Änderung Nationalhymne: Pervertierung des Gleichstellungsgedankens?

Hallo,
die Gleichstellungsbeauftragte des Familienministeriums hat für einen verfrühten Aprilscherz gesorgt:


Es geht um das Substantiv „Vaterland“, das Rose-Möhring durch „Heimatland“ ersetzen möchte, und um das Adjektiv „brüderlich“, das sich in „couragiert“ verwandeln soll. Beide Male würde so die männliche Bezugnahme entfernt. Der Rhythmus beim Singen bliebe aber erhalten. Auch ist der 1841 geschriebene Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben längst rechtefrei; Änderungen bedürften nicht der Zustimmung des Dichters und seiner Erben.
Ist ja schön, wenn die Rechte von Fallersleben abgelaufen sind. Luthers Werk hat man ja schon umgepfuscht, als nächstes kommt vielleicht Goethe dran.
Was sagt Ihr dazu?

Gruß
rakete

Hallo,

eine ähnliche Übersteigerung wie jetzt bei der Gleichstellungsbeauftragten habe ich schon öfter beobachtet bei anderen Arbeitsplätzen, die auf ein sehr begrenztes Arbeitsgebiet fokussiert sind. Die sprichwörtlichen Scheuklappen begrenzen das Sichtfeld, man verliert den Blick für die Verhältnismäßigkeit und irgendwann werden die Vorschläge für Veränderungen einfach nur pingelig und grotesk. Irgendwann haben sich die Akteure so weit von der gelebten Wirklichkeit entfernt, dass man sie und ihre eigentlich guten Ziele nicht mehr ernst nimmt.

Aus meiner Sicht ist an dieser Stelle die Gleichberechtigung angekommen. Sie verirrt sich in Kleinigkeiten und macht sich damit lächerlich. Es besteht aus meiner Sicht die Gefahr, dass deshalb die bisher erreichten Ziele relativiert und zum Teil zurück genommen werden.

Achso und noch ein Merkmal bei der Diskussion: so lange man sich an solch (aus meiner Sicht) unwichtigen Nebenschauplätzen austobt, muss man sich nicht um die großen, deutlich sichtbaren Mängel kümmern, wie zum Beispiel den Frauenmangel in der Ministerriege der CSU. (Um mal ein einziges beliebiges Beispiel aus den Nachrichten der letzten paar Tage heraus zu picken.)

Grüße
Pierre

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Würde es dir wehtun, statt Vaterland Heimatland zu singen? Ich dachte bislang, dass die Sache mit der Heimat ist ganz besonders wichtig für dich sei. Und irgendwie aufwändig wäre eine solche Änderung auch nicht.

Andere Länder, z.B. Österreich und Kanada, haben ihre Nationalhymnen übrigens entsprechend geändert, ohne dass deshalb schlimme Dinge passiert wären. Die Sprache und die Gesellschaft haben sch schon immer verändert und werden es weiterhin tun.

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PS: Ich persönlich finde schon immer den Begriff Vaterland für mich selbst problematisch und verwende deshalb bereits seit Jahrzehnten stattdessen das Wort Mutterland, da in meiner seit Generationen matriarchal und matrilokal organisierten Familie die Männer immer von sonstwo dazu kamen und die region, in der ich aufgewachsen bin, deshalb nie das Land meiner Väter, sondern das meiner Mütter war.

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Inwiefern wäre denn eine solche Änderung unverhältnismäßig? Sie würde praktisch nichts kosten und niemandem wehtun

Auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist, wäre es eben doch ein kleines Mosaiksteinchen zu einer geschlechtergerechteren Sprache, die anerkennt, dass Frauen die Hälfte der Gesellschaft darstellen und nicht etwa nur ein Anhängsel des Mannes sind, das „mitgedacht“ wird. Nur weil man sich auch um Kleinigkeiten kümmert, heißt das noch lange nicht, dass man sich nicht auch mit Großigkeiten beschäftigen kann oder bereits alles andere erledigt sei - es ist durchaus möglich, sich um mehr als eine Sache zu kümmern.

Und tut es irgendemandem weh, dass inzwischen, anders als noch vor nicht allzu langer Zeit, für Frauen weibliche Berufsbezeichnungen verwendet werden und keine Frau mehr Fräulein genannt wird?

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Das BMFSFJ selbst hat erklären lassen, dass es sich um eine Privatmeinung der Tante handelt.

Bei „Heimatland“ könnte ich mich textlich noch anschliessen, wenn ich eine Änderung nicht für völlig überflüssig halten würde. Bei „couragiert“ sehe ich den weißen Schimmel, da „Herz und Hand“ das gleiche aussagt.

Immerhin … „deutsch“ bleibt erhalten und eine Totalabschaffung fordert sie auch nicht. Nicht wenig Randständige würde dies tun.

Gruß
vdmaster

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Finde ich völlig in Ordnung.

Was ist daran die Pervertierung des Gleichstellungsgedanken? Viele Feministen argumentieren sehr sachlich, dass Sprache Gedanken formt und Konzepte ermöglicht. Etwas, was beispielsweise auch George Orwell aufgegriffen hat. Unter diesem Gesichtspunkt kann man die Überbetonung des Männlichen, die der Deutschen Sprache zu eigen ist, schon problematisch finden.

In dieser Hinsicht finde ich allerdings das „brüderlich mit Herz und Hand“ viel problematischer. Einen Vater hat schließlich jeder, aber das brüderlich schließt die Frau eben a priori aus. Trotzdem kann ich gut nachvollziehen, warum man das Vaterland eben auch doof finden kann.

Das Wort „Vaterland“ ist eben auch anders besetzt. Es betont den Nationalgedanken und die ethnische Herkunft viel stärker, als es beispielsweise „Heimatland“ tun würde. Auch hier ist fraglich ob das bei einem klassischen Einwanderungsland wie Deutschland überhaupt notwendig ist.

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eine Thematik mit der sich Politiker/innen beschäftigen, wenn sie sonst keine Arbeit haben und nicht wissen was sie tun sollen.
Ich glaube es gibt wichtigeres als ein Hymne - die seid Generationen gleich ist - „dem aktuellen Stand“ anzupassen… Mann/Frau/Transgender - das ist doch alles lächerlich!

Wir werden betrogen, vergiftet, belogen und manipuliert! Die Welt hat größere Probleme als solche!

Und was würde es nützen die Hymne zu ändern?
NICHTS! -> siehe Österreich!
Jetzt heißt es auch „Land der Söhne und Töchter“… und was hats gebracht? nichts - nur millionen an Steuergeldern verprasst die anderwertig besser eingesetzt werden hätten können.
Auch den österreicherINNEN ist es lt. Umfragen scheiß egal!
Es kümmert niemanden!
Ist nur wieder mal eine Ablenkung der arbeitslosen Politiker dessen Horizont bei deren Nasenspitze endet.

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Erwarte Vorschläge zur Muttersprache.

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MuVaTrasprache
Mutter/Vater/Transgender Sprache :grinning:

Welcher Frauen"mangel"?

Weil die Mimimi-ministerinnenbeauftragtinnen der SPD sich für eine 50:50-Quote entschieden haben, gibt es bei der CSU einen zu bemängelnden Zustand? Das sehe ich anders. Die CSU konnte sich rein rechnerisch für 25:75 oder 50:50 entscheiden.

Nimmt man die Geschlechterverteilung der Mitglieder, so kommt die SPD auf ca. ein Drittel und die CSU auf ca. ein Fünftel. Damit sind Frauen in der CSU im Bereich der Minister sogar etwas überrepräsentiert, bei der SPD deutlich.

Das ist doch ein recht hohles Thema. Nur weil die SPD die Gleichstellung (nicht Gleichberechtigung) durch „positive“ Diskriminierung von oben herab durchsetzen will, müssen andere dieser künstlichen Zeichensetzerei nicht folgen oder sie befürworten.

Es besteht schlicht kein Frauenmangel.

Ich fände es aber unabhängig davon gut, wenn sich mehr Frauen politisch durch eine Mitgliedschaft in den Parteien engagieren würden.

Gruß
vdmaster

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Woran genau machst du das fest? Was hätte es denn sichtbar bringen können?

Daran merkt man, dass du gar nicht verstanden hast, um was es da ging. Das Ganze hatte dieses Mal nur wenig mit Feminismus und noch viel weniger mit Gendermainstreaming zu tun. Die Transgender-Frage wurde hier gar nicht berührt.

Wow. Das nenne ich mal ein gelungenes Beispiel für Ironie.

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Naja. So richtig kannste die Bär aber nicht mitzählen, oder? Minister ohne Ministerium?

Ganz meiner Meinung.
Da fällt mir nur ein: reich mir doch bitte mal den/die SalzstreuerIn rüber.
Hm, was machen wir jetzt eigentlich mit den Artikeln, die müssen ja auch angepasst werden…

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Erstsprache - so einfach ist das.

:paw_prints:

PS: Die Welt hat sich verändert. Heute gibt es viele Konstellationen wie die meiner Tochter, die im EU-Ausland lebt und deren Partner aus einem weiteren EU-Land stammt, wobei ihre gemeinsame Sprache weder seine noch ihre noch die des Landes, in dem sie leben, ist. Sollten sie einmal Kinder haben, dürfte deren Erstprache nicht die Sprache ihrer Mutter (und auch nicht ihres Vaters) sein.

Beleg?

:paw_prints:

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Ja, eine Staatsministerin mit eigener Abteilung für einen Bereich, der früher sehr stiefmütterlich behandelt wurde, aber eines der zentralsten Zukunftsthemen ist. Sie wird damit das Kompetenzknäuel heranziehen, das zuvor auf diverse Einzelministerien verteilt war. Sie ist damit wie auch die drei CSU-Männer Teil des Kabinetts.

Ich denke es gibt in DE weitaus wichtigere Baustellen, an denen angesetzt werden sollte.

Gruss,
Little.

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Eben - es hätte und hat nichts gebracht.
Frauen hatten durch diese Änderung keinerlei positive Resultate im Sinne der Gleichberechtigung. Die alt bekannten Themen wie die Gleichstellung der Löhne sind nach wie vor aktuell.

ja sorry, bin etwas abgeschweift :wink: bezog mich nur auf die Österreichhymne - vollkommen richtig

Die Änderung der Nationalhymne war ein mehrjähriger Aufwand in der dutzende Politiker involviert waren. Hinzu kam noch der ganze Medienrummel.
Eine genaue Summe der Kosten zur Änderung der Nationalhymne kennt niemand, aber rechnet man die Gehälter der Politiker auf + das ganze Medienspektakel + „Verdienstentgang“ für Arbeiten die stattdessen gemacht werden hätten können - und jetzt noch ausständig sind… usw… kommt man sicherlich auf ein schönes Sümmchen. Jeder Cent davon hätte anderwärtig besser verwertet werden können.

Moin,

aus einem Leserbrief meiner Tageszeitung:

Die Schraubverbindung wäre auch zu überarbeiten, die besteht ja aus Schraube & Mutter. Verbesserungsvorschlag: Vater statt Mutter, wahlweise auch Mutter*Vater. Und die Schraubverbindung sollte dann bucklichte Verwandtschaft heißen.

Ein dreifach Hoch auf unsere Wohlstandsprobleme! Gibt’s denn bei LidlAldiEdeka inzwischen wenigstens weibliche Substis?

Gruß
Ralf

Das ist ein typischer Kommentar derer, die nicht verstanden haben um was es geht. Und das, was man nicht versteht ist auch einfach ins Lächerliche zu ziehen. War immer schon so.

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