Atommüll: Endlagerung

Hallo,

was steht einer Endlagerung in den abgeschalteten Atomkraftwerken entgegen?

Die Lagerstätte wäre einfacher zugänglich und kontrollierbar hinsichtlich  baulicher/sicherheitstechnischerVeränderungen. Die Risiken unbeobachter Leckagen wären gegenüber Stahlfässern in tief gelegenen feuchten Salzstöcken (seufz) deutlich geringer. Die Kosten (keine aufwändigen Transporte, keine umfangreichen Baumaßnahmen) überschaubar. Ebenso die Risiken weitgehend.

Franz

Hallo Franz,

bei den geforderten 1.000.000 Jahren kann ein Atomkraftwerk vielleicht 100 Jahre als Zwischenlager dienen, d.h. es fehlen noch 4 Nullen.

Grob gesagt gibt es 3 Zeitkonzepte :

  1. irgendwo versenken, Schild dran und vergessen (für >= 1 Mio Jahre)

  2. irgendwo versenken, und alle paar Jahrzehnte prüfen und ggf. zurückholen

  3. dauerhafte Zwischenlagerung, also dauernde Prüfung, Bewachung, Wartung, Umgang mit den Stoffen …

Dein Konzept entspricht eher dem eines Zwischenlagers. http://de.wikipedia.org/wiki/Zwischenlager_%28Kernte… Da ein Atomreaktor dafür nicht optimal ist, gibt es Anbauten und zentrale Zwischenlager wie Gorleben und Ahaus.

Gruß
achim

Hallo achim,

ich denke, der Zeitaspekt ist bei allen denkbaren Varianten (außer man befördert den Müll ins weite Universum) gleichermaßen brisant. Selbst die Gefährdung bei unterirdischer Lagerung durch Tektonik beispielsweise und daraus resultierender unkontrollierbarer Freisetzung ist nicht auszuschließen.

Da ein Atomreaktor dafür nicht optimal ist

Weshalb???
Hierfür fehlt mir einfach die Begründung, die eine andere Form der Lagerung begünstigt. Ein Reaktor wird doch auch im laufenden Betrieb als „sicher“ bezeichnet. Die Kosten für den Rückbau der AKW könnte man sich ersparen.

Franz

was steht einer Endlagerung in den abgeschalteten
Atomkraftwerken entgegen?

Die Unterhaltskosten neuzeitlicher Pyramiden, bzw. das ökonomische Argument. Um nur ein Argument zu nennen.

Die Lagerstätte wäre einfacher zugänglich und kontrollierbar
hinsichtlich  baulicher/sicherheitstechnischerVeränderungen.
Die Risiken unbeobachter Leckagen wären gegenüber Stahlfässern
in tief gelegenen feuchten Salzstöcken (seufz) deutlich
geringer. Die Kosten (keine aufwändigen Transporte, keine
umfangreichen Baumaßnahmen) überschaubar. Ebenso die Risiken
weitgehend.

Sofern die Brennelemente nicht aufgearbeitet werden dürfte es ziemlich schnell eng werden, was genau darum umfangreiche Baumaßnahmen und Unterhaltung erfordert. Von überschaubaren Kosten würde ich dann -angesichts gewisser planerischer Glanzleistungen in vergleichsweise harmlosen und kurzfristigen Sparten- wirklich nicht mehr reden. In 300 Jahren werden die „Elbphilharmonie“ und „der Flughafen Berlin Brandenburg“ längst der Abrissbirne anheim gefallen oder von betonverdauenden Nanobots als superreine Silizium- Aluminium- Mixtur ausgeschissen worden sein.

Da ist nichts überschaubar. Auf keiner Argumentationsschiene.

Hallo Franz,

Da ein Atomreaktor dafür nicht optimal ist

Weshalb???
Hierfür fehlt mir einfach die Begründung, die eine andere Form
der Lagerung begünstigt. Ein Reaktor wird doch auch im
laufenden Betrieb als „sicher“ bezeichnet.

Entsprechend dieser Werbesprüche hätte es die ganzen Reaktorunfälle gar nie gegeben!

Der Reaktor ist oberirdisch. Real getestet wurde noch nirgends, ob der einem z.B. Flugzeugabsturz standhält. Das ist beim Salzbergwerk kein Problem.
Dann wäre natürlich noch der bösartige Beschuss mit einer Rakete oder der Abwurf einer Bombe …

Dann hält auch Beton nicht Ewig. So nach spätestens 50 Jahren muss kräftig saniert werden. OK, das betrifft mich nicht mehr, aber was ist mit den Generationen nach uns?

Man müsste da vielleicht schon so 100m Schutt über dem AKW aufschütten, damit man es halbwegs sich selbst überlassen kann.

MfG Peter(TOO)

Ich stimme dem zu.

Die Endlagerung nach dem Prinzip „aus den Augen aus dem Sinn“ ist keine gute Idee. Vor allem bei der Endlagerung in Salzstöcken können wir die sichere Lagerung nicht mal im Bereich weniger Jahrzehnte sicherstellen - geschweige denn über Jahrhunderte oder Jahrtausende.

Die einzige vernünftige Lagerung wären überirdische Endlager, die rund um die überwacht werden. Wo gegebenenfalls Fässer ausgetauscht werden und wo die Anlagen auch durchgehend gewartet und erweitert werden können - ja das ist teuer, aber das ist nun einmal der Preis, den man für so eine Energiegewinnungsmethode zahlt.

Die gute Nachricht ist, dass man vermutlich innerhalb weniger Jahrzehnte eine Methode finden wird, den Atommüll weitgehend zu entschärfen oder weiter zu verwenden. In beiden Fällen werden wir froh sein, dass Zeug nicht einfach in ein tiefes Loch gekippt zu haben.

Die gute Nachricht ist, dass man vermutlich innerhalb weniger
Jahrzehnte eine Methode finden wird, den Atommüll weitgehend
zu entschärfen oder weiter zu verwenden.

Ah so? Wie stellst du dir das denn in etwa vor? Abbau von Radioaktivität wäre wohl mehr als Nobelpreisverdächtig.

Abbau von Radioaktivität wäre wohl mehr als Nobelpreisverdächtig.

Nobelpreise gibt es nur für neue Entdeckungen und die Transmutation ist nicht neu. In Belgien wird gerade ein Transmutator gebaut, in dem Atommüll unschädlich gemacht werden soll [http://www.siler.eu/public/DeBruyn.pdf ].

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Neben der von Dr. Stupid vermerkten Transmutation ist es auch vorstellbar, neue Aufbereitungsverfahren zu entwickeln, die aus dem Müll wieder nutzbare radioaktive Elemente separieren oder man entwickelt neue Verfahren auch den niedrig strahlenden Müll als Rohstoff für die Energiegewinnung zu nutzen.

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was steht einer Endlagerung in den abgeschalteten
Atomkraftwerken entgegen?

Wenn man nur Deutschland betrachtet, passt der jetzige radioaktive Müll keinesfalls in ein einziges altes AKW. Also hätte man allein in Deutschland schon mal 10 +x Standorte, die man alle ewig sicher ausstatten und bewachen müsste.
Meine Lieblingsidee dazu ist immer noch, den Abfall in eine Subduktionszone einzubringen. Alles verschwindet dann für ein paar Millionen Jahre in großer Tiefe, bis es dann durch Vulkanismus wieder ausgeblasen wird. Aber ich bin kein Fachmann und egal wo man den Müll einlagern will, wird es örtlichen Widerstand der Bevölkerung geben.
Udo Becker

Ich denke mal, die Idee scheitert daran, dass man

  1. ziemlich große Volumen in die Meereskruste unmittelbar vor den Akkretionskeil einbringen müsste. Dies ist ein erheblicher technischer Aufwand, bei dem ich nicht einmal ganz sicher bin, ob man das überhaupt leisten könnte.

  2. Sind die Subduktionsraten nicht besonders hoch. Das Zeug liegt also etliche Jahrhunderte im Meerwasser herum.

  3. Subduktionszonen sind tektonisch aktiv. Es gibt keinerlei Möglichkeiten vorherzusehen, was genau mit dem Müll geschieht.

Vorausgesetzt der Müll würde subduziert ist es allerdings mehr als unwahrscheinlich, dass er die Oberfläche noch einmal erreicht. Vermutlich wird das Zeug direkt in den Mantel transportiert.

In Belgien wird gerade ein
Transmutator gebaut, in dem Atommüll unschädlich gemacht
werden soll [http://www.siler.eu/public/DeBruyn.pdf ].

Der Link ist interessant, danke, aber das von dir zitierte Verfahren (Präsentation) funktioniert (wirtschaftlich) aber nur, wenn man „Pu- Recycling“ betreibt ->. Auf Folie 4 der Präsentation ist „Pu“ deswegen „grau“ unterlegt, während die „Minor Actinides“ als Zielgruppe „rot“ hervorgehoben sind. Außerdem geht es in der Präsentation vorrangig um die Vorstellung eines neuen Reaktortyps, bei dem es erst gar nicht zu der Problematik mit dem langlebigen Müll kommen soll (wird) und nicht um die Transmutation bereits vorhandenen Mülls. Diese Möglichkeit ist nur an einer Stelle vage zu erkennen.

Der Link ist interessant, danke, aber das von dir zitierte
Verfahren (Präsentation) funktioniert (wirtschaftlich) aber
nur, wenn man „Pu- Recycling“ betreibt

Woran misst Du die Wirtschaftlichkeit der Atommüllbeseitigung?

Außerdem geht es in der Präsentation vorrangig um die
Vorstellung eines neuen Reaktortyps, bei dem es erst gar nicht
zu der Problematik mit dem langlebigen Müll kommen soll (wird)
und nicht um die Transmutation bereits vorhandenen Mülls.
Diese Möglichkeit ist nur an einer Stelle vage zu erkennen.

Dann handelt es sich bei „World premiere project for transmutation of nuclear waste“ wohl nur um einen Tippfehler.

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Woran misst Du die Wirtschaftlichkeit der Atommüllbeseitigung?

Wirtschaftlich insofern, dass es einen neuen Typ von Reaktor gibt, der Energie erzeugt, seinem radioaktiven Müll ein vorteilhaftes Abklingverhalten verleit und es evtl. noch gestattet, bereits vorhandenen Müll dieses Verhalten aufzuprägen. Technisch nur sinnvoll unter der Voraussetzung, dass Uran und Plutonium einerseits und die „minoren Actinoide“ andererseits jeweils für sich chemisch getrennt werden, also in die Wiederaufarbeitung eingestiegen wird. Was erstens der Pferdefuß und zweitens ein Kostenfaktor ist, der erst durch die Energieerzeugung (u.a. auch aus dem chemisch veredelten Müll, den reinen „minoren Actinoiden“) wirtschaftlich wird.

Woran ich die Wirtschaftlichkeit der Atommüllbeseitigung messe ist völlig nachrangig. Ja, es langweilt mich, wenn die strahlende Lösung „Transmutation“ in den vierzig Jahre alten ranzigen Klamotten von Wackersdorf nun durchs heutige Beknackersdorf getrieben wird. Im Grunde genommen ist es mir nunmehr völlig sch……egal, obwohl mich die technischen Aspekte immer noch interessieren.

gewiss ohne Plonk

Peter

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Hallo,

Wirtschaftlich insofern, dass es einen neuen Typ von Reaktor
gibt, der Energie erzeugt, seinem radioaktiven Müll ein
vorteilhaftes Abklingverhalten verleit und es evtl. noch
gestattet, bereits vorhandenen Müll dieses Verhalten
aufzuprägen. Technisch nur sinnvoll unter der Voraussetzung,
dass Uran und Plutonium einerseits und die „minoren Actinoide“
andererseits jeweils für sich chemisch getrennt werden, also
in die Wiederaufarbeitung eingestiegen wird. Was erstens der
Pferdefuß und zweitens ein Kostenfaktor ist, der erst durch
die Energieerzeugung (u.a. auch aus dem chemisch veredelten
Müll, den reinen „minoren Actinoiden“) wirtschaftlich wird.

Problematisch dabei ist aber, dass das so nichts mit einem Atomausstieg wird!

Hinzu kommt, dass man dann später diese neuen Reaktoren auch wieder irgendwie beseitigen muss. Ob sich damit wirklich die Gesamtmenge an radioaktivem Müll unterm Strich verringern lässt oder wird so das Problem in der Zukunft nur noch grösser gemacht?

MfG Peter(TOO)

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Schon das Wort…
Hallo!
Also von „Endlagerung“ zu sprechen ist ja schon ein Witz - bei den Zeiträumen, die da im Spiel sind.

Deine Überlegungen dazu finde ich, gehen in die richtige Richtung: Es sollte um eine sichere Zwischenlagerung gehen - das Wort sollte man auch konsequent verwenden, um klar zu machen, dass da nichts endgültig aus dem Blick und dem Bewusstsein verschwinden kann.

Und es sollte sichergesteillt sein, dass man das Lager überwachen und gegebenenfalls auch an das Material wieder ran kann. Falls die technischen Möglichkeiten sich ändern, man umlagern möchte oder wiederverwerten oder sonstewas.

was steht einer Endlagerung in den abgeschalteten
Atomkraftwerken entgegen?

Vorübergehend fände ich das gar nicht so schlecht. Wenn man im Vergeich feststellt, dass die derzeit genutzten Hallen unsicherer sind als unter einer Reaktorkuppel und sicherere Verwahrmöglichkeiten noch nicht zur Verfügung stehen.

Grüße
Die Kröte

Hallo Peter.

Ob sich damit wirklich die
Gesamtmenge an radioaktivem Müll unterm Strich verringern
lässt oder wird so das Problem in der Zukunft nur noch grösser
gemacht?

Was die Zukunft da bringt?

Ich las mal irgendwo, dass man mit einer Menge (so ungefähr des Eiffelturmes) geschmolzenes Eisens bis gaanz unten durchkommen könnte.
Währe das nicht eine Lösung des Problems?
Das Zeug mitschicken und noch dazu damit die Temp. aufrecht halten damit die nötige Menge auch noch reduzieren?

MfG Peter(TOO)

Balázs

Hallo,

Ich las mal irgendwo, dass man mit einer Menge (so ungefähr
des Eiffelturmes) geschmolzenes Eisens bis gaanz unten
durchkommen könnte.
Währe das nicht eine Lösung des Problems?
Das Zeug mitschicken

Wieviel davon pro Eifelturm? Und was, wenns schiefgeht und die Ladung verlorengeht? Sich hübsch verteilt? Was, wenn was entgegen kommt?
Ist das gleiche wie mit der tollen Idee, den Müll per Rakete ins All zu schießen: so unausgegoren wie frischer Federweißer.
Gruß

Hallo,

Transmutation ist nicht neu.

Ja. Man kann auch Gold künstlich herstellen. Ungefähr genauso sinnvoll und preiswert.
Wenn man was anderes radioaktives draus macht - wo ist da der Vorteil? Was macht man mit all den Nebenprodukten, die dabei entstehen? Mit dem nun selbst strahlenden Verbrauchsmaterial? Und wo kommt die Energie dazu her?
Gruß

Problematisch dabei ist aber, dass das so nichts mit einem
Atomausstieg wird!

Es ist richtig, dass wir und unsere Nachkommen mit einem kompletten Atomausstieg für immer auf dem Müll sitzen bleiben. Problematisch ist dabei allerding nur, dass man sich in diesem Zusammenhang Gedanken um die Wirtschaftlichkeit macht und diese nur daran bemisst, ob für die Investoren ein finanzieller Gewinn herausspringt. Die Risiken für spätere Generationen tauchen in dieser Bilanz nicht auf. Genau diese Sichtweise hat uns überhaupt erst in diese Situation gebracht.