Hallo „Tollkirsche“,
Ich denke, dass die Mehrzahl der Eltern froh sind, wenn sie
ihren Job als Ernährer, Kinderdompteur, Putze und vielleicht
noch Oma-Versorger (Sandwich-Generation) so halbwegs gebacken
kriegen. Wenn man damit beschäftigt ist, Geld für sein täglich
Brot zusammen zu kratzen usw., dann bleibt kaum Raum für diese
Themen. Ich glaube, dass das nicht nur mit mangelndem Wissen
zu tun hat, sondern mit einem gesunden Selbstschutz. Mit
Bildinterpretationen wird sich erst beschäftigt, wenn alle
anderen Lebensbaustellen bearbeitet sind. Mag in deinen Augen
die falsche Taktik sein, aber so sind die Menschen nun mal oft
gestrickt.
Das ist ein wirklich tragisches Bild, was du hier entwirfst - und ich denke, dass es leider auch mit der Realität übereinstimmt. Man braucht sich wirklich nicht über die Zustände, die hier bei uns in Deutschland herrschen, zu wundern, wenn die ganzen Leute da draußen alle so „ticken“, wie du es beschrieben hast. Dieser Egoismus ist das grauenvollste, was man sich vorstellen kann.
Wenn ich hingegen sage, dass
die Wildgans in unserem europäischen Raum zum Bild des Todes
wurde, dann ist das eine Aussage, die nicht droht, weil sie
etwas erklärt, was als Gestalt in der Welt sich entwickelt hat
und einem kulturellen Prozess unterliegt. Das ist der
Unterschied von Zeichen und Gestalt in der Münchner
Rhythmenlehre. Ich kann dir nur raten, dich niemals von so
etwas Unsinnigem einschüchtern zu lassen.
Das ist für mich ein Widerspruch. Zuerst: Guckt keine
Gänsefilme, es droht ein stückweises Sterben. Dann: Das ist
keine Drohung! Ja was ist es dann?
Das ist keine Drohung, sondern eine Konsequenz, die ich aufgezeigt habe. Mag sein, dass sie für dich einen drohenden Charakter hat. Nicht, dass du jetzt auf die Idee kommst, mir vorzuwerfen, dass Unglücksfälle bei der Begegnung mit schwarzen Katzen auch konsequent sind. Dieser Umkehrschluss ist nicht zulässig, weil das eine Aberglaube ist und das andere ist die Gestalt der Wirklichkeit. Ich weiß, dass es vielleicht schwer nachvollziehbar ist, aber am besten, ich fordere dich auf, über das Wesen der Katze zu sinnieren; dann kommst du garantiert nicht auf die Idee, dass das Katzenhafte das Unglück in sich birgt. Es ist einfach falsch, du musst nur darüber reflektieren, dann erkennst du das. Ist auch eine gute Übung, eine Schulung des Geistes, weil die meisten Menschen das im Alltag nicht machen.
Schiller war für :mich schon immer ein besonderer Mensch; seine Gedichte habe :ich immer am liebsten gelesen, denn sie sind von unendlicher :Tiefe, Schönheit und Wahrheit.
Wahrheit? Wirklich? Was ist mit dichterischer Freiheit? Welche
Art Wahrheit liegt dann vor?
Ja, das kannst du vielleicht von Goethe sagen, aber nicht von Schiller. Goethe hatte ja keine Einsicht - der hat nur Zeichen in das Bewusstsein der Menschen gesetzt. Da gibt es ein ganz verrücktes Gedicht von ihm: „Finster war’s, der Mond schien helle“. Das sagt ja schon viel aus; das lässt schon erahnen, wes Geistes Kind er war. Das, was du unter dichterischer Freiheit verstehst, ist ein ganz arges Spiel. Goethe hat von ihr ab und zu Gebrauch gemacht - aber was ist dabei herausgekommen? Ganz einfach: Er hat nur die Folgerichtigkeit des Realen verdreht - er hat die Logik verdreht und das kann jedes ungebildete Kind. Das ist sowas von fade und einfallslos, gar nicht auszudrücken. Auch der Faust ist absolut einfallslos und unschöpferisch, da er die Person des Doktor Faustus mißbraucht hat, um selbst Bedeutung zu erheischen. Außerdem ist diese Geschichte so dermaßen platt und vielleicht etwas für einen Pubertierenden, aber nicht für einen erwachsenen Menschen. Es muss dich auch nicht verwundern, wenn ich dir sage, dass nach der Uraufführung des „Faust“ eine riesige Selbstmordwelle in Deutschland stattgefunden hat. So arglos ist dieses Stück nicht, vor allem, wenn der Mephisto herumschwirrt und auf den Leser (oder Zuschauer) wirkt; dann will ja das Unerlöste, Böse und Verdrängte hochkommen und deshalb bringen sich die Leute um. Schiller jedenfalls, der hatte Stil und hat nicht solche Plattitüden geliefert wie der Goethe; der Schiller hat die Wahrheit lyrisch aufs Papier gebracht - in einer wunderschönen Art und Weise. Klar, er hat auch mit der Sprache gespielt, aber er hat nicht Inhalte benutzt, um sich selber hochzuspielen.
Jetzt stell dir mal vor, es wäre in seiner Ballade „Die
Kraniche des Ibykus“ kein Kranich gewesen, der den Tod
mitteilte, sondern ein
wäre eine Hummel gewesen, die zum Todesboten wurde.
Wenn du
nur in dich hineinhorchst, dann erfühlst du sie, die Wahrheit
und zwar deswegen, weil sie im Gefüge von Gestalten auftritt,
von denen jedes seine eigenständige Wirklichkeit besitzt
Schiller hat zu guten stilistischen Mitteln gegriffen, da der
Mensch gewisse Assoziationen zu gewissen Tieren hat,
Hier sprichst du eine Wahrheit ganz gelassen aus: Der Mensch habe zu gewissen Tieren gewisse Assoziationen. Das ist sicherlich richtig. ABER: Du musst dich fragen: WARUM hat er diese Assoziationen! Du hast nur die halbe Wahrheit genannt, du setzt etwas voraus, worüber du dir wahrscheinlich gar nicht im Klaren bist. Er hat diese Assoziationen nämlich deshalb, weil er der Wirklichkeit der Tiere gewahr wird. In dem Augenblick, in dem ich z. B. eine Schlange sehe, kommt mir das Verdrängte hoch oder wenn ich eine Wildgans sehe, kommt mir der Tod ins Bewusstsein oder wenn ich einen einzelnen Raben sehe, dann sehe ich das Bild der Trennung usw. usw. All die Tiere tragen eine Wirklichkeit in sich und diese Wirklichkeit ist keineswegs subjektiv, sondern sie besteht tatsächlich (=unabhängig vom Menschen). Der Mensch meint immer, wenn er die Gestalt eines Tieres sieht und dann ein bestimmtes Empfinden in ihm hochkommt, dann wäre das eine ganz und gar subjektive Sache - aber da hat er Unrecht! Und das ist genau die Denk-Ecke, bei der die allermeisten Menschen hereinfallen. Das haben sie davon, wenn sie sich zum Mittelpunkt des Alls machen, dann werden sie mit Uneinsichtigkeit bestraft. Also nochmals: Dass du dies und jenes beim Anblick eines bestimmten Tieres empfindest, hat weniger mit dir selber zu tun, als mit der Wirklichkeit des Tieres selbst. Das zu begreifen, würde ich als „essenziell“ bezeichnen, wenn man die Welt wirklich verstehen will.
Während der Luzifer ja der „Träger des
Lichtes“ ist, und der will uns von der materiellen Welt
loslösen, er will die Menschen in das Reich des Geistes
führen, somit ist Luzifer das erdflüchtige Prinzip.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass du Christ bist. Wie
kommst du damit zurecht, dass Luzifer im Ursprung eine
Lichtgestalt ist, und kein böser Teufel.
Ich komme gut damit zurecht, weil ich weiß, dass Gott allmächtig ist. Allmacht aber ist nicht teilbar! Deshalb gibt es den Teufel in Wirklichkeit gar nicht, er wurde nie erschaffen.
Luzifer als Lichtbringer war einst ein erhabener Engel.
Im Buch Jesaja (14. Kapitel) kann man lesen, wie es zum Höllensturz des Luzifers kam:
„Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie wurdest du zu Boden geschlagen, der du alle Völker niederschlugst! Du aber gedachtest in deinem Herzen: «Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten.» Ja, hinunter zu den Toten fuhrest du, zur tiefsten Grube!“
Das heißt also, wenn sich das luziferische Prinzip zum Extrem bildet, dann wird der Mensch böse. Das ist das gleiche wie mit der Schlange, die Eva verlockte, vom „Baume der Erkenntnis“ zu essen. Das ist es ja, Erkenntnis ist ja auch ein luziferisches Prinzip; in Wirklichkeit hat sich also Luzifer als Schlange verkleidet und Adam und Eva verführt. Er hat sich natürlich deshalb verkleidet, damit die beiden ihn nicht erkannten. Ist auch klar, weil wer anderes als das Böse muss sich schon tarnen? Gott muss sich nicht tarnen, aber das Böse tarnt sich, damit es unerkannt bleibt. Im täglichen Leben, wenn wir dem Bösen begegnen, dann hat es immer die Maske des Guten auf. Da musst du sehr vorsichtig sein, sonst tappst du in die Falle und dann hat es dich in seinen Krallen und du kommst nie mehr wieder los davon.
Ich weiß also, dass sowohl das Ahrimanische als auch das Luziferische böse ist, wenn es zum Extrem wird. Man muss, wie gesagt, die Mitte zwischen beiden finden.
Berufe solche, die mit dem Tod zu
tun haben und dadurch die Berufstätigen in diesen Bereichen
„Seele“ verlieren, das heißt der Ausdruck von Lebendigkeit
wird dadurch verzehrt.
Beim letzten Totengräbertreffen war die Bande sehr lustig
beisammen, aber sicher prägen diese Berufe stark auf Kosten
der Lebendigkeit.
Wer sagt denn, dass jemand, der (übertrieben gesagt) geistig fast tot ist, nicht „sehr lustig“ sein kann?
Das, was du dann mit lustig meinst, ist wahrscheinlich nur ulkig und plump gewesen.
Übrigens hängt der Tod stark mit dem
„Nichts“ zusammen und Heidegger hat davor gewarnt, man solle
sich nicht mit dem „Nichts“ beschäftigen
Das Streben nach dem Nirwana ist wohl nicht sein Ding.
Millionen Menschen auf dem Holzweg?
Heidegger wird als Philosoph oft unterschätzt. Die Gefährlichkeit des Nichts, die hat er haarscharf erkannt, deshalb sind die Buddhisten tatsächlich auf dem Holzweg - aber sollen sie doch ruhig alle in das Nichts eingehen, dann werden sie alle vom Nichts verzehrt werden.
Auch wenn ich das als Versündigung erachte, wenn man eine
Taube, die die Gestalt des Heiligen Geistes ist, derart
grausam umbringt, so wäre es doch etwas übertrieben vom
Allmächtigen gewesen, wenn er gleiches mit deinem Vater
angestellt hätte, denn ein Mensch steht schließlich höher als
das Tier.
Da müsste der liebe Gott zunächst die städtischen Angestellten
mit vergiftetem Getreide füttern, denn dieser Taubentod ist
weitaus grausamer, als ein ruck-zuck-Genickbruch. Der heilige
Geist in Form einer Taube kann einen schneller über den Jordan
bringen, als einem lieb ist. Tauben verbreiten eine schwere
Lungenkrankheit. Mein Nachbar ist daran mit unter 50 Jahren
gestorben. Er hatte vorher viele Brieftauben, und in den
letzten Lebensjahren einen Lebensradius von Couch zu
Kühlschrank und Linde-Sauerstoffflasche.
Die Restauratoren sind auch nicht begeistert, wenn ihnen der
„Heilige Geist“ die Kirchen mit Ätz-Kot vollsprutzt.
Und wie springt der „Heilige Geist“ mit seinen Küken um? 4-6
grobe Zweige kreuz & quer legen, mehr Nest is nicht. Der
Taubenkot wird nicht aus dem Nest entfernt, die Nester wimmeln
vor Milben. Folge: Viele Taubenkids werden von den Milben tot
gesaugt. Auch kein schöner Tod für den „Heiliger Geist, next
generation“ Du siehst, diese Tiere werden weder heilig
verehrt, noch heilig behandelt. Sie tun aber auch wirklich
wenig für ihr Image
Während du das Reale schilderst, geht die Gestalt der Taube im Bewusstsein verloren. Merkst du das nicht irgendwie? Das hab ich heute schon einmal näher ausgeführt - da ging es aber um die Wildgans. Man sollte das auch nicht so explizit erwähnen, wie sich Tauben verhalten und dass die alles voll machen etc. Das schickt sich irgendwie nicht.
Schönen Gruß,
Herbert Braunschläger