Hallo Moewi
Stimmt! Wenn man mich im Internet sucht, findet man mich
gewöhnlich unter diesem Kürzel. Allerdings heissen andere auch
so.
Ich fand „Moewi“ deshalb schön, weil es hier in diesem Thread um Vögel geht und da stellte ich eine Assoziation zur Möwe her. Da bin ich erst darauf gekommen, dass du einen Vogelnamen als Nachnamen hast.
zuerst möchte ich nochmals betonen, dass die Entwicklung von
Bildern und Erfahrungsbildern im Bewusstsein der Menschen
immer ein historisch-kultureller Prozess ist, der die
Konnotation mit den Erscheinungsformen der Realität (der immer
einer zur Wirklichkeit werden wollenden Gestalt zu Grunde
liegt) immer wieder neu konturiert.
Aber dann könnte der Aborigine in Australien bedenkenlos
„Nomaden der Lüfte“ sehen, weil er „die Gans“ nie gesehen hat
und um ihre angebliche Bedeutung nichts weiss/wissen kann.
Du hast, so nehme ich an, bis vor kurzem auch nichts von der Wildgans und ihrer Bedeutung gewusst, oder? Es geht überhaupt nicht um Wissen, denn Wissen ist nichts anderes als angesammelte Information. Es geht um die Erfahrung der Bilder der Wirklichkeit, die uns orientieren sollen. Diese Erfahrungsbilder werden vererbt, d. h. selbst ein kleines Kind kann sich der Wirkung dieser Gestalten alleine durch Nicht-Wissen nicht entziehen. Und ein Mensch anderer Kulturen, wie ein Aborigine der hat natürlich andere Bilder in sich; solche, die sich gemäß des Selbstverständnis des Daseins in diesen Gebieten entwickelt haben, denn du musst bedenken, dass die Australier andere Lebensbedingungen wie wir haben. Natürlich ist die Entwicklung von Erfahrungsbildern kein Prozess, der von heute auf morgen sich entwickelt, das dauert unter Umstände sogar Jahrtausende, zumindest aber einige Jahrhunderte. Wir in Europa haben die Wildgans, die Tibeter haben den Geier und die Asiaten den Kranich als Todesvogel, was die Australier haben, weiß ich nicht; aber sicherlich auch einen Vogel als Boten des Todes, weil das schon in der Wirklichkeit des Vogelhaften liegt, Bote zu sein. Vielleicht hätte der Film doch eine Wirkung auf den Aborigine gehabt, weil diese Erfahrungsbilder im Unbewussten der ganzen Menschheit gespeichert sind und der Mensch einen Draht dazu hat und somit um der wahren Bedeutung dieser Bilder weiß. Es ist aber nicht bewusst, sondern wenn dann, zuerst unbewusst und kann dann durch die Begegnung mit diesen Gestalten zum Bewusstsein werden. Das hängt aber immer damit zusammen, wie geistig ein Mensch ist, das heißt, wie hoch der luziferische Anteil im Menschen ist.
Würden
die Eltern sich den Konsequenzen des Lesens dieser
Märchengeschichte bewusst sein, dann denke ich, würden sie
sich den Kauf dieses Buchs zweimal überlegen. Ich will das
jetzt nich dramatisieren, aber dennoch feststellen, dass
Bilder wirkend sind, dass heißt, im Stande sind, Wirklichkeit
zu transportieren.
Es wird wohl Zeit für eine grossangelegte Studie: Spätfolgen
des Lesens „Nils Holgerssons“ oder des Sehens bestimmter
Vogelfilme. Wenn da was dran wäre, müssten wir es in
Statistiken sehen - meinst Du nicht?
Da muss man sich die Frage stellen, was es denn für Auswirkungen hat, wenn Menschen die Bilder des Todes aufnehmen. Das muss ja nicht unbedingt zum vorzeitigen realen Tod führen.
Wenn in der Bibel von „den Toten“ die Rede ist, dann sind meistens die wirklich leblosen, toten Menschen, also die Leichen, überhaupt nicht gemeint. Vielmehr meint die Heilige Schrift, wenn sie von „den Toten“ spricht, die Menschen, die im Geiste tod sind. Und ich könnte mir vorstellen, dass dieser Film auch ein Stück geistigen Tod bewirkt.
Nun will ich aber zum Vogel kommen: Er galt immer schon als
Bild des Geistes. Sowohl das griech. pneuma als auch das lat.
spiritus bedeuten primär „Wind, Hauch“ und eben auch „Geist“.
Nun sind die Vögel die Wesen, die sich von Urzeiten her schon
im Winde bewegt haben, deshalb wurden sie als Geist-Formen
betrachtet und hatten somit etwas Heiliges an sich. Es kommt
nicht von ungefähr, dass der Heilige Geist in der Taube
(Friedenstaube) sein Abbild findet.
Aber Herbert: Kann es nicht sein, dass wir Menschen nicht
einfach einen Urneid gegenüber den Vögeln haben? Sie sind
grösser als Insekten, allgegenwärtig und…
SIE KÖNNEN FLIEGEN!
Kann es nicht einfach sein, dass wir deshalb seit Urzeiten
einen unvorstellbaren Neid auf Vögel haben? SIe nutzen mit dem
Luftraum einen Lebensraum, der uns ohne komplizierte
Hilfsmittel auf immer verschlossen ist. Wasser ist was
anderes, auf Booten kann man leben.
Das, was du geschrieben hast, gefällt mir genauso wenig wie was, was du am 24. Oktober geschrieben im Astro-Brett hast:
NUR, weil sich viele Leute die Mühe gemacht haben, u.a.
Graugänse auf ihren langen und gefährlichen Wanderungen zu
begleiten, kann ich staunend vor dem Bildschirm oder der Leinwand
sitzen, und mich vor diesen Tierchen in Ehrfurcht verneigen.
und
Ich habe nach dem Genuss der Bilder noch lange über die Leistungen
„unserer“ Piepmätze nachgedacht.
Das ist das gleiche, wie in diesen Wissenschaftssendungen und Tierdokumentationen im Fernsehen. Da sagt dann der Sprecher: „Wir können uns nur wundern über die Leistungen der Tiere“ … „Wir können nur ehrfürchtig zu den Tieren hinabblicken“ etc.
Weißt du, warum es mir nicht gefällt und ich dieses Gerede äußerst schleimig finde?
Weil der Mensch sich zum Mittelpunkt und zur alleinigen Bezugsgröße des gesamten Alls und der gesamten Schöpfung macht. Und das ist unredlich! Ich finde dieses Geschwafel von derart übler Natur, dass ich es gar nicht aussprechen will. Der Mensch meint, er hätte das Recht, die Wirklichkeit anderer Lebensformen zu beurteilen, indem er sich zur Norm aller Dinge macht. Das Fliegen liegt in der Wirklichkeit und in der Natur des Vogels, da muss ich doch nicht meinen Senf dazugeben und sagen: Ich muss mich verbeugen vor diesen Tierechen, weil die fliegen können. So kann nur einer daherreden, der die Eigenständigkeit der Gestalten in der Welt nicht annehmen will.
Nun sind also die Vögel als Abbilder bzw. Formen des Geistes
verstanden worden, sie symbolisierten ihn (auch wenn ich das
Wort Symbol nicht mag). Im Laufe der Zeit enthüllten bestimmte
Vögel ihre Wirklichkeiten nicht nur als „Geist-Formen“,
sondern auch als Botschafter, oder eben auch als Todesvögel.
Also ganz ehrlich: Ich tu mich damit ziemlich schwer.
In der Ballade „Die Kraniche des Ibykus“ von Schiller treten
die Kraniche, wie Michael mir bereits mitgeteilt hat, als die
Vögel des Todes auf und natürlich auch, wie es Vögel fast
immer sind, als Botschafter.
Naja, sie haben auch einen unschätzbare eigenschaft, die
keinem Boten fehlen darf: Sie sind schnell da, schnell weg,
und dabei total terrainunabhängig. Und ist es nicht
merkwürdig, dass ausgerechnet HERMES, der Götterbote,
geflügelte Schuhe hat? Na eben: Mir ist schon klar, warum es
die Schnecke nie in geschwindigkeitrelevante Positionen
geschafft hat…
Das liegt eben daran, dass die Schnecke die Wirklichkeit des Botschafters nicht in sich als Wirklichkeit hat. Deshalb hat sie einen Körper bekommen, mit dem sie sich nur langsam fortbewegen kann. Du musst es genau anders herum denken! Du denkst nach Zwecken. Der Zweck ist aber das sekundäre, das primäre ist die Wirklichkeit, die den Dingen innewohnt. Insofern ist der Zweck nur als Folgeerscheinung einer Gestalt der Wirklichkeit zu verstehen.
Und bei uns im europäischen Kulturkreis ist es eben die
Wildgans, die zum Bild des Hinübergleitens der Seele in das
Jenseits geworden ist. Die Wildgans fliegt die Seele nach dem
Tode in den Himmel und deshalb ist sie bei uns zum Todesvogel
geworden.
Du meinst also hinter dem hellen Licht wartet nicht der
Himmel, sondern erstmal ne ganz profane Gans? Hmm - lass mir
doch bitte meine alternative Vorstellung!
Ich habe nie etwas von einer „profanen Gans“ gesagt. Wie gesagt, du lebst von der positivistisch, verkrüppelten Vernunft der Neuzeit, die ihre essentielle Dimension verloren hat und mit der man zum Wesen der Dinge, zum Mythos nicht mehr gelangen kann. Und das ist ganz schön hart, denn was da durch diese „Proletarier“ und alle die, die nach Zwecken leben, an Einsicht zerstört wurde, ist nicht wieder gutzumachen.
Was ist mit „Nomaden der Lüfte“? Gefährdet der Film das
Seelenheil?
Ich habe den Film nicht gesehen, aber ich weiß, dass er die
Reise der Zugvögel zeigt und das auf eine Art und Weise, die
die Vögel zu absoluten Hauptdarstellern machen. Er zeigt also
die Bewegung und ihr Verhalten der Vögel in der Luft, wie sie
sich den gegebenen Umständen, z. B. Wetter, anpassen etc.
(…)
Nun, jedenfalls ist der Film „Nomaden der Lüfte“ sogar noch
„schlimmer“ wie der Nils Holgersson, weil bei ersterem die
Haupthandlung einzig und allein darin besteht, den Flug der
Vögel zu zeigen, bei Holgersson mehr oder weniger zur
Nebenhandlung wird oder zumindest nicht ganz im Vordergrund
steht. Aber genau dieser Flug ist der Flug in das Jenseits.
Nein. Der Flug in die Jagd-, Brut- , oder
Überwinterungsgebiete.
Das ist doch alles nur vordergründig, was du da erzählst. Was dahintersteckt, wenn du das Bild aufnimmst, darauf kannst du gar nicht kommen, weil dir die nötige Einsicht in den Mythos der Dinge fehlt.
Natürlich glaub ich dir, dass du bisher nichts in deiner Seele
gespürt hast, aber trotzdem hast du das Bild der Reise in den
Tod geistig aufgenommen, als du dir diesen Film angeschaut
hast. Und was da passiert, ist folgender Vorgang: Mit jedem
Bild, mit dem du geistig den Tod aufnimmst, stirbt ein Teil
von dir weg. Denn der Tod wird alleine schon durch die
Begegnung mit ihm ausgelöst; der Tod ist ja nichts anderes als
ein Verlust von Seele.
Es wurde hier bereits angesprochen: Was ist mit den Menschen,
dei in Berufen arbeiten, wo man ZWANGSLÄUFIG mit dem Tod in
Kontakt kommt? MIr ist nicht bekannt, dass Bestatter,
Pathologen oder Unfallchirurgen deutlich kürzer leben als der
Durchschnitt.
Dazu habe ich mich weiter oben schon geäußert.
Parallelen zum Tod sind sogar im Lied selbst enthalten; da
gibt es Stellen wo es heißt
„Die Welt ist voller Morden.“
„Und fahr’n wir ohne Wiederkehr…“
Auch nicht so überraschend - im ersten Weltkrieg - oder?
Ja, und warum spricht das Lied ausgerechnet von den Wildgänsen? Die hätten ja auch vom Kuckuck singen können oder von dem Hängebauchschwein - aber dann wäre es sicherlich nicht um den Tod gegangen. Weil ein Hängebauchschwein NIEMALS das Bild des Todes auslösen kann im Bewusstsein! Wie gesagt, die Gestalten ordnen sich in ihre Gefüge ein, zu dem sie gehören.
Ich hoffe, es ist jetzt ein für alle mal klar geworden.
Mit freundlichen Grüßen
Herbert Braunschläger