Gottesliebe ist nicht Vanilla
Hi,
Auch wenn jemand an einen Gott glaubt ist es mir unverstaendlich wieso dies impliziert dass er diesem Gott auch Sympathie entgegenbringen muss.
wieso soll das eine das andere implizieren?
Martinus hat es unten in seinen beiden Postings schon auf den Punkt gebracht.
Und religionshistorisch, bzgl. der Geschichte und Ausprägungen von Gottesvorstellungen überhaupt, hat Kate einen trefflichen Überblick und Einblick gepostet.
Mal den Glauben, daß Gott ist (credere deum esse), vorausgesetzt, so ist das " an ihn glauben" (credere in deum) und damit die sogenannte Gottesliebe, doch ein ganz anderes Ding.
Gottesliebe muß doch nicht „Vanilla“ sein!
Gerade die großen Mystiker der abrahamitischen Religionen haben immer wieder und auf vielfältige Weise gezeigt, daß es eine tiefgreifende Auseinandersetzung ist.
Die „dunkle Nacht der Seele“ des Juan de la Cruz mal als Beispiel genannt. Das Buch „Hiob“ ein weiteres. Und _Attar_s „Buch der Leiden“ (siehe unten) ein drittes.
Dabei ist das
da der vermeitliche Gott durch vielerlei religioese Regeln das Leben eines Glaeubigen einschraenkt und bei Nichtbefolgung mit harten Bestrafungen droht.
doch nichtmal so sehr das Problem, denn das sind Sachen der diversen ethnischen Traditionen, der Interpretationen, der (in der gesamten vorderasiatischen Antike üblichen) theologischen Begründung sozialer Gesetzgebungen.
Der Kern der Auseinandersetzung mit der „Gottesliebe“ ist vielmehr das Theodizee-Problem, das aus der Sicht des Gläubigen sich so formuliert: „Wie kann Gott, wenn er die Menschen (die Welt) liebt, das Böse und das Leid in der Welt zulassen?“. Darin wird traditionell ein Widerspruch gesehen und diesen Widerspruch muß der Gottesgläubige ungelöst aushalten. Grund genug zum Hadern. Zumindest für den Gläubigen, dessen Gottesbegriff zugleich impliziert, daß dieser ein Weltschöpfer ist.
Und ohne die Auseinandersetzung mit dieser Theodizee („Rechtfertigung Gottes“, die also im Grunde die Auseinandersetzung mit der Widerspruchsfreiheit des eigenen Gottesverständnisses ist), kann von Gottesliebe nicht ernsthaft die Rede sein.
Das ist doch der ganze Inhalt bzw. die „Message“ des Buches Hiob aus dem Tanach …
Ich empfehle zu diesem Fragenkomplex - zumindest für den, der „Das Buch der Leiden“ (Musibatname) des persischen Mystikers Farid ad_Din Aṭṭar nicht eh kennt:
Navid Kermani:
„Der Schrecken Gottes. Attar, Hiob und die metaphysische Revolte“ ISBN 3406623972 Buch anschauen
Eine Kurzbeschreibung gibt es → hier.
Gruß
Metapher