Angst - die entscheidende Motivation im Islam?

Ich denke, wenn sich rein zufällig mal hier jemand mit echtem Interesse und einer echten Frage herein verirren sollte, dann wird man sich auch die Mühe für eine fachkundige Antwort machen.

Selbestverständlich. Und das haben wir ja in all den Jahren in Tausenden von Postings bewiesen. Sogar bei „unechten“ Fragen und solchen mit Vorunterstellungen, die das Antworten unmöglich machen.

aber ich bin überzeugt, es muss auch zu irgend etwas nutze sein, und sei es nur, dass zumindest ich erkannt zu haben meine, dass diejenigen hier, die wirklich in ihrem jeweiligen (und damit meine ich alle 4) Glauben verwurzelt sind und sich ernstaft mit ihrer Religion auseinander gesetzt haben, einander näher stehen, als man es vielleicht annehmen sollte.

Das ist schön gesagt und ich unterstreiche das ganz fett.

Gruß
M.

Hoch lebe die Distanz!

Ich denke nämlich nicht, dass wir zwei (nebst anderen) was
Vergleichbares „machen“. :smile:

Aber freilich doch nur in Beziehung gesetzt auf die TATSACHE des Kommunizierens in einer globalen Mediengesellschaft, aber doch nicht inhaltlich.

So wie ich die Beiträge lese, sind die Blickwinkel auf das
Ganze erheblich verschieden und daher auch die Intentionen für
das „machen“ gänzlich unterschiedliche.

Annähernd 100% sogar!!!

Das ist jetzt auch nicht als Kritik aufzufassen (auch nicht
als „Lamento“ :smile:) und hat auch mit dem eigentlichen Thema nix
zu tun, ich wollte es bloß gesagt haben, um hier nicht den
Eindruck eines „Bündnisses“ aufkommen zu lassen, wie es gerade
weiter oben durch wechselseitiges „Bejubeln“ zu vermitteln
versucht wird… :smile:))

Diese seltenen Fälle kannst einzelnen an den Fingern abzählen, das sind Ausnahmen und die werde ich ab sofort drastisch reduzieren bzw. ganz einstellen.

Zu all dem habe ich schon eine so große „Distanz“

Hoch lebe die Distanz!

Gruß
C.

Hallo!
Ich erlaube mir zwei Anmerkungen:

Die „Gottesfurcht“ (der dt. Ausdruck nichts als eine
spefizierte Form der „Ehrfucht“) gibt hebr. yirat jhwh bzw.
LXX phobos kyriou wieder. Z.B. Ps. 19.10 „Die Furcht des Herrn
ist heilig (hagnos, tehowrah) und bleibt ewig“. Es ist ein
Terminus, der der Ambivalenz des fascinosum-tremendum in der
Begegnung mit dem Sakralen bzw. dem Numinosum gezollt ist, und
der in jeder Religionsform unabdingbar ist, wo „heilig“ und
„profan“ unterschieden wird, nicht nur in den abrahamitischen.

Wie der Sprachgebrauch selbst es ja zeigt: fanum und profanum bezeichnen (schon im vorchristlichen) Lateinischen diese beiden Sphären.

Dazu z.B. Joh. 6.20 me phobeisthe „fürchtet euch nicht“

Diese Aufforderung spricht nicht nur der unerwartet erscheinende Christus, sondern sie begegnet bekanntlich auch sonst bei numinosen Erscheinungen und begleitet das Auftauchen von Engeln (und wirkt manchmal fast wie eine Entschuldigung für den durch das Erscheinen hervorgerufenen Schrecken), im Gegensatz zu Höllen- und Dämonenspuk, der den Menschen in Furcht und Angst versetzen MUSS, um durch thórybos/perturbatio/Verwirrung wirken zu können. Darauf weisen die Patres Graeci und Latini und die Autoren der Philokalia öfters hin als auf ein Merkmal zur Unterscheidung der Geister.

Freundlichen Gruß!
H.

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fanum & profanum
Hallo Hannes,

Es ist ein Terminus, der der Ambivalenz des fascinosum-tremendum in der Begegnung mit dem Sakralen bzw. dem Numinosum gezollt ist, und der in jeder Religionsform unabdingbar ist, wo „heilig“ und „profan“ unterschieden wird, nicht nur in den abrahamitischen.

Wie der Sprachgebrauch selbst es ja zeigt: fanum und profanum bezeichnen (schon im vorchristlichen) Lateinischen diese beiden Sphären.

So ist es. Die Römer haben es sprachlich erhalten, obwohl der Ausdruck „fanum“ selbst gegenüber „sacer“ und „sanctus“ in die Diaspora geraten ist. Sehe ich das richtig?

Überhaupt sind die dyadischen Begriffe

  1. fascinosum/tremendum
  2. fanum/profanum
    (neben eingen anderen Dyaden) konstituierend für religiöse Erscheinungen, wobei interessanterweise fascinosum und fanum auch etymologisch verwandt sind, wie ich hier einst ausführte:
    /t/faszination-etymologie-des-wortes/3047783/2

Die 1. Dyade beschreibt dabei psychologische Valenzen der /t/gottesschau/4061130/11
die 2. Dyade auf solche, die primär auf Abgrenzungen
a. räumlicher Natur abheben (woher auch lat. „templum“ (← griech, temno, schneiden), und weiter auch auf
2. zeitliche (→ festum fesnom und → feria)
3. dingliche (→ tabu und überhaupßt die Unterschiedung
„rein/unrein“)
4. personale (→ persona sacra, flamines ⇆ sanskr. brahman)
5. sprachliche (lat. fari = sakrales Sprechen)
Abgrenzungen verweisen.

Beide Dyaden sind btw. auch aufeinender anwendbar. Auch das Profane erscheint, je nach Kontext, als Faszination oder als Schrecken, und umgekehrt das Tremendum als fan und profan.

… sie begegnet bekanntlich auch sonst bei numinosen Erscheinungen und begleitet das Auftauchen von Engeln

Ja, so wie in der schönen Episode Joh. 20.11 z.B. Und die Gestalten sind strahlend weiß. Oder, wie einige hebräische malakim: Kerube und Seraphe, im Feuer.

und wirkt manchmal fast wie eine Entschuldigung für den durch das Erscheinen hervorgerufenen Schrecken

Schöne Bemerkung.

Gegensatz zu Höllen- und Dämonenspuk, der den Menschen in Furcht und Angst versetzen MUSS, um durch thórybos/perturbatio/Verwirrung wirken zu können. Darauf weisen die Patres Graeci und Latini und die Autoren der Philokalia öfters hin als auf ein Merkmal zur Unterscheidung der Geister.

Danke für den Hinweis!

Schöne Grüße
Metapher

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Eine Antwort

Hallo Mohamed.

Hallo Elimelech,

Weil ich dieses Missverständnis von anderen Diskussion kenne
und annehme, dass es auch im Islam sich nicht anders verhält,
könntest du vielleicht noch das Verhältnis von Furcht und
Angst etwas umschreiben.

Das ist ein ziemlich komplexes Feld und in Teilen unaussprechlich, da es zum innersten Erlebnisraum des Glaubenden gehört. Im Arabischen gibt es sehr viele verschiedene Begriffe für Furcht, und jedes hat seine eigene Bedeutungsnuancierung (khauf, khashyah, faraq, wajal, rahbah …). Und dass im Deutschen zwischen „Furcht“ und „Angst“ noch einmal ein spezieller Unterschied herrscht, der möglicherweise im Arabischen so nicht zu finden ist, macht die Sache nicht einfacher. Und noch weniger, als dass man zwischen „Gott fürchten“ und „Dinge fürchten“ unterscheiden muss.

Religion ist eben unter Anderem ein immer wieder erfrischendes Wechselbad der Gefühle, und die Sprache ist nicht in erster Linie dafür gemacht worden, dieses 1:1 zu beschreiben.

Ich fürchte hier nämlich, dass dieses - so wie die
Ausgangsfrage auch nahelegt - Furcht hier mit Angst
gleichgesetzt wird. Von anderen Religionen weiss ich aber,
dass diese Gleichsetzung falsch ist, da mit Furcht hier etwas
ganz anderes gemeint ist und diese Furcht dort eine possitive
Kraft ist und von den Betreffenden eben gerade nicht als Angst
erfahren wird.

Da gebe ich Dir recht. Die Furcht des Rechtschaffenen (im religiösen Sinne) ist immer etwas Positives. Das schließt nicht aus, dass sie sich vorübergehend als unangenehme Sorge manifestiert, denn das ist für den glaubenden und wissenden Muslim immer ein ihn daraufhin glücklich stimmender Indikator dafür, dass er einen von Gott geliebten und reich belohnten Charakterzug besitzt. So wird er in der nächsten Phase von Hoffnung erfüllt, und so wechseln sich Sorge und Hoffnung in perfekter Weise ab.

Es braucht aber oftmals nicht einmal im Geringsten etwas mit „Sorge“ oder etwas Unangenehmem zu tun zu haben (um kurz auf die „Gottesfurcht“ zu sprechen zu kommen): Furcht kann man auch den unbeschreiblichen Zustand in der Einsamkeit der Nacht nennen, wenn einem bewusst wird, wie nichtig alles im Angesicht der grenzenlosen Macht des Einen und Absoluten ist, und dann mit jeder Faser spürt, Ihrem unumschränkten Willen vollkommen und für immer und ewig ausgeliefert zu sein. Die natürliche Faszination und Liebe zu dem Inhaber einer solchen Macht lässt in solchen Momenten nicht den kleinsten Hauch eines unangenehmen Gefühls auskommen.

Der Gesandte Gottes (s) erwähnte einer Überlieferung bei Tirmidhiyy zufolge einmal ein Auge (und somit die dazugehörige Person), das im Jenseits nicht vom Feuer berührt werde: „Das Auge, das aus Gottesfurcht geweint hat.“

Sodann dürfen wir nicht vergessen, dass wohl jeder gesunde Mensch ein gleich bleibendes Furchtniveau besitzt und es eigentlich nur darum geht, worauf sich diese Furcht richtet. Darum wirken Glaubende oftmals furchtlos, doch in Wirklichkeit haben sie ihr Furchtpotential auf andere Dinge als der sich wundernde Betrachter gerichtet.

Wie also verhält es sich hier im Islam genau? Haben Gläubige
Angst vor den Dingen die sie fürchten?

Wie schon angedeutet, handelt es sich hier um ein Problem, das mit der deutschen Sprache zusammenhängt - so sehr, dass es Buchstabe für Buchstabe Eingang in das englische Vokabular gefunden hat, weil es kaum übersetzbar ist. Schon die Etymologie ist vielsagend. „Angst“ scheint von „Enge“ zu kommen (man denke an „Beklemmung“) - und das ist genau das Gegenteil von dem, was der Ehrwürdige Koran will, denn in ihm ist die „Enge der Brust“ eindeutig negativ konnotiert, im Gegensatz zur „Weiträumigkeit der Brust“.

Schöne Grüße,

Mohamed.

Denken vor Danken

D.h. sowohl die Angst vor dem Höllenfeuer als auch die Liebe
scheinen für das Christentum als Motivation relevant.

Im Koran aber scheint mir vor allem die Angst das
entscheidende Motiv ist (wenn man mal von den Hasstiraden auf
die „Ungläubigen“ absieht).
Aber im Islam ist es doch vor allem: Die Angst.

Hallo Jasper,

also ich finde, das Hauptargument im Koran ist die Erhabenheit und Herrlichkeit Gottes, sowie Seine Wohltaten.

Ansonsten kannst du ja versuchen Statistiken aufzustellen, wie oft Furcht, Hoffnung etc. im Koran erwähnt werden und dann gegenüberstellen.

Aber vielleicht wird es mal Zeit über deine „Motivation“ für deine tendenziösen Beiträge hier zu sprechen :wink: .

Schöne Grüße,

Mohamed.

Hallo.

Der Unterschied von Angst und Furcht kann so definiert werden:

Ist es denn so schwer: Ja, genau es kann so definiert werden, die Frage ist aber wie es im Islam definiert ist. Die Frage richtete sich ganz konkret an den Islam und hier hilft es nicht, wenn nun jeder mit seiner subjektiven Interpretation kommt.

Und da es so schwer ist dieses zu verstehen, kommt ich mit dem Judentum als Beispiel, wo auch in verschiedenen Kontexten von „Furcht“ die Rede ist, welches hier aber frei von jeglichen Angstgefühlen gemeint ist.

So und nun? Wahrscheinlich kommt nun wieder jemand, der behauptet, dass ich keine Ahnung vom Judentum hätte und dieses alles so gar nicht sein kann… ja, ja, die „Experten“ hier.

Gruss,
Eli

Übrigens
Hallo Elimelech,

da ich zwischendurch verreist bin, kam meine Antwort etwas spät, aber hier ist sie, bevor sie im Archiv verschwindet: /t/angst-die-entscheidende-motivation-im-islam/68520…

Sonnige Grüße,

Mohamed.