Hallo und Guten Tag,
Es ist doch so: sowohl im Christentum als auch im Islam wird zum einen den „Guten“ das Paradies versprochen und den „Bösen“ mit der Hölle gedroht.
Auch Jesus droht eindeutig mit dem Höllenfeuer, z.B. in Matthäus 13,40:
40 Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende der Welt gehen. 41 Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.
43 Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre!
Betrand Russell schreibt dazu, m.E. zu Recht:
Wenden wir uns nunmehr moralischen Fragen zu. Christus hatte nach meiner Ansicht einen sehr schweren Charakterfehler, nämlich daß er an die Hölle glaubte. Ich meinerseits finde nicht, daß jemand, der wirklich zutiefst menschenfreundlich ist, an eine ewigwährende Strafe glauben kann. Christus, wie er in den Evangelien geschildert wird, glaubte ganz gewiß an eine ewige Strafe, und wiederholt findet man in ihnen eine rachsüchtige Wut auf jene Menschen, die auf seine Predigten nicht hören wollten - eine bei Predigern nicht ungewöhnliche Haltung, die aber die höchste Vortrefflichkeit etwas in Frage stellt. Bei Sokrates beispielsweise findet man diese Einstellung nicht. Er ist gegenüber den Menschen, die nicht auf ihn hören wollten, höflich und verbindlich, und meiner Meinung nach ist diese Haltung eines Weisen viel würdiger als die der Entrüstung. Sie erinnern sich wahrscheinlich alle daran, was Sokrates vor seinem Tode sprach, und an jene Worte, die er im allgemeinen zu Leuten sagte, die mit ihm nicht übereinstimmten.
Christus sagte in den Evangelien: „Ihr Schlangen- und Natterngezücht! Wie werdet ihr der Verurteilung zur Hölle entrinnen?“, und zwar sagte er es zu Leuten, denen seine Predigten nicht gefielen. Nach meiner Meinung ist das nicht gerade das beste Verhalten. Es gibt jedoch viele derartige Stellen über die Hölle, zum Beispiel den bekannten Ausspruch über die Sünde wider den Heiligen Geist: „Wer aber wider den Heiligen Geist redet, dem wird weder in dieser noch in der künftigen Welt vergeben werden.“ Diese Stelle hat in der Welt unaussprechliches Elend verursacht, denn alle möglichen Leute glaubten, sie hätten wider den Heiligen Geist gesündigt und es würde ihnen weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben werden. Ich finde wahrhaftig nicht, daß ein Mensch, dessen Natur ein rechtes Maß an Güte enthält, soviel Angst und Schrecken in die Welt gesetzt hätte.
http://home.rhein-zeitung.de/~ahipler/kritik/warum.htm
Dennoch scheint mir, dass im Islam die Angst vor der Hölle bzw. überhaupt vor dem Jenseits eine noch größere Rolle zu spielen scheint als im Christentum, denn im Koran werden die angeblichen Qualen der Hölle noch viel detaillierter ausgemalt als in der Bibel. Siehe z.B.:
http://www.youtube.com/watch?v=GyXyFFQJY8o
http://www.youtube.com/watch?v=4CmIB-83B6M
Und darüberhinaus: nach islamischer Vorstellung fangen die Qualen schon im Grab selber an, denn es ist - wie gesagt, nach islamischer Vorstellung - wohl so, dass schon unmittelbar nach der Beisetzung schon im Grab eine „Prüfung“ mit zwei „Todesengeln“ stattfinden. Zwei Engel werden kommen und werden jeden Toten im Grab angeblich die drei Fragen stellen „Wer ist dein Herr?“ (Richtige Antwort natürlich: „Allah“) - „Was ist deine Religion?“ (Richtige Antwort: „Islam“ - „Wer ist diese Person?“(und dabei ein Bild des Propheten Mohammed zeigen):
http://www.youtube.com/watch?v=OEDcNWFsles
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/4340/pd…
…und dabei werden die beiden Engel einem genau zwischen die Augen immer wieder mit einem eisernen Hammer schlagen und den Schädel zertümmern, der dann immer wieder zusammengesetzt wird und danach kommen Schlangen (oder Drachen), die immer wieder das ganze Fleisch vom Körper fressen, wohaufhin es dann immer wieder nachwächst und dann wieder vom Körper abgefressen wird, und dann wird sich das Grab zusammenziehen und den Gestorbenen immer wieder zermalmen (oder so ähnlich).
Nun behauptet Raymond Ibrahim, dass, nach islamischer Vorstellung, auch jene, die „eigentlich“ Muslime sind, befürchten müssen, diese „Prüfung“ nicht zu bestehen, weil schon die Verletzung einer einzigen islamischen Regel, etwa nach dem Urinieren sich nicht islam-gemäß zu gereinigt zu haben, dazu führen kann, dass auch jene „eigentlich-Muslime“ in ihren Gräbern durch Allahs Willen diese Prüfung nicht bestehen werden, und die „richtigen Antworten“ nicht wissen werden. Und die einzige Möglichkeit auch für einen Muslim, diese „Prüfung im Grab“ von vorneherein zu umgehen, sei eben der Märtyrertod:
http://www.raymondibrahim.com/7352/jihad-martyrdom-a…
… denn dem muslimischen Märtyrer werden, nach islamischer Vorstellung, von vorneherein alle Sünden (wie das nicht richtige Reinigen nach dem Pipimachen) vergeben und er (oder auch: sie) wird direkt ins Paradies eingehen.
Deshalb ist meine Frage: Könnte es sein, dass vor allem die Furcht vor möglicher jenseitiger Folter die gläubigen Muslime beherrscht, und zwar mehr noch als die Christen es tun?
Ist die Angst die alles entscheidende Motivation für jeden Moslem, mehr noch als die Hoffnung auf „paradiesische Freuden“ (sei es nun in Form von „72 schwarzäugigen Jungfrauen“ oder „72 weißen Weintrauben“?)
Dass also im Islam die Angst und nur die Angst vor den Qualen im Jenseits alles andere ersticken soll? Selbständiges Denken, Selbstbewusstsein usw.?
Ist der gläubige Muslim vor allem ein von Angst erfüllter Mensch?
Und zweitens: Kreist für einen Muslim, wenn er wirklich gläubig ist, das Leben vor allem um den Tod und das Jenseits?
Vielen Dank im Voraus für Antworten und Meinungsäußerungen,
Jasper