Ansehen des deutschen Soldaten

Hallo Zusammen,

mich würde gerne mal interessieren wie ist den das Ansehen des Soldaten in der unserer Bevölkerung?

Mir scheint hoch kann es ja eigentlich nicht sein, Paris Hilton oder die Popstars scheinen wichtiger zu sein als deutsche Soldaten die in Afghanistan oder im Kongo evtl. ihr Leben lassen.

Hallo Patrik,

der Bundespräsident nennt es „freundliches Desinteresse“. Ziemlich gelungen.

Andreas

Hi

mich würde gerne mal interessieren wie ist den das Ansehen des
Soldaten in der unserer Bevölkerung?

Mir scheint hoch kann es ja eigentlich nicht sein, Paris
Hilton oder die Popstars scheinen wichtiger zu sein als
deutsche Soldaten die in Afghanistan oder im Kongo evtl. ihr
Leben lassen.

Ich glaube, dass sich in unserer Gesellschaft zuviele eigene Sorgen breit gemacht haben, so dass der deutsche Soldat nur Beachtung findet, wenn er wieder einmal mit Hubschraubern voller Sandsäcke zur Deichbefestigung willkommen ist. Was unsere Soldaten (Mitbürger) sonst noch leisten, findet kaum Beachtung, leider.

Gruß

Christian

Das bereits erwähnte „freundliche Desinteresse“ halte ich eigentlich für eine recht angenehme Haltung. Zumindest leuchtet mir nicht ein, warum Soldaten für ihre Arbeit höheres Ansehen genießen sollten, als andere Berufsgruppen.

Das Ansehen der Bundeswehr in der Bevölkerung ist relativ hoch. Das bedeutet aber nicht, dass man sich sonderlich um das Wohl und Wehe der Soldaten schert (siehe Kommentar von A. Gorsler). Das deutet zumindest eine Umfrage des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bw an:

„Befragt zu ihrer persönlichen Einstellung zur Bundeswehr, äußerten sich insgesamt 80 Prozent „sehr positiv“, „positiv“ oder „eher positiv“. Dabei wird die Bundeswehr nicht nur als „ein ganz normaler Bestandteil der Gesellschaft“ (86 Prozent) oder als selbstverständliches Organ eines souveränen Staates (88 Prozent) angesehen: Knapp die Hälfte der im Mai 2005 Interviewten fühlen sich der Bundeswehr „innerlich verbunden“ (43 Prozent) oder sind der Bundeswehr „dankbar“ (48 Prozent).“

Aber na und? Selbst in Nazi-Deutschland bedurfte es staatlich inszenierter Propaganda, um die Bevölkerung stärker aufs Militär einzuschwören. Erst die persönliche Betroffenheit durch die hohe Anzahl von Wehrpflichtigen und später durch Angehörige im Kriegseinsatz dürfte eine gewisse Verbundenheit mit den Soldaten (als Personen) bewirkt haben - sonderlich beliebt war der „Barras“ deshalb noch lange nicht. In der DDR verhielt es sich nicht viel anders (abgesehen vom Kriegseinsatz).

Im übrigen wäre es wohl auch kaum im Sinne der Bw-Soldaten, wenn der Pseudo-News-Hype, der um irgendwelche brust- oder genitallastigen „Berühmtheiten“ veranstaltet wird, durch Herz-Schmerz-G’schichten bzw. Blut&Boden-Epen rund um das Tun der Truppe im Einsatz veranstaltet wird.

Sollten in höherem Maße Skandal-Geschichten über Fehlverhalten von Soldaten im Einsatz publik werden oder die Zahl von Toten im Einsatz häufiger werden und weiter steigen, wirst Du Dich über mediales Interesse und damit Anteilnahme der Bevölkerung nicht beklagen können. Vor dem Hintergrund kann ich jedenfalls darauf verzichten!

Zur SOWI-Umfrage:
http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/kcxml/04_Sj9SPykssy…

Hallo auch!

mich würde gerne mal interessieren wie ist den das Ansehen des
Soldaten in der unserer Bevölkerung?
Mir scheint hoch kann es ja eigentlich nicht sein, Paris
Hilton oder die Popstars scheinen wichtiger zu sein als
deutsche Soldaten die in Afghanistan oder im Kongo evtl. ihr
Leben lassen.

Hmm, ich könnte jetzt die Tagesschau empfehlen und versichern, dass RTL2-News (höhö, RTL und Nachrichten - und das in einem Wort…) kein brauchbares Abbild der Wirklichkeit darstellen. Ich fürchte aber, dass Du trotzdem Recht behieltest.

Viele Grüsse!
Denis

Was ist an Soldaten Interessant?
Was sollte für die Mediengesellschaft an BW-Soldaten interessant sein?

Blut? Da gibts Rambo.
Gewalt? Da gibts Guantanamo.
Schwule? … ok, abgesehen von den Sanis gibts sogar in jedem Rosamunde-Pilcher mehr davon.
Rumballern? Schwarzenegger hat die größere Kanone.
Lagerfeuerromantik? Dschungel-Bigbrother ist besser.

Wo könnte die BW auch nur in einer einzigen Facette interessanter oder größer sein, als was man täglich im Fernsehen sieht?

Alkoholexzesse? … naja, ist aber auch kein interessefesselnder Dauerbrenner.

Dem gegenüber Paris Hilton—
Wenn ich die Wahl habe zwischen einer Broschüre über Y-tours und einer mit Paris als Covergirl… Da ist die Wahl wohl klar, oder?

Gruss, Marco

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Die Bundeswehreinsätze in Libanon, Kongo, Afghanistan (ISAF) und Kosovo beruhen auf entsprechenden Mandaten der UNO. Afghanistan und Kosovo wurden bekanntlich bereits von der Schröder-Regierung getragen.

Ob die FDP, die sich als Opposition profilieren will, ob ein Opportunist und Volkstribun wie Oskar Lafontaine oder ob die Ewigen Gerechten der PDS solche Einsätze gut finden oder nicht, ist vor dem UNO-Hintergrund relativ belanglos.

Es gibt, im Gegensatz zu deiner Behauptung, eine (knappe) Mehrheit in der Bevölkerung für die Auslandseinsätze der Bundeswehr, speziell Libanon. Allerdings ist die Zustimmung im tagespolitischen Kontext schwankend und sie nimmt immer dann ab, wenn sie in den Kontext der hohen Kosten und aktueller Risiken sowie des Belastungszustands der BW gesetzt wird.
http://www.tagesschau.de/aktuell/meld
http://www.lvz-online.de/aktuell/ar.html?p=/aktuell/…

Das ist erstens (Kosten) angesichts der wirtschaftlichen Situation des Landes nur natürlich und zweitens (Risiken, Belastung) ein durchaus erfreulicher Beleg für die Verbundenheit mit der Bundeswehr.

Man kann und mag diese Einsätze politisch natürlich aus den verschiedensten Gründen ablehnen. Auch Bundeswehrsoldaten tun das. Aber wenn sie ihre Aufgaben dennoch erfüllen, dann nicht, wie du unterstellst, aufgrund mangelnder intellektueller Fähigkeiten oder einer Söldnermentalität. Sondern weil sie sich gegenüber diesem Staat zum Dienst verpflichtet haben. Nicht gegenüber einer Partei, nicht gegenüber einer Person, sondern gegenüber dieser Republik.

Wenn die Menschen, die in diesem Land leben, durchweg die geringschätzige Einstellung gegenüber den Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr hätten, die du an den Tag legst, dann könnte es ihnen ja egal sein, wenn irgendwo ein deutscher Soldat von religiösen Fanatikern, Terroristen oder Drogen-Banditen getötet wird.

Aber so ist es eben nicht. Es ist den Menschen nicht egal. Zum Glück.

Mir scheint hoch kann es ja eigentlich nicht sein, Paris
Hilton oder die Popstars scheinen wichtiger zu sein als
deutsche Soldaten die in Afghanistan oder im Kongo evtl. ihr
Leben lassen.

Ja, wer sich von Miss Marple und Co. gen Kosovo, Afghanistan,
Kongo oder Libanon schicken lässt, um dort „Freiheit und
Demokratie“ zu verbreiten bzw. USrael beim Landraub zu
unterstützen, verfügt vermutlich über noch weniger benutzte
Hirnareale, als die von dir erwähnten Stars, die ohne die
Millionen vertrottelter Gala-Leser auch keine wären :wink: und
deren peinliche Auftritte zumindest die eigene Kasse
ordentlich klingeln lassen.

Meine Bewunderung für „Helden“, die sich vor jeden noch so
stinkenden Karren spannen lassen, sei dies aus politischer
Ignoranz oder aus Opportunismus (Hauptsache ein sicherer Job,
äh …), hält sich in Grenzen.

Zumal die Mehrheit der deutschen Bevölkerung gegen diese
Einsätze im Ausland ist, sterben sie ggf. nicht für „uns“,
sondern für Merkel, Bush und Co., denen sie ihre Seele zum
Spottpreis verkauft haben.

LG
sine

Alkoholexzesse? … naja, ist aber auch kein
interessefesselnder Dauerbrenner.

Eben, weil solche Exzesse auch sowieso eher kein Phänomen der Bundeswehr sind, sondern eines der Gesellschaft an sich. Heutzutage findet man ja schon einen Grund zum feierlichen Besäufnis, weil sich der Nachbar neue Sandalen gekauft hat.

Generell gilt in der Bw während des Dienstes striktes Alkoholverbot.
Was die Soldaten nach Dienst tun, hat keinen Vorgesetzten zu interessieren, solange sie nichts anstellen. Und wenn es dann zu Besäufnissen oder anderen Ausfällen kommt, dann liegt das an der Einstellung des Einzelnen sowie dem, wie sie dem Thema „Alkohol“ zuvor in Gesellschaft, Elternhaus, Freundekreis in Berührung gekommen sind. Und dabei sei vielleicht einmal angemerkt, dass die Bundeswehr nicht die Erziehungsschule der Nation ist, sondern sich, wie leider viele andere Arbeitgeber, auch damit rumschlagen muss, was in vielen Schulen und Elternhäusern an Erziehung versäumt wurde.

Dem gegenüber Paris Hilton—
Wenn ich die Wahl habe zwischen einer Broschüre über Y-tours
und einer mit Paris als Covergirl… Da ist die Wahl wohl
klar, oder?

Ja? Also mir fiele die Entscheidung da schon schwerer.

Tom

Sehe ich auch so

Alkoholexzesse? … naja, ist aber auch kein
interessefesselnder Dauerbrenner.

Eben, weil solche Exzesse auch sowieso eher kein Phänomen der
Bundeswehr sind, sondern eines der Gesellschaft an sich.

So sehe ich das auch. War neulich auf einem Feuerwehr- und Ortsfest, wo junge „Burschen“ und Mädels am Nachbartisch lautstark soffen, dass sich die Bierbänke bogen. Für Bw waren die allesamt noch zu jung, den Enrfahrungshorizent würden die höchstens als Bereicherung mitbringen.

BW und Besäufnis
Vielleicht bin ich ja überdurchschnittlich behütet aufgewachsen, aber Sauftouren, bei denen der dazu verdonnerte Fahrer der Einzige war, der gerade noch sooooo eben unter zwei Promille geblieben ist, sowas habe ich vor der Bundeswehr nicht gekannt.

Oder kann es sein, dass meine (Einzel-)Erfahrung eher am Truppenteil lag? (Heerersstrukturreform, sechs Monate sinnloses Rumhängen im leeren Nachschublager und dann noch sinnlosere Beschäftigunstherapie… die einzige Ablenkung ist Alkohol?)

Könnte mir durchaus vorstellen dass die Kämpfenden Einheiten eine andere Einstellung zu Alkohol und Vaterland im Allgemeinen hat :smile:

Nick

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Wenn der Alkohol während des Dienstes konsumiert wurde, wäre es u. U. ein Dienstvergehen gewesen. Wurde der Alkohol außerhalb des Dienstes konsumiert, ist es keine Angelegenheit der Bundeswehr mehr.

Mein Nachbar (Polizist) hat kürzlich einen Typen festgesetzt, der an einem Geldautomaten randaliert hat, weil er noch Geld für die Kneipe brauchte, aber seinen PIN nicht mehr zusammenbekam. Bei dem Typen wurden knapp 3 Promille gemessen und zudem ist er auch noch mit dem Auto unterwegs gewesen. Beruf: Zahnarzt.

Ich denke, die Polizei wird Dir auf Anfrage bestätigen können, dass exzessiver Alkoholkonsum durch alle Berufsgruppen gleichermaßen stark vertreten ist.

Mike

Wenn der Alkohol während des Dienstes konsumiert wurde, wäre
es u. U. ein Dienstvergehen gewesen. Wurde der Alkohol
außerhalb des Dienstes konsumiert, ist es keine Angelegenheit
der Bundeswehr mehr.

Ich finde schon, daß es eine Angelegenheit der Bundeswehr ist, wenn Soldaten morgens beim Dienst zusammenklappen, weil am Vorabend unbedingt noch der Warsteiner-Automat leergesoffen werden mußte.

Ich denke, die Polizei wird Dir auf Anfrage bestätigen können,
dass exzessiver Alkoholkonsum durch alle Berufsgruppen
gleichermaßen stark vertreten ist.

Ich habe aber noch nichts davon gehört, daß Zahnärzte und Rechtsanwälte abends in Rotten durch das Mannschaftsheim und die naheliegende trostlose Gemeinde ziehen, um dann ebenfalls gemeinsam wieder in die Kaserne zurückzukehren und dann kollektiv den vorhandenen Alkoholvorräten bzw. sich selbst die Breitseite zu verpassen und jeden, der nicht mittrinkt, mindestens anzupöbeln, wenn nicht sogar in einen Spind zu stopfen oder ein bißchen zu verdreschen.

Ähnliche „berufsbedingte“ Besäufnisse kenne ich nur aus Erzählungen von der Polizei, wo man sich aus der Woche Spätdienst direkt ins Wachkoma zu trinken pflegt.

Andere Gelegenheiten des organisierten Massenbesäufnisses sind die allseits beliebten Jahrmärkte und natürlich Schützenfeste. Je eingeschworener die Gemeinschaft um so größere Bedeutung haben Gruppenzwang und Promillepegel.

Kurzum: Immer dort, wo Männer bei einem Anlaß [© Dietmar Wischmeyer] in größeren Trauben zusammensitzen, wird gesoffen und da das bei der Bundeswehr deutlich häufiger vorkommt als in den meisten anderen Bevölkerungskreisen, wird bei der Bundeswehr auch mehr gesoffen als im Rest der Bevölkerung.

Und für den Fall, daß es jemanden interessiert: Ich war nicht bei den Pionieren sondern bei einer Luftwaffeneinheit.

Gruß,
Christian

Hallo exc,

Ich finde schon, daß es eine Angelegenheit der Bundeswehr ist,
wenn Soldaten morgens beim Dienst zusammenklappen, weil am
Vorabend unbedingt noch der Warsteiner-Automat leergesoffen
werden mußte.

warst Du dabei? :wink: Meiner Erfahrung nach bedienen die wenigsten Soldaten dieses Klischee. Es kommt schon recht selten vor, dass einzelne Soldaten zu Dienstbeginn aus anderen als Krankheitsgründen nicht dienstfähig sind. Ich habe es in all den Jahren nur ein einziges Mal erlebt, dass jemand aus Besäufnisgründen morgens nicht aus dem Bett gekommen ist. Das Diszi folgte stehenden Fußes. Erlebt habe ich auch, dass einzelne Soldaten schon in die erzieherische Maßnahme genommen wurden, weil sie wiederholt im Dienst auch nur nach Alkohol gerochen haben. Die Bundeswehr hat nichts dagegen, wenn sich die Soldaten nach Dienst in gemäßigtem Umfang des Alkohols bedienen, weil sie davon ausgeht, dass sie es mit erwachsenen jungen Frauen und Männern zutun hat, denen sie in so was nicht reinzureden hat. Alles, was jedoch über die Grenzen des Maßhaltens hinausgeht und dabei geltendes Recht verletzt oder den Dienstbetrieb behindert, handelt sie auch entsprechend der Vorgaben der Wehrdisziplinarordnung ab. Dazu zählt auch, dass es in der militärischen Gemeinschaft keinen Alkoholmissbrauch geben darf. Keinen einzigen.

Ich habe aber noch nichts davon gehört, daß Zahnärzte und
Rechtsanwälte abends in Rotten durch das Mannschaftsheim und
die naheliegende trostlose Gemeinde ziehen, um dann ebenfalls
gemeinsam wieder in die Kaserne zurückzukehren

Eben. Du gibst die Erklärung hierfür schon selbst ab, denn Zahnärzte und Rechtsanwälte sind in der Regel nicht zum Wohnen in einer Gemeinschaftsunterkunft verpflichtet und haben daher nach ihrer täglichen Arbeitszeit auch relativ wenige Berührungspunkte, die ein Auftreten in Rotten wahrscheinlich machen. :wink: Ansonsten ist das gruppenweise Auftreten von sehr dem Alkohol zugeneigten jungen Leuten auch andernorts zu beobachten. Beispiele: Fussballstadien, Volksfeste, Konzerte, Ballermann…etc. Ich wage zu bestreiten, dass es sich bei den Betroffenen nur um Soldaten handeln sollte. Also auch hier wieder keine Besonderheit der Bundeswehr, sondern anscheinend ein allgemein vorfindbares Gruppenphänomen, m. E. sogar besser als Gesellschaftsproblem zu bezeichnen. Ansonsten frage ich mich, was dagegen einzuwänden ist, dass Soldaten in Gruppen durch die Gegend ziehen. Dürfen sie das nicht? Ist das dem Auge der Bevölkerung nicht zuzumuten, solange diese Soldaten keine Sandsäcke zur Flutabwehr oder Schneeschaufeln bei sich tragen? Solange sie niemanden belästigen oder undiszpliniert in Erscheinung treten, ist das m. E. ihr gutes Bürgerrecht. In allen anderen Fällen wird die Polizei in Erscheinung treten und zusätzlich der Disziplinarvorgesetzte.

und dann
kollektiv den vorhandenen Alkoholvorräten bzw. sich selbst die
Breitseite zu verpassen und jeden, der nicht mittrinkt,
mindestens anzupöbeln, wenn nicht sogar in einen Spind zu
stopfen oder ein bißchen zu verdreschen.

Warst Du dabei? :wink: Ich will nicht bestreiten, dass es sowas gegeben haben könnte. Aber sobald der Beobachtende oder Betroffene mal das Selbstbewusstsein aufbringt, solche eindeutig rechtswidrigen Vorfälle nicht nur innerlich sich selbst, sondern dem Spieß und dem Chef zu melden, werden die entsprechenden Einheitsführer auch aktiv und die Täter entsprechend einer disziplinaren Würdigung unterziehen oder sie, in Fällen der Gewaltanwendung, auch dem zuständigen Staatsanwalt übergeben.

Daher: Die Bundeswehr duldet den mäßigen Alkoholkonsum von Soldaten nach Dienst , fördert ihn aber nicht, sondern setzt immer auf die Vernunft im Soldaten. Ist diese dem Soldaten abhanden gekommen, schreitet die Vorgesetztenkette ein.

Übrigens habe ich mal einen Rechtsanwalt, weil Du diese Berufsgruppe ansprachst, kennen gelernt, der während einer seiner Wehrübungen ganz „vorbildlich“ saufen und dabei auch ganz „vorbildlich“ pöbeln konnte. Da diese seine Wehrübung nur zwei Wochen dauerte, bezweifle ich doch sehr, dass er diese „Vorbildlichkeiten“ erst bei der Bundeswehr erlent hat. Diese Zuneigung zum übermäßigen Alkoholkonsum ist also tatsächlich eine Einstellungssache des jeweils Betroffenen und wird ihm nicht in der Bundeswehr „beigebracht“, sondern er bringt diese Bereitschaft schon mit. Wenn jemand nichts trinken möchte, er aber dabei dem Gruppenzwang oder einer falsch verstandenen Kameradschaft erliegt, dann ist das nicht etwas, das von der Bundeswehr gefördert oder auch nur geduldet wird, wohl aber etwas, gegen das sie einschreitet. Hier ist die Reife des Einzelnen gefragt, derartige Dinge im Zweifelsfalle auch zu melden. Denn, wie gesagt, die Bundeswehr ist nicht die Erziehungsanstalt der Nation und hat auch keine Interesse daran, ihren Soldaten nach Dienst als Anstandsdame nachzustellen, um zu gewährleisten, dass sich auch ja alle benehmen.

Hierzu aus der Zentralen Dienstvorschrift (ZDv) 10/5 „Leben in der militärischen Gemeinschaft“ (Nr. 403):

Während des Dienstes und der Dienstunterbrechungen ist der Genuss alkoholischer Getränke grundsätzlich verboten. Ausnahmen bedürfen der Genehmigung der bzw. des Disziplinarvorgesetzten.
Die Vermeidung von Alkoholmissbrauch in der militärischen Gemeinschaft ist Aufgabe aller Vorgesetzten. Richtlinien über das Verhalten gegenüber betrunkenen/berauschten Soldatinnen und Soldaten, Hinweise für Vorgesetzte und Maßnahmen im Rahmen der Kameradenhilfe sind in einer Führungshilfe zusammengefasst (Anlage 14).

In der Anlage 14 heißt es hierzu u. a.:

Alle Vorgesetzten werden daher aufgefordert […] auch durch Ahndung von schuldhaften Pflichtverletzungen dem Alkoholmissbrauch
entgegenzutreten. […] Im Umgang mit betrunkenen/berauschten Soldatinnen und Soldaten ist eine situationsbezogene und umsichtige Vorgehensweise erforderlich. […]Die gegebenenfalls erforderliche disziplinare Überprüfung ihres/seines Verhaltens bleibt davon unberührt. […] Andererseits ist konsequent einzuschreiten, wenn betrunkene/berauschte Soldatinnen und Soldaten im Begriff stehen, Pflichtverletzungen
(Anmerk.: Hierzu zählen auch die von Dir geschilderten Rechtswidrigkeiten) zu begehen oder sich bereits einer Dienstpflichtverletzung schuldig gemacht haben. Muss eine Vorgesetzte bzw. ein Vorgesetzter persönlich eingreifen, soll sie/er ruhig und sachlich auftreten und die/den Betrunkene(n)/Berauschte(n) in kameradschaftlicher Weise ansprechen, sich jedoch auf keine Diskussion einlassen. Bleibt die/der Betrunkene/Berauschte nach gütlichem Zureden uneinsichtig und folgt auch einem Befehl nicht, ist sie/er unter den Voraussetzungen des § 21 Wehrdisziplinarordnung vorläufig festzunehmen.

Ich denke, damit ist eindeutig belegt, dass die Bundeswehr nicht nur gegen den betrunkenen Soldaten einschreitet, sondern den übermäßigen Alkoholkonsum auch disziplinar würdigt. Und wie Du die WDO sicherlich kennst, steht da ein breites Spektrum an empfindlichen Maßnahmen zur Verfügung, um entsprechenden Verfehlungen zu begegnen.

Ähnliche „berufsbedingte“ Besäufnisse kenne ich nur aus
Erzählungen von der Polizei, wo man sich aus der Woche
Spätdienst direkt ins Wachkoma zu trinken pflegt.

Aus meinem persönlichen Bekanntenkreis kenne ich vier Polizisten, von denen mir keine solche Komabesäufnisse bekannt sind. Aber wie dem auch sei. Auch die Polizei wird sicherstellen, dass ihre Beamten im Zuge des Alkoholkonsums nicht rechtsbrüchig oder diensthinderlich werden. Aber auch einem Polizeihauptkommissar wird es fernliegen, seinem Polizeihauptmeister am Feierabend nachzustellen, um dafür zu sorgen, dass dieser sich keinen über den Durst trinken.

Andere Gelegenheiten des organisierten Massenbesäufnisses sind
die allseits beliebten Jahrmärkte und natürlich Schützenfeste.
Je eingeschworener die Gemeinschaft um so größere Bedeutung
haben Gruppenzwang und Promillepegel.

Mit dem Unterschied, dass dieser „Gruppenzwang“ von der Bundeswehr weder geduldet noch gefördert, sondern, sofern er gemeldet, disziplinar gewürdigt, u. U. sogar an die Staatsanwaltschaft abgegeben wird.

Kurzum: Immer dort, wo Männer bei einem Anlaß [© Dietmar
Wischmeyer] in größeren Trauben zusammensitzen, wird gesoffen
und da das bei der Bundeswehr deutlich häufiger vorkommt als
in den meisten anderen Bevölkerungskreisen, wird bei der
Bundeswehr auch mehr gesoffen als im Rest der Bevölkerung.

Naja, ob nun jeder den begnadeten Komiker „Kurt“ als Quelle sozialwissenschaftlicher Erkenntnisströme anerkennen muß, weiß ich nicht so genau. Ich sage so: vielleicht wird häufiger getrunken. Mehr aber auf keinen Fall. Denn die Maßregeln sind eindeutig strenger als jene, die in Vereinsheimen, Fußballstadien, auf Betriebsfeten oder Volksfesten vorherrschen. Unter häufigerem Trinken verstehe ich allerdings auch das einzelne oder doppelte Bierchen, das dann allabendlich getrunken wird und keineswegs das ständige Trinken in einem Maße, das es dem Soldaten erlaubt, bis zum Dienstbeginn am nächsten Tage gerade eben noch wieder nüchtern zu werden. Denn, dass sich nun Massen von Soldaten regelmäßig in Alkoholexzessen verlieren, lasse ich mir nicht einreden, weil es meiner eigenen, nun fast siebzehnjährigen Erfahrung widerspricht. Und ich bilde mir daher ein, die Bundeswehr einigermaßen gut zu kennen. Die Einzelfälle, die auftreten, werden von der Bundeswehr auch entsprechend „gewürdigt“, wenn sie auffallen oder gemeldet werden. Daher beharre ich auf meiner Ansicht, dass die Bundeswehr eben nicht Lehranstalt für die möglichst exzessive Zugutenahme von Alkohol ist, sondern oftmals nur ein Platz zum Austoben für jene, die diese Neigung zum Besäufnis ohnehin schon mitbringen und der falschen Annahme sind, sie könnten dadurch beweisen, wer sie sind. Allemal beweisen sie damit, wer sie nicht sind. Aber wiederholt: Wenn’s auffällt oder gemeldet wird, gibt’s Ärger.

Grüße
Tom

Hallo,

wieder keine Besonderheit der Bundeswehr, sondern anscheinend
ein allgemein vorfindbares Gruppenphänomen, m. E. sogar besser
als Gesellschaftsproblem zu bezeichnen.

ja, natürlich. Ich habe nie behauptet, daß die Bundeswehr die Ursache ist oder die Exzesse sogar billigt. Es ist nur einfach so, daß die Lagerhaltung von jungen Männern die Vorkommnisse begünstigt und sie deswegen häufiger vorkommen als im christlichen Männerchor.

Und ja, natürlich war ich auch mal bei Vorkommnissen der genannten Arten dabei, habe aber gleichfalls von zig Ereignissen gehört, die sich ohne meine Anwesenheit zugetragen haben.

Kurzum: Immer dort, wo Männer bei einem Anlaß [© Dietmar
Wischmeyer] in größeren Trauben zusammensitzen, wird gesoffen
und da das bei der Bundeswehr deutlich häufiger vorkommt als
in den meisten anderen Bevölkerungskreisen, wird bei der
Bundeswehr auch mehr gesoffen als im Rest der Bevölkerung.

Naja, ob nun jeder den begnadeten Komiker „Kurt“ als Quelle
sozialwissenschaftlicher Erkenntnisströme anerkennen muß, weiß
ich nicht so genau.

Wer ist Kurt? Ich bezog mich nur auf das Wort „Anlaß“, das D.W. in einer seiner Stücke sehr vortrefflich verwandte, ohne daß es da um Alkoholmißbrauch ging.

Gruß,
Christian

Dienstvergehen :smile:))

Wenn der Alkohol während des Dienstes konsumiert wurde, wäre
es u. U. ein Dienstvergehen gewesen. Wurde der Alkohol
außerhalb des Dienstes konsumiert, ist es keine Angelegenheit
der Bundeswehr mehr.

In meiner Stammeinheit war es mehr oder weniger Zwang, dass jeder mindestens eine kleine Diszi provozieren musste, um „dazu zu gehören“. Mit Saufen war nichts zu erreichen, der Spiess und die Uffze waren selber immer dicht, der Hauptmann war so blöd, dass man sich wirklich anstrengen musste ihm aufzufallen.

Während der Wache im Keller Pornofilme zu gucken *und* sich dabei erwischen lassen war dann ausreichend für zwei Tage Sonderdienst :smile:))

Soviel zum Thema „Dienstvergehen“

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, das beim Bund irgendwo Alkoholexzesse ohne zusätzliche Straftaten (Gewalttaten, Sachbeschädigung) irgend jemand jucken.

Nick

Ehrenrettung…

Wenn der Alkohol während des Dienstes konsumiert wurde, wäre
es u. U. ein Dienstvergehen gewesen. Wurde der Alkohol
außerhalb des Dienstes konsumiert, ist es keine Angelegenheit
der Bundeswehr mehr.

In meiner Stammeinheit war es mehr oder weniger Zwang, dass
jeder mindestens eine kleine Diszi provozieren musste, um
„dazu zu gehören“. Mit Saufen war nichts zu erreichen, der
Spiess und die Uffze waren selber immer dicht, der Hauptmann
war so blöd, dass man sich wirklich anstrengen musste ihm
aufzufallen.

Während der Wache im Keller Pornofilme zu gucken *und* sich
dabei erwischen lassen war dann ausreichend für zwei Tage
Sonderdienst :smile:))

Soviel zum Thema „Dienstvergehen“

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, das beim Bund
irgendwo Alkoholexzesse ohne zusätzliche Straftaten
(Gewalttaten, Sachbeschädigung) irgend jemand jucken.

Zur Ehrenrettung muss ich noch sagen: Ich bin nur deshalb zum Bund, weil mein Vater Zeitsoldat war, und mir die BW gaaaanz anders beschrieben habe, als ich sie dann erleben musste.

Ob sich die Zustände insgesamt verschlechtert haben, oder aber der Nachschub niveaumäßig viel tiefer liegt als die Kettengesichter, oder ob ich gerade eine absolut miesse Einheit erwischt habe, kann ich nicht sagen.

Nick

Hallo,

Wer ist Kurt? Ich bezog mich nur auf das Wort „Anlaß“, das
D.W. in einer seiner Stücke sehr vortrefflich verwandte, ohne
daß es da um Alkoholmißbrauch ging.

http://www.bei-gertrud.de/kg/kg_letzt.html

„Kurt“, gesprochen von Dietmar Wischmeyer

Grüße
Tom

Wer ist Kurt? Ich bezog mich nur auf das Wort „Anlaß“, das
D.W. in einer seiner Stücke sehr vortrefflich verwandte, ohne
daß es da um Alkoholmißbrauch ging.

http://www.bei-gertrud.de/kg/kg_letzt.html

„Kurt“, gesprochen von Dietmar Wischmeyer

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Genauso könnte man behaupten, das Lebenswerk von Loriot erstreckte sich auf die Vertonung von Wum und Wendelin.

http://www.amazon.de/Bekloppten-Bescheuerten-Dietmar…

Gruß,
Christian

Hallo,

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Genauso könnte man
behaupten, das Lebenswerk von Loriot erstreckte sich auf die
Vertonung von Wum und Wendelin.

das habe ich auch nicht behauptet. Der Tenor meiner Aussage war, dass das, was ein Kabarettist sagt, noch lange nicht der Wahrheit entsprechen muss. Auch dann nicht, wenn es sich um solche Größen wie Wischmeyer, Loriot oder Hallervorden handelt und es gekonnte Ironie ist.

Ich habe nie behauptet, daß die Bundeswehr die Ursache ist oder die Exzesse sogar billigt. Es ist nur einfach so, daß die Lagerhaltung von jungen Männern die Vorkommnisse begünstigt und sie deswegen häufiger vorkommen als im christlichen Männerchor.

Nun überspringt man mit der Polarisierung zwischen Soldaten und musizierenden Männern, die sich an christlicher Kantate erfreuen, sicherlich ein breites, dazwischen liegendes Spektrum. Aber Du liegst in diesem Beispiel natürlich völlig richtig. Von daher wollte ich Deinem Posting schon zustimmen, wenn es uns zu einem gemeinsamen Schluss-Kommuniqué gereichen kann, wobei ich allerdings gerne noch einen Schritt weitergehen würde:

Sicherlich begünstigt die von Dir angesprochene „Lagerhaltung“ das häufigere Vorkommen solcher sehr kritikwürdigen Umstände. Was sie aber meines Erachtens in noch viel größerem Maße begünstigt, ist wohl die unbestreitbare Tatsache, dass Staat, Gesellschaft und Politik ehrheblich Versäumnisse in Sachen Suchtaufklärung, -prävention und -abwehr vorzuwerfen sind. Denn, wie oft ist es zu beobachten, dass Jugendlichen der Alkoholkonsum von ihren eigenen Vorbildern regelrecht vorgelebt wird, z. B. Lehrer, die sich auf Klassenfahrten gemeinsam mit ihnen volllaufen lassen; Eltern, die bei jedem zweiten oder dritten Einkauf wenigstens einen Sechserträger oder die eine oder andere Flasche „Hartgas“ im Trolly haben; Eltern (oder solche Leute, die deren Platz einnehmen), die dem Besäufnis des Kindes nicht mit empfindlichen Strafmaßnahmen (Stubenarrest, Taschengeldentzug) oder erziehenden Zureden begegnen, sondern es als Kavaliersdelikt oder „Erfahrung, die der Kleine ja auch mal machen muss“ abtun; Supermärkte und Kioske, die eben nicht, wie in manch anderen Staaten, von der Polizei zeitweilig rigoros geschlossen werden, weil sie Alkohol an Minderjährige verkauft haben und dadurch den Zugriff auf solche Produkte erheblich erleichtern; Kommunalpolitiker, die schlichtweg nicht den Mumm aufbringen, sich alkoholisierende Mitbürger aus der Öffentlichkeit zu vertreiben; Polizisten, die aufgrund dienstlicher Höchstbelastungen kaum noch die Zeit finden, den Streifenwagen anzuhalten, um den rauchenden und saufenden 13-jährigen mal ins Gebet zu nehmen; Fernsehwerbung, die den Alkoholkonsum als gesellschaftlich schick und anerkannt darstellt, ohne dabei auch in gleichem Maße auf seine zerstörerischen Wirkungen hinweisen zu müssen. Was diese Versäumnisse an Suchtaufklärung, -prävention und -verfolgung in extremen Fällen nach sich ziehen können, müssen wir erst dieser Tage wieder aus Bremen hören. Auch wenn dort wohl nicht der Alkohol ursächlich war, so lässt sich aber dennoch nicht leugnen, dass es viele ähnliche Fälle von Kindesmisshandlung gibt, bei denen es doch so ist.

Ich schlage daher folgendes Abschluss-Kommuniqué vor:

Die Bundeswehr ist weder Ursache von Alkoholexzessen, noch duldet sie diese. Jedoch können gesellschaftliche Versäumnisse hinsichtlich der Suchtaufklärung, -prävention und -abwehr die Einstellung der/des einzelnen jungen Frau/Mannes zum Alkoholkonsum negativ Beeinflussen und im Zusammenspiel mit der militärischen Gemeinschaftsunterbringung mehrerer entsprechend geneigter junger Menschen, den nach den Maßgaben der Bundeswehr vorschriftswidrigen Missbrauch von Alkoholika begünstigen.

Ich hoffe, Du wirst dem zustimmen können.

Grüße
Tom