@KamikazeKatze, wir verstehen uns offenbar falsch. Ich bin für eine echte Gleichstellung der Frau - für ein gleichberechtigtes Nebeneinander und Miteinander von Frauen und Männern und Männern und Frauen und Akzeptanz von Menschen, die sich nicht in die binäre Geschlechterrolle einfühlen können. Die Beendigung der strukturellen Benachteiligung der Frauen sollte das große Ziel einer Gleichstellungsbeauftragten sein. (Warum bekleidet diese Funktion eigentlich nie ein Mann?)
Das stellvertretende Herumdoktern an einer Sprache, die über Jahrhunderte, vielleicht sogar Jahrtausende gewachsen ist, statt echter Maßnahmen ärgert mich. Es geht sogar soweit, dass mich die sinnlos langen Wort-Lindwürmer regelrecht aufregen, deren einziger Zweck es zu sein scheint, aus falsch verstandener political correctness niemanden vergessen zu wollen. Das ist aus meiner Sicht so symptomatisch für unserer derzeitige Gesellschaft - es regiert die Mittelmäßigkeit. Und so scheint mir auch das Durchsetzen einer geschlechtsgerechten oder gar geschlechtsneutralen Sprache die Diktatur phantasieloser Menschen mit einer Spur von Minderwertigkeitskomplexen und Pedanterie zu sein. Vielleicht ist auch einigen einfach nur langweilig…
Und wenn man wirklich Wortverbindungen mit Vater, Bruder oder Mann aus der Öffentlichkeit drängen will, sollte man das auch gleichzeitig mit Worten tun wollen, die aus Verbindungen mit Mutter bestehen: Mutterboden, Muttermal, Muttersprache, Mutterstadt (ach nee, die nicht - für mich als Berliner fühlt sich „Mutterstadt“ anders an als „Heimatstadt“ (ich verbinde übrigens mit Heimat auch etwas anderes als mit Vaterland - das eine steht nicht zwingend synonym für das andere.)) Ganz schlimm die Bezeichnung für oft sechseckige Gebilde, die man auf Gewinde schraubt: Mutter - ohne weitere Zusätze.
Wann wird es Worte treffen wie Mannschaft, Spielmannszug (interessanterweise sagt man, wenn man die Personen der Musikgruppe umschreiben möchte, das Wort Spielleute, ähnlich wie Hauptleute (statt Hauptmänner)), V-Mann (warum sagt man nie V-Frau?)? Warum spricht die Wirtschaft nur von Mannjahren? Warum machen Hunde nur Männchen? Warum spricht man nur vom Mannweib, aber nie vom Weibmann? Was wird aus dem Weidmann, oder dem Landsmann? (Wobei ich für das letzte schon als weibliche Form Landsmännin gehört habe.) Wie hoch ist mannshoch? Wie hoch fraushoch? Kommt vielleicht noch jemand auf die völlig blödsinnige Idee, mannigfach und Mannequin zum frauigfach und Frauequin zu machen? (Ja, ich gebe zu, langsam fange ich an herum zu blödeln.)
Dieser ganze Wahnsinn geht soweit, dass auch das orthografisch sächliche Mitglied im Plural zu Mitgliederinnen und Mitgliedern werden kann. Link
P.S.: meine Frau teilt mit mir ihren Kuchen regelmäßig brüderlich, gemeint ist damit eine gerechte Teilung.