Inspiriert von dem folgenden Thread Medizinische Ausrede für Alkoholverzicht stellt sich mir eine Frage. Aber ich hole erstmal aus, damit Ihr nicht alle diesen Thread lesen müsst:
Ausgangsfrage war im wesentlichen „welchen medizinischen Grund kann ich angeben, wenn ich aus Gründen (kurzzeitig oder dauerhaft) keinen Alkohol trinken möchte?“. Es gab einige „Ausreden“, medizinische wie nicht-medizinische. Allgemein funktionierende wie auch nur für Nischen (Lokführer). Natürlich gab es auch die Vorschläge, einfach ohne Begründung „nein danke“ zu sagen, die häufig aber eben nicht in 100% der Fälle funktionieren.
Nun fiel mir auf, dass das Veganern / Vegetariern vermutlich ähnlich geht - bin ich nicht, aber ich habe das hier und da durchaus schonmal erlebt, dass die auch mehr oder weniger „genötigt“ wurden, doch „wenigstens ein Hähnchen“ oder „Fisch ist doch kein Tier“ zu sich zu nehmen, anstatt dass sie friedlich essen dürfen was sie eben mögen.
Nun wissen wir ja aber andererseits auch alle, dass Alkohol überhaupt nicht gesund ist. Weder für einen selber - zumindest wenn’s über das „gelegentliche Gläschen“ hinaus geht - noch für die Umwelt (wenn man besoffen irgendwelche unguten Dinge tut).
Analog ist’s ja auch mit dem Essen von Fleisch. Das ist - zumindest in den Mengen und Qualitäten, in denen das ganz viele von uns derzeit tun - nicht gut. Weder für uns noch für die Umwelt.
Nun wissen wir also, dass wir da was tun, was „nicht gut“ (im weitesten Sinne) ist und da kommt dann jemand daher und tut das einfach nicht. Also lehnt das Gläschen Alkohol freundlich dankend ab oder knabbert zufrieden an der gegrillten Zucchini statt an der Bratwurst. Der macht also was „richtig“, was ich möglicherweise „falsch“ mache.
[Anmerkung: jaja, ich weiß, Ihr alle trinkt nur in Maßen zum wohl definierten Genuss und nur absolut gutes Biozeug, genauso kommt nur einmal im Jahr das gute Steak vom namentlich bekannten Rindvieh vom Bauern nebenan, das zu Tode gestreichelt wurde. Das glaube ich alles, mache ich ja auch nicht anders. Aber die Discounter wären nicht voll von Fleisch für 99 Cent pro 5 kg und meine Nachbarn täten nicht 20 Vodkaflaschen pro Woche rausstellen (bei uns wird das Glas an der Haustür abgeholt), wenn alle so vorbildlich wären wir, darum soll’s jetzt also nicht gehen.]
Mein Punkt ist eher: ich mache da also was „falsch“ (und das weiß ich ja prinzipiell auch) und dann kommt jemand her, und macht das „richtig“. Da muss ich den doch überzeugen, dass der das auch so falsch macht wie ich? Denn wenn wir alle in der Runde das falsch machen, dann ist’s doch richtig? Und das ist meine Frage: gibt’s dafür eine psychologische Erklärung? „Herdentrieb“ wäre ja irgendwie das umgekehrte „Alle saufen, also muss ich mitsaufen“, vielleicht sowas wie „Herdenzwang“?
Und vielleicht ne Zusatzfrage: warum ist das beim Rauchen (meist) kein Problem? Ich habe nie geraucht und mir wurde nie offensiv ne Zigarette angeboten, auf mein „Nein Danke“ kam stets ein „vernünftig“.