Und das zu recht. Ich hatte mich über eine zur Abwechslung mal interessante Frage gefreut und dachte, daß es diese Frage auch verdient, fundiert und mit einer gewissen Sachkenntnis beantwortet zu werden. Das sieht offenbar nicht jeder so
Dieser Artikelbaum ist wieder ein schönes Beispiel dafür, wie weit WWW gesunken ist. Wobei es ja kein auf WWW beschränktes Phänomen ist, daß auch die Leute, die keinen blassen Dunst von etwas haben, nicht davon abhalten lassen, ihren Senf beizusteuern - mit welcher Absicht auch immer. Eigentlich muß doch jedem klar sein, wo die Grenzen des eigenen Wissens und der eigenen intellektuellen Kapazitäten liegen. Aber nein: die Leitung zwischen Hirn und Zunge darf nicht unterbrochen werden und jede Zugangskontrolle verbietet sich quasi schon qua Art. 5 GG von selbst.
Und letzten Endes schließt sich hier auch in gewisser Weise der Kreis zur Frage, denn das Hauptproblem ist Bildung und Wohlstand. Auch wenn der Zugang zu Wissen und insbesondere zu Primärquellen heute so leicht ist wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte, so schrumpft der Teil der Bevölkerung, die die Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und Wissensansammlung wirklich nutzt (Beispiel 1: Reflex auf Morgenthau, obwohl die Information, daß es deren vielleicht zwei gegeben hat, innerhalb von zehn Sekunden verfügbar gewesen wäre. Beispiel 2: Reflex auf Mao Zedong, obwohl leicht herauszufinden gewesen wäre, daß er auch ein durchaus bemerkenswertes Werk über Kriegsführung und -philosophie geschrieben hat, das mit seinen gesellschaftlichen „Visionen“ erst einmal nichts zu tun hat.).
Was ich damit sagen will: kluge und wohlhabende Menschen haben keine Veranlassung, einen Idioten zu wählen, der ihr Land erkennbar ins Verderben stürzen wird und der ihnen allgemeinen Wohlstand verspricht. Kluge und wohlhabende Menschen lassen sich auch nicht in einen Krieg führen, weil er mit ganz großer Sicherheit nur zu einem führen wird: weniger Wohlstand. Klugen und wohlhabenden Menschen kann man auch nicht verkaufen, daß sie nicht wohlhabend sind und man deswegen mehr Geld von den wohlhabenden Menschen an die weniger wohlhabenden Menschen umverteilen muß. Das funktioniert nur mit armen Menschen oder dummen wohlhabenden Menschen.
Der Schlüssel zu einer besseren Welt sind also Bildung und Wohlstand und so lange diese beiden „Ressourcen“ (kleiner Scherz am Rande) nicht hinreichend und nicht flächendeckend vorhanden sind, wird es immer wieder Konflikte und Kriege geben. Vor dem Hintergrund ist es auch kein Zufall, daß es noch keinen Krieg zwischen zwei Ländern gegeben hat, in denen es Niederlassungen von McDonald’s gab (wer es nicht sofort versteht, sollte nachdenken oder -fragen, anstatt den Wahrheitsgehalt oder den Wert der Aussage anzuzweifeln).
Bildung und Wohlstand (vor allem letzteres) sind auch der Grund dafür, daß es in Westeuropa schon seit 70 Jahren Frieden gibt, weil Krieg Wohlstand zerstört und ein Nachbar, mit dem man sich im Krieg befindet, kein guter Handelspartner ist. Und mangelnde Bildung ist der Grund dafür, daß 3000 Kilometer westlich ein Idiot gewählt worden ist (hat der Idiot selbst bestätigt: "„We won the evangelicals. We won with young. We won with old. We won with highly educated. We won with poorly educated. I love the poorly educated,“), der drauf und dran ist, ein über Jahrzehnte gewachsenes Geflecht von stabilisierenden (wirtschaftlichen und politischen) Beziehungen zu zerstören und damit auch unser friedliches Leben in Gefahr zu bringen.
Fehlende Bildung ist auch die Ursache für das immer stärkere Aufkommen von vor allem rechten Extremen in Europa und restlichen Teilen der Welt. Nur ungebildeten und/oder nicht wohlhabenden (bzw. sich als solche empfindende) Menschen kann man verkaufen, daß allein Menschen anderer Hautfarbe, anderen Glaubens usw. an der ungünstigen Gesamtsituation schuld sind.
Usw. usf. und kurz gesagt.
Vor dem Hintergrund ist also nicht nur das Schicksal der Welt, der Menschheit und unserer Gesellschaft mit der Frage verbunden, wie man mehr Verstand und Bildung in die Rüben bekommt, sondern auch das Schicksal von wer-weiss-was. Etwas weniger RTL 2 und Vox vielleicht, stattdessen mal ein vernünftiges Buch, statt Bild und Express vielleicht mal die FAZ oder die NZZ und wenn es denn das Internet sein muß, vielleicht eher mal Wikipedia als gutefrage.net oder Tichys Einblick oder Indymedia.
Neben der Verbesserung der Kenntnisse über Welt und Mensch führt das dann vielleicht auch dazu, daß man auf einmal merkt, daß man gar nicht arm und schlecht verdienend ist, sondern eigentlich ganz gut verdient und Geld übrig hätte, wenn man mal den ganzen Abokram abbestellte, den man nur zur Unterhaltung braucht und aufhörte, Elektronikkram auf Kredit zu kaufen, den man eigentlich auch nur zur Unterhaltung braucht.
Und wenn dann die Leute in Deutschland irgendwann alle ein bißchen klüger sind und sich als etwas wohlhabender wahrnehmen als derzeit, fliegen AfD und Linke aus den Parlamenten und schon hat sich das mit dem Extremismus in Deutschland erst einmal wieder erledigt.
Aber - und da sprechen dann auch fast 20 Jahre im Forum von WWW aus mir - der Eintritt dieses Szenarios ist dann doch leider etwas unrealistisch.