Hallo Ralf, hallo Ferdinand,
muß man halt etwas murksen.
Bloß weil Fuzzy unscharf heißt, bedutet das ja nicht, das hier etwas gemurkst wird.
An der TU Ilmenau gab es vor langer Zeit das Projekt zur Steuerung der Talsperren- systeme Werra-Unstrut. Dabei kam es im im Prinzip darauf an, Hochwasser zu verhindern und trotzdem immer genug Trinkwasser zu haben. Die zugrundeliegenden Prozesse waren soweit bekannt, dass man Simulationen am Computer erstellen konnte (Wasserhöhe abhängig von Niederschlag, Verdunstung etc.).
Die Regelung des Ganzen war jedoch so komplex, dass sich das nur schwer in Formeln ausdrücken ließ. Die Leute die für die Steuerung des Abflusses der Talsperren verantwortlich waren, hatten zum Teil jahrzehntelange Erfahrung und standen kurz vor der Pensionierung.
Diese Leute haben sich dann an das Simulationsmodell gesetzt. Ihnen wurden verschiedene Szenarien vorgespielt und die Handlungen aufgezeichnet.
Daraus wurde dann ein Regelwerk für die Talsperrensteuerung auf Grundlage unscharfer Logik erstellt.
wenn Prozesse zu komplex sind, um sie auf Anhieb zu verstehen,
dann heißt das Rezept nicht Ignorieren, sondern Modellbildung und
Reduktion auf die Größen, die den Prozess bestimmen oder anders
gesagt begründetes Vernächlässigen der Teile, die keinen
bestimmenden Einfluss haben.
Ein Regelwerk auf mit unscharfer Logik zu erstellen ist eine Modellbildung.
Die Grundlagen der unscharfen Logik sind mathematisch ausreichend beschrieben, es ist nicht so, das keiner weiß was warum dabei herauskommt.
Ingenieurwissenschaft als Hoffnung auf zufällig richtige Ergebnisse?
Das kann’s nicht sein.
Bei mathematischen Regressionsmodellen aus empirischen Daten kommt nicht nur zufällig etwas richtiges heraus, sondern durchaus fundiert im Rahmen des Modells.
Noch eine Anmerkung dazu:
Es lassen sich keine Anwendungen finden, die mit herkömmlichen (und
meist wesentlich billigeren)
Mitteln nicht genauso gut oder besser gelöst werden könnten.
Das erinnert mich immer an die Informatikstudenten Anfang der 90ger, die gesagt haben:
„Wozu braucht man objektorientierte Programmierung, mir hat noch keiner einen Anwendungsfall gezeigt, der nicht auch prozedural ginge.“
Das traf zu jener Zeit für Projekte, die ein Student in den ersten Semestern durchführte ja auch zu, zumal auf damaligen PCs auch objektorientiert programmierte Sachen deutlich langsamer waren.
Heute hingegen ist das kein Diskussionsthema mehr.
Viele Grüße
Torsten