh ich mir an! :wink:

Ich komme aber ums Verrecken nicht mehr darauf, wie das
alemannische Pendant dazu heißt. Es ist nicht „oaganitzig“,
aber ganz in der Nähe davon - wenn ich es hören täte, würde
ich mir vor den Meckel hauen…

Vielleicht fällts Dir ja über Nacht ein, dann berichte doch bitte.

Gruß

An ghäler Siach, a vortlhäftiger
Servus,

jetzt hab ichs wieder:

Analog zum schwäbischen „bhäb“ von (be)haben gibt es im Alemannischen südlich des 48. Breitengrades „ghäl“ von halten, dieses allerdings ohne die Bedeutung „knapp“ und bloß im Sinn von „übersparsam, geizig“, auch mit dem (wohl abgeleiteten) Sinn „widerwärtig“. Ich entsinne mich, dass ich „ghäl“ aus dem Biberacher Raum mit der Bedeutung „schräg, eigenartig, seltsam“ kannte und dann in der Tettnanger Gegend ziemlich überrascht war, dass es dort und weiter ins Alemannische hinein „bhäb“ (teilweise, w.o.) ersetzt - das „ghäl“ von Ehingen-Biberach-Ochsenhausen kommt mir sonst im Schwäbischen nicht geläufig vor, es könnte eine Art Rück-Anleihe aus dem Alemannischen unter Verschiebung der Bedeutung sein.

Die Erwähnung im badischen Alemannisch-Wörterbuch spricht allerdings dafür, dass „bhäb“ auch noch südlich von „Haus/Hûs“ und „gwe(s)a/gsî“ vorkommt; die Grenze vom Schwäbischen und Fränkischen zum Alemannischen ist eh nicht für alle Laute und Worte gleich.

Da will ich mich also nicht weiter wehren und - wenn man einmal von der unpassenden phonetischen Umschrift mit „ää“ absieht - konzedieren, dass „bhäb“ wohl auch Alemannisch sein kann.

Vielleicht gibt es ja noch Bestätigungen zu „bhäb“ und/oder „ghäl“ von Mitstreitern aus dem Hochalemannischen?

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Servus,

wenn man das fachliche Niveau in diesem Forum als unstudierter Sprachanwender eine Weile verfolgt hat, fragt man sich, ob in den germanistischen Seminaren unserer Unis mit so viel Kenntnis, soviel Lust und soviel pädagogischem Impetus zu rechnen ist. Es macht riesigen Spaß hier!

http://tinyurl.com/nunvede

Grüße

Kai Müller

eine pääpere ist eine trompete, eine guggele oder gug eine tasche/tüte

viele grüsse