Atommüll muß afaik ein paar tausend Jahre gelagert werden, bis
er ungefährlich geworden ist. Mir ist kein Verfahren der
geologischen Wissenschaft bekannt, das eine belastbare,
seriöse Prognose erlaubt, ob ein Stollen über die fraglichen
Zeiträume tatsächlich inaktiv bleibt. Selbst wenn es das gäbe.
Wie schließe ich geologische Aktivitäten aus, die ihre Ursache
in menschlichen Aktivitäten haben.
Das ist der Nachteil an Atomkraft. Darauf kann ich dir auch keine Antwort geben. Ich sage mir immer, man kann ja schon davon ausgehen, dass die Menschheit auf weiterhin eine gewisse Grundintelligenz besitzt und eben solche in Vergessenheit geratene Stollen einwandfrei identifizieren kann. Was die Sicherheit der Behälter angeht, so sind dafür mindestens 2 Barrieren definiert. Die äußere Edelstahlhülle des Behälters, die alleine schon ewig(was ist ewig?) halten wird und die Glasummantellung, welche ebenfalls auf Jahrtausende ausgelegt ist. Das radioaktive Material selbst ist ebenfalls noch mal in Glas gegossen. Was viele auch vergessen ist, dass das gros der eingelagerten Materialien im Verlaufe einiger Jahrzehnte auf ein ungefährliches Niveau abklingt. Übrig bleiben nur wenige Bruchteile strahlender Nuklide. Aber wie gesagt. Der Müll ist der große Nachteil. Eins darf man dabei aber nicht vergessen. Erstens ist der Mensch täglich Radioaktivität ausgesetzt und besitzt sogar eine gewisse Anpassungsfähigkeit und zweitens muß man da einfach abwägen. Einen weltweiten Klimawechsel mit erheblichen Folgen für ALLE Menschen oder irgendwo in den tiefen der Berge ein paar tausend Tonnen Müll. Das klingt viel, wir reden hier aber von Materialien mit der Dichte von Glas. Tausend Tonnen sind vom Volumen her betrachtet nicht soooo viel. Ich will das aber nicht beschönigen. Wie gesagt, man muß abwägen.
Beim Kugelhaufenreaktor ist eine
Kernschmelze theoretisch und praktisch
unmöglich!!!
Dazu einfach mal wikipedia bemühen. Hintergrund: Für jede Kernspaltung/kettenreaktion ist ein „Moderator“ notwendig, der die schnellen Neutronen, die bei der Kernspaltung entstehen, auf ein langsames Niveau abbremst. Nur langsame Neutronen können wieder zur Spaltung verwendet werden. Bei Siede- und Druckwasserreaktoren ist Wasser der Moderator und de facto immer in der Nähe des Brennstoffes. Beim Kugelhaufenreaktor ist Graphit der Moderator und Gase das Kühlmittel. Zusätzlich ist im Brennstoff U238 enthalten, welches in Abhängigkeit von der Temperatur Neutronen absorbiert. Man muß die Anreicherung des U235 im Kugelhaufenreaktor und das Volumen des anwesenden Moderators + Kühlgase nur so wählen, dass bei steigender Temperatur das U238 mehr Neutronen absorbiert, als das U235 für die Kettenreaktion braucht. Das Ding regelt sich dann quasi selbst. Zusätzlicher Vorteil, das ganze läuft bei relativ geringem Druck ab.
Mir fehlt es an Fachwissen um die Richtigkeit dieser Aussage
zu überprüfen. Es Bedarf eines Studiums um sich das Wissen
anzueignen. Dazu fehlt mir die Zeit. Also muß ich das Für und
Wider abwägen, indem ich versuche die Seriösität der Personen
einzuschätzen, die Aussagen zu dem Thema machen.
Das finde ich ok!
AKW sind so sicher, das das Restrisiko völlig bedenkenlos :vernachlässigt werden kann… …Daher Glaube ich auch den
vergleichbaren Beteuerungen heutiger Atomexperten nicht mehr.
Die alten Anlagen sind nicht 100% sicher was einen einfachen Zwischenfall (keinen GAU) angeht. Aber als die ersten Autos den Elchtest nicht bestanden hat man sie verbessert, und nicht verschrottet. Die deutschen KKW’s unterliegen den weltweit härtesten Sicherheitsbestimmungen. Sicherlich kann man die KKW’s nicht mehr nach dem neuesten Stand der Technik ausrüsten und auch ich würde so einige deutsche Kraftwerke abschalten, allerdings besten Gewissens. In Deutschland gibt es keine „unsicheren“ Kraftwerke. Nur welche, mit veralteter Technik. Aber Oldtimer fahren ja auch noch sehr gut. Aber ich würde auch neue KKW’s bauen. Die neuen Generationen sind quasi sicher (10hoch-6 Wahrscheinlichkeit eines ernsten Vorfalles). Leider sind die deutschen sehr pessimistisch. Wenn in einem Kernkraftwerk etwas passiert, dann ist schlimm, dass es passiert ist. Aber keiner sieht, dass genau dann die angedachten Sicherheitssysteme IMMER funktioniert haben (zumindest in naher Vergangenheit). Mit neuen KKW’s würde sich Deutschland einen wichtigen Industriezweig zurück ins Land holen und vor allem Deutschland als Standort wieder attraktiv machen. Denn Atomstrom ist sehr günstig.
Sicher sind auch alle Transporte sicher gegen
Jumbojets, Panzerfäuste und Marschflugkörper, oder? Afaik ist
es technisch nicht möglich Transporte derart sicher zu machen.
Wenn das Zeug im Container (Brennstäbe, hochradioaktiver Müll
o.ä.) nach einem Anschlag frei wird, haben wir auch eine
beträchtliche Verseuchung. Oder wie?
Es gibt ein Video, in dem ein Castor-Behälter und ein Kampfflugzeug mit 400km/h gegen eine Stahlbetonmauer fahren. Der Jet ist pulverisiert, der Castor hat ein paar Dellen. Nein, da kann wirklich nichts passieren. Ich möchte den Terroristen sehen, der eine Bombe bauen kann, die einen Castor ernsthaft schädigt. Unmöglich. Man bedenke zusätzliche das Polizeiaufgebot… Nein wirklich, da passiert nichts. Davon müssen ja selbst Atomkraftgegner überzeugt sein, denn sonst würden sie sich erstens nicht in die Nähe der Behälter wagen und sich zweitens nicht da oben drauf setzen (Das beste Stück wäre ja hinüber). Und selbst wenn, ein Castor enthält nicht gerade viel Müll. Man darf nicht vergessen, es sind keine Gase enthalten. Im unwahrscheinlichsten aller Fälle würde das Ding zerbrechen. Na und, dann sammeln wir den Kram eben wieder ein. Da muß man schon mit einer Atombombe auf einen Castor schießen. Da kann ich den Castor auch weglassen. Tschernobyl ist ja immer ein schönes Beispiel. Aber da waren es auch Gase und ein Großbrand des Kernes, der das Zeug so sehr verbreitet hat. Ein Castor brennt nicht. Ebensowenig enthält ein Castor genug Material um eine nukleare Kettenreaktion einzuleiten. Und es fehlt natürlich der Moderator. Ihr könnt euch auf die Deutschen verlassen. Nichts ist so sicher, wie ein castor. Da würde ich mir mehr Gedanken beim Gang zum Fleischer machen.
- Für Gas- und Kohlekraftwerke müssen täglich tausende Tonnen
an Brennstoff bewegt werden. Bei einem Atomkraftwerk sind es
nur ein paar Pellets.
Aber das Transportrisiko ist ein ganz anderes. Siehe zu Nr. 6.
Da hast du Recht. Der Steuerzahler zahlt ja … Der Kernbrennstoff wird übrigens ohne großartige Sicherheitsvorkehrungen transportiert. Wozu auch, es fehlt der Moderator, um eine Kernschmelze anzuheizen. Zwei Brennelemente pro LKW liefern übrigens genug Strom für eine mittlere Kleinstadt für drei Jahre… Rechne dir die Kohlemenge dafür mal aus!
Wie sieht es mit Terrorangriffen von innen aus. Wie sicher
ist die Technik gegen Sabotage bei der
Konstruktion/Softwareentwicklung? Beim Bau, vor Einbau
radioaktiver Materialien?
Erstens: Ich wurde einem Test unterzogen, ob ich eine vorbelastete Person bin. Das schließt natürlich eine Sabotage nicht aus, gibt aber die erste Sicherheitsbarriere.
Zweitens: Im KKW steht immer ein Sicherheitsbeamter hinter dir. Du bist nie alleine!!
Drittens: Vor jedem Besuch gibt es Belehrungen, Untersuchung, Anträge… Man wird immer wieder mehrfach überprüft.
Viertens: Es wird geprüft, was du da ins Kraftwerk mit nimmst. Das einbringen einer Bombe ist de facto unmöglich. Erst recht diese in den Reaktorraum zu bringen. Dieser ist im Betrieb hermetisch abgeriegelt. Wenn du die vier Sicherheitssysteme ausschalten willst, mußt du Bomben an vier geographisch getrennten Positionen befestigen. Soviel Sprengstoff kriegst du nicht durch die Kontrollen. Und selbst wenn. IN den Kern kriegst du nichts, in den Reaktorraum auch nicht. Zündest du außerhalb… Na dann fahren die passiven Sicherheitsysteme an…
Was die Sabotage beim Bau angeht: Beim Bau gibt es vier Pateien, die den Bau überwachen:
Der TÜV
Das Umweltministerium
Der Auftraggeber/Betreiber
Die Firma, die baut
Jeder kontrolliert mehrfach alles, was da gebaut wird. Als Einzelperson oder Gruppe hast du gar keine Chance auf Sabotage.
Und zu guter letzt: Wird beim Bau gefuscht, fällt es bei Testläufen vor Inbetriebnahme auf.
Und schließlich: Die passiven Sicherheitssysteme.
Fällt der Strom aus gehen automatisch auch die Antriebsmotoren der Steuerelemente aus. Ruhepol heißt dabei „loslassen“. Dann fallen die Steuerelemente durch die Schwerkraft in den Kern und absorbieren alle noch vorhanden Neutronen. Die Restwärme wird durch das vorhandene Wasser (8m Wassersäule über dem Kern), Kühlmittelpumpen ect abgeführt. Reißt der Kernreaktor, so kann sich das Druckwasser maximal im Reaktorgebäude ausbreiten und wird dort durch Berieselung abgekühlt. Schmilzt der Kern samt Reaktorkessel (GAU), so fließt dieser auf eine gekühlte Fläche und die Schmelze verteilt sich so sehr, dass die Kettenreaktion mangels genügend Brennstoffdichte aufhört. Die Wärme wird durch Kühlwasser abgeführt.
Beim Siedewasserreaktor fallen keine Steuerelemente in den Kern, sondern werden von unten eingeschossen. Die Ventile für die Druckluft öffnen bei Stromausfall, ist quasi auch sicher.
Eine Kernschmelze ist daher mit dem heutigen Stand der Technik de facto auszuschließen. Im Falle, dass ein GAU eintritt (Kessel oder Hauptkühlmittelleitung reißen) kann und wird kein radioaktives Material den Reaktorraum verlassen. Dann wartet man einfach ein bisschen und entsorgt den ganzen Schrott. Damit was passiert, muß gleichzeitig ein Jumbojet das Reaktorgebäude treffen UND der Kern gerade geschmolzen sein UND gleichzeitig im Reaktorgebäude eine Bombe explodieren. Aber wie soll man da eine Bombe hinbekommen.
Ein Fall wie Tschernobyl wird es nicht mehr geben, nicht in Deutschland. Da war übrigens das Problem, dass es zu einer Knallgasreaktion kam und die Steuerelemente wieder rausgeschossen kamen. Und die hatten keinen Drucksicheren Reaktorraum. Aber dazu gibt Wikipedia genug Informationen. Graphitmoderierte Reaktoren werden heute in Deutschland eh nicht zugelassen (Ausnahme Kugelhaufenreaktor, siehe oben)
Ich will nicht sagen, dass die KKW’s in Deutschland alle so sicher sind wie der neue EPR oder Kugelhaufenreaktor. Aber ein GAU ist auszuschließen, und selbst wenn (Wahrscheinlichkeit unter 10e-5), es würde der Umgebung nichts passieren. Dazu sind Sicherheitsysteme doch da.
Aber ich will sagen, dass ein Ausstieg erstens das falsche Signal und vollkommen unsinnig ist und zweitens WIR deutschen Ingenieure das Wissen in UNSEREM Land haben, sichere KKW’s zu bauen. EIgentlich sollten wir der Welt ein Vorbild sein. Solange deutsche Ingenieure für die Brennelementlieferungen auf der ganzen Welt verantwortlich sind wird auch der Standard vieler KKW’s auf der Welt entsprechend hoch sein. Wenn wir aufhören, wer hält dann die Fahne hoch? Die Amis? Die Franzosen? Die Chinesen? Die Japaner?
Aber das Gros der frustrierten Massen in Deutschland kann man mit einigen Parolen und sinnlosen Informationsbrocken schön bei der Stange halten. Die, die am Ende wählen, haben von Kernkraft eh keine Ahnung. So bitter das auch klingt. Und da die Politiker erstens immer schön den Leuten Honig ums Maul schmieren und zweitens immer schön Informationen zugunsten der Wiederwahl zurückhalten, wird sich an der Energiepolitik Deutschlands nicht viel ändern. Bezeichnend ist übrigens, dass im Umweltministerium von Nordrheinwestfalen die Grünen sitzen und fleissig die Atomkraftwerke am Laufen lassen. Vorne also PFUI und hinten HUI.
Ich hoffe, ich konnte helfen . Ich bin zwar auch erst seit kurzem dabei. Aber gerade deshalb bin ich so frustriert. Auch nur ein kurzes Beschäftigen mit KKW’s offenbart dermaßen Informationslücken und Unsinnigkeiten deutscher Politik, es ist unglaublich.
Grüße
Thomas