Atomkraftwerk GAU

Hallo zusammen,

was passiert bei einem Atomkraftwerk, wenn die Kühlung komplett ausfällt und der Mensch keine Massnahmen einleitet? (gibt ja z.B. die Serie „Welt ohne Menschen“ wo alle Menschen auf einmal weg sind)
Was würde da passieren, wie groß wäre der Schaden/die Verstrahlung (auch vom Umkreis her)? Wie lange würde das dauern, bis man da wieder in die Umgebung gehen kann?

Vielen Dank schonmal!
MfG

Hallo,

eine grundlegende Antwort darauf kann man nicht so einfach geben; Kernkraftwerke arbeiten mit Unterschiedlichen Leistungen und Mengen, der Schaden eines GAUs (oder, worauf du dich hier beziehst, vielmehr eines Super-GAUs) kann damit nicht so einfach pauschal bemessen werden.

Man könnte grobe „Erfahrungswerte“ anhand der Katastrophen von Three Mile Island (1979) und Tschernobyl (1986) angeben. Im letzteren Fall gilt die unmittelbare Umgebung des Reaktors (die sperrzione umfasst einen Umkreis von etwa 37  Kilometern) auf die nächsten 300 Jahre als unbewohnbar. „Unbewohnbar“ heißt aber nicht „unbetretbar“; tatsächlich findet in der Umgebung um Tschernobyl seit einigen Jahren Tourismus statt, die evakuierte Stadt Prypjat (ca 10 Kilometer außerhalb des Unglücksreaktors) soll bereits von mehreren Tausend Touristen besucht worden sein. Klar, ein zu langer Aufenthalt kann schädlich sein; das liegt aber weniger an der Stahlrung an sich als daran, dass zu große Mengen radioaktiven Feinstaubs eingeatmet werden könnten, der Schaden aus dem Inneren des Organismus heraus anrichten würde. Ebenso sollte man nichts konsumieren dass sich längere Zeit in der Region befunden hat oder dort gewachsen ist. Aber das reine Durchqueren der Region ist eigentlich ziemlich ungefährlich. (ein interessantes, wenn auch dezent gruseliges Fototagebuch einer Dame, die die Region mit dem Motarrad durchquert hat, gibt es übrigens hier: http://www.kiddofspeed.com/chapter1.html)

Hallo!

Was passiert sollte man aus den letzten Ereignissen noch wissen. Fukushima ist noch recht aktuell. Tschernobyl etwas länger her.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kernschmelze

http://www.stern.de/panorama/atomunfall-von-fukushim…

MfG
duck313

Hallo!

Was passiert sollte man aus den letzten Ereignissen noch
wissen. Fukushima ist noch recht aktuell. Tschernobyl etwas
länger her.

Hallo,

eigentlich nicht, weil die Frage war, was passiert, wenn der Mensch keine Massnahmen einleitet und alles „einfach seinen Gang geht“.

MfG

Moin,

Was würde da passieren, wie groß wäre der Schaden/die
Verstrahlung (auch vom Umkreis her)? Wie lange würde das
dauern, bis man da wieder in die Umgebung gehen kann?

da gibt es ja bereits einiges an Erfahrungen:
Windscale (1957)
Three Mile Island (1979)
Tschernobyl (1986)
Fukushima (2011)

Da hast Du erst mal einiges zum Lesen.

Gandalf

Moin,

eigentlich nicht, weil die Frage war, was passiert, wenn der
Mensch keine Massnahmen einleitet und alles „einfach seinen
Gang geht“.

der Unterschied dürfte marginal sein, weil die Maßnahmen, die getroffen wurden in allen Fällen eher (schlechtes) Schauspiel zur Beruhigung der Menschen gewesen sein dürften.

Gandalf

der Unterschied dürfte marginal sein, weil die Maßnahmen, die
getroffen wurden in allen Fällen eher (schlechtes) Schauspiel
zur Beruhigung der Menschen gewesen sein dürften.

Das mag vielleicht für die Reaktoren zutreffen (obwohl ich auch da skeptisch bin) aber sicher nicht für das Abklingbecken in Gebäude 4.

Bei moderneren AKW würde vielleicht gar mehrnicht so viel passieren, wie bei den AKW alten Typs wie Fukushima oder Tschernobyl. Es gibt ja inzwischen Konzepte, wo der geschmolzene Kern einfach in einen unterirdischen Bunker abfließt.

Es gibt ja inzwischen Konzepte, wo der
geschmolzene Kern einfach in einen unterirdischen Bunker
abfließt.

Wie viele aktive Reaktoren sind denn schon mit einem Kernfänger ausgerüstet?

Ich kenne keines. Das geplante in Norwegen wurde ja abgesagt.

Was ich damit eigentlich ausdrücken wollte ist, dass es prinzipiell Konzepte gibt, mit denen man solchen Katastrophen begegnen könnte. Ich finds auch schade, dass man das Konzept bzw. die Erforschung der Flüssiglsalzreaktoren weitgehend aufgegeben hat.

Ich kenne keines. Das geplante in Norwegen wurde ja abgesagt.

Genau das habe ich befürchtet. So wie ich die Frage verstehe, geht es darum, was heute mit einem Kernkraftwerk passieren würde, wenn man es nach Ausfall der Kühlung sich selbst überlässt und da muss man im Durchschnitt leider mit irgend etwas zwischen Fukushima und Tschernobyl rechnen. Bei diversen Weltungergangsszenarien kann man dass dann locker nochmal mit Tausend multiplizieren. Dann hätten wir ein echtes Problem und das Schlimmste daran ist, dass es vermeidbar wäre.

Hallo,

was passiert bei einem Atomkraftwerk, wenn die Kühlung
komplett ausfällt und der Mensch keine Massnahmen einleitet?

nunja…kommt darauf an welcher „Fraktion“ du angehörst…für manche ist ein „Störfall“ schon der „Supergau“…und für die naturwissentschaftlich Gebildeten eben nur ein Störfall.

der Mensch ist das grösste Risiko…siehe Tschernobel…daher werden solche Szenarien durchgespielt und durch geeignete redundante Technik abgesichert

(gibt ja z.B. die Serie „Welt ohne Menschen“ wo alle Menschen
auf einmal weg sind)

nunja…das ist ScienceFiction und wenn ein Meteor hier auf der Erde einschlägt…eben Realität.

Was würde da passieren, wie groß wäre der Schaden/die
Verstrahlung (auch vom Umkreis her)?

kommt auf die Menge des in die Umwelt geschleuderten Brennstoffes an und die Windrichtung

Wie lange würde das
dauern, bis man da wieder in die Umgebung gehen kann?

hängt von der in die Umwelt geschleuderterten radioaktiven Stoffe ab…
Stichwort „Halbwertzeiten“ und der „Qualität“ der Strahlung…Stichwort alpha, beta, gamma-Strahlung.

Cs137 hat zB. eine Halbwertzeit von 30Jahren
Th232 hat zB. eine Halbwertzeit von 14Milliarden Jahren

und deren Aktivität…Cs137 hat 3,3gBq pro mg…Th232 hat 4Bq pro mg

Vielen Dank schonmal!

bitteschön

achja…ab einer Strahlendosis von 8Sv bist du definitiv tot…unwiederbringlich…darüber geht es schneller…darunter quälend langsamer

Gruß Angus

Hi,

Man könnte grobe „Erfahrungswerte“ anhand der Katastrophen von
Three Mile Island (1979) und Tschernobyl (1986) angeben.

wobei gerade bei Tschernobyl kein einzelner, technischer Fehler oder die Nichtbedienung der Anlage die Ursache für den GAU war, sondern die mehr oder weniger aktive Fehlbedienung über einen „langen“ Zeitraum.

VG
J~

Hi
nachdem es derzeit kanpp 500 operative Reaktoren gibt, kann man es wohl einfach *500 nehmen.

LG
Mike

Moin,

was passiert bei einem Atomkraftwerk, wenn die Kühlung
komplett ausfällt und der Mensch keine Massnahmen einleitet?
(gibt ja z.B. die Serie „Welt ohne Menschen“ wo alle Menschen
auf einmal weg sind)

also angenommen, alle Menschen wäre auf einmal plötzlich weg, wird die Anlage vermutlich nach einer bestimmten, kurzen Zeit von selbst runterfahren und in diesem Zustand stehen bleiben bis ein neues Ereignis eintritt. Wäre das bei einem Druckwasserreaktor zB nach einigen Jahrzehnten/ - hunderten ein Leck im Primärkreislauf und wäre der Sicherheitsbehälter auch schon vergammelt, würde das (dann kalte) „etwas“ radioaktive Wasser auslaufen und dann ins Erdreich laufen oder verdunsten. Die dann freiliegenden Brennstäbe würden „etwas“ vor sich hinstrahlen und die Luft in der Umgebung verseuchen.
Mehr würde IMHO nicht passieren, die Kettenreaktion wird wohl nicht von selbst und ohne das Wasser anlaufen können. Eine Explosion oder Kernschmelze sollte es IMHO nicht geben, da auch die Nachzerfallswärme längst weggekühlt wäre.

Wie gesagt, IMHO. Es hat natürlich auch nicht jedes AKW einen Druckwasserreaktor. Fukushima hatte Siedewasserreaktoren und Tschernobyl war ja eh graphitmoderiert was beides schlimmer ist bezüglich der Sicherheit.

VG
J~

Hi.

wobei gerade bei Tschernobyl kein einzelner, technischer
Fehler oder die Nichtbedienung der Anlage die Ursache für den
GAU war, sondern die mehr oder weniger aktive Fehlbedienung
über einen „langen“ Zeitraum.

Fast genau:

Man wollte ermitteln wie lange bei einem totalen Stromausfall der Schwung der Generatoren die lebenswichtige (Kühlung usw.) Apparaturen versorgen können.
Alles war (nach dem Stand des Wissens) akribisch vorbereitet.
Und die Kerle haben schon Jahrzehnte lange Erfahrung mit diesen Reaktoren.
Mann muss wissen, dass diese bewusst so konzipiert wurden, dass man von den abgebrannten Elemente Plutonium für Bombenbau gewinnen konnte.

Man rechnete aber bei der Planung dieser Reaktoren nur in erdenklichen, ungünstigem Fall mit drei duchrgeschmolzenen Brennelementen, Das wäre noch gut beherrschbar. Warum sie so daneben lagen ist bis heute nicht voll geklärt. Die waren ja alles anderes als Nobodys auf diesem Gebiet.
Womöglich war die Gewinnung vom Plutonium für die SU so wichtig, dass sie diese Restrisiko bewusst eingingen.

VG
J~

Balázs (dessen Bruder in Dubna damals als Kernpysiker diese Reaktorgentyp mitentwickelt hat:smile:

Ehrlich gesagt mache ich mir nur halb so viel Sorgen wie du. Die Konsequenzen sind nämlich gar nicht so krass.

Ja, wenn man in der Umgebung von Tschernobyl leben würde, würde man große Mengen Strahlung ausgesetzt werden. Na und? Dann ist das Risiko an Krebs zu erkranken eben deutlich erhöht und die Lebenserwartung sinkt insgesamt - aber als Spezies aussterben werden die Menschen davon noch lange nicht.

Die Gegend um Tschernobyl ist eine der wildreichsten in Europa. Offenbar ist der negative Effekt der Radioaktivität geringer als der positive Effekt der Abwesenheit der Menschen.

nachdem es derzeit kanpp 500 operative Reaktoren gibt, kann
man es wohl einfach *500 nehmen.

Habe ich die Abklingbecken schon erwähnt?

Dann ist das Risiko an Krebs zu erkranken eben deutlich erhöht
und die Lebenserwartung sinkt insgesamt - aber als Spezies
aussterben werden die Menschen davon noch lange nicht.

Niemand hat vom Aussterben gesprochen. Davon abgesehen gibt es zwischen den beiden Extremen Krebs und tot auf der einen und kein Krebs und kerngesund auf der anderen noch jede Menge weitere Möglichkeiten und viele davon belasten nicht nur die Betroffenen, sondern die gesamte Gesellschaft - bzw. den Rest, der noch übrig ist nach einem Ereignis, das zum globalen Kollaps aller Energienetze führt. Wenn nicht gerade der dritte Weltkrieg über uns hereinbricht, dann ist die zusätzliche radioaktive Verseuchung in einer postapokalyptischen Welt in jedem Fall ein Problem. Ein solches Ereignis ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber das war der 14-Meter-Tsunami in Fukuschima auch.

also angenommen, alle Menschen wäre auf einmal plötzlich weg,
wird die Anlage vermutlich nach einer bestimmten, kurzen Zeit
von selbst runterfahren und in diesem Zustand stehen bleiben
bis ein neues Ereignis eintritt.

Dieses neue Ereignis dürfte in den meisten Fällen der Ausfall der Notstromversorgung sein, weil den Generatoren der Treibstoff ausgeht und dann nimmt das Unheil seinen Lauf.