Appell gegen die Kriminalisierung von Wikileaks

Ein in meinen Augen sehr richtiger Appell einiger Tageszeitungen zum Thema Wikileaks:
http://www.tagesspiegel.de/politik/appell-gegen-die-…

Die dort vertretene Meinung deckt sich im Kern der meinen: Man kann Wikileaks bzw. Art und Inhalt besonders der jetzigen Veröffentlichungen kritisieren, muss es vielleicht sogar. Aber das, was da gerade als Reaktion staatlicher und privater Stellen passiert, ist grundsätzlich falsch und gefährlich.

Einen Satz in diesem Appell finde ich besonders bezeichnend, richtet er sich doch an viele, die hierzulande sehr gelassen mit dem Umstand umgehen, dass private Unternehmen ja „nur“ ihrem Hausrecht Freiraum geben, in dem sie die Zusammenarbeit mit Wikileaks aufkündigen: „Wenn Internetunternehmen ihre Marktmacht nutzen, um ein Presseorgan zu behindern, kommt das einem Sieg der ökonomischen Mittel über die Demokratie gleich.“

Ich hoffe auf einen richtig dicken Bumerang.

Hallo,

ich kann mich dem nur anschließen.

Der Verweis auf das Hausrecht der Firmen ist vielleicht rechtlich nicht angreifbar, trotzdem ist er moralisch falsch.

Viel schlimmer finde ich aber das Gebärden der Amerikanischen Regierung. Da wird krampfhaft versucht eine Auslieferung von Assange vorzubereiten, (wahrscheinlich mit einem Deal mit dem Informanten Bradley Manning, nach dem Motto: „Wenn Du ihn beschuldigst, erhälst Du Strafmilderung“)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,734943,…

Schwer enttäuscht bin ich auch von Obama.
http://www.golem.de/1012/79994.html
http://www.taz.de/1/netz/netzpolitik/artikel/1/obama…

Gruß
Tilo

"Wenn Internetunternehmen ihre

Marktmacht nutzen, um ein Presseorgan zu behindern, kommt das
einem Sieg der ökonomischen Mittel über die Demokratie
gleich."

Wikileaks ist kein Presseorgan.

Wenn private Internetplattformen geschützte Informationen preisgeben, kommt das einem Sieg privater Interessen über staatliche Gesetze gleich.

Das ist ebenso polarisierend und nicht falsch.

Hinzu kommt, und das halte ich für ziemlich bedenklich, dass die Dateien, die Wikileaks bekommen hat, mittlerweile rund um den Globus verteilt sind und somit Leute darüber verfügen können, deren Intentionen niemand kennt.
Jeder Seppl (auch Regierungen) kann/können da jetzt drin rumfummeln und sie neu veröffentlichen, ohne dass man noch weiß, ob das alles stimmt, was da steht.

Und was die Lagerung der Daten auf den Servern z.B. von Amazon anbelangt: wenn das in Deutschland gewesen wäre und es wären vertrauliche Regierungsdaten auf den Servern etwa vom Otto-Versand oder Alternate geparkt worden, glaubst du wirklich, die Bundesregierung hätte nicht reagiert?
Gleiches gilt für andere Staaten genau so.

Private Menschen oder Organisationen haben das Recht zum Widerstand, Staaten aber auch.

Gruß TL

Wikileaks ist kein Presseorgan.

Sagt wer?

Wenn private Internetplattformen geschützte Informationen
preisgeben, kommt das einem Sieg privater Interessen über
staatliche Gesetze gleich.

Das ist ebenso polarisierend und nicht falsch.

Doch. Denn sie beinhaltet gleich mehrere Behauptungen: sind die geschützten Informationen von Wikileaks preisgebegeben worden? Welche staatlichen Gesetze? Welche privaten Interessen?

Hinzu kommt, und das halte ich für ziemlich bedenklich, dass
die Dateien, die Wikileaks bekommen hat, mittlerweile rund um
den Globus verteilt sind und somit Leute darüber verfügen
können, deren Intentionen niemand kennt.

Hast du den Appell gelesen? Hast du meine Zeilen gelesen? Es ist in beidem Raum für Kritik an Wikileaks enthalten. Worum es geht, sind die drastischen Reaktionen, die einen tiefen Eingriff in demokratische Grundordnung bedeuten.

Jeder Seppl (auch Regierungen) kann/können da jetzt drin
rumfummeln und sie neu veröffentlichen, ohne dass man noch
weiß, ob das alles stimmt, was da steht.

Das ist richtig, wobei das jetzt noch im Konjunktiv steht. Was nicht im Konjunktiv steht, ist, dass 2 Millionen amerikanischer Seppel Zugriff auf diese zum großen Teil delikaten, zum kleineren Teil tatsächlich geheimen Unterlagen gehabt haben und sich offenbar keiner (viel zu wenige) Gedanken darüber machen, ob DAS in Ordnung ist.

Ich finde bspw. einiges, was und wie Wikileaks es veröffentlicht hat nicht richtig und nicht gut. Noch deutlich schlimmer finde ich aber, dass ein pisseliger x-beliebiger Gefreiter Zugriff auf so eine Datensammlung hat und schon seit Jahren hatte.

Und was die Lagerung der Daten auf den Servern z.B. von Amazon
anbelangt: wenn das in Deutschland gewesen wäre und es wären
vertrauliche Regierungsdaten auf den Servern etwa vom
Otto-Versand oder Alternate geparkt worden, glaubst du
wirklich, die Bundesregierung hätte nicht reagiert?
Gleiches gilt für andere Staaten genau so.

Interessante Aussage, die darauf schließen lässt, dass die Aktionen von Amazon und Co keine freiwilligen waren, sondern auf Druck der Regierung entstanden sind? Und du findest das auch noch richtig? Du findest richtig, dass eine solche Reaktion einschließlich dem Einfrieren von Geldern völlig an rechtsstaatlichen Grundsätzen vorbei läuft?

Private Menschen oder Organisationen haben das Recht zum
Widerstand, Staaten aber auch.

Staaten haben kein Recht auf Widerstand, demokratische Staaten haben allerdings die Verpflichtung, Menschenrechte zu wahren.

Bedeutet das, was du schreibst, also, dass du folgende Aussage unterschreiben würdest?

„Im Kampf gegen den Terrorismus und andere kriminelle Akte haben alle Staaten das Recht, zur Wahrung der Sicherheit des Staates und der Interessen seiner Bürger Inhalte bestimmter Internetseiten zu filtern“

Interessante Aussage, die darauf schließen lässt, dass die
Aktionen von Amazon und Co keine freiwilligen waren, sondern
auf Druck der Regierung entstanden sind?

Paypal hat es ja schon zugegeben.

Vieles lässt darauf schließen, dass sowohl die Aktionen der Firmen, als auch die der schwedischen Regierung nicht freiwillig zustande kamen. Im Falle Schweden zumindest indirekt, da von Seiten der USA mit Handelssanktionen gedroht wurde, sollte man nicht gegen solche Internetseiten vorgehen.
http://www.taz.de/1/netz/netzpolitik/artikel/1/sechs

PS: Unsere Namen stehen übrigens auch schon unter dem Appell. Die sind aber schnell.

Gruß
Tilo

Hallo Janina!

dass private Unternehmen ja „nur“
ihrem Hausrecht Freiraum geben

Im Prinzip ist das eine Variation der Diskussion über das Demonstrationsrecht in Einkaufszentren, die wir seit einiger Zeit in Deutschland haben. Das private Hausrecht ist in der Demokratie ein schützenswertes Gut - gleichzeitig dehnen sich die privaten Räume immer weiter aus. Bis man dann im Internet angelangt ist, wo es genaugenommen nur private Räume gibt. Das scheinbar so freie Internet ist eigentlioch der unfreieste Ort überhaupt, weil es keinen Platz gibt, an dem es eine staatliche Garantie auf Pluralität der Meinungen gibt.

Gruß,
Max

"Wenn Internetunternehmen ihre

Marktmacht nutzen, um ein Presseorgan zu behindern, kommt das
einem Sieg der ökonomischen Mittel über die Demokratie
gleich."

Wikileaks ist kein Presseorgan.

kann man so auch nicht sagen, oder meinst du, weil es unkontrolliert ist?
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,734…

Wenn private Internetplattformen geschützte Informationen
preisgeben, kommt das einem Sieg privater Interessen über
staatliche Gesetze gleich.

Was ist der Unterschoed zwischen Julian Assange und z.B. Rüdiger Ditz in diesem Fall (abgesehen davon, das letzteren kaum einer kennt).

Jeder Seppl (auch Regierungen) kann/können da jetzt drin
rumfummeln und sie neu veröffentlichen, ohne dass man noch
weiß, ob das alles stimmt, was da steht.

Es gibt ja noch die Originalkopien zum Vergleichen.

Private Menschen oder Organisationen haben das Recht zum
Widerstand, Staaten aber auch.

Mit allen verfügbaren Mitteln?
(Seit 5.45 wird zurückgeschossen)

Gruß
T.

Wikileaks ist kein Presseorgan.

Sagt wer?

Ich. Das muss dir erst mal reichen.
Du kannst gern versuchen, mich fundiert zu widerlegen.

Wenn private Internetplattformen geschützte Informationen
preisgeben, kommt das einem Sieg privater Interessen über
staatliche Gesetze gleich.

Das ist ebenso polarisierend und nicht falsch.

Doch. Denn sie beinhaltet gleich mehrere Behauptungen: sind
die geschützten Informationen von Wikileaks preisgebegeben
worden?

Öffentlich gemacht worden.

Welche staatlichen Gesetze?

Der zu diesem Fall passenden. Solche Gesetze gibt es in jedem Staat.
Geheimnisverrat u.ä.

Welche privaten
Interessen?

Die von Wikileaks. In diesem Fall. Die du dir zu eigen machst. Andere natürlich auch.

Hinzu kommt, und das halte ich für ziemlich bedenklich, dass
die Dateien, die Wikileaks bekommen hat, mittlerweile rund um
den Globus verteilt sind und somit Leute darüber verfügen
können, deren Intentionen niemand kennt.

Hast du den Appell gelesen? Hast du meine Zeilen gelesen? Es
ist in beidem Raum für Kritik an Wikileaks enthalten. Worum es
geht, sind die drastischen Reaktionen, die einen tiefen
Eingriff in demokratische Grundordnung bedeuten.

Das sehe ich anders.

Jeder Seppl (auch Regierungen) kann/können da jetzt drin
rumfummeln und sie neu veröffentlichen, ohne dass man noch
weiß, ob das alles stimmt, was da steht.

Das ist richtig, wobei das jetzt noch im Konjunktiv steht. Was
nicht im Konjunktiv steht, ist, dass 2 Millionen
amerikanischer Seppel Zugriff auf diese zum großen Teil
delikaten, zum kleineren Teil tatsächlich geheimen Unterlagen
gehabt haben und sich offenbar keiner (viel zu wenige)
Gedanken darüber machen, ob DAS in Ordnung ist.

Das wird sich halt ändern müssen. Durch Schaden wird man klug.

Ich finde bspw. einiges, was und wie Wikileaks es
veröffentlicht hat nicht richtig und nicht gut. Noch deutlich
schlimmer finde ich aber, dass ein pisseliger x-beliebiger
Gefreiter Zugriff auf so eine Datensammlung hat und schon seit
Jahren hatte.

Stimmt zwar, ist aber nicht dein Ding. Für sich selbst müssen die Amis selbst sorgen.

Und was die Lagerung der Daten auf den Servern z.B. von Amazon
anbelangt: wenn das in Deutschland gewesen wäre und es wären
vertrauliche Regierungsdaten auf den Servern etwa vom
Otto-Versand oder Alternate geparkt worden, glaubst du
wirklich, die Bundesregierung hätte nicht reagiert?
Gleiches gilt für andere Staaten genau so.

Interessante Aussage, die darauf schließen lässt, dass die
Aktionen von Amazon und Co keine freiwilligen waren, sondern
auf Druck der Regierung entstanden sind?

Es könnte so gewesen sein.
Ob es tatsächlich so war, weiß ich natürlich genau so wenig wie du.

Und du findest das
auch noch richtig? Du findest richtig, dass eine solche
Reaktion einschließlich dem Einfrieren von Geldern völlig an
rechtsstaatlichen Grundsätzen vorbei läuft?

Vom Einfrieren irgendwelcher Gelder war hier nicht die Rede.
Dass Amazon die Daten auf Grund einer Verletzung ihrer AGB gelöscht hat, ist nichts Illegales.
Hättest du gern ein geklautes Auto in deiner Garage stehen?

Private Menschen oder Organisationen haben das Recht zum
Widerstand, Staaten aber auch.

Staaten haben kein Recht auf Widerstand, demokratische Staaten
haben allerdings die Verpflichtung, Menschenrechte zu wahren.

Natürlich haben alle Staaten das Recht auf Widerstand bzw. auf die (Wieder-) Herstellung von Ordnung.
Und ebenfalls haben alle Staaten die Verpflichtung, die Menschenrechte zu wahren, nicht nur demokratische Staaten.
Zu den Menschenrechten gehört aber nicht das Recht auf jedermanns Zugriff auf vertrauliche Daten.

Bedeutet das, was du schreibst, also, dass du folgende Aussage
unterschreiben würdest?

„Im Kampf gegen den Terrorismus und andere kriminelle Akte
haben alle Staaten das Recht, zur Wahrung der Sicherheit des
Staates und der Interessen seiner Bürger Inhalte bestimmter
Internetseiten zu filtern“

Unterschreiben tue ich im Internet grundsätzlich nichts.
Aber von der Sache her ist diese Aussage richtig.
Weder gehören Kinderpornos ins Netz (oder sonst wo hin) noch Anleitungen zum Bombenbauen, um mal nur zwei Punkte zu nennen. Beides ist kriminell und zwar in weltweit allen Staaten.

Gruß TL

Wikileaks ist kein Presseorgan.

kann man so auch nicht sagen, oder meinst du, weil es
unkontrolliert ist?
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,734…

Nein, sondern weil es offenbar keine Selbstbeschränkungen gibt.

Wenn private Internetplattformen geschützte Informationen
preisgeben, kommt das einem Sieg privater Interessen über
staatliche Gesetze gleich.

Was ist der Unterschoed zwischen Julian Assange und z.B.
Rüdiger Ditz in diesem Fall (abgesehen davon, das letzteren
kaum einer kennt).

Die Frage verstehe ich jetzt nicht.

Jeder Seppl (auch Regierungen) kann/können da jetzt drin
rumfummeln und sie neu veröffentlichen, ohne dass man noch
weiß, ob das alles stimmt, was da steht.

Es gibt ja noch die Originalkopien zum Vergleichen.

Schon. Aber wie lange dürfte es dauern, bis man nicht mehr auseinander halten kann, was echt ist und was nicht?
So werden aus Informationen Desinformationen, womöglich gerade dort, wo es aus unterschiedlichen Gründen keine anderen Informationsflüsse gibt, also in manchen Drittweltländern vielleicht, wo es möglicherweise überdies mit der Bildung nicht so weit her ist. Und wo die Regierung vielleicht ein Interesse daran hat, dass die Leute ihre (die der Regierung) Version glauben.

Private Menschen oder Organisationen haben das Recht zum
Widerstand, Staaten aber auch.

Mit allen verfügbaren Mitteln?
(Seit 5.45 wird zurückgeschossen)

Das habe ich nirgendwo geschrieben oder gar gemeint.
Diese Polemik solltest du dir also verkeifen, wenn’s eben geht…

Gruß TL

Einen Absatz von hinten nach vorne geholt:

„Im Kampf gegen den Terrorismus und andere kriminelle Akte
haben alle Staaten das Recht, zur Wahrung der Sicherheit des
Staates und der Interessen seiner Bürger Inhalte bestimmter
Internetseiten zu filtern“

Aber von der Sache her ist diese Aussage richtig.

Mit diesem Satz begründet die chinesische Regierung ihre Internetzensur!

Wikileaks ist kein Presseorgan.

Sagt wer?

Ich. Das muss dir erst mal reichen.
Du kannst gern versuchen, mich fundiert zu widerlegen.

„Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten anzuhängen und Informationen und Ideen mit allen Verständigungsmitteln ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“
UN Menschenrechtscharta, Art. 19

Für elektronische Presse ergibt sich die Definition u.a. umgekehrt aus dem Teledienstgesetz, § 2. Bei Wikileaks handelt es sich um redaktionell aufbereitete Informationen (Infos können nicht direkt eingestellt werden, sondern werden gefiltert), die der Meinungsbildung dienen.

Der zu diesem Fall passenden. Solche Gesetze gibt es in jedem
Staat.
Geheimnisverrat u.ä.

Die amerikanischen Behörden haben seit den ersten brisanten Veröffentlichungen noch keinen passenden Paragraphen gefunden!

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-1…

Außer dem gilt immer noch in einem Rechtsstaat:
Keine Staatsgewalt ohne Recht, keine Straftat ohne Gesetz, keine rückwirkende Gesetzgebung.

Welche privaten
Interessen?

Die von Wikileaks.

Das ist keine Antwort auf die Frage. Die Grundidee von Wikileaks ist eigentlich genau das Gegenteil von privatem Interesse.

Das wird sich halt ändern müssen. Durch Schaden wird man klug.

Hoffentlich. Aber ich kann andere nicht für den Mist verantwortlich machen, den ich verbockt habe.

Vom Einfrieren irgendwelcher Gelder war hier nicht die Rede.

Doch!
http://www.faz.net/s/RubE2C6E0BCC2F04DD787CDC274993E…

Inzwischen hat man zwar den Zugriff auf die Gelder wieder ermöglicht, nichts desto trotz war für einen gewissen Zeitraum (einige Tage?) der Zugriff auf das Geld eben nicht möglich.

Dass Amazon die Daten auf Grund einer Verletzung ihrer AGB
gelöscht hat, ist nichts Illegales.
Hättest du gern ein geklautes Auto in deiner Garage stehen?

Darum geht es nicht, siehe die Argumentation in dem Appell. Es geht um die Marktmacht und wirtschaftliche Interessen, die über den Umweg AGB zu einer deutlichen Einschränkung der Meinungsfreiheit stehen. Bezeichnend ist, dass die gleichen Unternehmen in anderen Fällen erst dann reagieren, wenn handfeste juristische Fakten da sind.

Natürlich haben alle Staaten das Recht auf Widerstand bzw. auf
die (Wieder-) Herstellung von Ordnung.

Das sind zwei grundverschiedene Dinge!
Dies in einen Topf zu werfen bzw. gleichzusetzen offenbart ein erschreckendes Demokratieverständnis.

Zu den Menschenrechten gehört aber nicht das Recht auf
jedermanns Zugriff auf vertrauliche Daten.

  1. Bei 2 Millionen Zugriffsberechtigten ist die Frage erlaubt, ob prinzipiell nicht schon die Jedermann-Schwelle überschritten ist!

  2. Bei 2 Millionen Zugriffsberechtigten ist die Frage erlaubt, ob Daten überhaupt noch als vertraulich oder geheim definiert werden können.

  3. Es gehört zu den Grundzügen der Demokratie, dass die Betitelung einer Information als „vertraulich“ kein Kriterium an sich darstellt, eine Veröffentlichung zu verweigern!
    http://dejure.org/gesetze/MRK/10.html

Einen Absatz von hinten nach vorne geholt:

„Im Kampf gegen den Terrorismus und andere kriminelle Akte
haben alle Staaten das Recht, zur Wahrung der Sicherheit des
Staates und der Interessen seiner Bürger Inhalte bestimmter
Internetseiten zu filtern“

Aber von der Sache her ist diese Aussage richtig.

Mit diesem Satz begründet die chinesische Regierung ihre
Internetzensur!

Autobahn!! Autobahn!!!

Meine Güte, diese argumentative Finte verwenden sonst Leute, denen jegliches Argumentationspotential fehlt. Was soll das also, du hast doch gute Argumente.
Einen Satz aus dem Zusammenhang reißen, um dann hinterher zu schreien, wer das wozu mal ursprünglich gesagt hat, und wie böööse daher der Inhalt sein muss, das ist wirklich albern.
Ich konnte die Aufregung damals um den Autobahn-Satz von Eva Herman auch nicht verstehen.
Natürlich geht es inhaltlich um Internet-Zensur (was soll „filtern von Staatsseite“ den sonst bedeuten?). Jetzt haben es die bösen Chinesen gesagt. Und nun? Ist der Poster gegen jede Form von Menschenrechten, wo er doch mit den Chinesen gemeinsame Sache macht?

Nicht falsch verstehen. Ich bin sonst ja deiner Meinung was diese Sache mit wikileaks angeht. Und den Rest deines Postings finde ich wirklich gut begründet. (Vieles hätte ich so nicht gewusst.)
Aber die Autobahn-Hysterie fand ich jetzt etwas daneben.

Liebe Grüße,
Larymin

Hallo!

Nein, sondern weil es offenbar keine Selbstbeschränkungen
gibt.

Dann ist die Bildzeitung aber auch kein Pressorgan. :smile:

Es gibt aus gutem Grund in der Demokratie keine (staatliche) festlegung, wann sich etwas Pressorgan nennen darf; im Prinzip kann sich deshalb jeder, der sich an die (nicht sonderlich umfangreichen) Pressegesetze hält, als Pressorgan bezeichnen. Wikileaks betreibt keinen Journalismus im klassischen Sinne, aber wenn es sich selbst als Presseorgan sieht, kann man ihm das keiner nehmen. Es ist aber auch völlig egal, weil es keine Rechtslage gibt, die davon abhängt, ob irgendetwas von irgendwem als „Presseorgan“ anerkannt wird. Die Presse- und Meinungsfreiheit (und auch ihre gesetzmaßigen Einschränkungen) gelten genauso - es ist dem Rechtstaat und der Demokratie völlig egal, ob etwas von Wikileaks oder der Washinghtnm Post veröffentlicht wird.

Gruß,
Max

Keine Autobahn :wink:

Das ist jetzt jedenfalls nicht so gemeint gewesen. Wie er gemeint war, ergibt sich eben aus dem Zusammenhang, weil hinterher ja die Argumente folgen.

Um es aber noch einmal deutlich zu machen:
Das bloße Argument, etwas zur Sicherheit des Staates und der Interessen der Bürger zu tun, ist eben nicht hinreichend für Eingriffe dieser Schwere!

Wenn ich die chinesische Zensur kritisiere, die mit dem gleichen Argument kommt, dann muss ich mir als vermeintlich besserer, demokratischer(er) Staat verdammt gut überlegen, wie weit ich selbst eingreife und mit welchem Argument ich diese Einschränkungen „recht-fertige“.

Den Satz aus dem Zusammenhang zu reißen war natürlich gewollte Provokation. Sie diente aber eine bestimmten Zweck: nämlich darauf aufmerksam zu machen, dass hier ein hohes Gut in Gefahr ist. Zensur bleibt Zensur. Dabei sollte es nämlich nicht (weniger) darauf ankommen, WER etwas tut, sondern warum etwas getan wird, immer in Abgrenzung der Güter.

Das heißt: eine solche Zensur ist nicht deshalb böse, weil sie durch die chinesische Regierung durchgeführt wird oder umgekehrt deshalb harmlos oder richtig, nur weil sie von einer westlichen / amerikanischen Regierung vorgenommen wird.

Hallo,

den Autobahn-Vergleich mit dem Zensurvergleich China - USA gleich zu setzen ist genauso daneben.

Der Zensurvergleich ist da näher an der Wirklichkeit, auch wenn da natürlich immer noch einige Unterschiede bestehen. Bedenklich ist die Entwicklung schon, deshalb ist meiner Meinung nach der Vergleich erlaubt, da er die Richtung angibt.

Gruß
Tilo

Aber von der Sache her ist diese Aussage richtig.

Mit diesem Satz begründet die chinesische Regierung ihre
Internetzensur!

Na und? Wird ein Argument deshalb falsch, weil es auch von einem Chinesen kommt?

Wikileaks ist kein Presseorgan.

Sagt wer?

Ich. Das muss dir erst mal reichen.
Du kannst gern versuchen, mich fundiert zu widerlegen.

„Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung; dieses
Recht umfasst die Freiheit, Meinungen unangefochten anzuhängen
und Informationen und Ideen mit allen Verständigungsmitteln
ohne Rücksicht auf Grenzen zu suchen, zu empfangen und zu
verbreiten.“

UN Menschenrechtscharta, Art. 19

Und in welcher Hinsicht stellt die Veröffentlichung geklauter Daten die Äußerung einer freien Meinung dar?
So wie du argumentierst, könnte man auch deine Krankenakten ins Netz stellen.

Für elektronische Presse ergibt sich die Definition u.a.
umgekehrt aus dem Teledienstgesetz, § 2.

Das Teledienstgesetz gibt es nicht mehr. Ich glaube, seit 2007.
Es gilt jetzt das Telemediengesetz.

Bei Wikileaks handelt
es sich um redaktionell aufbereitete Informationen (Infos
können nicht direkt eingestellt werden, sondern werden
gefiltert), die der Meinungsbildung dienen.

Wer „filtert“ da und welche Meinung will er denn gebildet sehen?

Der zu diesem Fall passenden. Solche Gesetze gibt es in jedem
Staat.
Geheimnisverrat u.ä.

Die amerikanischen Behörden haben seit den ersten brisanten
Veröffentlichungen noch keinen passenden Paragraphen gefunden!

Ist ja auch eine neue Sache in diesem Umfang, auf die man so nicht vorbereitet war.

Außer dem gilt immer noch in einem Rechtsstaat:
Keine Staatsgewalt ohne Recht, keine Straftat ohne Gesetz,
keine rückwirkende Gesetzgebung.

Hat ja auch keiner gesagt.

Welche privaten
Interessen?

Die von Wikileaks.

Das ist keine Antwort auf die Frage. Die Grundidee von
Wikileaks ist eigentlich genau das Gegenteil von privatem
Interesse.

Privates (also nichtstaatliches) Interesse im Gegensatz zu staatlichem Interesse.

Das wird sich halt ändern müssen. Durch Schaden wird man klug.

Hoffentlich. Aber ich kann andere nicht für den Mist
verantwortlich machen, den ich verbockt habe.

Wer dir also etwas klaut, bleibt straffrei, weil deine Tür nicht verschlossen war?

Vom Einfrieren irgendwelcher Gelder war hier nicht die Rede.

Doch!
http://www.faz.net/s/RubE2C6E0BCC2F04DD787CDC274993E…

Wo in meinen Beiträgen habe ich irgend etwas über diese Gelder geschrieben?

Inzwischen hat man zwar den Zugriff auf die Gelder wieder
ermöglicht, nichts desto trotz war für einen gewissen Zeitraum
(einige Tage?) der Zugriff auf das Geld eben nicht möglich.

Mag ja alles sein, ist aber hier nicht Gegenstand der Diskussion.

Dass Amazon die Daten auf Grund einer Verletzung ihrer AGB
gelöscht hat, ist nichts Illegales.
Hättest du gern ein geklautes Auto in deiner Garage stehen?

Darum geht es nicht, siehe die Argumentation in dem Appell. Es
geht um die Marktmacht und wirtschaftliche Interessen, die
über den Umweg AGB zu einer deutlichen Einschränkung der
Meinungsfreiheit stehen.

Warum wurde den AGB dann zugestimmt? Ohne Zustimmung hätten die Daten nämlich nicht dort gelagert werden können.
Außerdem können Vertragsbestandteile frei bestimmt bzw. verhandelt werden und müssen dann eingehalten werden, sofern sie nicht sittenwidrig sind, wovon hier nicht die Rede sein kann.

Bezeichnend ist, dass die gleichen
Unternehmen in anderen Fällen erst dann reagieren, wenn
handfeste juristische Fakten da sind.

Da hast du für den Fall Amazon sicher auch Beispiele.

Natürlich haben alle Staaten das Recht auf Widerstand bzw. auf
die (Wieder-) Herstellung von Ordnung.

Das sind zwei grundverschiedene Dinge!
Dies in einen Topf zu werfen bzw. gleichzusetzen offenbart ein
erschreckendes Demokratieverständnis.

Nun komm mal wieder runter.
Du willst doch hier für deine Ideen werben. Denkst du nicht auch, dass es in einem solchen Fall angebracht sein könnte, nicht pausenlos auf seinen Gesprächspartner loszugehen?
Wir können’s aber gern auch lassen.

Zu den Menschenrechten gehört aber nicht das Recht auf
jedermanns Zugriff auf vertrauliche Daten.

  1. Bei 2 Millionen Zugriffsberechtigten ist die Frage erlaubt,
    ob prinzipiell nicht schon die Jedermann-Schwelle
    überschritten ist!

In Relation wozu? Zur Erdbevölkerung? Zu den Internetteilnehmern weltweit? Zu der US-amerikanischen Bevölkerung?
Dann bleiben auch 2 Millionen recht wenig. Falls es überhaupt 2 Millionen waren/sind.

  1. Bei 2 Millionen Zugriffsberechtigten ist die Frage erlaubt,
    ob Daten überhaupt noch als vertraulich oder geheim definiert
    werden können.

  2. Es gehört zu den Grundzügen der Demokratie, dass die
    Betitelung einer Information als „vertraulich“ kein Kriterium
    an sich darstellt, eine Veröffentlichung zu verweigern!
    http://dejure.org/gesetze/MRK/10.html

Dann lies doch bitte mal den Absatz (2) deines Links durch.
Aber nicht nur lesen, sondern auch verstehen.

Gruß TL

Wikileaks ist kein Presseorgan.

kann man so auch nicht sagen, oder meinst du, weil es
unkontrolliert ist?
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,734…

Nein, sondern weil es offenbar keine Selbstbeschränkungen
gibt.

Auch wenn man es überall liest, wurden und werden ja längst nicht alle Dokumente veröffentlicht. So zu 1989/90 und um den 9.11.2001 herum.

Was ist der Unterschoed zwischen Julian Assange und z.B.
Rüdiger Ditz in diesem Fall (abgesehen davon, das letzteren
kaum einer kennt).

Die Frage verstehe ich jetzt nicht.

Assange sitzt ohne Anklage im Knast (Guantanamo lässt grüssen), Ditz ist weiterhin Chefredakteur von Spiegel Online.

Schon. Aber wie lange dürfte es dauern, bis man nicht mehr
auseinander halten kann, was echt ist und was nicht?

Die Dokumente sind immer verfälschbar.

Und wo die Regierung vielleicht ein Interesse daran hat, dass die Leute ihre (die der Regierung) Version glauben.

Da surfen die Leute sowieso nicht den ganzen Tag im Internet und kennen bestenfalls das, was der Bürgermeister oder der geistliche sagen. Unabhängig von gefälschten Meldungen, deren es sowieso genug gibt.

Private Menschen oder Organisationen haben das Recht zum
Widerstand, Staaten aber auch.

Mit allen verfügbaren Mitteln?
(Seit 5.45 wird zurückgeschossen)

Das habe ich nirgendwo geschrieben oder gar gemeint.
Diese Polemik solltest du dir also verkeifen, wenn’s eben
geht…

Dann bleibt die Frage, wo ist die Grenze der (Rechts)staatlichen Mittel. Wie lange kann man jemanden im Gefängnis festhalten ohne Anklage. Kann man jemanden als beliebig böse definieren und dann einfach beseitigen (lassen) so wie das die Mafia tut?

Gruß
T.

Hallo Janin,

es gab berechtigte Interessen,die allerdings ihren Break Even erlebt haben.Just zu dem Zeitpunkt also, als der schnöde Mammon einerseits und eine gefühlte Marktmacht anderseits Einzug gehalten haben.

Es ist doch so,ich habe es hier schon gesagt,dass die Veröffentlichung nun wirklich nichts Neues zu Tage brachten.Diese Infos konnte der interessierte Bürger schon monatelang vorher in allen Presseerzeugnissen lesen.

Jedermann/frau will nicht auch nicht wissen wie die tägliche, ganz praktische Regierungsarbeit abläuft.Es gibt Dinge, die der Demokratie abträglich sind.
Mehr dazu kannst du aber auch in meinen anderen Artikeln zu diesem Thema lesen.

Gruß

Wader Hans

Hallo,
interessant zu wissen wäre wieviel die Internetanbieter von wem dafür bekommen haben, dass sie Wikileaks kündigen.

Viele Grüße

Hallo,
im Kern hast Du Recht. Nur: was ist ein „Presseorgan“? JEDER kann sich einen Presseausweis kaufen oder etwas im Internet veröffentlichen.

Im Fall von Wikileaks geht es nicht nur um die Perönlichkeitsskizze von Westerwelle, sondern um das Aufdecken und die Veröffentlichung von Kriegs- und Wirtschaftsverbrechen. Leider sind die Leute, die die Gesetze machen, die selbigen, die die Verbrecher sind, oder schützen oder unterstützen!

Viele Grüße

Leider sind die Leute, die die Gesetze
machen, die selbigen, die die Verbrecher sind, oder schützen
oder unterstützen!

Der Unterstellung, alle Politiker seien Verbrecher, werde ich mich natürlich nicht anschließen.

Gruß TL