Hi
Der Glaube an „böse“ oder angsteinflößende Götter ist doch nichts ungewöhnliches, er findet sich nur primär in polytheistischen Systemen.
Umso weiter du in der Menschheitsgeschichte zurückgeht, desto mehr greusliche, fürchterliche Götter findest du, die aus christlicher Sicht eher Dämonen entsprechen.
Und manchmal wirst du dich wundern, welche putzigen, harmlosen oder wunderschönen Gestalten, die du heute kennst, ursprünglich mal Pest- und Cholera Pockengötter waren.
Das liegt in der Natur der Dinge, viele übernatürlichen Dinge wurden durch die Furcht der Menschen geschaffen.
Ein Blitz! Huaaaah! Jemand will uns bestrafen!
Deine Hütte brennt ab! Das hast du bestimmt verdient! (wäre ja schlimm, wenn sowas einfach so passieren würde…)
Meine Frau ist gestorben, ich kann mich nicht von ihr trennen, aber irgendwie sterben bei uns Zuhause gerade alle… das muss die Rache eines Totengottes sein, der fordert, was sein ist…
etc. pp. (überspitzt ausgedrückt).
Diese Art von Göttern wurde mit der Zeit gezähmt. Es gibt zahlreiche Beispiele aus anderen Pantheons, aber ich schmeiße dich jetzt mit China zu, weil ich mich dort am besten auskenne.
Eine sehr ursprüngliche Gestalt ist Chiyou, eine Art „Metalldämon“. Er hatte im sehr antiken China einen Kult, man opferte ihm, damit er einen in Ruhe ließ.
Später wurde er von Huangdi (dem Gelben Kaiser) besiegt und gezähmt und zu einem Schutzgott (u.a. der Schmiede) gemacht, der nun andere Dämonen angreift und bei der Austreibung hilft.
Die Königinmutter des Westens (evtl. hast du schon einmal von ihr gehört) war eine Pockengöttin und eine Kriegsgöttin. Im Westen Chinas evtl. schamanisch angehaucht, umso weiter gen Osten du gehst desto unheimlicher war sie den Leuten und wurde eher dämonenhaft dargestellt.
Mit der Zeit und v.a. mit Einfluss des Buddhismus auf die bildhafte Darstellung wurde auch sie gezähmt. Sie wurde zu einer schönen, prinzessinnenhaften Spenderin der Unsterblichkeit und zu einer wohlwollenden Hüterin eines Paradises.
Dies gilt auch im kleineren Rahmen: Fuchsgeister waren in China grundsätzlich böse. Sie wurden nach Korea exportiert, wo sie ambivalent aber noch vornehmlich böse waren, dann kamen sie nach Japan - als äußerer Einfluss - und wurden eher nette Trickster.
Daneben gibt es natürlich auch andere soziale Faktoren. Götter, die Menschenopfer forderten, werden von den Familien, aus denen gerade jemand geopfert wurde wohl weniger hoch angesehen gewesen sein.
Das Problem besteht nun beim Monotheismus darin, dass doch niemand einen allmächtigen bösen Gott WILL.
Tendenzen dazu hat es bei Bewegungen wie den Katharern gegeben, eine Dichotomie zwischen Welt und Nichtwelt, in der die Welt als böse wahrgenommen wurde, ein Böses, das überwunden werden musste. Aber „Gott“, das Ziel nach der Welt, war trotzdem gut.
In einer Welt in der dein allmächtiger Gott böse ist bzw. die sonstwie schädlich ist, bist du verdammt. Das wäre die Hölle für dich aus der es kein Entrinnen gibt, denn er/sie ist allmächtig, wer will denn sowas?
Das einzige was mir einfallen würde, dass zum Glauben an einen bösen aber allmächtigen Gott führen könnte wäre eine Art Wunder. Ein Nichtglaubender müsste durch irgendein Ereignis von göttlicher Intervention überzeugt werden, die durch eine bestimmte religiöse Richtung unterstützt wird.
Einschränkungen in einem Glauben können zwar lästig sein, sie gelten aber nicht als „böse“, sondern der Verstoß dagegen.
Ein Sünder würde mEn nicht seinen Gott - an den er glaubt - verdammen sondern sich selbst wegen der Übertretung der Regeln als verdammt ansehen, denn das Einhalten der Regeln wird im Glauben ja als gut definiert - Gott ist gut, seine Regeln sind gut, weil er das beste für dich will -und du musst mit den Konsequenzen leben, wenn du das nicht annimmst.
lg
Kate