Änderung Nationalhymne: Pervertierung des Gleichstellungsgedankens?

Hast du für diese Aussage Belege? Der Knackpunkt ist doch, dass es darum geht, die strukturelle Diskriminierung in der Gesellschaft abzuschaffen. Sowas geht nur extrem langsam. Es beginnt bei Sprache, die ein zentraler Punkt der Gesellschaft ist und endet bei irgendwelchen Quoten, die aber eigentlich nur eine Übergangslösung sein können.

Messbare Erfolge einer Einzelmaßnahme, die innerhalb weniger Jahre sichtbar werden wird es nicht geben - aber das bedeutet eben nicht, dass diese Einzelmaßnahmen nicht dazu beitragen, die Gesellschaft nach und nach zu verändern.

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Howdy,

danke, das hab ich auch gedacht. Zudem hab ich mir dann auch mal die zitierte kanadische Nationalhymne angehört …

O Canada! Our home and native land!
True patriot love in all thy sons command
With glowing hearts we see thee rise
The true North strong and free!
From far and wide, O Canada we stand on guard for thee
God keep our land glorious and free!
O Canada, we stand on guard for thee
O Canada, we stand on guard for thee

Dort störte wohl das markierte „thy sons“ :wink: und man möchte es
tatsächlich durch „all of us“ ersetzen.

Gruß
BW

Das ist ja so ein urdeutsches Wort, dass sogar die Gebrüder Grimm es (=>Courage) schon in ihrer Liste hatten :wink:

Gruß
BW

Also kein Beleg.

Quod erat expectandum.

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Ich sehe hier vor allem die „politisch korrekte“ Änderung von literarischen Texten als Problem.
Der historische Kontext und die Aussage des Autors werden verfälscht und die Auseinandersetzung damit geht verloren.
Hach wie „schön“, wenn der Autor sich nicht mehr wehren kann…

Beatrix

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Ja, den Linguisten.
Hier gut erklärt (das ist auch meine Meinung):

Beatrix

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ja, die Corveyer haben schon von Rotations- und Rumpelgeräuschen bei der lokalen Abtei berichtet …

Gruß
BW

Ich finde den ganzen Wirbel reichlich absurd.
Es ist ja nicht so, als würde man morgens beim aufstehen erst mal fröhlich die Hymne trällern. Mal ehrlich, wer von uns singt denn die Nationalhymne regelmäßig? Wir haben hier ja keine (beispielsweise) US- oder CN-Verhältnisse mit Fahnenappell und lustigem Absingen vor irgendwelchen klitzekleinen Veranstaltungen in Hintertupfingen.

Ob es dann Heimat, Vater- oder auch Wohnland heisst, brüderlich, couragiert oder gleichgestellt. Das alles wird wohl im Alltagsstress untergehen. Da finde ich weißgott andere Dinge, über die ich mich als Frau aufregen könnte.

Wenn ich ganz ehrlich bin, bekomme ich die deutsche Nationalhymne gerade vor dem 3. Kaffee, aus dem Stehgreif und ohne Melodie dazu nicht komplett textsicher aus dem Gedächtnis auf die Reihe, nur in einem Punkt bin ich mir 100% sicher, es heißt nicht „brüh’ im Glanze“.

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Welche literarischen Texte meinst du genau?

Falls es sich zufällig um alte Übersetzungen alter schwedischer Kinderbücher handelt, empfehlen ich die folgenden Artikel (übrigens von einem Linguisten): http://www.sprachlog.de/2011/08/08/pippi-langstrumpf-negerprinzessin-und-uebersetzungsproblem/

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Inwiefern spricht das dagegen, die beiden Wöter einfach zu ändern?

Den Wirbel machen aber die besorgten Dauerempörten, die sich gegen jegliche Änderung, insbesondere in Bezug auf Frauen und diverse Minderheiten, mit Zähnen und Klauen wehren.

:paw_prints:

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Hey,

ich habe mich nicht gegen eine Änderung ausgesprochen :wink: nur festgestellt, dass ich die Empörungswelle wegen einer Privatmeinung und so minimalen Änderungsvorschlägen überhaupt nicht nachvollziehen kann.

Gut, wenn man jetzt einen komplett anderen Text wählen würde, könnte ich mich vielleicht auch echauffieren, aber in inzwischen 40 Jahren habe ich noch nie die Nationalhymne gesungen…

Es ist weder eine Kleinigkeit noch ist es verhältnismäßig, Schrifttum aus ideologischen Gründen umzukrempeln. Man darf es kommentieren, aus heutiger Sicht anders bewerten. Man darf jedoch nicht das Schrifttum „Fälschen“ oder „verfälschen“. Die Denkweise des Dichters, die untrennbar mit dem historischen Kontext verbunden ist, darf nicht getürkt werden.
Gruß
rakete

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Dann befürwrtest du also, dass die deutsche Nationalhymne in der kompletten Fassung, wie sie von Dichter erdacht wurde, gesungen wird?

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gerade Heimatsingerei ist hierzulande manchen besonders suspekt. sogar italinienische Bands wie „Freiwild“ wurden deswegen kritisiert.
Zur Kritik an der Band führten Textzeilen wie „Südtirol, du bist mein Heimatland, das Herzstück dieser Welt“ (aus dem Lied Südtirol) oder „Sprache, Brauchtum und Glaube sind Werte der Heimat, Ohne sie gehen wir unter, stirbt unser kleines Volk“ (aus dem Lied Wahre Werte).
Die Rockband Jennifer Rostock kündigte im Januar 2013 an, dass Besucher mit T-Shirts von Frei.Wild auf ihren Konzerten nicht mehr erwünscht seien, da diese mit ihren Texten eine „große Identifikationsfläche für nationalistisches Gedankengut“ böten.[37] Frei.Wild-Sänger Philipp Burger bezeichnete in einem Interview mit der Südtiroler Tageszeitung das T-Shirt-Verbot dagegen als einen „billig geplanten PR-Gag.“[38]Im gleichen Jahr geriet auch die erneute Nominierung von Frei.Wild für den Musikpreis Echo in der Kategorie Rock/Alternative National zum Politikum. Nach Protesten und Boykottandrohungen von den politisch links orientierten Bands MIA., Kraftklub und Die Ärzte zogen die Verantwortlichen der Deutschen Phono-Akademie die Nominierung mit der Begründung zurück, dass der „Echo-Preis“ kein geeigneter Schauplatz für eine öffentliche politische Debatte sei.[39][40][41] Gegen die Behauptungen der Bands protestierten Frei.Wild-Fans über das soziale Netzwerk Facebook.
Gruß
rakete

Es geht um die Fälschung des Ur-Textes. Würde man damit anfangen, wäre die Büchse der Pandora geöffnet. Es würden nicht mehr nur Opern und Schauspiele in der Inszenierung neu interpretiert; der Text würde bereits verfälscht werden, so dass das Werk und der Kontext, in dem es entstanden war, nicht mehr nachzu vollziehen wäre.
Gruß
rakete

Soweit war mir das klar.

das man für gleiche Arbeit, auch das gleiche Geld verdient oder das man nicht mit Kopftuch und schwarzem Regenmantel rumlaufen muss, während die Männer mit Flipflops und Bermudashorts unterwegs sind, ist eine Sache;
eine andere Sache ist es, wenn klassische Werke „auf heute“ umgemodelt werden, obwohl der Dichter mit dem Heute nichts zu tun hatte und sein Werk nur aus dem kontext beurteilt werden kann.,
Gruß
rakete

Wenn du schon etwas, das höchstens vage zum Thema gehört, per copy&paste einfügst, solltest du wenigstens die Quelle nennen.

Das Problem mit Frei.Wild ist neben der Gewaltverherrlichung° vor allem die Berwendung von brachialpatriotischen Klischees und die Tatsache, dass die Band nicht nur eine Neonazi-Vergangenheit hat, sondern sich auch heute noch für Rechtspopulisten engagiert. Die Behauptung, nicht rechtsextrem zu sein, ist eine billige und durchschaubare Taktik.

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° Textprobe:

Denn heut’ verhaue ich Dich, / schlag Dir mein Knie in deine Fresse rein. / Heut’ vermöbel ich Dich,
/ Zähne werden fallen durch mich. / Und ich tret’ Dir in deine Rippen, / schlag mit dem Ellbogen auf Dich ein. / Tut mir leid mein Freundchen, / aber Rache muss sein, die muss sein. / Jetzt liegst Du am Boden,
liegst in deinem Blut. / Das Blut auf meinen Fäusten, / ich find’ das steht mir gut.

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Aaaah, du liest also das Nibelungenlied ausschließlich in der Originalfassung?

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Sind das dann die, die sich auf dem Schützenfest unter dem Motto „Glaube, Sitte, Heimat“ 98 Bier in den Kopf schütten?

Das ist kein Verbot, das ist Hausrecht. Ein billiger PR-Gag ist es, sich über auf Konzerten verbotene Dinge aufzuregen. Regenschirme und Deos sind übrigens auch meist verboten. Weder Knirps noch Baiersdorf nennt das billige PR.

Die Geschichte Südtirols ist dir bekannt? In diesem Zusammenhang klingt es anders wenn man von Heimat fabuliert, als wenn man im Ruhrgebiet ansässig ist.

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Das hängt eben sehr von der Verwendung der Werke ab.

Wenn man sie in einem modernen Kontext benutzt, der historische Kontext für die Verwendung also eher zweitrangig ist, ist es auch legitim die Werke anzupassen. Vor allem dann, wenn sich der Inhalt nicht ändert.

Astrid Lindgrens Werke sind ein klassisches Beispiel dafür. Aus historischer Sicht sollte man die Texte lassen wie sie sind. Aber als Kinderbücher sollte man sie anpassen. Der Knackpunkt ist schlicht und ergreifend, dass Lindgren, soweit wir wissen, keine Rassistin war, sondern ihre Wortwahl im Kontext der Zeit zu sehen ist. Wir können problemlos davon ausgehen, dass Lindgren heute andere Worte wählen würde, ganz Ähnlich, wie Michael Ende aus seinem China ein Mandala gemacht hat.

Mit einer Nationalhymne ist das ganz ähnlich. Natürlich ist das ein altes historisches Lied, aber gleichzeitig repräsentiert es unsere Nation auch in der ganzen Welt. Da muss ein regelmäßiges kritisches Hinterfragen eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein.

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